1. FC Köln - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1980/1981 - 11. Spieltag
5:0 (3:0)
Termin: Sa 25.10.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Roland Gerber (9.), 2:0 Tony Woodcock (11.), 3:0 Pierre Littbarski (44.), 4:0 René Botteron (53.), 5:0 René Botteron (75.)
1. FC Köln | Eintracht Frankfurt |
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Unter Wert geschlagen Die Tendenz beim 1. FC Köln weist klar nach oben, aber Eintracht Frankfurt wurde doch unter Wert geschlagen. Zwei frühe und unmittelbar aufeinander folgende Treffer gaben den Kölnern deutlichen Auftrieb und Selbstvertrauen. Der schnelle Rückstand und die vermeidbaren Tore zum 3:0 und 4:0, bei denen Schlußmann Funk keineswegs überzeugend reagierte, wirkten sich negativ auf die Moral der Eintracht aus, die sich freilich auch nicht energisch genug gegen die Niederlage stemmte. Unter ihrem neuen Trainer Rinus Michels fanden die Kölner zwar noch nicht zu ihrem früheren spielerischen Niveau zurück, dafür aber hat sich die mannschaftliche Harmonie schon wesentlich gebessert und die kämpferische Einstellung ließ kaum etwas zu wünschen übrig. Prestin bot als Bewacher von Hölzenbein und unermüdlicher Antreiber eine tadellose Leistung, auch Botteron und Woodcock setzten sich eindrucksvoll in Szene. Bonhof als Vorstopper für den verletzten Strack absolvierte sein Pensum zur Zufriedenheit. Sehr unglücklich im Abschluß erwies sich dagegen Müller, dem trotz einiger hervorragender Möglichkeiten kein Tor gelang. Wie wichtig für die Frankfurter gerade die wegen Verletzung fehlenden Körbel und Cha sind, bewies dieses Spiel nachhaltig. So vermochte Gruber als Vorstopper nicht zu überzeugen und ließ dazu allein vor Schumacher eine sichere Chance aus. Besonders aber wurde ein Vollstrecker wie Cha an allen Ecken und Enden vermißt, denn bei einigen guten Torgelegenheiten ließen die Spieler der Eintracht den „letzten Biß“ vermissen, allerdings war Schumacher auch wieder groß auf dem Posten. (Kicker) „Kein Grund zur Panik“ Trainer Buchmann nahm seine Spieler in Schutz Nach dem 1:2 am letzten Mittwoch in Utrecht krachte es in der Eintracht-Kabine. Trainer Lothar Buchmann war nicht zufrieden und schimpfte lautstark. Nach dem 0:5 in Köln schlug er leisere Töne an und stellte sich in jeder Beziehung vor seine Spieler. Buchmann: „Heute lief einfach nichts, obwohl sich jeder einzelne bemühte. Solche Spiele gibt es immer mal, da hat es gar keinen Zweck, jetzt den Stab über die Mannschaft zu brechen. Es besteht überhaupt kein Grund zur Panik.“ Lothar Buchmanns Blick ist bereits auf die übernächste Woche gerichtet, wenn drei Heimspiele hintereinander folgen. Am 1.11. gegen Karlsruhe, am 5.11. gegen Utrecht, am 8.11. gegen Mönchengladbach. „Da werden wir wieder ganz anders auftrumpfen, da bin ich ganz sicher. Ich weiß inzwischen, wieviel Moral und Substanz in der Truppe steckt“, macht Buchmann sich und den Spielern Mut. Die Einzelkritik des Trainers war diesmal ausgesprochen vorsichtig. Buchmann nahm nicht nur die Jungen in Schutz („Hönnscheidt hatte es vorne allein sehr schwer und Gruber hat insgesamt recht gut gespielt“), sondern verteidigte auch die erfahrenen Spieler. Klaus Funk beispielsweise wollte er trotz der Patzer beim dritten und vierten Tor keine Vorwürfe machen. Buchmann: „Beim 0:3 sprang ihm der Ball unglücklich vom Körper ins Tor, beim 0:4 zog Sziedat den Kopf weg. Es war ein Spiel, bei dem die Mannschaft den Torwart schlecht aussehen ließ. Nicht umgekehrt.