Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 1982/1983 - 33. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: Sa 28.05.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Dieter Stäglich (Wuppertal)
Tore: 0:1 Uwe Reinders (30.)

 


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Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 


  • Dieter Burdenski
  • Norbert Siegmann
  • Klaus Fichtel
  • Rigobert Gruber
  • Jonny Otten
  • Yasuhiko Okudera
  • Benno Möhlmann
  • Wolfgang Sidka
  • Norbert Meier
  • Rudi Völler
  • Uwe Reinders

 

Wechsel Wechsel
  • Frank Neubarth für Norbert Meier (12.)
  • Thomas Schaaf für Uwe Reinders (87.)
Trainer Trainer
  • Otto Rehhagel

 

 

Erste Heimniederlage unter Zebec

Auf der Welle der Sympathie (auch vom Schiedsrichtergespann) und mit dem nötigen Glück des Tüchtigen eroberte Werder Bremen auch das Frankfurter Waldstadion und siegte vor 45.000 Zuschauern gegen die Eintracht mit 1:0 (1:0) durch ein Tor von Uwe Reinders in der 30. Minute. Trotz der Niederlage, mit der im letzten Heimspiel der Heimnimbus von Branko Zebec endete, bot die Eintracht vor großer Kulisse streckenweise noch einmal ein großes Spiel und verlor unglücklich. Die Chancen zu einem klaren und letztlich auch durchaus verdienten Sieg hatte die Eintracht. Aber die Nervenschwäche eines Cha und des jungen Berthold, die allein vor Burdenski oder sogar vor dem leeren Tor nicht trafen, und viel Pech (Nickeis Pfostenschuß) verhinderten den durchaus möglichen Erfolg. Zu allem Übel kam dann noch die Unfähigkeit eines Linienrichters, der durch falsche Abseitsentscheidungen der Eintracht manch klare Chance raubte. Werder aber bleibt im Wettrennen mit dem HSV um den Meistertitel nach Punkten gleichauf. und kann nun auf Schützenhilfe von Schalke 04 hoffen, wo am letzten Spieltag die Hamburger antreten müssen, während die Bremer zu Hause den VfL Bochum erwarten.

Verschenkt wurde nichts im Waldstadion. Die Eintracht kämpfte, als ginge es für sie um die Meisterschaft und nicht nur für Werder Bremen. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten und sahen vor der Pause ein großartiges Spiel. Die bessere Mannschaft war dabei die Frankfurter Eintracht, die glücklichere Werder Bremen. 1:0 führten die Gäste zur Pause, und dies stellte den Spielverlauf nun wirklich auf den Kopf.

Der einzige Schuß aufs Frankfurter Tor saß. Uwe Reinders war es, der nach einer halben Stunde aus 25 m flach ins Eck getroffen hatte. Joachim Jüriens' Parade kam um den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Ein herrliches Tor, und doch hätte es nicht anerkannt werden dürfen. Denn Reinders war erst nach einem Foul von Möhlmann an Bruno Pezzey an den Ball gekommen. Doch Schiedsrichter Dr. Stäglich entschied wie in so vielen anderen Situationen auch für Werder Bremen und ließ den Treffer gelten.

Dennoch hätte die Eintracht zur Pause klar führen können. Vier sogenannte hundertprozentige Chancen wurden nicht genutzt. Großes Pech und Unvermögen von Bum Kun Cha und dem jungen Thomas Berthold verhinderten die möglichen Treffer. In der 13. Minute hatte der quicklebendige Uwe Müller einen krassen Fehler von Bremens Torwart Dieter Burdenski zu einem klugen Rückpaß zu Berthold genutzt. Der 18jährige stand vier Meter vor dem Bremer Tor völlig frei, schoß aber weit vorbei. Die Nerven hatten dem jüngsten Spieler auf dem Platz einen Streich gespielt.

