Am Rande des Abgrunds ...

1999
2000


Trainerstab und die Neuen. H.v.l: Trainer Berger,
Kracht, Salou, Bulut, Streit, Co-Trainer Engel, Tor-
warttrainer Müller. Vorne: Guié-Mien, Falk, Heldt,
Dombi, Rasiejewski, Zinnow

Ein Darlehen des Sportrechtevermarkters ISPR macht es möglich: Nach den Abgängen der kreativen Offensivkräfte Bernd Schneider, Thomas Sobotzik und Ansgar Brinkmann wird in Sachen Personal geklotzt. Auf der Einkaufsliste ganz oben steht Bachirou Salou, der für Eintrachts Rekordablöse von 7 Millionen Mark von Borussia Dortmund an den Main wechselt. Auf den Plätzen folgen Rolf-Christel Guié-Mien (5 Mio.) und Horst Heldt (2,5 Mio.), dazu kommen unter anderem Torsten Kracht und Jens Rasiejewski. Der ungarische Nationalspieler Tibor Dombi wird ausgeliehen, und Erol Bulut kehrt im Juli für fünf Monate von Fenerbahçe Istanbul zurück.

Kurzzeitig sieht es so aus, als solle sich diese Einkaufstour lohnen. Die Eintracht setzt sich im DFB-Pokal beim SC Verl durch (4:0) und startet mit zwei Siegen gegen Unterhaching (3:0) und in Freiburg (3:2) in die Bundesliga. Gegen Bayern München führt man am fünften Spieltag 1:0, als Fjørtoft einen Elfmeter verschießt. Der Sieg scheint trotzdem sicher, da die Bayern zunächst Stammkeeper Kahn und kurz darauf Ersatztorhüter Dreher verletzungsbedingt austauschen müssen. Im Tor steht nun mit Tarnat ein Feldspieler. Doch die Münchner drehen das Spiel, siegen mit 2:1. Und auch die Pokalträume sind nach einem 1:2 beim 1. FC Köln ausgeträumt.


Felix Magath soll's
richten

Dass mit viel Geld eingekaufte Quantität aber nicht unbedingt mit Qualität gleichzusetzen ist, zeigt die Bilanz zur Winterpause: Ganze elf Punkte stehen auf dem Habenkonto, was Platz 17 in der Tabelle und Punktgleichheit mit dem Tabellenletzten Bielefeld bedeutet, der Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz beträgt acht Punkte. Die Konsequenzen muss zunächst der Trainer tragen. Jörg Berger wird entlassen, kurz nach Weihnachten wird mit Felix Magath sein Nachfolger vorgestellt, der mit dem bereits im Dezember zurückgekehrten Sobotzik, den Neueinkäufen Heinen und Reichenberger sowie dem reaktivierten Houbchev auf neue Spieler zurückgreifen kann.

Während der gesamten Spielzeit rumort es wieder einmal kräftig im zerstrittenen Präsidium: Schatzmeister Patella wird bereits im Oktober durch Rainer Leben ersetzt, Präsident Heller tritt im Januar 2000 auf Druck des Verwaltungsrats unter seinem Vorsitzenden Bernd Ehinger zurück. Leben legt die Bilanzen des Clubs offen und plädiert für die Sanierung des nach seinen Schätzungen bis zum Saisonende mit einem 13 Millionen Mark großen Schuldenberg belasteten Vereins durch die Beteiligung eines Investors an einer noch zu gründenden Fußball AG; sein Favorit für diese Rolle ist die International Management Group IMG. Kurz vor einem Vertragsabschluss platzt der Deal jedoch und nach Grabenkämpfen mit Ehinger tritt Leben, mittlerweile Schatzmeister, Vizepräsident und Interimsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Holding AG, Anfang Mai zurück.


Salou trifft zum 1:0 gegen den SSV Ulm

Die zu Beginn der Rückrunde begonnene sportliche Aufholjagd ist erfolgreicher als das Ringen um Seriosität in der Vereinsführung: Nach dem 29. Spieltag und einem 1:0-Heimsieg gegen Werder Bremen rangiert die Eintracht wieder auf einem Nichtabstiegsplatz. Zwei Tage später erfolgt der Rückschlag: Der DFB belegt die Eintracht wegen Verstößen gegen die Lizenzierungsauflagen mit einer Strafe von 500.000 Mark und zwei Punkten Abzug in der laufenden Saison, tags darauf wird die Partie in Kaiserslautern mit 0:1 verloren.

Nach zwei klaren Heimsiegen gegen den HSV (3:0) und den VfL Wolfsburg (4:0) und einem 1:4 in Leverkusen kommt es am 34. Spieltag im Waldstadion zum ‚Endspiel‘ gegen den direkten Abstiegskonkurrenten SSV Ulm, den die Adler mit einem 2:1-Sieg in die Zweite Bundesliga schicken. Der Klassenerhalt ist somit gesichert, die schmeichelhafte Schlussbilanz weist den 13. Platz bei 39 Punkten und 42:44 Toren auf. Zudem wird bekannt, dass Octagon der künftige Investor bei der Eintracht ist. Insgesamt 50 Millionen Mark wird der US-Sportvermarkter in den Club stecken und damit die Lizenz für die folgende Saison sichern.

 

 
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© text by fg