“ Buchmanns Bestreben ist klar: er will keine weitere Unruhe in die sowieso schon angeschlagene Mannschaft bringen. „Es hat keinen Zweck nach einer bösen Niederlage so zu tun, als hätten wir in der Vergangenheit alles falsch gemacht“, begründet Buchmann. Heute fliegt die Eintracht nach Ägypten und spielt dort am Dienstag gegen den El Masri Club von Port Said. Erst am Mittwoch kommt die Mannschaft zurück, Zeit genug also die Blessuren (Borchers, Cha, Körbel, Nachtweih) zu behandeln, das Selbstbewußtsein (Sziedat, Funk, Gruber, Lorant) zu stärken und den Rekonvaleszenten (Pahl und Nickel) den Weg zurück zu erleichtern. Buchmann optimistisch: „Wir werden die Zeit nutzen.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
Ohne Cha geht bei der Frankfurter Eintracht auswärts gar nichts. Zweimal spielte der Koreaner in der Fremde mit, zweimal gewann die Eintracht 4:1 (Nürnberg und Schalke). Sechsmal, einschließlich UEFA-Cup, fehlte er oder wurde nur kurze Zeit eingesetzt, sechsmal gingen die Frankfurter als Verlierer vom Platz. Zuletzt am Samstag beim 1. FC Köln gar mit 0:5. Trainer Lothar Buchmann weiß es selbst: „Wir haben zu wenig Klasse auf der Bank.“ Verletzungen, wie sie zur Zeit die Eintracht hat — in Köln fehlte neben Cha noch Karl-Heinz Körbel —, haben alle Spitzenmannschaften. Doch in München oder Hamburg, in Kaiserslautern oder Dortmund ist die Auswechselbank stärker besetzt. Bei der Eintracht müssen sich Spieler mit Blessuren über die Runden quälen, wird ein Weltklassemann wie Cha von einem „Greenhorn“ wie Hönnscheidt vertreten. Ronald Borchers, Norbert Nachtweih und Werner Lorant gingen angeschlagen in die Partie — verständlich, daß sie nicht ihre beste Leistung bringen konnten. Buchmann rhetorische Frage: „Wen hätte ich für sie bringen sollen?“ Den in der zweiten Halbzeit erschöpften Bernd Hölzenbein hätte Buchmann auch gerne vom Platz genommen. „Ich hätte dem Holz gerne geholfen und ihm eine Pause gegönnt. So wie er in den letzten Spielen gerackert hat, mußte einmal ein Abfall kommen“, erkannte Buchmann. Doch was von der Bank gekommen wäre, hätte die Mannschaft sicher nicht verstärkt „Wir haben keine Auswechselspieler wie Köln, HSV oder Bayern“, resignierte Buchmann. Sein Dilemma ist die mangelnde Ausgeglichenheit des 21-Manm-Kaders. Nur zwölf, dreizehn bundesligaerfahrenen Kämpen stehen acht unerfahrene Talente gegenüber. Lediglich mit Neueinkäufen könnte die Eintrat diese Probleme lösen. Manager Klug: „Kein Gedanke, wir können so kaum die Mannschaft bezahlen.“ Lothar Buchmann fordert denn auch gar keine Verstärkungen, „da es ja sowieso sinnlos ist“. Buchmann hofft auf das Abreißen der Verletzungsserie und auf den Durchbruch der Jungen. „Sie bemühen sich alle“, erkennt er an, „aber der Sprung in die Bundesliga ist groß.“ Doch nicht nur die jungen Spieler wie Hönnscheidt, Schaub oder Gruber mußten in Köln Lehrgeld zahlen, auch die alten „Füchse“ blieben weit unter Form. „Das Fehlen von Cha und Körbel hat auch die anderen, zumindest im Unterbewußtsein, unsicher gemacht“, meinte Trainer Buchmann. Eine Kettenreaktion, die schon in Utrecht nach dem Ausscheiden von Cha und Körbel zu beobachten war.
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