Eintracht Frankfurt - Karlsruher
SC |
Bundesliga 1981/1982 - 16. Spieltag
4:1 (1:1)
Termin: Sa 12.12.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Volker Roth
Tore: 1:0 Bruno Pezzey (37.), 1:1 Raimund Krauth (41.), 2:1 Karl-Heinz Körbel (66.), 3:1 Bum-Kun Cha (68.), 4:1 Bruno Pezzey (78.)
Eintracht Frankfurt | Karlsruher SC |
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Zuhause eine Macht Eine klare Sache war es nicht für die Frankfurter Eintracht — trotz des klaren Resultats. Der Karlsruher SC erwies sich bei seiner 1:4-Niederlage als hartnäckiger Gegner, und erst ein Frankfurter Zwischenspurt Mitte der zweiten Halbzeit knackte den Abwehrbeton. Bruno Pezzey, der Libero, und Karl-Heinz Körbel, der Vorstopper, zeigten sich wieder einmal als Meister der Brechstange. Pezzey schoß das 1:0 und das 4:1, Karl-Heinz Körbel das wahrscheinlich entscheidende 2:1. Dazwischen hatte Bum Kun Cha seine Ladehemmung überwunden und zum 3:1 in den Winkel getroffen. Für die tapferen Karlsruher — Torschütze Krauth — hätte es zum Schluß noch schlimmer kommen können, doch das wäre sicher zuviel des Schlechten gewesen. Bruno Pezzey und Karl-Heinz Körbel bei der Eintracht, Torwart Wimmer und Libero Theiss beim KSC waren die Besten im Waldstadion. Die 15.000 Zuschauer konnten schließlich zufrieden nach Hause gehen, die weiße Eintrachtweste — bisher zu Hause erst ein Verlustpunkt — blieb auch im letzten Vorrundenheimspiel bestehen. Das Karlsruher Tor war ebenso stark bewacht wie die Karlsruher Auswechselbank. Stunden vor dem Spiel war bei der Polizei eine Bombendrohung gegen KSC-Trainer Max Merkel eingegangen. Direkt neben dem Coach saß dann ein Sicherheitsbeamter. Und vor dem Tor der Gäste standen sich meistens 18 Spieler gegenseitig im Weg. Die Gäste, die Karlsruher, hatten sich voll auf Defensive verlegt, bauten ihren Strafraum zu, spielten eine Art Beton-Deckung. Daraus sollten dann gefährliche Konter entstehen. Die Eintracht tat sich wie immer gegen defensiv eingestellte Gegner sehr schwer, zumal Ronald Borchers im Angriff keinen Tritt fand und Bum Kun Cha sehr, sehr unglücklich spielte. Im Mittelfeld mühte sich Bernd Nickel, doch er konnte die Verletzungspause nicht so ohne weiteres verbergen. Manch gut gemeinter Paß ging in die Füße des Gegners. So wurde die Eintracht immer nur dann gefährlich, wenn sich am linken Flügel Willi Neuberger und Ralf Falkenmayer in den Angriff einschalteten. In der 13. Minute die erste ganz große Möglichkeit für die Gastgeber. Bernd Nickel erkämpfte sich im Strafraum den Ball, Karl-Heinz Körbel flankte nach innen, Norbert Nachtweih und Bum Kun Cha verpaßten aber ganz kurz vor dem Tor. Der direkte Konter des KSC sah dann Jürgen Pahl auf dem Posten. Weit aus seinem Tor geeilt, etwa 40 Meter in seiner Spielhälfte, nahm Pahl Krauth den Ball ab und spielte ihn auch noch sicher zu. Der Beifall von den Rängen war dem Frankfurter Torhüter gewiß. Sonst hatten die frierenden Zuschauer nicht viel zu klatschen. Beide Teams boten wenig, Torszenen gab es ganz selten. Zudem verweigerte Schiedsrichter Roth der Eintracht dann auch noch einen möglichen Elfmeter. Bruno Pezzey hatte Ralf Falkenmayer mit einem weiten Ball in den Strafraum geschickt, und Klaus Theiss stieß den kleinen Frankfurter um. Der Pfiff blieb aus. Fünfzehn Minuten lang passierte dann gar nichts mehr, bevor die Eintacht in der 36. Minute doch in Führung ging. Nachdem Bum Kun Cha gerade seine zweite gute Möglichkeit vergeben hatte — Boysen konnte seinen Schuß noch zur Ecke ablenken —, schlug Bruno Pezzey zu. Nach Stefan Lottermanns hartem Schuß in den Strafraum, verlängerte Pezzey mit einem Fallrückzieher artistisch ins Tor. Ein herrlicher Treffer, und alles schien so zu laufen wie geplant. Denn der KSC hatte bis dahin jegliche Torgefährlichkeit vermissen lassen. Doch drei Minuten vor der Pause jagte in der Eintracht-Abwehr ein Blackout den anderen. Am linken Flügel setzte sich Günther gegen Sziedat und gegen den nicht energisch genug eingreifenden Pezzey durch. Willi Neuberger stand auf dem falschen Fuß, rutschte aus, trat auch noch über den Ball, und Raimund Krauth hatte keine Mühe, aus kurzer Distanz zum Ausgleich einzuschießen. Ausgerechnet der ehemalige Frankfurter Krauth war also der Torschütze. Zur Pause dann Pfiffe von den