Bayer 05 Uerdingen - Eintracht Frankfurt |
DFB-Pokal 1988/1989 - 2. Hauptrunde
5:4 n.V. (3:3, 1:0)
Termin: 12.10.1988
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Karl-Josef Assenmacher (Hürth)
Tore: 1:0 Thomas Stickroth (47.), 2:0 Stefan Kuntz (51.), 3:0 Stefan Kuntz (64.), 3:1 Jörn Andersen (65.), 3:2 Dirk Bakalorz (66.), 3:3 Jörn Andersen (76.), 4:3 Wolfgang Funkel (93. Foulelfmeter), 4:4 Peter Hobday (98.), 5:4 Holger Fach (100.)
Bayer 05 Uerdingen | Eintracht Frankfurt |
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Tolle Aufholjagd, bitteres Ende Was für ein Erlebnis. Fußball total im Pokal zwischen Bayer Uerdingen und Eintracht Frankfurt. Frisch drauflos, rauf und runter, hüben und drüben. Die Zuschauer begeistert, die beiden Trainer dem Herzinfarkt nahe. Am Ende eines denkwürdigen Pokalspiels war Bayer 05 Uerdingen die glücklichere, Eintracht Frankfurt die bedauernswerte Mannschaft, die mit 4:5 nach Verlängerung ausschied. Nach der regulären Spielzeit hatte es nach einem 0:3 noch 3:3 gestanden. Den entscheidenden Treffer erzielte in der 99. Minute Uerdingens Nationalspieler Holger Fach per Kopfball. Gerade erst hatte Peter Hobday die 4:3-Führung von Wolfgang Funket nach einem umstrittenen Elfmeter ausgeglichen. Dennoch: dieses Spiel macht Hoffnung für die Zukunft der Frankfurter Eintracht. Immerhin hat die Mannschaft in einem Spiel genauso viel Tore erzielt wie in den neun Bundesliga-Begegnungen zusammen und ist als Pokalverteidiger würdevoll ausgeschieden. Sechs Torchancen in einer Halbzeit und das auch noch auswärts - wann hat die Frankfurter Eintracht dies in dieser Saison schon einmal fertiggebracht? In Uerdingen trumpften die Frankfurter zunächst auf, als hätte es die schwarze Bundesligaserie der letzten Wochen nicht gegeben. Ungewöhnlich schon die Mannschaftsaufstellung von Trainer Pal Csernai. Die Frage, welchen der beiden zuletzt versagenden Stürmer Heinz Gründel oder Jörn Andersen er aufbieten sollte, beantwortete der Ungar auf seine Art. Beide mußten auf die Bank. Mit Maximilian Heidenreich kam ein weiterer Mittelfeldspieler ins Team. Mit der taktischen Einstellung lag Csernai genau richtig. Uerdingen jedenfalls kam mit der Frankfurter Übermacht im Zentrum des Spiels überhaupt nicht zurecht. Und vorne stand diesmal ein Janusz Turowski, der seine Stärke, die Schnelligkeit, nutzte und die Bayer-Abwehr um den lässigen Libero Matthias Herget ein ums andere Mal in Schwierigkeiten stürzte. Es sah wirklich gut aus, was die Eintracht spielte. Doch das Hauptmanko, die Schwäche vor dem Tor, wurde auch diesmal überdeutlich. Die erste Möglichkeit in der 11. Minute, als Kubik mit Mühe einen Sievers-Schuß nur abwehren konnte. In der 14. Minute spielte Heidenreich Turowski herrlich frei. Den Direktschuß hielt wiederum der Uerdinger Schlußmann, in der 20. Minute ein 35-Meter-Frelstoßknaller von Bakalorz, den Kubik abwehrte, und als Heldenreich nachschießen wollte, wurde er von Funkel weggedrückt. Der mögliche Elfmeterpfiff blieb aus. In der 26. Minute wieder ein Paß von Heidenreich auf Turowski, wieder kein Tor. In dar 28. Minute die beste Möglichkeit. Ein Traumpaß von Heidenreich, Ralf Sievers stand völlig frei vor Kubik, doch aus