Ein eigener Sportplatz und ein diebischer Kassenführer

1906
1907


Gallia-Club Paris und Victoria Ostern 1907
Die Saison 1906/07 bringt zunächst einige organisatorische Aufgaben für die Vereine. Denn der Gau-Ausschuss beschließt, dass Spiele der ersten Mannschaften ab der Spielzeit 07/08 nur noch auf geschlossenen, also umzäunten, Plätzen stattfinden sollen. Dies führt dazu, dass Germania 94 nördlich der Hundswiese einen eigenen abgeschlossenen Sportplatz eröffnet. Auch Hermannia Frankfurt legt sich einen eigenen 'Sportpark' zu, der den Verein allerdings finanziell so belastet, dass er sich 1910 auflöst. Im Laufe der Saison folgen Germania Bockenheim und Amicitia Bockenheim mit eigenen Anlagen. Ab Ostersonntag, den 31. März 1907 kann sich auch die Victoria über eine eigene Platzanlage an der Eschersheimer Landstraße 275 freuen. Zur feierlichen Eröffnung wird ein Freundschaftsspiel gegen den französischen Meister von 1906 Gallia-Club Paris durchgeführt, das 2:2 endet.

Ungelöst ist die Sportplatzfrage dagegen für den FCF Kickers. Die Mitglieder lehnen einen Vorschlag des Vorsitzenden Gatzert über einen Zusammenschluss mit Germania 94 ab, was Gatzert zum Rücktritt veranlasst. Zumindest wird im Dezember 1906 mit dem ungeliebten Konkurrenten vereinbart, dass die Kickers die Anlage der Germania nutzen können.

Auch im Ligabetrieb gibt es Veränderungen. Die wachsende Zahl der Vereine macht eine Teilung des Maingaus notwendig, Kickers und Victoria treten nun mit drei weiteren Mannschaften im Südmaingau an. In Hin- und Rückspielen setzt sich in dieser Runde schließlich der FCF Kickers durch und erringt den Titel des Südmaingaumeisters, die Victoria belegt den dritten Platz.


Frankfurter Stadtauswahl am 5. Mai 1907

In der anschließenden Nordkreismeisterschaft müssen die Kickers dann allerdings den Mannschaften des FC Hanau 93, der Mannheimer FG 96 und des SV Wiesbaden die ersten drei Plätze überlassen. Mit 10:10 Punkten wird man vor Pfalz Ludwigshafen und Amicitia Bockenheim Vierter. Zu diesem Zeitpunkt ist man bei den Kickers abseits der sportlichen Aktivitäten vor allem mit Interna beschäftigt. Es stellt sich heraus, dass Kassenführer Kühn das Klubvermögen in Höhe von 900 Mark veruntreut hatte. Zwar wird Kühn sofort seines Amtes enthoben und verpflichtet sich auch, das Geld zurückzuzahlen, dennoch sind die Liquidität des Vereins und damit die Chancen, eventuelle Pläne für einen eigenen Sportplatz durchzuführen, deutlich eingeschränkt.

Zum Ende der Spielzeit gibt es dann noch einen fußballerischen Höhepunkt in Frankfurt: Am 5. Mai 1907 tritt auf der neuen Hermannia-Anlage im Ostpark der englische Profiklub und Ligameister Newcastle United zu einem Freundschaftsspiel gegen eine Frankfurter Stadtauswahl an. Die Victoria stellt dabei mit Fahrenkamp den Torhüter sowie Verteidiger Zahn und Stürmer Berk. Von den Kickers sind das Sturmtrio Bertrand, Fritz Becker und Fay sowie Hermann Kreutzer mit von der Partie. Komplettiert wird die Mannschaft durch Spieler von Germania 94 und Hermannia. Im Spiel stellen die mit zahlreichen Nationalspielern angetretenen Engländer dann ihre Überlegenheit deutlich unter Beweis: Trotz zweier Gegentore, beide durch Kickers-Stürmer Fritz Becker, siegen sie mit 6:2.

 

 

 
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