Joachim "Yogi" Löw *03. 02. 1960 1970 bis 1978 FC Schönau, Eintracht Freiburg, 1978 bis 1980 SC Freiburg, 1980/81 VfB Stuttgart, 1981/82 Eintracht, 1982 bis 1984 SC Freiburg, 1984/85 Karlsruher SC, 1985 bis 1989 SC Freiburg, 1989 bis 1992 FC Schaffhausen, 1992 bis 1994 FC Winterthur, 1994/95 FC Frauenfeld.
"Ich bin der Löw" Trainer neigen dazu, Spieler zu verpflichten, mit denen sie bereits gearbeitet haben. Es kauft halt keiner gerne die Katze im Sack. Als Lothar Buchmann bei der Eintracht Trainer und das Geld – wie meist – knapp war, griff er beispielsweise im Sommer 1981 auf einen solchen Spieler zurück. Sein Name: Joachim Löw. „Ein Talent wie Allgöwer“, behauptete Buchmann. Auf der Suche nach einem Nachfolger für Bernd Hölzenbein konnte diese Verpflichtung dennoch keinen vom Hocker hauen. Mit Christian Sackewitz und Rudi Völler war nach den Ankündigungen von Manager Klug gerechnet worden, nun kamen Holger Anthes, Bernd Eufinger und eben dieser Joachim Löw. Dabei war die Eintracht an Löw schon über ein Jahr zuvor interessiert gewesen. Da allerdings hatte Buchmann noch als Coach des VfB Stuttgart den Spieler des SC Freiburg zu den Schwaben gelockt. Als Trainer der Riederwälder erinnerte er sich an Löw, der sich beim VfB auch wegen eines Beinbruchs nicht hatte durchsetzen können und sorgte dafür, dass Löw für eine Saison ausgeliehen wurde. Das Geld für den Kauf Löws hatte der amtierende Deutsche Pokalsieger angesichts von kolportierten 5 Millionen DM Verbindlichkeiten nicht. Das wurde spätestens klar nachdem Schatzmeister Dieter Bartl aus seinem Urlaub zurückkehrte und das öffentlich angekündigte Interesse der Eintracht am Bochumer Eggeling beendete. Bartl legte sein Veto ein, obwohl der VfL von seiner ursprünglichen Forderung – eine Million DM - abgerückt war. „Alles war also nur ein Ballyhoo“, schrieb Rainer Franzke daraufhin im „Kicker“. Joachim Löw, der vom „Umfeld“ der Eintracht mit Skepsis aufgenommen worden war, bescheinigte Franzke ein „enormes Pensum, großes Verständnis und Übersicht“. Da hatte die Eintracht beim Turnier in Paris gerade den AS St. Etienne im Elfmeterschießen geschlagen und Löw neben dem überragenden Torhüter Jürgen Pahl die besten Kritiken erhalten. Hartmut Scherzer notierte für die Abendpost/Nachtausgabe: „Joachim Löw trug als zweite Sturmspitze Bernd Hölzenbeins hinterlassene Nummer 7. Eifrig, fleißig, immer bereit sich anzubieten, und immer gewillt, den Ball sofort wieder abzugeben, bemühte Löw sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.“ Gegen St. Gallen konnte sich Löw dann zwar nicht so in Szene setzen, erzielte aber den einzigen Treffer und zuvor beim 6:1-Testspielsieg gegen eine Auswahl St. Margrethen/Höchst gar deren vier. Trainer Buchmann, bei der Eintracht trotz des Pokalgewinns selbst nicht unumstritten, triumphierte: „Ich habe immer an Löw geglaubt und ich wusste, dass er genau in unserer Frankfurter Konzept passen würde. Deshalb habe ich mich für ihn stark gemacht.“ Der so Gelobte mochte da nicht widersprechen: „Das komplizierte, vertrackte Passspiel der Frankfurter liegt mir. Ich bin kein Dauerläufer. Ich hab’ den Ball lieber flach, passe mich den Nebenleuten an, gehe auf ihre Ideen ein, wenn ich so viel Verständnis wie von meinen neuen Kameraden finde.