etwas spitzem Winkel zog er am langen Eck vorbei. Vier Minuten vor der Pause war es erneut der Neuzugang von München 1860, Maximilian Heidenreich, der Manfred Binz freispielte. Der Eintracht-Libero hob den Ball über Kubik, aber auch über das Tor. Auf der Gegenseite hatte Uli Stein nur eine einzige brenzlige Szene zu überstehen. Ein Freistoß von Kuntz nach Vorlage von Witeczek klatschte ans Außennetz. Zur Pause zeigte sich DFB-Trainer Berti Vogts wie die meisten Beobachter überrascht. „Die Frankfurter spielen wirklich guten Fußball", meinte Vogts, „hoffentlich rächt es sich nicht, daß sie kein Tor geschossen haben." Als hätte es Berti Vogts geahnt, ging der Schuß dann gleich zweimal nach hinten los. Eins gegen eins stand Turowski gegen seinen Bewacher Kleppinger im Uerdinger Strafraum. Turowski spielte den Ball an Kleppinger vorbei, der Uerdinger zog ihm die Beine weg. Doch Schiedsrichter Assenmacher pfiff den fälligen Elfmeter nicht. Turowski lag noch im Bayer-Strafraum, da lag auf der anderen Seite der Ball im Eintracht-Tor. Stickroth war schneller als Kostner und zog mit vollem Risiko ab. Unhaltbar für Stein schlug der Ball Im langen Eck ein. 1:0 in der 47. Minute. Charly Körbel erhielt wegen Meckerns die Gelbe Karte, die Eintracht das nächste Gegentor. Roth foulte Witeczek 18 Meter vor dem Tor. Stefan Kuntz lief an und traf. Damit wird er so langsam zum Schreckgespenst für Uli Stein, denn schon beim 4:1-Bundesligasieg hatte er zweimal getroffen. Die Nerven des Frankfurter Torwarts waren strapaziert. Anders ist sein Fehler in der 64. Minute nicht zu erklären. Einen Abschlag schoß er Kuntz genau vor die Füße. Der Uerdinger Torjäger ließ sich nicht lange bitten, lief zehn Meter mit dem Ball und schoß ins kurze Eck. Das 3:0, scheinbar die Entscheidung. Doch dann geschah Ungewöhnliches. im Gegenzug der erste Frankfurter Treffer. Jörn Andersen, kurz zuvor für Heidenreich eingewechselt, nutzte ein Mißverständnis in der Uerdinger Abwehr mit einem Schlenzer ins Eck. Vom Anstoß weg stürmt wieder die Eintracht. Foul von Kleppinger an Turowski an der Seite des Strafraums. Den Freistoß hämmerte Dirk Bakalorz in den Torwinkel. Nur noch 3:2 nach drei Toren in drei Minuten. Eine Viertelstunde vor Schluß sogar der nun verdiente Ausgleich. Janusz Turowski setzte sich im Strafraum durch, flankte flach nach innen, und Jörn Andersen brauchte den Fuß nur noch hinzuhalten. 3:3 -Verlängerung. Auch in der Verlängerung beruhigte sich das Spiel nicht. Schon nach einer Minute sorgte Wolfgang Funkel durch einen Foulelfmeter wieder für die Uerdinger Führung. Studer hatte den Uerdinger Fach im Strafraum zu Fall gebracht. Die Eintracht ließ sich von dem neuerlichen Rückstand nicht beeindrucken und kam verdientermaßen durch Hobday in der 98. Minute zum Ausgleich. Doch nur 60 Sekunden später erzielte Fach das 5:4 für die Uerdinger. Beide Mannschaften hatten in der zweiten Halbzeit und der Verlängerung von den Schnitzern der Abwehrreihen profitiert. In den letzten 20 Minuten des Spiels waren die Frankfurter ihren Gegenspielern konditionell überlegen, doch zum Ausgleich reichte es nicht mehr. (Abendpost-Nachtausgabe vom 13.10.1988)
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