VfL Bochum - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1980/1981 - 7. Spieltag
2:0 (0:0)
Termin: Sa 20.09.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Friedrich Retzmann (Pinneberg)
Tore: 1:0 Christian Gross (50.), 2:0 Hans-Joachim Abel (57., Foulelfmeter)
VfL Bochum | Eintracht Frankfurt |
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Auf dem Zahnfleisch Kraftakte wie gegen den VfB Stuttgart oder 1860 München sind nicht immer möglich! Dies mußte die Frankfurter Eintracht bei ihrer 0:2-(0:0-)Niederlage beim VfL Bochum erkennen. Die strapaziöse Reise zum UEFA-Pokalspiel nach Donezk, die sechs verletzten Stammspieler und die drückende Schwüle im Bochumer Ruhrstadion — all dies waren Faktoren, die die Eintracht nicht zu ihrem Spiel finden ließen. Der VfL, bisher noch ungeschlagen, war kaum besser, aber eben etwas druckvoller. Groß brach in der 51. Minute mit einem herrlichen 10-Meter-Schuß den Bann, Schiedsrichter Retzmann verhalf den Gastgebern fünf Minuten später mit einer krassen Fehlentscheidung zum zweiten Tor. Körbel hatte Blau nicht berührt, der Bochumer ließ sich fallen, und Abel verwandelte den gepfiffenen Elfmeter sicher. Eintrachts bester Spieler, Torwart Klaus Funk, hatte keine Abwehrchance. Das Aufbäumen der Frankfurter war zwar zu spüren, die Mittel, vor allem im Angriff, allerdings viel zu gering. Trainer Lothar Buchmann wird die verletzten Stürmer Nachtweih, Cha und Karger sicherlich sehnlichst herbeiwünschen. Neben Torwart Funk fand bei der Eintracht lediglich noch Willi Neuberger zu Normalform, während beim VfL Bochum der Schweizer Groß, Stürmer Pinkall und Libero Bast herausragten. Frankfurts Trainer Lothar Buchmann hatte mit Pezzey, Gruber und Schaub, die beide in Donezk nur kurze Zeit gespielt hatten, für Trapp, Hönnscheidt und Blättel eine veränderte Anfangsformation gegenüber dem UEFA-Cup-Spiel gewählt. Den anderen, allen voran Ronald Borchers, waren die Strapazen des UEFA-Pokalspiels deutlich anzumerken. In der ersten Halbzeit passierte im Bochumer Ruhrstadion so gut wie gar nichts. Die Taktik der Frankfurter Eintracht war offensichtlich auf ein 0:0 ausgerichtet, und den Bochumern fiel dagegen wenig ein. Viele Frankfurter wirkten schwerfällig und mutlos, Ronald Borchers aber auch ohne Engagement. So kam die Eintracht in der ersten Halbzeit lediglich zu zwei Torgelegenheiten. Fred Schaub war es, der die erste schon in der 2. Minute nach Vorarbeit von Michael Sziedat vor die Füße bekam. Doch Schaubs Schuß boxte Torwart Mager zur Ecke. Im Gegensatz zur Angriffsleistung stimmte beim UEFA-Pokalsieger in der Abwehr alles. Klaus Funk knüpfte an seine Glanzleistung von Donezk an und fing sich alle hohen Flanken sicher. Davor regierte und dirigierte Bruno Pezzey in gewohnt souveräner Manier und hielt den zunächst allerdings auch sehr schwachen VfL-Angriff in Schach. Ein Kopfball von Abel, den Funk mit Glanzparade aus dem Winkel holte, war die beste Szene der zu Hause bisher noch sieglosen Bochumer. Zwanzig Minuten dauerte es, dann wurde es den Zuschauern im Ruhrstadion zu bunt, und sie begannen ihre Mannschaft auszubuhen. Die Partie drohte nun völlig einzuschlafen. Die Eintracht wollte kein Tempo machen, die Bochumer konnten nicht. So hielten beide Teams den Ball extrem lange in den eigenen Reihen, die Eintracht sah so durch ihre technische Überlegenheit etwas besser aus. Drei Minuten vor der Pause hatte dann Fred Schaub völlig überraschend die Führung noch einmal auf dem Fuß. Nach schöner Vorarbeit von Sziedat konnte Schaub den Ball im Strafraum annehmen und aus zwölf Metern schießen. In letzter Sekunde sprang Bast dazwischen und konnte zur Ecke abwehren. Jürgen Grabowski warnte seine ehemaligen Kameraden zur Halbzeit: „Die Eintracht muß jetzt aufpassen, daß nicht gleich ein Gegentor fällt. Wenn man so defensiv spielt oder spielen muß, kann das leicht passieren.“ Was Grabowski befürchtet hatte, traf auch prompt ein. Eine gegenüber der ersten Halbzeit verwandelte Bochumer Mannschaft kam aus den Kabinen und machte nun endlich Tempo. Groß, der Schweizer, gab den ersten Warnschuß ab, doch noch einmal hatte die Eintracht Glück. Der Ball ging ganz knapp übers Tor. In der 51. Minute war es soweit. Abel paßte flach in den Strafraum. Groß stand völlig frei und zirkelte den Ball hoch, unhaltbar für Funk, unter die Latte. Bochum führte, und die Eintracht wackelte. Angriff auf Angriff rollte nun Richtung Frankfurter Tor, doch Klaus Funk hielt, was zu halten war. Gegen Kaczor und Blau rettete er im Kampf Mann gegen Mann, dann faustete er einen Pinkall-Schuß ins Feld zurück. Den Bochumern kam in dieser Drangperiode dann Schiedsrichter-Neuling Retzmann zu Hilfe. Blau ließ sich im Duell mit Körbel ohne Einwirkung des Frankfurters im Strafraum fallen und der Unparteiische pfiff zur Überraschung aller Elfmeter. Abel verwandelte knallhart, die Vorentscheidung war gefallen. Die Eintracht versuchte sich noch einmal aufzubäumen, Trainer Buchmann hatte Blättel für den schwachen Schaub gebracht, öffnete damit aber die Abwehr. Ein offener Schlagabtausch war die Folge, mit größeren und dickeren Chancen für Bochum. Pinkall traf den Pfosten, Oswald scheiterte am erneut glänzend reagierenden Funk. Auf der Gegenseite schoß Willi Neuberger aus 25 Metern knapp vorbei und vergab Blättel nach schöner Vorarbeit von Bernd Hölzenbein eine Kopfballchance kläglich. In den letzten zehn Minuten fehlte den Frankfurtern offensichtlich die Kraft, um noch einmal eine Wende zu erzwingen. Die drückenden Temperaturen — im Ruhrstadion wurden 29 Grad gemessen — taten ein übriges. Am Ende waren wohl beide froh, daß eine schwache Partie abgepfiffen wurde. Trainerstimme Lothar Buchmann: „Es war ein verdienter Sieg für Bochum. Bei uns hat einfach die Kraft gefehlt und da besonders in den Zweikämpfen. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Enttäuscht bin ich allerdings von Bruno Pezzey, der nicht mit in Rußland war und nicht diese Strapazen auf sich nehmen mußte, dennoch aber schwach spielte. In Normalform hätte er das 0:1 verhindert. Die endgültige Entscheidung fiel dann durch einen umstrittenen Elfmeter, der für mich keiner war. Danach war die Mannschaft demoralisiert. Ich hoffe nun, daß Norbert Nachtweih bald wieder eingesetzt werden kann und wir im Angriff mehr Alternativen haben.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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