Peter Hobday *09. 04. 1961 1978 bis 1980 F.C. Gillingham, 1980 bis 1983 TuS Schloß Neuhaus, 1983 bis 1986 Stuttgarter Kickers, 1986 bis 1988 Hannover 96, 1988 bis 1990 Eintracht, 1990 Sportinvalide, Oktober 1992 bis 1994 TuS Paderborn-Neuhaus, 1994 bis Januar 1997 Arminia Bielefeld, Januar bis Juni 1997 Rot-Weiß Essen, 1997/98 LR Ahlen.
Weitere Einsätze: Supercup 1988 1/–.
Der Engländer Es war der Abend des 12. Juli 1988 im Trainingsquartier des DFB-Pokalsiegers am Timmendorfer Strand, als der eine ging und der andere kommen sollte. Kurz nach 18 Uhr hatte Spielmacher Lajos Detari das Hotel verlassen, um beim NDR als Studiogast zu erscheinen, wie Manager Kraus Glauben machen wollte. Zwei Stunden später erzählte Kraus in einer außerplanmäßigen Pressekonferenz dann die Wahrheit: Lajos Detari wechselte mit sofortiger Wirkung zum griechischen Erstligisten Olympiakos Piräus. Außerdem wurde bekannt, dass der defensive Mittelfeldspieler Peter Hobday für ca. 1,3 Millionen Mark von Hannover 96 zur Eintracht Frankfurt wechselte. „Eigentlich muss man fast froh sein, dass dieser ganze Zirkus, geht er, bleibt er, nun endlich beendet ist. Reisende soll man nicht aufhalten. Ich verstehe den Verein, dass er bei solchen Summen handeln muss. Für die Zuschauer ist das ein großer Verlust, denn er hat ja herrlich für die Galerie gespielt, mehr jedenfalls als für die Mannschaft“, sagte Torhüter Uli Stein über den Ungarn, der sich nicht einmal von der Mannschaft verabschieden konnte. „Der Zeitpunkt ist wohl das unglücklichste überhaupt“, meinte dagegen Ralf Sievers. „Eine Woche bevor es losgeht und wir in der Mannschaft gut eingespielt waren, ist das ein kaum zu ersetzender Verlust.“ Am 1. Spieltag beim Gastspiel in München konnte Hobday, der sich mittwochs im Supercup gegen Bremen eine Leistenverletzung zugezogen hatte, diesen Verlust nicht zu kompensieren helfen: „Ich habe Vernunft walten und Hobday daheim gelassen“, berichtete Trainer Feldkamp vor der Abfahrt nach München: „Die Medizin hatte das letzte Wort.“ „Gerade weil Detari weg ist, kann es gefährlich werden“, glaubte Bayern-Trainer Heynckes, während sein Co-Trainer Coordes kein Blatt vor dem Mund nahm: „Die waren live so schlecht wie im Fernsehen.“ Coordes sollte recht behalten: Die Eintracht verlor Uli Stein durch einen kuriosen Platzverweis und das Spiel mit 0:3.
