Borussia Dortmund - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1980/1981 - 16. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 06.12.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Medardus Luca (Völklingen)
Tore: 1:0 Manfred Burgsmüller (20.), 2:0 Rüdiger Abramczik (48.), 2:1 Bernd Hölzenbein (80.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
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Zu spät gestürmt
Die Vorzeichen im Duell der Verfolger - die Eintracht rangiert mit 18:12 Punkten und 6 Punkten Rückstand auf das Führungsduo HSV und Bayern auf dem vierten, Dortmund mit einem Punkt weniger auf dem fünften Tabellenplatz - sind ungünstig für die Mannschaft vom Main. Während Dortmund in dieser Spielzeit bei den Unentschieden gegen den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern erst zwei Zähler zu Hause abgab, hat die Eintracht gerade mal vier Auswärtspünktchen auf ihrem Konto (Siege in Schalke und Nürnberg). Zudem fehlt Bruno Pezzey, der sich mit der österreichischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen Albanien bewähren muss. Für ihn rückt Rigobert Gruber, dem Wechselgedanken nach Schalke nachgesagt werden, in die Mannschaft, den Liberoposten übernimmt Körbel. Immer offener schwelt der Konflikt zwischen Bernd Nickel und Trainer Buchmann. So gibt der Mittelfeldstratege mit dem harten Schuss, der wieder offen mit einem ablösefreien Wechsel in die USA zum Saisonende kokettiert und dem Jürgen Grabowski attestiert, "Nickel ist so gut wie selten zuvor in eine Bundesligasaison gestartet", in einem Rundschau-Interview zu Protokoll: "Grundsätzlich ist unter Trainer Lothar Buchmann mehr Ordnung bei uns eingekehrt. Nur macht es sich Lothar Buchmann selbst unnütz schwer. Ich habe noch nie einen Trainer erlebt, der sich selbst so viel Probleme geschaffen hat. So im Nachhinein kann ich schon verstehen, dass er im letzten Jahr in Stuttgart ähnliche Probleme hatte..." Buchmann erklärt derweil: "Nickel hat zuletzt nicht gespielt, weil er mich in Uerdingen und im Pokalspiel gegen Ulm vom läuferischen und kämpferischen Einsatz her nicht überzeugt hat. Der Fußball lebt heute vom Tempo, von der Härte und der Lauffreude, da muss man sich den geänderten Verhältnissen anpassen. Dass Nickel derzeit unzufrieden ist, muss ich hinnehmen." Zumindest erhält beim Spiel in Dortmund der Streit keine neue Nahrung - Nickel ist verletzt und kann die Reise an die Ruhr gar nicht erst antreten. Warum die Dortmunder im heimischen Stadion bislang eine so erfolgreiche Saison spielen, zeigt sich schon wenige Minuten nach dem Anpfiff. Konsequent und schnell über die Flügel spielend, setzen sie die Eintracht von Anfang an stark unter Druck. Hierbei sticht vor allem Rüdiger Abramczik hervor, der ein um den anderen Ball in den Frankfurter Strafraum schlägt, in dem aufgrund des Fehlens von Pezzey oft heilloses Durcheinander herrscht. Überraschend offensiv tritt der Borussen-Verteidiger Huber auf. Eigentlich als Bewacher der einzigen Frankfurter Spitze Cha abgestellt, zwingt er den koreanischen Stürmer durch seine regelmäßigen Ausflüge in die Frankfurter Spielhälfte, sich weiter nach hinten zu orientieren. Trotzdem schafft es Cha, die erste Frankfurter Torchance vorzubereiten, doch seinen Rückpass in der 14. Minute kann der mitgelaufene Gruber nicht verwerten. Nur aufgrund der mangelnden Chancenauswertung durch die Dortmunder dauert es bis zur 20. Minute, bis