Werder Bremen - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1982/1983 - 16. Spieltag
3:0 (2:0)
Termin: Sa 04.12.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Dieter Stäglich (Wuppertal)
Tore: 1:0 Jürgen Pahl (3., Eigentor), 2:0 Rudi Völler (32.), 3:0 Wolfgang Sidka (78.)
Werder Bremen | Eintracht Frankfurt |
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Pahl mit dem Eigentor des Jahres Schwarzer Tag für Eintracht Frankfurt! Im achten Auswärtsspiel der Saison gab es bei Werder Bremen mit 0:3 nicht nur die achte Niederlage, sondern auch zwei gelbe Karten für Torhüter Jürgen Pahl und Verteidiger Uwe Schreml sowie Verletzungen für Bruno Pezzey, Thomas Kroth und Karl-Heinz Körbel. Genau nach drei Minuten war vor 16000 Zuschauern im Weserstadion für die Frankfurter schon alles vorbei. Jürgen Pahl fabrizierte das „Eigentor des Jahres", als er den Ball völlig unbedrängt ins eigene Tor warf. Rudi Völler vor der Pause und Wolfgang Sidka nach dem Wechsel gaben der während der gesamten 90 Minuten chancenlosen Eintracht den Rest. Branko Zebec hätte sechs oder sieben Spieler auswechseln können. Schließlich entschied er sich für den entnervten Torwart Pahl und den entkräfteten Amateur Helmut Gulich. Für sie kamen Joachim Jüriens und Mitte der zweiten Halbzeit Uwe Müller. An kuriosen Toren sind der Fußball im allgemeinen und die Frankfurter Eintracht im speziellen sicher nicht arm. Bernd Hölzenbeins Sitzkopfball gegen Bukarest und Werner Lorants 40-Meter-Eigentor in München sind in der jüngeren Geschichte des Frankfurter Bundesligisten noch in guter Erinnerung. Das Bremer Führungstor aber dürfte einmalig sein. Es war gerade die 3. Minute angebrochen, als Jürgen Pahl eine Rückgabe von Bruno Pezzey aufnahm. Der Frankfurter Schlußmann wollte den Ball auf die linke Seile zu Ralf Falkenmayer abwerfen, als er im letzten Moment sah, daß sein Verteidiger von Sidka angegriffen wurde. Pahl wollte den Ball zurückhalten, dabei rutschte er ihm aus der Hand und aus vier Metern ins verlassene eigene Tor. 1:0 für Werder Bremen — die Eintracht und Torwart Pahl waren am Boden zerstört, auch wenn Vorstopper Karl-Heinz Körbel den Unglücksraben trösten wollte. Es war nicht der erste und auch nicht der letzte Schlag, der die Frankfurter an diesem Tag traf. Schon beim Abschlußtraining am Freitag hatte sich herausgestellt, daß Mittelstürmer Jupp Kaczor erneut nicht dabei sein konnte. Die Leistenbeschwerden waren wieder aufgetreten. Trainer Branko Zebec wollte das Risiko nicht eingehen. Für Kaczor spielte Amateur Helmut Gulich. Nach genau einer Viertelstunde traf Siegmann mit vorgestrecktem Fuß Kroth so schwer am Bein, daß der Neuzugang der Frankfurter bis zur Halbzeit nur stark gehandikapt durchspielen konnte. Ähnlich ging es Libero Bruno Pezzey, der sich von der 33. Minute an nur noch humpelnd übers Feld quälte. Pezzey wurde gerade hinter dem Tor behandelt, als die Bremer durch Rudi Völler zum zweiten Treffer kamen. Aus dem Gewühl heraus löste sich der ehemalige Offenbacher und schob an Pahl vorbei in die lange Ecke. Dies war der vorläufige Höhepunkt einer Serie von Frankfurter Abwehrfehlern. Schon in der 13. Minute hatte Bum Kun Cha mit einer Rückgabe seine eigene gesamte Deckung aus dem Spiel gebracht und Völler den Ball in den Lauf gelegt. Doch der Bremer Torjäger zog am Tor vorbei. Zum Glück für die geschockte Eintracht setzten die Gastgeber nicht energisch nach. Im Hinblick auf das UEFA-Cup-Spiel am Mittwoch gegen Dundee United genügte Werder Bremen die 2:0-Führung. Sekunden vor der Pause bekam Jürgen Pahl nach einem brutalen Foul gegen Linksaußen Norbert Meier die gelbe Karte gezeigt. Meier hatte die Frankfurter Abseitsfalle überlistet, hatte Pahl bereits umspielt, als der Frankfurter Schlußmann zutrat. Glück für ihn, daß Schiedsrichter Dr. Stäglich, der ansonsten oft gegen die Frankfurter entschied, da nur die gelbe und nicht die rote Karte zückte. Positives gab es von den Frankfurtern eigentlich nichts zu berichten. Ein Freistoß von Bernd Nickel, ein Schuß von Ronnie Borchers ans Außennetz, das war auch schon alles, mit dem sich Bremens Torhüter Burdenski zu befassen hatte. Für Branko Zebec in der Halbzeit eine schwierige Aufgabe, in das totale Chaos wenigstens wieder etwas Ordnung zu bringen. Der Eintracht-Trainer hatte in den Kabinen schließlich ein Einsehen und nahm seinen völlig entnervten Schlußmann aus dem Spiel. Für Jürgen Pahl kam Joachim Jüriens. Die beiden angeschlagenen Spieler Bruno Pezzey und Thomas Kroth wurden notdürftig „zusammengeflickt“, vor allem Pezzey quälte sich mit einem dicken Verband am linken Knie über die Runden. Dennoch wurde die Eintracht teilweise sogar feldüberlegen, blieb aber in Strafraumnähe ungefährlich. Lediglich zwei Weitschüsse von Bernd Nickel verschafften Burdenski Arbeit. Bum Kun Cha mühte sich unentwegt, wurde von Siegmann aber mit gnadenloser Härte bekämpft und vom schwachen Schiedsrichter Dr. Stäglich gegen die Attacken des Bremer Vorstoppers nur selten geschützt. Zwölf Minuten vor Schluß versetzte Wolfgang Sidka der im wahrsten Sinn des Wortes angeschlagenen Frankfurter Abwehr (auch Karl-Heinz Körbel humpelte) den endgültigen K.o. Norbert Meier hatte die präzise Flanke geschlagen, Torwart Joachim Jüriens, der eine sichere und ruhige Partie geliefert hatte, konnte den Ball nicht mehr erreichen. Trainerstimmen Otto Rehhagel: (Bremen): „Mit der Leistung der ersten 45 Minuten haben wir am Mittwoch gegen Dundee United eine reelle Chance. Gewisse Nachlässigkeiten, die ich heute gesehen habe, dürfen wir uns allerdings gegen die Schotten nicht leisten.“ Branko Zebec (Frankfurt): „Die Bremer sind derzeit in optimaler Form, unsere Kunst war leider am Strafraum am Ende. Die Mannschaft hat zu körperlos gespielt.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 05.12.1982)
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