SC Olhanense -
Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1988/1989
0:2 (0:1)
Termin: 01.02.1989 in Olhão (Portual)
Zuschauer: 400
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Heinz Gründel (35.), 0:2 Peter Hobday (75.)
SC Olhanense | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Viel Lob und ein Rüffel Nach dem 2:0-Erfolg am Dienstagabend gegen den Tabellenzweiten der zweiten portugiesischen Liga, den Louletano DC, haben es die Fußballprofis der Frankfurter Eintracht tags darauf mit dem Tabellenführer dieser Liga zu tun. Allerdings erweist sich der Sporting Club Olhanense selbst für die durch das Trainingslager reichlich strapazierten Frankfurter als harmloser Gegner. Nachdem die Frankfurter vor 400 Zuschauern drei hochkarätige Chancen vergeben, nutzt der überragende Gründel einen Hobday-Paß zum 1:0 (35.). Weitere gute Gelegenheiten zum Abschluss werden vor den rund 400 Zuschauern vergeben. Die Gastgeber kommen nur zu einer richtigen Torchance. Sekunden vor dem Pausenpfiff verursacht Klepper einen Handelfmeter, den Torhüter Uli Stein allerdings parieren kann. Die Halbzeit nutzt Trainer Berger zur Umstellung seines Teams, um Stürmer Ralf Balzis auf der Liberoposition zu testen. An den Spielanteilen ändert sich wenig, und eine Viertelstunde vor Schluss gelingt Peter Hobday per Kopf nach einer Bakalorz-Ecke der zweite Treffer zum 2:0-Endstand für die Eintracht. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Portugiesen, obwohl Spitzenreiter der Zweiten Liga, keinen echten Leistungstest zuließen. Trainer Berger stellt dennoch fest: „Nach den harten Trainingseinheiten bin ich mit der gezeigten Leistung zufrieden." Auffälligster Spieler bei der Eintracht war, wie schon tags zuvor, Heinz Gründel, der sich laufstark sowie mit Ideen und Übersicht präsentierte. Gründel scheint vom Trainerwechsel nachhaltig zu profitieren. Während er aufgrund mangelhafter Leistungen sowie fehlenden Einsatzes und Engagements von Bergers Vorgänger Pal Csernai auf die Tribüne verbannt und allseits als Fehleinkauf abqualifiziert worden war, setzt Berger auf die technischen und taktischen Fähigkeiten des Ex-HSVlers, dem er erklärt: "Wenn die Leistung stimmt, dann sind Sie mein Mann." "Was vorher war, interessiert mich nicht", erläutert Berger seine Denkweise. "Ich fange bei Punkt Null an, bei mir hat jeder eine Chance. Gründel hat diese Chance jedenfalls genutzt." Bergers Prinzip: "Bei mir zählt nur die Mannschaft, und da muss jeder mitziehen. Ich brauche zwar den Siegertyp, dabei darf aber keine Unruhe in die Mannschaft kommen." Den Aufschwung sieht Berger auch im Zusammenhang mit den guten Vorstellungen der Mannschaft während der Hallensaison: "Wir haben diese gute Stimmung mit hierher nach Portugal gebracht, wo wir die besten Bedingungen zum Training vorfinden." Allerdings lässt Berger auch keinen Zweifel aufkommen, wer in der Truppe das Sagen hat: "Eine Mannschaft braucht jemand, der sie führt. Das hat es noch nie gegeben, dass ein Spieler an meiner Autorität gerüttelt hat - weder in Kassel, Hannover, Düsseldorf oder zuletzt in Freiburg." Entsprechend kann sich Torhüter Stein, der sich mit seiner in den Medien geäußerten Kritik nicht nur in den Augen Bergers zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, auch einen Rüffel abholen: "Ich habe mit Uli gesprochen und ihm vor der Mannschaft alles erklärt. Er muss wissen, wie weit er gehen kann." Insgesamt ist man bei der Eintracht mit den Ergebnissen des Trainingslagers an der Algarve zufrieden, sieht man sich doch physisch und psychisch gefestigt. Neu verletzt hat sich in Portugal niemand, derzeit fehlen jedoch die leicht verletzten Binz und Andersen, die in den beiden Testspielen gegen die portugiesische Zweitligisten nicht eingesetzt wurden, und die Dauerverletzten Sievers, Schlindwein, Schulz und Heitkamp, die sicherlich auch bis zum Rückrundenbeginn am 18. Februar noch nicht wiederhergestellt sein werden. Dass auch zuhause der Gesprächsstoff nicht ausgeht, gewährleisten diverse 'Baustellen'. Endgültig zerschlagen hat sich der Wechsel von Thomas von Heesen zur Eintracht. Von Heesen war zwar aus dem Trainingslager des HSV in San Salvador gen Frankfurt abgereist, da aber die Frist zur ordnungsgemäßen Aufnahme des Spielers in die Transferliste des DFB versäumt wurde, stimmt der Deutsche Fußballbund dem Wechsel nicht zu. Zudem bestreiten die Hamburger, den Vertrag mit dem Spieler offiziell aufgelöst zu haben und gehen davon aus, dass von Heesen weiterhin für den HSV antritt. Von Heesens Berater Holger Klemme sieht ebenso wie das Präsidium der Eintracht aufgrund des Transfer-Theaters mit dem Vorwurf der unseriösen Vorgehensweise konfrontiert. Im Fall des Mitte September '88 fristlos gekündigten Managers Wolfgang Kraus, der eine Klage auf Wiedereinstellung eingereicht hat, zeichnet sich eine außergerichtliche Einigung ab. Derweil hat sich Kraus-Nachfolger Jürgen Friedrich den Unmut der Kaiserslauterer Vereinsführung zugezogen, die ihm vorwirft, die Kontakte zu seinem Ex-Club zu nutzen, um Spieler aus Kaiserslautern nach Frankfurt abzuwerben. Friedrich hatte nach eigenen Aussagen "ordnungsgemäß" mit den Lauterern über einen möglichen Wechsel von Oldtimer Jürgen Groh zur Eintracht verhandelt, sei aber aufgrund des Desinteresses von Groh zu keinem positiven Ergebnis gekommen. Auch mit Markus Schupp soll Friedrich über einen möglichen Transfer gesprochen haben. (fgo)
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