Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1981/1982 - 6. Spieltag

3:2 (1:2)

Termin: Sa 12.09.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 1:0 Bum-Kun Cha (40.), 1:1 William Hartwig (42.), 1:2 William Hartwig (43.), 2:2 Norbert Nachtweih (68.), 3:2 Ronald Borchers (84.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


 

Wechsel Wechsel
  • Jürgen Milewski für Lars Bastrup (67.)
Trainer Trainer
  • Ernst Happel

 

Die Stars waren Borchers und Nachtweih

Das Waldstadion erlebte endlich wieder einmal einen echten Bundesliga-Hit, und 40.000 Zuschauer waren hellauf begeistert von dem Feuereifer der Frankfurter, mit dem sie die kühlen Hamburger in der zweiten Halbzeit niederkämpften. 3:2 (1:2) siegte die Eintracht über den HSV. Dabei hatten die Frankfurter zunächst einen Schock nach dem anderen hinnehmen müssen. Bernd Nickel konnte in letzter Minute nicht mit einlaufen. Chas Führungstor vor der Pause wurde in den letzten Minuten vor dem Wechsel durch zwei Kopfbälle von Jimmy Hartwig noch in einen schockierenden Rückstand verwandelt. Aber die Eintracht fing sich nach der Pause, spielte um alles oder nichts, kämpfte auf Biegen oder Brechen; und ihren beiden überragenden Spielern Norbert Nachtweih und Ronald Borchers war es vorbehalten, Ausgleich und umjubelten Siegestreffer zu erzielen. Beim HSV glänzte Felix Magath als großer Spielmacher. Bei der Eintracht hatte sich das Fehlen von Bernd Nickel und Werner Lorant (dafür waren Willi Neuberger und Bum Kun Cha wieder dabei) nur in der ersten Halbzeit bemerkbar gemacht. Das Tor zum 1:0 hat dem Koreaner hoffentlich wieder Mut gemacht. Zur spektakulären Leistung von Ronny Borchers bleibt zu sagen: die seltsame Art von Trainer Lothar Buchmann, den Nationalspieler zu motivieren, scheint doch die einzig richtige zu sein …

Der HSV strotzte von der ersten Minute an Mann für Mann vor Selbstbewußtsein, ohne daß es jemals in Selbstüberschätzung überschwappte. Felix Magath lenkte das Spiel mit großer Übersicht und herrlichen Pässen. Ein großer Spielmacher! Daran mangelte es bei der Eintracht. Denn Nickel, der Schlachtenlenker, und Lorant, der Schaffer, hatten Lücken im Mittelfeld hinterlassen.

Schon nach zwei Minuten mußte Torwart Jürgen Pahl aus seinem Strafraum herausstürzen, um nach einem Steilpaß von Kaltz allein gegen Wehmeyer in letzter Sekunde zu retten. Der HSV spielte abgeklärt, die Eintracht versuchte es mit Elan. Ronald Borchers vor allem brachte auf der rechten Seite den nötigen Schwung ins Spiel, half hinten aus (gegen Memering und bei hohen Bällen gegen Hartwig) und riß mit seinen Spurts und Flanken als einziger die HSV-Abwehr auf. Falkenmayer kam dadurch auf der linken Seite zweimal zum Torschuß, hatte aber Pech, daß er nur knapp verfehlte. Ebenso wie später Norbert Nachtweih mit einem Kopfball.

Die bis dahin klarste Chance aber hatte der HSV, als in der 23. Minute Kaltz durch den Strafraum der Eintracht kurvte, zum freistehenden Hartwig paßte, der aber völlig unkonzentriert trotz bester Position neben das Tor schoß. Der Eintracht fehlte im Sturm die Durchschlagskraft. Cha blieb, ängstlich, Löw blieb zahm. Am Koreaner endete auch eine der ganz großen Szenen des Ronnie Borchers, der sich am eigenen Strafraum von Magath den Ball geholt hatte, nach einem 60-Meter-Sprint Cha den Ball zu einem Doppelpaß zuspielte, weitersprintete, aber dann den Ball nicht zurückbekam.

Das machte Cha in der 40. Minute bei Borchers wieder gut. Wieder hatte der Frankfurter Nationalspieler aufgetrumpft, an der rechten Seite drei Hamburger stehen lassen und eine gefühlvolle Flanke vors Hamburger Tor gezogen. Cha stieg hoch wie in alten Zeiten und wuchtete den Ball mit dem Kopf ins Tor. 1:0.