“ Buchmanns und Löws Einschätzungen wollte zu diesem Zeitpunkt keiner mehr widersprechen. „Ich konzentriere mich zwar auf das Spiel, habe mir auch schon ausgemalt, wie ich gegen Kaiserslautern ein Tor schießen könnte, aber ein Hölzenbein-Trauma gibt’s bei mir nicht. Ich bin nicht der Holz. Ich bin der Löw“, gab der Stürmer gegenüber der „Bild“ zu Protokoll. Und als Löw dann noch am 1. Spieltag beim 2:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern gleich beim ersten Heimspiel sein erstes Tor machte, meinte Peppi Schmitt – trotz des von Pahl gehaltenen Elfmeters von Friedhelm Funkel - bereits den neuen „Publikumsliebling“ gesehen zu haben. Nun, die Gunst der Fans verfliegt nicht weniger langsam als journalistische Superlative, wenn die erwarteten Leistungen ausbleiben. Löw blieb in den folgenden Spielen ohne Torerfolg, seine Einsätze zeugten von mangelndem Durchsetzungsvermögen und fehlender Ausdauer. So bescheinigte ihm die Abendpost/Nachtausgabe nach dem 2:0-Sieg gegen Saloniki zwei gute Szenen in der ersten Halbzeit, stellte jedoch auch die Frage: „Aber wann reicht bei ihm endlich die Kraft für 90 Minuten?“ Beim 2:1 gegen Bielefeld am 10. Spieltag spielte Löw erneut fast eine Stunde schwach, bevor er nach einem Missverständnis zweier Arminen von der Mittellinie allein aufs Tor laufen durfte, Torhüter Kneib umspielte und traf. Danach lief es besser, doch Trainer Buchmann ermahnte trotz des Sieges neben Wolfgang Trapp seinen Stürmer ebenfalls: „Auch der Jogi muss mehr aus sich machen und vor allem zweikampfstärker werden.“ Löw traf daraufhin beim 2:3 im Auswärtsspiel bei den Bayern in München und beim folgenden 3:1-Heimspielsieg gegen Bayer Leverkusen. Sein Tor gegen die Elf des Bayer-Konzerns war ein Leckerbissen: Auf Höhe der Mittellinie kam er an dem Ball und ließ seinem Spurt einen 20-Meter-Schuss in den Torwinkel folgen. Nachdem Löw nun in drei aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen getroffen hatte, keimte die Hoffnung auf, Löw habe sich nach einer Eingewöhnungszeit an das raue Klima der Bundesliga gewöhnt. Die Hoffnung trog, Löw erzielte in der gesamten Saison bei 13 weiteren Pflichtspieleinsätzen nur noch ein einziges Tor - per Elfmeter beim 4:2 gegen den 1. FC Köln am 21. Spieltag. Das abschließende Urteil über Joachim Löw als Erstligastürmer war gefällt und es entsprach dem Prädikat, das die Abendpost / Nachtausgabe dem Stürmer nach der 2:5-Niederlage am 25. Spieltag in Stuttgart verpasst hatte: „Völlig harmlos.“ Als Löw eine Woche später von Co-Trainer Uli Meyer gar beim Freundschaftsspiel in Kassel zur Pause ausgewechselt wurde, soll sich der demoralisierte Löw in der Kabine eingeschlossen haben … Keine schöne Zeit für den Stürmer, es ist kein Wunder, dass er diese heute nur erwähnt, wenn er darauf angesprochen wird. Joachim Löw kehrte nicht zum VfB zurück, sondern wechselte wieder in seine Freiburger Heimat. Dort stellte er mit 25 Treffern in den folgenden zwei Spielzeiten sofort unter Beweis, dass es sich bei ihm um einen erstklassigen Zweitligatorjäger handelte. Die zweite Liga war seine Kragenweite, dort konnte er seine Technik ausspielen, die in der höchsten Spielklasse wegen seiner körperlichen und kämpferischen Defizite nicht zur Geltung kamen. Löw selbst wollte das nach seinen gescheiterten Versuchen beim VfB und der Eintracht wohl nicht wahrhaben, denn nach 17 Treffern beim SC Freiburg in der Saison 1983/84 wechselte er noch einmal in die 1. Bundesliga, zum Aufsteiger Karlsruher SC. Löw stellte beim späteren Absteiger erneut unter Beweis, dass er auch unter Erstklassigen nur zweitklassig spielen konnte und verabschiedete sich nach 24 weiteren Erstligaspielen, in denen er 2 Tore erzielte, wieder in den Breisgau. Dort reüssierte er in den beiden folgenden Spielzeiten mit 12 bzw. 17 Treffern in je 37 Ligaspielen noch einmal. Danach sank auch dort seine Trefferquote. Nachdem er in seiner letzten Saison in Freiburg in 22 Zweitligaspielen nur noch 2 Treffer - beide per Elfmeter - erzielen konnte, wechselte Löw 1989 im Alter von 29 Jahren in die Schweiz und beendete Mitte der 90er dort auch seine Profi-Karriere. (rs)
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