Die Eintracht erlebte eine turbulente Saison mit vier verschiedenen Trainern und der unwürdigen Entlassung von Manager Kraus. Zu Beginn fang sich auch der Name Hobday in der Negativschlagzeilen vom Riederwald ein. Ein Streit zwischen ihm und seinen ehemaligen Hannoveraner Trainer Jürgen Wähling beschäftigte die Öffentlichkeit, das Landgericht Hannover und DFB-Chefankläger Kindermann: „Ich muss mir erst einen genauen Überblick über alle Vorwürfe machen. Falls tatsächlich ein Verstoß Wählings gegen seine Trainerpflichten vorliegt, müssten wir uns einschalten.“ Hintergrund war Hobdays angebliche Behauptung, dass Wähling bei Hobdays Wechsel nach Frankfurt 50.000 Mark Provision gefordert habe. „Vor Gericht würde Peter der Wahrheitspflicht unterliegen und diese auch erfüllen. Aber ich habe ihm abgeraten, vorher Stellung zu nehmen“, erklärte Hobdays Anwalt Christoph Schickhardt. Vorausgegangen war eine Pressekonferenz von Hannover 96 am 19. Juli, als Trainer Wähling gegenüber den Medienvertretern äußerte, Hobday habe in Hannover mehrfach wegen Alkoholproblemen das Training versäumt und sich während des Trainingslagers Anfang des Jahres in Bahrain „fast wie im Delirium“ befunden. Am 11. August 1988 einigten sich Wähling und Peter Hobday vor der 5. Zivilkammer des Landgerichts Hannover auf einen Vergleich: „Herr Wähling erklärt, dass die von ihm abgegebenen Äußerungen über Herrn Hobday nicht zutreffen und er sie mit Bedauern zurücknehme.“ Danach stimmte Hobday der Erklärung zu: „Falls ich zu verstehen gegeben haben sollte, Jürgen Wähling habe für meinen Transfer Geld verlangt, bedaure ich dies und nehme eine eventuelle derartige Äußerung zurück.“ „Ich bin Punktsieger geworden und fühle mich voll rehabilitiert“, glaubte Wähling den Ausgang der Verhandlung, während Christoph Schickhardt kommentierte: „Herr Wähling hat nach drei Eigentoren doch noch den Ausgleich geschafft. Eine hervorragende Taktik.“ „Ich will wieder in Ruhe Fußball spielen und habe deshalb das ausgehandelte Ergebnis angenommen“, meinte Hobday, der seinen ehemaligen Trainer vor und nach der Sitzung keines Blickes gewürdigt hatte und auch nach dem Vergleich nicht die Hand reichte. Der Kammervorsitzende hatte Hobday mehrmals darauf hingewiesen, dass es bei einer Nichteinigung zu einem langwierigen Verfahren kommen würde: „Sie werden dann kaum noch Zeit zum Trainieren und Spielen haben.“ Hobday wurde Stammspieler bei der Eintracht und in 15 Spielen der Hinrunde dabei. „Er rennt am Ausdauerndsten, springt am Höchsten und lacht am meisten“, beschrieb Paul Palmert Hobday in der „Bild“ vor dem Rückrundenstart gegen die Bayern. „Für uns wird jedes Spiel schwer“, wollte Hobday von Nervosität nichts wissen: „Die kommt erst am Samstag früh im Mannschaftsbus.“ Hobday war zuversichtlich: „Unser Zusammenspiel läuft um hundert Prozent besser als in der Vorrunde. Wichtig wird sein, ob wir die Bayern am Spielen hindern können. Und wenn's nur ein Punkt wird - davon geht auch die Welt nicht unter. Die Rückrunde ist noch lang.