‚Osram‘ wirft lange Schatten

1994
1995


Jupp Heynckes und Horst Köppel

In Frankfurt sollen „die Uhren künftig anders gehen“. Das zumindest fordert der frisch installierte Trainer Josef ‚Jupp‘ Heynckes, der als Co-Trainer Horst Köppel mit an den Main bringt. Minimalziel sei die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb, mittelfristig strebt der neue Übungsleiter aber nach Höherem: "Ich bin nicht nach Frankfurt gekommen, um in den UEFA-Cup zu kommen. Wir wollen die Meisterschaft."

Grundlegende Änderungen erfährt auch der Spielerkader. Denn mit Uwe Bein verlässt ein Spieler die Eintracht ablösefrei, der als Spiritus Rector maßgeblich für den in den letzten Jahren zelebrierten ‚Fußball 2000‘ verantwortlich zeichnete. Der Mittelfeldstratege wechselt ablösefrei nach Japan zu den Urawa Red Diamonds. Beins Abgang soll durch den Zugang Thorsten Legat kompensiert werden und als neue Nummer eins wird Nationaltorhüter Andreas Köpke präsentiert, der zuvor beim Absteiger aus Nürnberg beschäftigt war. Den Verein verlassen Thomas Doll, der zurück zu Lazio Rom geht, aber schon ab Oktober des Jahres wieder für die SGE aufläuft, Stephan Paßlack und Marek Penksa. Maurizio Gaudino, der gerne nach Kaiserslautern gewechselt wäre, darf den Verein nicht verlassen.


Thorsten Legat auf
dem
Titel des Stadionprogramms

Auf dem grünen Rasen erweist sich schon bald, dass Torsten Legat als neue Nummer 10 die Lücke nicht im Ansatz füllen kann, die Uwe Bein hinterlässt. Der gebürtiger Bochumer ist zwar ein bissiger Zweikämpfer und Fußballarbeiter, aber kein Mittelfeldstratege, der eine Mannschaft leiten kann. Entsprechend durchwachsen sind die Ergebnisse, die Eintracht dümpelt im hinteren Mittelfeld der Bundesliga herum und scheitert bereits in der zweiten Runde des DFB-Pokals im Waldstadion mit 3:4 nach Elfmeterschießen am Zweitligisten VfL Wolfsburg.


Die ‚Rebellen‘ Gaudino, Okocha und Yeboah

Besser läuft es im UEFA-Cup. Nacheinander werden Olimpija Ljubljana (1:1 und 2:0), Rapid Bukarest (1:2 und 5:0) sowie der SSC Neapel (1:0 und 1:0) ausgeschaltet, so dass man als Viertelfinalist in die Winterpause geht. Zuvor erschüttert allerdings ein Donnerschlag den Riederwald: Am 2. Dezember ordnet Heynckes für die Spieler Gaudino, Yeboah und Okocha ein Straftraining an, da er ihnen eine mangelnde Berufsauffassung vorwirft. Zum Spiel gegen den HSV am nächsten Tag, das die Eintracht 2:0 gewinnt, treten die Drei nicht an, die Fronten zwischen Trainer und Aktiven sind verhärtet. In der Konsequenz wechselt Gaudino noch im Dezember auf Leihbasis zu Manchester City, im Januar folgt Yeboah auf die Insel und wird zu Leeds United transferiert. Einzig Okocha trägt Anfang der Rückrunde, in die die Eintracht als Elfter startet, noch das Trikot mit dem Adler.

Auch in der zweiten Hälfte der Bundesligasaison können die Riederwälder die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Zudem erfolgt das Aus im UEFA-Cup gegen Juventus Turin (1:1 und 0:3). Nach der 0:3-Heimniederlage gegen Schalke am 24. Spieltag zieht Heynckes, der aufgrund der Neigung zur Zornesröte im Gesicht als ‚Osram‘ verspottet wird, die Konsequenzen und tritt zurück. Der Coach verzichtet auf eine Abfindung und wirft der Vereinsführung um Präsident Ohms mangelnde Professionalität beim Aufbau einer Spitzenmannschaft vor. Karl-Heinz Körbel übernimmt den vakanten Trainerposten und beendet die Saison letztlich mit der besten Platzierung der gesamten Spielzeit als Neunter, was gleichzeitig die Qualifikation für den UEFA Intertoto Cup bedeutet.

 

 

 
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© text by fg