Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen

Bundesliga 1981/1982 - 12. Spieltag

3:2 (1:1)

Termin: Fr 30.10.1981, 20:00 Uhr
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Karl-Heinz Tritschler (Freiburg)
Tore: 0:1 Jürgen Glowacz (16., Foulelfmeter), 1:1 Werner Lorant (22., Foulelfmeter), 2:1 Stefan Lottermann (62.), 3:1 Joachim Löw (81.), 3:2 Jürgen Glowacz (87.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayer Leverkusen

 


  • Uwe Greiner
  • Jürgen Gelsdorf
  • Dietmar Demuth
  • Peter Klimke
  • Thomas Hörster
  • Arne-Larsen Ökland
  • Jürgen Glowacz
  • Klaus Bruckmann
  • Peter Hermann
  • Christian Sackewitz
  • Wolfgang Vöge

 

Wechsel Wechsel
  • Dieter Herzog für Arne-Larsen Ökland (69.)
Trainer Trainer
  • Willibert Kremer  

 

Pezzey und Falkenmayer als tragende Kräfte

Letztlich feierte die Eintracht einen feinen Sieg gegen den Tabellen-Nachbarn Bayer Leverkusen, auch wenn er mit 3:2 äußerst knapp ausfiel. Nach einer starken ersten Halbzeit wurden die Gäste aus Leverkusen in der zweiten doch deutlich an die Wand gespielt. Lorant, Lottermann und Löw fuhren den Lohn ein für eine lockere Leistung, die besonders von Bruno Pezzey und dem jungen Falkenmayer geprägt wurde. Aber auch alle anderen waren gut im Soll, und hätte der Schiedsrichter nicht so oft Abseits gesehen, dann wären sicherlich noch einige Eintracht-Tore gefallen.

Die vermeintlich unattraktiven Gegner liefern oft besonders temperamentvolle Spiele. Bayer Leverkusen überraschte mit der Bereitschaft zum offenen Schlagabtausch mit den drei Sturmspitzen Vöge, Ökland und Sackewitz. Als man nach einer halben Stunde die Chancen abzählte, hatten sie ein deutliches Übergewicht, Ökland hatte freistehend vergeben, als Vöge ihn anspielte, nachdem er Neuberger den Ball weggespitzelt hatte. Nur mit einem gewaltigen Sprint Richtung eigenes Tor hatte Lottermann (er bekam sogar einmal Szenenbeifall) den Ball vor dem leeren Tor erwischt, den Herrmann kurz vor dem Zusammenprall mit dem zu weit herausgestürzten Pahl aus 30 Metern abgeschossen hatte. Von den vorgezogenen Fernschüssen von Ökland und Vöge gar nicht zu reden.

In der Eintracht-Deckung hatte Michael Sziedat den Linksaußen Sackewitz noch am besten im Griff, aber Körbel und Neuberger hatten deutliche Probleme. Die Eintracht hatte Pfostentreffer dagegenzusetzen. Einmal von Cha, der erfreulich agil wirkte, einmal von Pezzey, der sich wieder des öfteren bis in den gegnerischen Strafraum vorarbeitete. Der junge Anthes hatte bei der ersten Eintracht-Chance nach einem Kopfball von Pezzey über den Ball getreten. Auch Nickels Regiekünste nutzten lange Zeit nicht allzuviel gegen die gut postierte Leverkusener Deckung. Falkenmayer, der wieder ein ungeheures Laufpensum hinter sich brachte, riß noch am meisten die Deckung der Gäste auf.

Die Tore zum l:l-Pausenstand fielen beide durch Elfmeter, die viel Diskussionsstoff lieferten. Hatte Sziedat den Ball getroffen, als er den in den Strafraum eindringenden Bruckmann bremste? Der Schiedsrichter war nicht dieser Meinung, und Glowacz verwandelte zur Führung der Gäste. War Cha abseits, als Nickel einen Traumpaß in seine Richtung losließ? Auch hier war der Schiedsrichter anderer Meinung als die Leverkusener. Und dann gab es keine Diskussion mehr, als Torwart Greiner im Strafraum Cha am Einschuß hinderte. Für die Eintracht verwandelte wie üblich Werner Lorant.