Bum Kun Cha, der Superstar aus Korea, um den sich seit Wochen bei der Eintracht alles dreht, war völlig von der Rolle. Gegen eine sehr unsichere und nervöse Bremer Abwehr wurde Cha einige Male in gute Position gebracht, versagte jedoch kraß. Die größten Möglichkeiten vergab der Frankfurter Torjäger in der 21. und 29. Minute, als er jedesmal frei vor Burdenski zu lange mit dem Schuß zögerte.

Pech verhinderte dann Sekunden vor der Pause den Ausgleich. Thomas Kroth hatte Bernd Nickel freigespielt, und der Regisseur traf mit einem Flachschuß nur den Pfosten. Die Bremer waren mit dem Glück im Bunde. Für Farbe sorgte neben den 22 Spielern noch Schiedsrichter Dr. Stäglich. Vier gelbe Karten zeigte der Unparteiische, gegen die beiden Torhüter Jüriens und Burdenski, gegen Sziedat und Rudi Völler. Die Spieler hatten ihre Nerven nicht im Zaum, sämtliche Karten waren berechtigt.

Branko Zebec versuchte nach der Pause, mit Helmut Gulich für noch mehr Druck zu sorgen. Doch Zebec hatte den Falschen ausgewechselt. Der Totalausfall Bum Kun Cha blieb auf dem Feld, der sehr spritzige Uwe Müller mußte in der Kabine bleiben. Der Sturmlauf in Richtung Bremer Tor ging weiter. Der Meisterschaftskandidat von der Weser lieferte eine Abwehrschlacht.

Unterstützt wurden die Bremer erneut vom Gespann der drei Unparteiischen. Besonders der Linienrichter in der Bremer Hälfte brachte die Eintracht ein ums andere Mal um ihren Vorteil. In der 56. Minute zeigte Schiedsrichter Dr. Stäglich Bremens Reinders die Gelbe Karte wegen Meckerns, in der 71. Minute bekam Gruber die Karte vor die Nase gehalten, nachdem er Cha umgerissen hatte. Normalerweise hätte nach diesem Foul eine Rote Karte folgen müssen. Doch erneut hatten die Bremer eine große Eintracht-Chance zunichte gemacht.

Die Gäste verlegten sich aufs Kontern, erspielten sich dabei nur noch zwei Möglichkeiten. Eine Viertelstunde vor Schluß schoß Rudi Völler nach einer Vorlage von Reinders weit übers Tor, und in der 85. Minute traf Uwe Reinders nur das Außennetz. Der Rest des Spiels gehörte der Eintracht. Bruno Pezzey orientierte sich nach vorne, mit der Brechstange sollte versucht werden, den Bremer Riegel zu knacken. Doch Dieter Burdenski, der vor der Pause einige Male unsicher wirkte, hatte sich nun gefangen und lieferte ein gutes, sicheres Spiel. Aller Einsatz der Eintracht war vergeblich, selbst Bernd Nickels Freistöße fanden nicht den Weg zum Tor. Bis zum Schluß hielt Willi Neuberger durch. Die Oldtimer zeigte nach einer halbjährigen Pause eine sehr gute Leistung und gehörte sicherlich zu den besten Spielern auf dem Feld.

Trainerstimmen

Otto Rehhagel (Werder Bremen): „Wir haben heute mit viel Glück gewonnen. Dennoch muß ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Sie hat in dieser Saison Großartiges geleistet. Ich sehe die Chancen auf die Meisterschaft nach den Resultaten fifty-fifty. Schalke 04 könnte uns tatsächlich zum Titel verhelfen. Die Eintracht hat es uns nicht einfach gemacht, zu gewinnen. Sie hatte mehr Chancen als wir, brachte aber den Ball nicht im Tor unter. Das ist letztlich entscheidend. Uwe Reinders habe ich vom Feld genommen, weil er in der Schlußphase einfach zu wenig für die Mannschaft getan hat. Ich freue mich auf den nächsten Samstag. Es gab selten zuvor eine solch spannende Situation im Titelkampf.“