Zuschauerrängen, in den letzten Wochen war die Eintracht Besseres gewohnt. Da hatte sie allerdings auch wesentlich besser gespielt. Nach dem Wechsel wurde die Partie besser, endlich, denn die Zuschauer waren schon sehr, sehr ungeduldig geworden. Die ersten Schläge setzte der Karlsruher SC. In der 49. Minute eine Riesenmöglichkeit für Groß nach Flanke von Wiesner. Doch Karlsruhes stürmender Abwehrspieler köpfte ganz knapp am Tor vorbei. Nur zwei Minuten später eine für Bum Kun Cha typische Szene. Ronnie Borchers hatte sich am linken Flügel durchgesetzt, flankte nach innen, Cha kam fünf Meter vor dem Tor an den Ball, doch anstatt aufs Tor zu köpfen, wollte er noch einmal Bernd Nickel vorlegen — die Chance war vertan. Die zwei nächsten Tormöglichkeiten hatten dann wieder die Karlsruher. In der 55. Minute verfehlte Günther mit einem Drehschuß nach Becker-Flanke ganz knapp, und dann hatte Jürgen Pahl seinen großen Auftritt. Günther flankte, Schüler köpfte, Pahl flog durch die ganze Breite des Tores und drehte den Ball um den Pfosten. Jetzt endlich war die Eintracht wach und zog einen Zwischenspurt an, dem der KSC nicht mehr gewachsen war. In der 63. Min. gab es drei Eckbälle hintereinander. Jedesmal von der rechten Seite, jedesmal trat Bernd Nickel, jedesmal schoß er den Ball an den vorderen Pfosten, wo Bum Kun Cha lauerte. Zweimal konnten die Karlsruher den Ball zur Ecke abwehren, beim drittenmal lag er dann im Netz. Cba hatte die Ecke verlängert gegen die Querlatte, Wimmer kam nicht an den Ball, Karl-Heinz Körbel, der beste Frankfurter, wurde für seinen Fleiß belohnt und schob den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Dies war in der 65. Minute, und nur drei Minuten später bereits die Entscheidung. Bum Kun Cha, bis dahin unglücklich kämpfend, hatte endlich einmal das nötige Quentchen Glück. Aus 18 Metern faßte er sich ein Herz, schloß ab, Boysen kam mit der Fußspitze an den Ball, und der flog hoch über Wimmer hinweg genau in den Torwinkel zum 3:1 Bernd Nickel, der lange verletzt gewesene Spielmacher, konnte beruhigt den Platz verlassen. Noch in derselben Minute kam für ihn Joachim Löw. Die Gäste aus Karlsruhe brachten nun eine etwas ruppige Note ins Spiel, doch nicht Dohmen, der nach einem Foul an Borchers die gelbe Karte erhielt, hatte eine Verwarnung verdient, sondern eher Boysen, der mit gestrecktem Bein in Ronald Borchers hineingerutscht war. Aber der Schiedsrichter ließ dieses böse Foul ebenso durchlaufen wie eine Revancheattacke von Ralf Falkenmayer. In der 77. Minute wurde aus dem schwererkämpften Sieg sogar noch ein standesgemäß hoher. Wieder einmal war das Frankfurter Abwehrzentrum im gegnerischen Strafraum aufgetaucht, Körbel schoß volley, und Bruno Pezzey verlängerte mit der Hacke ins Tor. Wie schon beim 1:0 gegen Rostow im Europacup vor einigen Wochen und beim 1:0 in diesem Spiel war es eine artistische Leistung von Bruno Pezzey. Das zweite Tor des Liberos. Die Meinung des Trainers Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Ich muß meiner Mannschaft zu ihrer Geduld gratulieren. Das Resultat sagt nichts aus, wie gut der KSC gespielt hat, wie schwer er es uns gemacht hat. Spielerisch konnten die Karlsruher mithalten und sie sind auch ein Risiko eingegangen. Erst in der zweiten Halbzeit haben wir uns langsam, aber sicher, durchgesetzt. Die optischen Vorteile in der ersten Halbzeit haben nichts gebracht, denn in dieser Phase konnten wir kaum Chancen herausspielen. Das zeigt, wie gut der KSC gestanden hat. Er hat es uns sicher schwerer gemacht, als wir es vorher erwartet haben. Insgesamt können die Zuschauer mit diesem Spiel zufrieden sein, beide Seiten haben guten Fußball geboten. Ich bin sehr froh, daß ich den Einsatz von Bernd Nickel riskiert habe. Auch wenn die Zuschauer manchmal nicht zufrieden waren, für die Mannschaft hat er gut gespielt. Ich halte es für sehr wichtig, wenn einer dabei ist, der auch Pässe mit Risiko spielt. Nickels Einstand war sicher geglückt.“ Neunzehn Punkte hatte Lothar Buchmann für die Vorrunde einkalkuliert, zwanzig sind es schon ein Spieltag vor Schluß. „Und warum sollten wir nicht auch am Mittwoch aus Braunschweig einen mitbringen?“, fragt der Trainer. Ja, warum nicht? (Abendpost-Nachtausgabe)
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