Bernd Nickel war doch noch nicht bereit für ein Spiel über volle 90 Minuten. Darum wurde er schon in der Pause gegen Joachim Löw ausgetauscht. Sehr rasch holte nun die Eintracht im Chancenkatalog auf. Innerhalb von fünf Minuten notierte man einen Volleyschuß von Anthes, den Torwart Greiner parierte, einen Kopfball von Pezzey, den Glowacz aus dem Toreck köpfte, und einen Fernschuß von Lottermann, bei dem Torwart Greiner den Ball noch um den Pfosten drehte.

Die Eintracht machte Druck, wirkte viel bissiger als im ersten Durchgang, holte Eckball auf Eckball, und nach dem neunten drosch Lottermann aus dem Hinterhalt den Ball über Freund und Feind hinweg ins Tor. Er ist ein Spezialist für besonders schöne Tore.

Noch schöner wäre kurz später ein Tor von Körbel gewesen, wenn sein Fallrückzieher nach einer Flanke von Lottermann nicht über das Tor geflogen wäre. Die Leverkusener nahmen dann zwar ihren gefährlichsten Stürmer, Ökland, vom Platz, weil er angeschlagen war. Aber plötzlich tauchten sie noch einmal aus der Versenkung auf und hatten ein paar gefährliche Strafraumszenen, denn der erfahrene Herzog war für ihn gekommen. Auch die Eintracht nahm noch einmal einen Wechsel vor. Anthes ging, mit viel Beifall bedacht, Trapp kam für ihn und Willi Neuberger rückte in vordere Positionen. Er war es denn auch, der Torwart Greiner zu einer großen Parade herausforderte.

Beim übernächsten Angriff der Eintracht aber, als Joachim Löw ganz beherzt aus 15 Metern aufs Tor drosch da war auch Torwart Greiner machtlos, und die Eintracht hatte ihren Sieg so gut wie abgesichert. Am Schluß wurde es aber noch einmal eng, denn Glowacz verkürzte zwei Minuten vor Schluß auf 3:2, und Hermann hatte Sekunden darauf noch eine Riesenchance. (FR)

 


 

Traumtore der Sorgenkinder

Sie wurden viel geschmäht in der Vergangenheit, Stefan Lottermann und Joachim Löw. Trotz vielversprechender Ansätze war der Durchbruch in der Bundesliga nicht gelungen. Selbst Trainer Buchmann, Fürsprecher von Lottermann und „Einkäufer“ von Löw, schien die Geduld zu verlieren, „Ich erwarte mehr“, sagte Buchmann, „Stefan und Joachim müssen sich endlich durchbeißen.“ Seit Freitagabend sieht es nun so aus, als ob die beiden „Sorgenkinder“ der Eintracht doch noch viel Freude bereiten könnten. Beim 3:2 (1:1) gegen Bayer Leverkusen gehörten sie zu den besten Spielern, vor allem aber zu den entscheidenden. Das 2:1 und 3:1, die siegbringenden Treffer, gingen auf ihr Konto.

Lottermann und Löw, aus den Zauderern wurden mutige und erfolgreiche Schützen. Stefan Lottermanns 2:1 gegen Leverkusen war sein drittes Tor im vierten Spiel, und es war wieder ein „Traumtor“. Bruckmann, der Leverkusener Vorstopper, hatte eine Flanke von Anthes mit dem Kopf abgewehrt, Lottermann aus knapp 20 Metern volley draufgehalten. Genau im Torwinkel schlug der Ball ein.