Uli Meyer (Assistenztrainer der Eintracht, der seinen Chef Branko Zebec vertrat): „Es war ein gutes bis sehr gutes Spiel, zu dem beide Seiten ihren Teil beigetragen haben. Wir hatten Chancen genug, um zu gewinnen. Nachher trauerten wir ihnen nach. Besonders schade war, wie das entscheidende Tor entstand. Vor dem Bremer Kasten vergab Cha eine Riesenmöglichkeit, dann konterte Reinders. Nun wünsche ich Otto Rehhagel mit seiner Mannschaft die deutsche Meisterschaft.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 29.05.1983)


Das alte Leiden mit Zebec

Der Trainer sei nicht in der Lage, an der Pressekonferenz teilzunehmen, teilte der Geschäftsführer der Frankfurter Eintracht der versammelten Schar mit. Wer Ohren hatte zu hören und Augen hatte zu sehen, der wußte, warum der 54 Jahre alte jugoslawische Fußball-Lehrer Branko Zebec nicht in dieser, sondern in einer peinlichen Lage war. Fünf Minuten vor dem Ende des Bundesligaspiels der Eintracht gegen Werder Bremen hatte Zebec die Trainerbank verlassen, die er mehr als Ruhebank genutzt hatte, und ging sichtlich unsicheren Schrittes Richtung Kabine.

Zebec hatte in den letzten Jahren stets Probleme mit sich und folglich auch mit seinem jeweiligen Arbeitgeber. In Hamburg mußte er gehen, weil er sich nicht nüchterner gab, als er wollte, in Dortmund führten dieselben Schwierigkeiten zu einer Entlassung, in Frankfurt scheint Zebec wieder einmal soweit zu sein. Als er letztes Jahr für den glücklosen Österreicher Helmut Senekowitsch verpflichtet wurde, galt er, trotz der sattsam bekannten Umstände, als unantastbar. Wenig Grund gab es zu mäkeln, zumal die Mannschaft mit ihm Auftrieb erhielt. Je mehr die Gefahr abnahm, abzusteigen, mehrten sich die Gefahrenmomente bei Zebec, in alte Zeiten zurückzufallen. Dazu kam, daß sein Umfeld wenig Verständnis aufbrachte und nach außen dringen ließ, was nicht dorthin gehört hätte. Zebec selbst gab letzten Endes keinen Anlaß mehr, dem Umfeld nicht Glauben schenken zu können. Er ließ sich in gleichem Maße gehen, wie es mit der Mannschaft aufwärtsging, und verschreckte damit nicht nur die Funktionäre, die ihn partout hatten in Frankfurt haben wollen, er verschreckte auch die Spieler, vornehmlich die jüngeren, die den Namen Zebec noch mit Respekt und menschlicher Qualifikation. verbanden. Der Kampf mancher Wohlgesinnter geriet an die Grenze zur Selbstaufgabe. Er selbst schien nicht mehr kämpfen zu wollen. Den Kampf gegen sich und mit sich.

Der Jugoslawe selbst betrieb durch manches Auftreten in der Öffentlichkeit Rufmord in eigener Sache. Er bestätigte, was nur als Gerücht herumschwirrte, als hochprozentig richtige Aussage. Viele Spieler schwören auf Zebec, rühmen seine fachliche Kompetenz. In Hamburg und Dortmund sagen sie, bislang kaum einen besseren gehabt zu haben — und sie haben ihn doch nicht mehr.

In Frankfurt stand am Samstag einer vor der Kabine und hatte eine Torte in der Hand, auf der geschrieben stand in feinem Zuckerguß: „Dem Retter der Eintracht“. Der gute Mann wurde sein Feingebäck nicht los. Zebec war nicht in der Lage, es entgegenzunehmen. Derweil sagte der Co-Trainer namens Meyer, daß es gut wäre, wenn Bremen Meister und damit die Arbeit der deutschen Trainer gewürdigt würde. Zuvor hatte Meyer einen Österreicher vor sich, und in Hamburg schwingt der Österreicher Happel das Zepter. Meyers jetziger Cheftrainer ist Jugoslawe — und bietet breite Angriffsfläche. Die nutzt mancher weidlich. (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.05.1983)

 

 

 

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