“ Für Hobday war sie jedoch vorbei, bevor sie angefangen hatte. In der Nacht des 14.2.1989 verunglückte er gegen 1:40 Uhr mit seinem Auto, als er sich auf der Heimfahrt von einem Treffen mit dem englischen Fußballspieler Wayne Thomas von Kickers Offenbach befand. Auf der Bundesstraße 275 zwischen Neuhof und Idstein geriet sein Fahrzeug in einer Kurve auf regennasser Fahrbahn ins Schleudern und prallte gegen eine Hauswand. Hobday hatte sich aus Furcht vor einer Explosion rund 100 Meter von seinem Fahrzeug entfernt, wurde von einem Passanten aufgenommen und sofort ins Städtische Krankenhaus in Idstein gefahren. Der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler erlitt schwere Kopfverletzungen, der Verdacht auf Schädelbruch bestätigte sich in den ersten Untersuchungen nicht, allerdings wurde Hobday am Dienstagabend noch einmal von Fachmedizinern untersucht. „Peter blutete aus dem rechten Ohr, das könnte auf Schädelbruch hindeuten“, fürchtete Mannschaftsarzt Dr. Degenhardt. Er sollte recht behalten. Angesichts der ohnehin misslichen Situation der Eintracht, wog der Ausfall von Peter Hobday besonders schwer. „Dass ist menschlich und sportlich eine Katastrophe“, sagte der geschockte Trainer Jörg Berger: „Hobday war in den Vorbereitungsspielen mit der wichtigste Mann. Gerade er hatte in der Vorbereitung einen glänzenden Eindruck hinterlassen. In allen taktischen Überlegungen spielte Hobday eine wichtige Rolle als Spieler im zentralen Mittelfeld, überdies war er in allen Varianten unseres Spiels bei sogenannten Standardsituationen eingebunden.“ Eine Woche sollte Hobday im Krankenhaus bleiben und in vier bis sechs Wochen wieder trainieren können. Doch Anfang April stellten die Ärzte in der Mainzer Universitätsklinik zwei Blutgerinnsel im Kopf fest, die Gehör und Gesichtsnerven und besonders das rechte Augenlid beeinträchtigten. „Um schlafen zu können, musste ich ein Spezialpflaster mit Glaseinlage tragen. Sonst wäre die Hornhaut ausgetrocknet. Wenn ich blinzele, bleibt das Auge immer offen und ist ungeschützt“, erzählte der geknickte Hobday. Die Ärzte hatten ihr Trainingsverbot verlängert, die Saison war für Hobday gelaufen. Mitte Juli spielte Hobday in einem Testspiel erstmals wieder eine Halbzeit, schoss ein Tor und hinterließ keinen schlechten Eindruck. „Es ist hart. Keine Probleme mit dem Kopf, aber körperlich fehlt noch viel. Spielpraxis auch, selbst die Berechnung des Balles ist ungewohnt“, stellte Hobday in der Vorbereitung zur neuen Saison fest: „Fünf Monate Pause - ich bin froh, dass ich wieder spielen kann.“ Die Folgen des schweren Autounfalls schienen überwunden, er trainierte Kopfbälle und zwinkerte mit dem Auge, das er zuvor so lange nicht hatte schließen können: „Keine Probleme, wenn der Ball kommt. Wie’s wird, wenn der Gegner und ich mit dem Kopf zusammenprallen, muss ich noch testen.“ „Läuferisch 30 Prozent stärker als vor seinem Unfall“, stufte ihn „Fitmacher“ Dr. Ehrich ein. „Wir bauen ihn so auf, dass er zum Bundesliga-Start wieder der Alte ist“, versprach Trainer Berger: „Wie wichtig Hobday für uns ist, haben wir letzte Saison gesehen, als er fehlte.“ „Pit ist unheimlich wichtig für unser neues Mittelfeld mit Bein, Falke und mir“, bestätigte auch Heinz Gründel. „Hobday kann nach seiner fünfmonatigen Verletzungspause noch nicht dort sein, wo wir ihn haben wollen. Nach hartem Aufbautraining kam jetzt das 'Leistungs-Loch', wie in Freiburg beim 5:0-Sieg zu sehen war. Aber fit ist er, im Training geht er voll in die Kopfbälle rein“, lautete Bergers Einschätzung vor dem 1. Bundesligaspiel der neuen Saison gegen Waldhof am 29.7.1989. „Es war richtig, dass ich nicht von Anfang an gespielt habe. Beim 5:0 in Freiburg war ich sehr schlecht, weil einfach auch die Kondition fehlte“, erzählte nach dem 3:1-Sieg der Eintracht ein aufgekratzter Hobday: „Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl beschreiben soll. „Happy“ wäre untertrieben. Nach meinem Autounfall war ich ein halbes Jahr weg von der Bundesliga und musste zusehen, wie Eintracht gerade so am Abstieg vorbeischrammte. Nach gut drei Wochen Training war ich noch nicht fit, kam erst in der 58. Minute. Ich sollte Druck machen und startete gleich nach vorn, weil Siebrecht nicht aufpasste und der Pass von Binz haargenau kam. Erster Ballkontakt, Lupfer zum 2:1. Mein erstes Bundesliga-Tor für Frankfurt und das schnellste, das ich je geschossen habe.