Es war nicht der erste Bilderbuchtreffer des ehemaligen Offenbachers. Vor einer Woche in München gelang ihm ein ähnlich spektakuläres Tor, zwei Wochen zuvor in Düsseldorf schloß er einen geschickten Doppelpaß überlegt ab. Lottermann — der Spezialist für „Tore des Monats“. Sein Selbstvertrauen steigt mit diesen Treffern ebenso sprunghaft an wie die Anerkennung innerhalb der Mannschaft. „Für die Mannschaft hat er mit seiner Bereitschaft, weite Wege zu gehen, schon immer viel getan“, lobt. Trainer Lothar Buchmann, „daß er jetzt auch noch trifft, macht ihn noch wertvoller für uns.“

Zum heimlichen Torjäger entwickelt sich Joachim Löw, der in den letzten drei Bundesligaspielen dreimal ins Schwarze traf. Als Neuling vor der Saison waren viele Vorschußlorbeeren für den ehemaligen Stuttgarter verteilt worden, doch der 21jährige einstige Junioren-Nationalspieler konnte in der Bundesliga zunächst nicht halten, was er in den Freundschaftsspielen versprochen hatte. Dem Tor im Auftaktspiel gegen Kaiserslautern folgte eine länge Sendepause, schließlich die große Krise und die Verbannung auf die Ersatzbank.

„Er muß durch dieses Tief“, forderte Lothar Buchmann, und „Jogi“ Löw scheint es geschafft zu haben. Das 2:1 gegen Bielefeld, das 1:0 in München und jetzt das 3:1 gegen Leverkusen — aus dem brillanten Techniker scheint ein Mann mit Durchsetzungsvermögen zu werden. Persönlicher Höhepunkt war für Löw sicherlich sein Tor am Freitagabend gegen Bayer Leverkusen. Kurz hinter der Mittellinie kam er in Ballbesitz, einen 40-Meter-Spurt schloß er mit einem herrlichen 20-Meter-Sehuß in den Winkel ab. „Zwei sehenswerte Treffer haben uns geschlagen“, kommentierte hinterher Leverkusens enttäuschter Trainer Willibert Kremer. Stefan Lottermann und Joachim Löw schießen nicht nur schöne Tore, sondern auch wichtige. (Abendpost-Nachtausgabe)

 


Frankfurts Vorstand mit bisher unbekannten Verbindlichkeiten konfrontiert

Die Erleichterung, gegen den Außenseiter Bayer Leverkusen noch einmal mit dem Schrecken davongekommen zu sein, war bei Eintracht Frankfurt allgegenwärtig. Einen sportlichen Ausrutscher hätten sich die Frankfurter in ihrer gegenwärtigen Situation allerdings auch gar nicht erlauben dürfen. Die Zeiten haben sich im Riederwald nämlich drastisch verschlechtert.

Durch Indiskretionen im Verwaltungsrat sickerte durch, daß die Verbindlichkeiten der Eintracht nicht, wie seither angenommen fünf Millionen, sondern gar sechs Millionen Mark betragen sollen. Zwei Stunden lang stand das Präsidium am Freitagabend zu diesem Thema Rede und Antwort. Die sechs Millionen Mark wurden dabei nicht dementiert. Es kam jedoch klar zum Ausdruck, daß die plötzlich erhöhte Schuldenlast noch aus der Amtsperiode des vorigen Präsidiums stammt „Es gibt eine Reihe von alten Forderungen, die in der Bilanz 1980 nicht erfaßt sind“, gab der neue Schatzmeister Peter Heinz zu.

Das neue Führungstrio war zwar bemüht keine „schmutzige Wäsche" zu waschen. Dennoch kam Präsident Axel Schander um einige negative Bemerkungen gegenüber seinem Amtsvorgänger nicht herum. „Wir haben in den letzten Monaten von Verbindlichkeiten erfahren, die uns nicht bekannt waren. Ich bin insgesamt erstaunt wie amateurhaft der Verein vorher geführt wurde. Und wenn ich jetzt höre, daß unsere Vorgänger zum Beispiel öffentlich erklären wollen, daß es nie ihre Absicht gewesen war, Borchers zu verkaufen, obwohl der Transfervertrag mit dem HSV schon so gut wie unterschrieben war, dann fragen wir uns, wer in diesem Verein vor unserer Amtsübernahme am 25. Mai eigentlich das Sagen gehabt hatte.“

Zur Verbesserung der finanziellen Situation stellte Schander einige Vorhaben in Aussicht die vor allem in einer besseren Vermarktung des Vereins und der Spieler liegen. (Kicker)

 

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