Gewogen und zu leicht befunden |
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1995 |
Die Zielsetzung für die kommende Saison verkündet Torhüter Köpke in der August-Ausgabe des Eintracht-Magazins: „Zurück in die Bundesligaspitze“. Und zunächst hat es den Anschein, als könne dies auch gelingen. Zwar scheidet man im UEFA Intertoto Cup nach einem zweiten Platz in der Vorrunde (Gruppe mit Panerys Vilnius, Vorwärts Steyr , Iraklis Saloniki, Spartak Plowdiw) im Achtelfinale nach einer Niederlage gegen Girondins Bordeaux (0:3) aus und übersteht die erste Runde im DFB-Pokal nur mit viel Glück (1:2 n.V. in Saarbrücken). Aber in der Liga belegt man nach fünf Spieltagen immerhin den fünften Platz.
Doch dann geht es bergab, obwohl schon im September nachgelegt wird und der Stürmer Ivica Mornar von Hajduk Split kommt. Das Aus im DFB-Pokal erfolgt bereits in der zweiten Runde nach einem 1:5 bei 1860 München, die nächsten fünf Ligaspiele bringen nur noch einen Punkt aufs Konto und ein Abrutschen auf den 16. Tabellenplatz. Mit einem 4:1-Sieg gegen Bayern scheint die Krise überwunden. Bis zum Ende der Hinrunde rappelt sich die in der Abwehr um den im Dezember von den Queens Park Rangers geholten Ned Zelic verstärkte Eintracht auf und belegt den zehnten Rang. Doch der Schein trügt, sportlich läuft nicht mehr viel. Auf einen 1:0-Sieg gegen den KFC Uerdingen 05 am 19. Spieltag folgen zehn Ligaspiele ohne doppelten Punktgewinn.
Auch die erhoffte Trendwende durch einen Trainerwechsel nach einem 0:6 in Dortmund und einer 0:2-Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach – auf Charly Körbel folgt mit Dragoslav Stepanović ein alter Bekannter – bleibt aus. Zwar glimmt nach dem 1:0 gegen Bremen am 30. Spieltag kurz der Hoffnungsschimmer auf, die Klasse doch noch halten zu können. Aber nach einer 0:3-Heimpleite gegen Schalke 04 am 32. Spieltag ist es besiegelt: Die Eintracht spielt in der nächsten Saison erstmals in ihrer Geschichte nicht mehr in der obersten Liga. Letztlich landet man mit insgesamt 32 Punkten aus 34 Partien auf Tabellenplatz 17. Der sportliche Niedergang findet auf Führungsebene sein Äquivalent: Präsident Ohms wird das Vertrauen entzogen, Schatzmeister Erbs legt daraufhin ebenfalls sein Amt nieder. Wie es weitergehen soll, weiß zu diesem Zeitpunkt niemand, es mangelt an Konzepten und Perspektiven. Einzig das Stadionprogramm zur Abschiedsvorstellung gegen den HSV (1:4) versucht sich in Optimismus und titelt: "Wir kommen wieder!"
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© text by fg