Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Bundesliga 1980/1981 - 26. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: Sa 28.03.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Friedrich Retzmann (Pinneberg)
Tore: 1:0 Bruno Pezzey (14.), 2:0 Bum-Kun Cha (15.), 3:0 Bum-Kun Cha (64.)

 

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Bernhard Hartmann
  • Norbert Eder
  • Horst Weyerich
  • Peter Stocker
  • Bertram Beierlorzer
  • Alois Reinhardt
  • Reinhard Brendel
  • Herbert Heidenreich
  • Franz Oberacher
  • Georg Volkert
  • Wolfgang Frank

 

Wechsel Wechsel
  • Werner Heck für Reinhard Brendel (17.)
  • Dieter Lieberwirth für Herbert Heidenreich (70.)
Trainer Trainer
  • Fritz Popp  

 

 

Frühlingserwachen im Waldstadion

Bei strahlendem Sonnenwetter besiegte die Frankfurter Eintracht mit halber Kraft einen schwachen 1. FC Nürnberg klar mit 3:0 (2:0) Toren. Was fehlte, war eigentlich nur eine Zugabe an die 16.000 Zuschauer. Denn bei energischem Zupacken hätte die Niederlage für den Klub leicht zur Katastrophe werden können. Doch es lag wohl an dem frühen ausländischen Doppelschlag, der die Eintracht schon nach einer Viertelstunde durch Bruno Pezzey und Bum Kun Cha 2:0 in Führung brachte und sie zur Zurückhaltung anstatt zum Zuschlagen veranlaßte. Bum Kun Chas zweites Tor nach der Pause war ein etwas magerer Zuschlag, gemessen an der spielerischen Überlegenheit der Eintracht. Die beiden Torschützen, zusammen mit dem Wegbereiter Bernd Nickel — er leitete alle drei Treffer ein — waren die Besten der Eintracht, die mit ihrem Powerplay in den ersten 20 Minuten ihre derzeitige Klasse demonstrierte. Seit neun Spielen in der Rückrunde ist die Frankfurter Eintracht nun ungeschlagen. Pech hatte Ronald Borchers. Er zog sich eine Oberschenkelverletzung zu und muß für die B-Nationalelf absagen.

Mit einem Sturmlauf von der ersten Minute an verschreckte die Eintracht die Nürnberger, schüchterte den Gegner sofort ein. Borchers rasante Spurts über beide Flügel, Nickels Superpässe über 40 Meter und Pezzeys gefährliche Kopfbälle sorgten für permanente Gefahr im Strafraum des Clubs. Glück für die Nürnberger, daß Lottermann in der 10. Minute nach einer Musterkombination von Nickel und Pezzey acht Meter vor dem Tor in bester Schußposition den Bruchteil einer Sekunde zögerte, Reinhardt dazwischenfahren und zur Ecke abwehren konnte. Glück auch für den Club, daß Hartmann bei zwei strammen Weitschüssen von Nachtweih und Neuberger in der 13. und 14. Minute auf dem Posten war.

In den nächsten beiden Minuten konnte man dies von dem Nürnberger Torhüter, der den Millioneneinkauf Rudi Kargus auf die Bank verdrängt hatte, nicht gerade behaupten. Denn ein ausländischer Doppelschlag in der 15. und 16. Minute führte zum 2:0 für die Eintracht. Das 1:0: Nickel zog einen Eckball lang an den entfernten Torpfosten, Torwart Hartmann verpaßte. Am Pfosten aber stand kein Nürnberger Verteidiger, sondern Bruno Pezzey, der den Ball nur noch mit seinem schwarzen Wuschelkopf einzudrücken brauchte. Es war bereits das siebte Bundesligator des Österreichers in dieser Saison. Eine Minute später ein weiter herrlicher Ouernaß von Nickel zu Cha. der unter dem herausstürzenden Hartmann den Ball ins Tor schob. Beim 2:0 stand Bernd Hölzenbein, der wegen seiner Schnittverletzungen von seinem häuslichen Unfall erneut zuschauen mußte, jubelnd auf der Pressetribüne: „Ich freue mich riesig, daß es auch ohne mich so gut läuft.“

So gut lief es freilich bis zur Halbzeit nicht weiter. Der frühe und klare Vorsprung schlug sich nachteilig auf die Konzentration (vor allem bei Nachtweih) und die Entschlossenheit der Eintracht nieder, obwohl sie weiterhin ganz klar die spielbestimmende Mannschaft war. Nur durch diese Nachlässigkeiten kamen die biederen Nürnberger, bei denen in der 17. Minute Heck für Brendel ins Spiel geschickt wurde, etwas auf, aber zunächst nur durch die Schludrigkeit eines Nachtweih auch zu Chancen. So in der 18. Minute durch Oberacher.