das 1:0 fällt. Edvaldsson kann sich im Mittelfeld gegen Hölzenbein durchsetzen und flankt auf Abramczik. Dieser bedient, unbehelligt von Gegenspieler Lorant, Burgsmüller, der mit einem fulminanten Schuss sein 16. Saisontor erzielt. Auch nach diesem Tor bleiben die Sturmbemühungen der Eintracht meist im Ansatz stecken. Zwar gelingen Ronald Borchers, der beim WM-Qualifikationsspiel der Deutschen Nationalmannschaft vor drei Tagen in Bulgarien als Einwechselspieler zu seinem dritten Länderspiel kam, ein paar ordentliche Flanken, doch in der Mitte fehlt ein Abnehmer. Beste Torchancen haben dafür die Dortmunder. So verfehlt in der 28. Minute Wagner allein vor dem Tor einen Pass von Abramczik, und in der 35. Minute ist es Abramczik, der einen Pass von Hein nur knapp verfehlt. Fast hätte es kurz vor dem Halbzeitpfiff dennoch zum Ausgleich gereicht, als eine der Borchers-Flanken in Norbert Nachtweih einen Abnehmer findet. Doch dessen Kopfball fliegt knapp über die Latte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit stellt Buchmann um - Hölzenbein soll sich in die Spitze orientieren. Doch Druck machen weiterhin nur die Dortmunder, nur drei Minuten nach Wiederanpfiff sogar erfolgreich. Abramczik spielt Geyer an, der den Ball per Hacke wiederum Abramczik in den Lauf legt. Dieser fackelt nicht lange und trifft aus 14 Metern, vorbei am chancenlosen Pahl, ins Netz. Auch in der nächsten Viertelstunde spielt nur eine Mannschaft, und zwar die Platzherren. So muss Pahl nach Schüssen von Abramczik und Edvaldsson mit zwei prächtigen Paraden ein drohendes Debakel verhindern. Eine knappe halbe Stunde vor Schluss signalisiert Frankfurts Trainer Buchmann durch eine Auswechselung, dass er nicht gewillt ist, die Niederlage zu akzeptieren. Er holt den durchaus gut spielenden Gruber vom Platz und wechselt Harald Karger ein. Schnell zeigt es sich, dass man sich bislang unter Wert verkauft hatte. Zwar kann Karger dem Spiel keine neuen Impulse verleihen, dies tun aber seine Mitspieler, die die Signalwirkung der Auswechslung erkannt haben und zu stürmen beginnen. In der 80. Minute ist es dann Kapitän Bernd Hölzenbein, der nach Vorarbeit von Borchers mit einem Weitschuss den Anschlusstreffer erzielt. Zwar müht sich die Eintracht redlich, in den letzten zehn Minuten den Ausgleich zustande zu bringen, doch es bleibt bei den Bemühungen. Dortmund fährt letztlich verdient zwei weitere Heimpunkte ein. Die fehlende Chancenauswertung sieht Dortmunds Trainer Udo Lattek im Nachhinein als ärgstes Manko seiner Mannschaft: "Bis auf die letzten 20 Minuten war ich mit dem Spielverlauf zufrieden. Allerdings hätten wir unsere Torchancen besser ausnutzen müssen. Es durfte nicht mehr dazu kommen, dass wir zum Schluss noch um den Sieg bangen mussten." Lothar Buchmann: "Der Sieg der Dortmunder ist verdient aufgrund der ersten Halbzeit, in der sie sehr aggressiv gespielt haben. Wir hatten nicht vor, uns so hinten reindrängen zu lassen. Aufgrund der zweiten Halbzeit war bei uns aber gegenüber den letzten Auswärtsspielen in Köln und Uerdingen eine wesentliche Steigerung festzustellen. Das ist allerdings für uns nur ein schwacher Trost. Doch wenn wir ihn fortführen, können wir uns noch weiter steigern. Neuberger hat Pezzey gut vertreten. Karger habe ich so spät erst gebracht, weil ich ihm nach seiner langen Verletzungspause etwas Spielpraxis vermitteln wollte." (fgo)
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