Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1981/1982 - 8. Spieltag

4:1 (0:0)

Termin: Sa 26.09.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Reydt)
Tore: 1:0 Willi Neuberger (51.), 2:0 Werner Lorant (56., Foulelfmeter), 3:0 Werner Lorant (76., Foulelfmeter), 3:1 Didier Six (79.), 4:1 Bum-Kun Cha (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Helmut Roleder
  • Alexander Szatmari
  • Bernd Förster
  • Karlheinz Förster
  • Günther Schäfer
  • Erwin Hadewicz
  • Hermann Ohlicher
  • Karl Allgöwer
  • Dieter Müller
  • Walter Kelsch
  • Didier Six

 

Wechsel Wechsel
  • Harald Beck für Walter Kelsch (67.)
Trainer Trainer
  • Jürgen Sundermann  

 

Mutiger, bissiger, besser

Im Kampf zweier Verzweifelter bewies die Frankfurter Eintracht mehr Mut und feierte einen auch in dieser Höhe verdienten 4:1-(0:0-)Sieg über den enttäuschenden VfB Stuttgart. Die Schwaben, nur darauf bedacht, Tore zu verhindern, wurden nach der Pause von einer großartig auftrumpfenden Eintracht, als sich jeder Frankfurter Spieler enorm steigerte, nahezu an die Wand gespielt. Zwei Foulelfmeter von Werner Lorant sowie Tore von Willi Neuberger und Bum Kun Cha führten bei nur einem Gegentreffer von Six zum klaren Erfolg. 25.000 Zuschauer hatten ihre Freude an der kampfstarken, aggressiven und spielerisch überlegenen Eintracht, die das Fehlen Ihres Spielmachers Bernd Nickel weitaus besser verkraftete als der VfB das Fehlen von Hansi Müller.


Lothar Buchmann überraschte mit der Formation: Er hatte Bernd Nickel zu ersetzen, dafür Werner Lorant wieder dabei, ließ aber Joachim Löw gegen „seinen“ Verein (er ist ja nur Leihgabe des VfB an die Eintracht) draußen, ohne dafür Holger Anthes zu bringen. Buchmann: „Zur physischen Schwäche ‚Jogis‘ in den letzten Spielen kam gegen seinen alten Verein der psychologische Druck. Da war mir das Risiko zu groß.“ So kam Stefan Lottermann (Buchmann: „Er hat im Training einen hervorragenden Eindruck hinterlassen“) zu einem Comeback.

Weitere Konsequenzen: Ronald Borchers mußte nun neben Bum Kun Cha in die Spitze vorrücken. Der Nationalspieler stand damit im direkten Duell Karl-Heinz Förster gegenüber, Bum Kun Cha hatte es diesmal mit dem anderen Förster zu tun. Und Karl-Heinz Förster ging gegen den Kollegen aus der Nationalmannschaft nicht gerade zimperlich vor. In der 27. Minute erhielt er sogar die gelbe Karte.

Durch diese Maßnahme Buchmanns wurde Borchers viel von seiner sonstigen Wirkung genommen. Er kam in den ersten 45 Minuten nie zu einem seiner rasanten Spurts aus dem Mittelfeld oder zu einem seiner herrlichen Flankenläufe. Dennoch hatte die Eintracht in der ersten Halbzeit ein klares spielerisches Übergewicht und eine Fülle von Torchancen, weil der VfB überhaupt nichts riskierte, Six von Sziedat und Dieter Müller von Körbel zur völligen Harmlosigkeit verdammt wurden.

Die Eintracht brauchte bei der Verzögerungs- und Hinhaltetaktik des VfB, der manchmal minutenlang den Ball in der eigenen Hälfte hin- und herschob, nur auf Konterchancen zu warten. Und die boten sich. Gefährlich wurde es vor allem, wenn das Abwehrbollwerk Pezzey/Körbel seinen Aufgabenbereich in den gegnerischen Strafraum verlegte.