Noch größer waren freilich die Glückschancen in den letzten zehn Minuten vor der Pause. Zunächst verhinderte Pahl mit einer Reflexbewegung den Anschlußtreffer. Trapp hatte einen Schuß von Eder nach einer großen Szene Volkerts abgefälscht. Fast ein Eigentor! Und in der 41. Minute konnte sich Pahl bei einem tückischen Weitschuß von Reinhardt abermals auszeichnen.

Schiedsrichter Retzmann wurde zum Reizmann für das Publikum, als er in der 37. Min. Karl-Heinz Körbel die gelbe Karte zeigte. Souverän und sauber hatte der Vorstopper fast allein Nürnbergs Sturm und dessen Spitze Frank in Schach gehalten. Als dann nach einem unberechtigten Foulpfiff Körbel den Ball wegschlug, zog Retzmann die gelbe Karte. Welcher Unsinn!

Auch nach der Pause sah es zunächst nicht so aus, als würde die Eintracht nun einen Zahn zulegen und den Zuschauern eine Zugabe bieten. Durch die Zurückhaltung der Eintracht konnte der Club das Spiel zwanzig Minuten lang offenhalten, konnte Georg Volkert mit seinen Tricks aufwarten. Stefan Lottermann, im Vorspiel zweifacher Torschütze, wußte mit zwei weiteren großen Chancen nichts anzufangen, schoß in der 52. Min. allein vor Hartmann daneben, zehn Minuten später drüber.

Bum Kun Cha war da schon torgefährlicher, wie er in einer turbulenten Strafraumszene mit einem fulminanten Schuß, den Hartmann meisterte. In der 65. Minute machte dann der Koreaner sein zweites Tor, ähnlich wie das erste. Nach einem Doppelpaß zwischen Nickel und Lottermann freigespielt, schob er, allein auf Hartmann zustürmend, den Ball kaltblütig flach ins rechte Eck. Das Spiel war damit endgültig gelaufen.

Ronnie Borchers kämpfte um sein Tor, hatte aber kein Glück, traf nur das Außennetz und scheiterte dann mit einem fulminanten Schuß an dem Nürnberger Torwart. Borchers kam zwar nicht zu seinem Tor, dafür Michael Sziedat für Lottermann in der letzten Viertelstunde nach seiner Verletzung wieder zu seinem ersten Einsatz. Auch Nachtweih wurde sieben Minuten vor Schluß gegen Rigobert Gruber ausgewechselt.

Die Stimmen der Trainer

Fritz Popp (1. FC Nürnberg): „Der Sieg der Eintracht ist verdient. Sie waren in jeder Beziehung läuferisch und balltechnisch die bessere Mannschaft. Schon in Nürnberg hatten wir 1:4 verloren, deshalb verwundert es mich nicht, daß wir heute mit 0:3 verloren haben. Vorher hatte ich über eine Stunde lang über Pezzey gesprochen, doch dann war er in der 15. Minute da und erzielte wieder ein Tor. In der Deckung haben wir uns nicht gut verhalten. In der zweiten Halbzeit haben wir mitgespielt, waren aber nie gefährlich. Die Angriffsspitzen waren nicht spitz, sondern stumpf.“

Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Ich bin hochzufrieden über die zwei Punkte. Allerdings muß ich kritisch anmerken, wenn wir nach dem 2:0 bis zur Pause aggressiv weitergespielt hätten, hätte es mit Sicherheit ein klareres Resultat gegeben. Wenn in der zweiten Halbzeit auch nur ein Tor fiel, so war ich dann sehr zufrieden, weil dem Club keine Chance mehr gelassen wurde. Borchers hat sich eine Verhärtung im Oberschenkel zugezogen und wird für das B-Länderspiel gegen Rußland am Dienstag absagen müssen.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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