Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim

Bundesliga 1989/1990 - 1. Spieltag

3:1 (1:1)

Termin: Sa 29.07.1989 15:30
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Bodo Kriegelstein (Berlin)
Tore: 1:0 Jörn Andersen (2.), 1:1 Uwe Freiler (45.), 2:1 Peter Hobday (59.), 3:1 Dieter Eckstein (70.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SV Waldhof Mannheim

 


  • Uwe Zimmermann
  • Jochen Müller
  • Roland Dickgießer
  • Bernd Schindler
  • Peter Lux
  • Damir Buric
  • Lutz Siebrecht
  • Günter Güttler
  • Gerd Dais
  • Uwe Meyer
  • Uwe Freiler

 

Wechsel

Wechsel

  • Volker Rudel für Uwe Meyer (65.)
  • Frank Haun für Lutz Siebrecht (85.)

Trainer

Trainer

  • Günter Sebert

 

Erfolgreicher Auftakt für die Eintracht

Nach schwierigen Starts in den vergangenen beiden Jahren – mit 0:6 und 1:7 Punkten nach den ersten Spieltagen – konnte Eintracht Frankfurt diesmal mit einem überzeugenden Sieg gegen Waldhof Mannheim bereits am ersten Spieltag die alten Bilanzen hinter sich lassen. Vor 20.000 Zuschauern im Waldstadion gelang den Hessen ein 3:1-Erfolg.

Der Auftakt hätte für die Eintracht kaum besser laufen können. Nach einem Fehler von Mannheims Buric, der den Ball leichtsinnig an Frankfurts Studer verlor, brachte der Norweger Andersen dessen präzise Flanke mit dem Kopf bereits in der 2. Minute im Tor unter. Mannheims Torhüter Zimmermann klebte auf der Linie. Die frühe Führung war für die heimischen Fans ein ungewöhnliches Erlebnis, nachdem Frankfurt in der vergangenen Saison mit nur 30 Treffern den Bundesliga-Minusrekord aufgestellt hatte.

Nach diesem frühen Schock stabilisierte sich die mit Müller für Tsionanis und Güttler für Cvetkovic umformierte Abwehr von Waldhof Mannheim. Die Frankfurter hingegen konnten ihre zwischenzeitliche Überlegenheit nicht nutzen, da Neuzugänge wie Thomas Bein (vom HSV) und Falko Götz (aus Leverkusen) zunächst ohne große Wirkung blieben. Kurz vor der Halbzeit nutzte Waldhof eine Unachtsamkeit in der Frankfurter Hintermannschaft: Nach einem Pass von Güttler brachte Freiler den Ball mit einem kontrollierten Abschluss durch die Beine von Körbel im Tor (45.) unter. Eintracht-Trainer Jörg Berger zeigte sich über den Gegentreffer verärgert: „Da haben wir einfach geschlafen.“

In der zweiten Halbzeit war es ein früher Wechsel, der das Spiel wieder zugunsten der Eintracht drehte. In der 57. Minute brachte Berger den lange verletzten Peter Hobday für Sievers. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Hobday nach einem perfekt getimten Pass von Binz in den Lauf des Engländers mit einem kraftvollen Schuss aus zehn Metern in den Winkel das 2:1 (58.). Der Engländer, der nach einem schweren Autounfall am 13. Februar und einer langen Verletzungspause erstmals wieder in der Bundesliga spielte, wurde vom Publikum frenetisch gefeiert.

In der Folge suchte Waldhof Mannheim verstärkt, den Ausgleich zu erzielen, doch die Angriffsversuche der Gäste wurden durch einen klassischen Konter bestraft. Nach einem präzisen langen Pass von Bein zu Dieter Eckstein schloss dieser in der 68. Minute aus 15 Metern souverän ab und traf zum 3:1-Endstand ins rechte Eck. Der Treffer sorgte endgültig für Erleichterung und Begeisterung im Frankfurter Lager.

Mit drei Toren in einem Spiel startete die Eintracht schwungvoll in die neue Saison – eine klare Verbesserung gegenüber der vergangenen Spielzeit, in der die Hessen nur knapp über die Relegation in der Bundesliga verblieben. Trainer Berger zeigte sich zufrieden, mahnte aber zur Konzentration: „Das war ein guter Anfang, aber wir dürfen nicht nachlassen.“

Harmonie bleibt ein Fremdwort

Trotz eines erfolgreichen Saisonauftakts am Samstagabend herrschte bei Eintracht Frankfurt alles andere als Harmonie. Statt gemeinsamer Freude über den Sieg sorgte eine unbedachte Äußerung des Präsidenten Matthias Ohms für heftigen internen Zwist.

„Bis auf die ersten zehn Minuten fand ich die erste Halbzeit gräßlich. So etwas möchte ich im Waldstadion nicht mehr sehen. Wir wünschen uns Vorwärtsfußball mit vielen Toren“, äußerte Ohms in der Pressekonferenz – nach eigener Aussage als „private Anmerkung“. Doch die Auswirkungen dieser Aussage waren alles andere als privat. Trainer Jörg Berger reagierte sichtbar verstimmt, verließ den Raum nach kurzer Widerrede wütend.

Die Stimmung war schlagartig geladen. „Jetzt fängt die Scheiße schon wieder an“, kommentierte Kapitän Karl-Heinz Körbel beim Verlassen der Kabine. Viele Spieler hatten Ohms’ Worte nur beiläufig mitbekommen, doch als Berger mit einem lauten Knall zurückkehrte, war allen klar: Ein handfester Konflikt hatte begonnen.

Körbel ließ seiner Empörung freien Lauf: „Die Mannschaft hat sich diese öffentliche Kritik nicht verdient. Wir hatten alle vereinbart, Kritik zuerst intern zu üben. Diese öffentliche Schelte ist für uns unverständlich.“ Noch deutlicher wurde Torhüter Uli Stein: „Ich weiß nicht, in welchem Stadion der Präsident war. Seine Äußerungen sind ein absoluter Hohn. Offensichtlich will er Meister werden. Die fachliche Einschätzung sollte er lieber dem Trainer überlassen.“

Auch Berger äußerte sich später klar: „Ich lasse mir nicht in die sportlichen Dinge reinreden. Ich stehe schützend vor meiner Mannschaft, wenn ihr ungerechtfertigte Vorwürfe gemacht werden.“ Die Spieler fühlten sich durch die Äußerungen ihres Präsidenten in ihrer Leistung herabgesetzt – eine bittere Pille nach einem erfolgreichen Start, den die Mannschaft dringend gebraucht hatte.

Wer darauf gehofft hatte, dass Ohms seine Aussagen nach den klaren Reaktionen zurücknehmen würde, wurde enttäuscht. Beim anschließenden Abendessen wiederholte er seine Kritik, was zu sarkastischen und wütenden Zwischenrufen aus dem Kreis der Spieler führte. Ein Spieler kommentierte treffend: „Damit hat sich Herr Ohms bei der Mannschaft total lächerlich gemacht.“ Auch im Präsidium sorgte die Situation für Spannungen. Vizepräsident Bernd Hölzenbein, zuständig für sportliche Belange, stellte sich deutlich gegen Ohms und bezeichnete dessen Einschätzung als falsch: „Ich kann die Meinung des Präsidenten nicht teilen. Ein kleiner Riss in der Zusammenarbeit im Präsidium ist dadurch entstanden. Das müssen wir intern klären.“ Ohms geriet zusätzlich in die Defensive, da er die zweite Halbzeit gar nicht auf der Tribüne verfolgte. Stattdessen verbrachte er diese Zeit im VIP-Raum.

 

 

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