Die Eintracht-Chancen vor der Pause:

8. Minute: Einen Kopfball von Nachtweih parierte Bernd Förster auf der Torlinie ebenfalls mit dem Kopf.

14. Minute: Ein herrlicher direkter Drehschuß von Pezzey nach einer Vorlage von Körbel ging knapp über das Tor.

16. Minute: Nach einem glänzenden Solo von Nachtweih erhielt Körbel freistehend, freilich mit dem Rücken zum Tor, den Ball. Körbel spielte ab, anstatt aus der Drehung selbst zu schießen.

38. Minute: Ein Schuß von Willi Neuberger klatschte an die Querlatte.

41. und 43. Minute: Nach Sziedat-Flanke fliegt Bruno Pezzey zweimal durch den Strafraum, wird zweimal gerempelt und kann so den Ball nicht erreichen.

Demgegenüber stand in den ersten 45 Minuten nur eine VfB-Möglichkeit, doch Pahl stürmte in der 23. Minute aus seinem Strafraum heraus und klärte vor Allgöwer. Das 0:0 zur Pause schmeichelte dem VfB.

Was die Eintracht in den 45 Minuten der ersten Halbzeit verpaßt hatte, holte sie nach sechs Minuten der zweiten Hälfte nach: das längst verdiente und fällige Führungstor. Die Szene schien freilich alles andere als eine Torchance zu sein; denn Willi Neuberger, der Windhund, rannte die rechte Seite runter, zog den Ball fast von der Eckfahne, was wohl eine Flanke werden sollte, vors Stuttgarter Tor. Zum Schrecken für den VfB und zur Freude für die Eintracht senkte sich der angeschnittene Ball noch unter die Querlatte und über die Fingerspitzen von Roleder ins Tor. Ein schwerer Fehler des Torwarts, der völlig unbedrängt war, aber den Ball falsch berechnet hatte.

Unnötig aus Sicht des VfB war auch das zweite Tor nur wenig später in der 57. Minute. Denn beim Spurt nach dem zu weit vorgelegten Ball hatte Ronnie Borchers keine Chance mehr, vor dem herausstürzenden Roleder noch an den Ball zu kommen. Dennoch hielt ihn Bernd Förster von hinten am Hemd fest und warf ihn im Strafraum zu Boden. Klarer Fall: Elfmeter, den Werner Lorant sicher zum 2:0 verwandelte.

Innerhalb von sechs Minuten war das Spiel damit entschieden. Denn der VfB besaß nicht die Moral und den Mumm, noch viel umzubiegen. Auch der Wechsel von „Joker“ Beck für Kelsch brachte keinerlei Aufschwung.

Die Eintracht, getragen vom Riesenpensum eines Werner Lorant, von der Zuverlässigkeit eines Sziedat, von der Übersicht, die Ralf Falkenmayer als kleiner Spielmacher ausstrahlte, dem Fleiß von Norbert Nachtweih, der Kampfkraft von Körbel und Pezzey und vor allem der Zweikampf stärke, mit der sich Borchers immer mehr gegen Karl-Heinz Förster behauptete, bestimmte das Spiel.

Das 3:0 mußte die Eintracht zweimal schießen. Nachtweih wurde von Allgöwer im Strafraum gelegt, der Ball rollte an den Pfosten und von dort wie eine Billardkugel von der Bande noch ins Tor. Dennoch brachte der schwache Schiedsrichter Dieter Pauly die Eintracht um diesen Vorteil, pfiff Elfmeter und Werner Lorant verwandelte seinen zweiten Strafstoß in der 76. Minute. Danach wurde Lorant, er hatte mehr als seine Schuldigkeit getan, wie vorher Lottermann gegen Low nun gegen Trapp ausgetauscht.

Bum Kun Cha war es nach mehreren Versuchen in der letzten Spielminute vergönnt, endlich sein Tor zum 4:1 zu schießen. Das Gegentor von Six zwischendurch war nur ein Schönheitsfehler am sonst makellosen Sieg der Eintracht. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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