“ „Für den Peter hat es mich besonders gefreut nach seiner langen Pause, wo er doch eigentlich kein echter Torjäger ist“, lobte auch Kapitän Körbel. Auch am folgenden Freitagabend beim 1:1 in Hamburg wurde Hobday eingewechselt: In der 55. Minute kam er für Eckstein ins Spiel. Doch drei Tage später, am 7.8.1989, musste Hobday das Mannschaftstraining absagen und begab sich umgehend in die neurologische Abteilung der Mainzer Universitätsklinik. Dort musste eine weitere Untersuchung durchgeführt werden, nachdem Hobday wieder über starke Kopfschmerzen geklagt hatte. „Er hat Probleme mit seiner Kopfverletzung“, erklärte Dr. Georg Degenhardt. Beschwerdefrei war der eingebürgerte englische Mittelfeldspieler nach einem Schädelbruch nicht mehr geworden, dass besonders die verheilte Bruchstelle am rechten Ohr schmerzte, hielt Degenhardt aber nicht für ungewöhnlich: „Sogar bei einer Gehirnerschütterung muss man ein halbes Jahr lang mit Folgen rechnen. Die Untersuchung ist eine Vorsichtsmaßnahme.“ Der bedrückte Vizepräsident Bernd Hölzenbein aber sagte: „Ich mache mir große Sorgen.“ Hobday erhielt ein absolutes Trainingsverbot für unbestimmte Zeit. Zum Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf fuhr er nicht ins Waldstadion, sondern „irgendwohin“, wie seine Freundin auf Nachfragen der Presse antwortete. Die ungewisse Zukunft bedrückte den Fußballprofi, den nicht nur Kopfschmerzen plagten, sondern auf dem rechten Ohr schlecht hörte und Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Am 24. August meldete dann der sid: „Ein Ende der Profi-Laufbahn für Peter Hobday (28) vom Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt wird immer wahrscheinlicher. Der Abwehr- und Mittelfeldspieler hatte am 14. Februar bei einem Autounfall einen Schädelbruch erlitten und nach seinem Comeback zu Saisonbeginn wieder über starke Beschwerden geklagt. Bei einer erneuten Computertomographie wurde nun festgestellt, dass der Gleichgewichtssinn gestört ist.“ Peter Hobday wurde Sportinvalide. Aber hier endet die Geschichte nicht. Denn sechs Jahre
später, es war die Saison 1995/96, entdeckte ich beim Zweitligaaufsteiger
Arminia Bielefeld ein bekanntes Gesicht: Peter Hobday. In 30 Spielen erzielte
er zwei Tore und kickte in der folgenden Spielzeit mit den wiederum aufgestiegenen
Bielefeldern sogar noch einmal in der 1. Liga. Dort absolvierte er an
den ersten 12 Spieltagen 11 Einsätze, fast alle über die volle
Distanz. Nur einmal wurde er nach 35 Minuten ausgewechselt und gegen den
VfL Bochum musste er nach 89 Minuten das Feld mit einer Gelb-Roten Karte
verlassen. Zu einer erstklassigen Begegnung mit der Eintracht kam es nicht,
denn die war gerade in die 2. Liga abgestiegen. Als Hobday in der Rückrunde
nach Essen wechselte, hätte er am 32. Spieltag dann doch noch auf
seinen alten Verein treffen können, aber er bestritt sein letztes
Profi-Spiel bereits sieben Spieltage vor dem 4:1-Sieg der Rot-Weissen
gegen die Eintracht.
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