Doch nur vier Minuten später hieß es 2:1 für den HSV durch zwei Kopfbälle von Jimmy Hartwig. So schnell kann sich das Blatt wenden, so kalt schlug der HSV zurück. Das 1:1: Freistoß von Kaltz von rechts nach einem Foul von Sziedat an Bastrup. Ungehindert konnte Hartwig den Ball mit dem Kopf ins Netz stoßen. Ebenso zwei Minuten später nach einer Flanke von der anderen Seite von Magath. Diesem zweiten Hamburger Tor war freilich eine umstrittene Szene vorausgegangen. Sziedat und Pezzey hatten an der linken Eckfahne den Dänen Bastrup in die Enge und in die Ecke gedrängt. Pezzey: „Der Ball war doch ganz klar schon im Aus!“ Dann paßte Bastrup den Ball zu Magath, und das Unheil für die Eintracht nahm seinen Lauf. Sei zur ersten Halbzeit noch erwähnt, daß Karl Heinz Körbel hart und kantig spielte und die gelbe Karte sah, als sich nach Hrubesch, Hartwig und Hieronymus der dritte Hamburger am Boden wälzte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit dauerte es, bis das ins Schleudern geratene Spiel wieder Linie und Konturen bekam. Mit bewährtem Rezept, Bruno Pezzey vor, versuchten die Frankfurter das Spiel umzubiegen. Norbert Nachtweih wurde zum Rackerer im Mittelfeld. Und als in der 55. Min. Anthes für Löw ins Spiel kam, kam auch sofort Pep ins Angriffsspiel. Bei einem Kopfball von Anthes in der 63. Min. konnte Hieronymus nur mit einer gefährlich hohen Abwehr die Situation retten.

Was Borchers vor der Pause war, wurde Nachtweih für die Eintracht nach dem Wechsel. Als sein Dribbling nur von einem Foul von Memering (gelbe Karte) gestoppt werden konnte, jagte der Blondschopf selbst den fälligen Freistoß aus 20 Metern zum 2:2-Ausgleich in der 78. Min. ins Tor. Mit zwei Granaten-Kopfbällen von Cha (wieder nach einem rasanten Flankenlauf von Borchers) und Pezzey hatte die Eintracht kurz danach zwei dicke Chancen zum 3:2.

Das Spiel wurde nun zum offenen Schlagabtausch. Keine Mannschaft gab sich mit einem Punkt zufrieden. Borchers traf in der 75. Minute mit einem Volleyschuß nach einer gefühlvollen Vorlage von Pezzey nur das Außennetz, Cha vergab nach einem Eckball frei vor Stein, und Körbels Kopfball ging über das Tor.

Der HSV hatte mittlerweile ausgewechselt. Für Bastrup war Milewski ins Spiel gekommen. Bei der Eintracht kam in der 80. Minute Görtz für Trapp ins Spiel. Der HSV wollte ebenso den Sieg wie die Eintracht und hatte zwei kapitale Chancen dazu, doch zweimal rettete Pahl in höchster Not glänzend gegen Memering und Hartwig. Aber auch die Eintracht spielte um alles oder nichts, was schon der stürmende Pezzey bewies. Und in der 85. Minute wurde der Mut der Eintracht belohnt: Ronald Borchers krönte seine Glanzleistung mit einem Kopfballtor zum 3:2 nach einem Eckball von Anthes.

Trainerstimmen

Emst Happel (Hamburger SV): „Wir haben heute gegen den bisher besten Gegner in der Bundesliga gespielt. Die Eintracht war beweglich, laufstark und auch geistig wach. Kompliment dieser Mannschaft. Die Frankfurter haben verdient gewonnen. Für uns war die Niederlage dennoch unnötig. Ich hoffe, daß das Publikum sehr zufrieden war. Ich hatte in der Halbzeit mit einem Schock bei den jungen Spielern der Eintracht gerechnet, aber das traf nicht ein. Lars Bastrup wurde heute ausgewechselt, weil er einfach keine Form hatte. Sziedat hat ihn sicher im Griff gehabt.“

Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Das war ein Spiel nach dem Geschmack des Publikums. Beide Mannschaften haben etwas riskiert, der HSV war schwer auszurechnen und spielte auch nach vorne. So kam es zu einer Partie, in der das Spielglück entscheiden mußte. Und das Glück hatten diesmal wir. Nach 15 Minuten in der zweiten Halbzeit hat die ganze Mannschaft alle Hemmungen abgelegt. Ich darf rundherum zufrieden sein und muß meinen Spielern gratulieren. Unsere jungen Leute kommen immer besser zur Geltung. Wir sind da bestimmt auf dem richtigen Weg.“ (Abendpost-Nachtausgabe)


 

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