VfL Bochum - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1981/1982 - 5. Spieltag
3:2 (2:1)
Termin: Sa 05.09.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Dieter Niebergall (Rammelsbach)
Tore: 1:0 Ulrich Bittorf (9.), 1:1 Bruno Pezzey (16.), 2:1 Wolfgang Patzke (45.), 3:1 Ulrich Bittorf (86.), 3:2 Holger Anthes (90.)
VfL Bochum | Eintracht Frankfurt |
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Zu viele sind nicht fit Die Frankfurter Eintracht ist im Mittelmaß versunken. Beim VfL Bochum gab es eine verdiente 2:3-(1:2-)Niederlage, die im Hinblick auf das Heimspiel gegen den Hamburger SV am nächsten Samstag auch finanzielle Folgen haben dürfte. Verloren wurde die Partie bereits in der ersten Halbzeit, als die Eintracht mit guten Chancen nichts anzufangen wußte und selbst kurz vor dem Pausenpfiff durch Patzke das 1:2 hinnehmen mußte. Die erste Bochumer Führung durch Bittorf konnte Bruno Pezzey noch ausgleichen, danach war auch der Frankfurter Kapitän überfordert. Zu schwach war seine Umgebung, Löw zum Beispiel, aber auch Borchers, Lottermann und Sziedat. Nach dem Frankfurter Powerplay in der zweiten Halbzeit gab dann Bittorf vier Minuten vor dem Abpfiff mit dem 3:1 der Eintracht den Rest. Anthes' Treffer mit dem Schlußpfiff war nur noch eine Schönheitskorrektur. Fazit: Wie schon in Köln war die Eintracht nicht in der Lage, bei fast gleichwertigem Spiel sich zu einem Erfolg durchzubeißen. Anders der VfL Bochum, dessen junge Leute überragend kämpften und die sogar den Ausfall von Torhüter Mager verkrafteten. Ersatzmann Zumdick zeigte eine glänzende Leistung. Lothar Buchmann hatte sich für die Kompromißlösung entschieden. Für die verletzten Willi Neuberger und Bum Kun Cha brachte er einen Youngster, Ralf Falkenmayer, und einen „Edelreservisten“, Stefan Lottermann. Doch das Kommando übernahm zunächst der VfL Bochum. Immer wieder kamen hohe Flanken von den Außenpositionen, wo bei der Eintracht rechts Michael Sziedat große Schwierigkeiten hatte und im linken Mittelfeld Stefan Lottermann überhaupt keine Bande zu seinen Mitspielern fand. So gingen die Gastgeber bereits in der 9. Minute in Führung. Am linken Flügel hatte Patzke zunächst Sziedat und dann Borchers versetzt und die weite Flanke knallte Bittorf aus acht Metern vom rechten Flügel aus volley unhaltbar für Jürgen Pahl ins Netz. Der VfL Bochum, der Senkrechtstarter der Saison, führte völlig verdient. Nach einer Viertelstunde machten sich die Frankfurter auf und suchten selbst die Offensive. Und schon in der 16. Minute fiel überraschend der Ausgleich. Die erste Ecke von Bernd Nickel wehrte Wölk noch mit der Fußspitze vor Bruno Pezzey ab, doch die zweite Ecke direkt danach verwandelte Bruno Pezzey aus kurzer Distanz zum Ausgleich. Nun bestimmte die Eintracht das Spiel und zeigte einige herrliche Kombinationen. In der 20. Minute die vielleicht schönste über Ralf Falkenmayer, Bernd Nickel, Joachim Löw wieder zurück zu Ralf Falkenmayer. Der Junioren-Nationalspieler nahm den Ball volley und traf aus kurzer Distanz direkt ins Gesicht von Bochums Torhüter Mager. Der Schlußmann der Gastgeber fiel wie von der Axt gefällt und mußte wegen einer Gehirnerschütterung ausgewechselt werden. Eine Schlüsselszene in der 25. Minute. Michael Sziedat foulte völlig überflüssig im Strafraum Linksaußen Schreier, und es gab indirekten Freistoß für den VfL Bochum. Das Publikum stand plötzlich wieder hinter seiner Mannschaft, die Stimmung schlug um und die Eintracht stand nur noch in der eigenen Abwehr. Der Druck des VfL wurde nun immer stärker, lediglich dem überragenden Abwehrzentrum Bruno Pezzey—Karlheinz Körbel hatten es die Frankfurter zu verdanken, daß nicht jetzt schon weitere Gegentore fielen. Nach vorne ging gar nichts, Ronald Borchers wirkte müde, Joachim Löw stand allein auf weiter Flur, Stefan Lottermann war einmal mehr ein Ausfall und Norbert Nachtweih mußte immer wieder in der eigenen Abwehr aushelfen. Dazu laborierte Bernd Nickel offensichtlich an Ischiasschmerzen und wollte einige Male ausgewechselt werden. Doch Wolfgang Trapp lief sich bis zur Pause vergeblich warm. Lothar Buchmann verzichtete zunächst auf einen Wechsel. Die drei letzten Minuten vor der Pause waren dann noch einmal dramatisch. In der 45. Minute verhalf Schiedsrichter Niebergall dem VfL mit einer klaren Fehlentscheidung zur Führung. Dieter Bast hatte Norbert Nachtweih gefoult, doch der Schiedsrichter gab Freistoß für die Bochumer. Bast spielte schnell zu Patzke, und der traf aus 20 Metern mit einem herrlichen Schuß flach ins untere Eck ins Netz. Eine Minute später, in der 46. Minute — wegen der Verletzung von Mager wurde nachgespielt — sah Michael Sziedat die gelbe Karte nach einem harmlosen Rempler gegen Lemke. Und wieder 60 Sekunden später, fast mit dem Pausenpfiff, traf Bernd Nickel mit einem 20-Meter-Freistoß nur den Innenpfosten des Bochumer Tores. Vertauschte Rollen nach der Halbzeit: Nun stürmte die Eintracht, und der VfL Bochum konnte genüßlich kontern. Die Frankfurter brachten nach einer guten Stunde Wolfgang Trapp für den verletzten Werner Lorant, und nun war endgültig die große Schlußoffensive der Eintracht eingeläutet. In der 69. Minute fast der Frankfurter Ausgleich. Ralf Falkenmayer war mit nach vorn gegangen und hatte flach den Bochumer Torhüter bereits überwunden, doch auf der Linie stand Wölk und rettete. Eintracht-Trainer Lothar Buchmann versuchte nun alles und brachte mit Holger Anthes für Michael Sziedat einen weiteren Stürmer. Doch Anthes erhielt vom sehr unsicheren Schiedsrichter Niebergall zunächst erst einmal die gelbe Karte nach einem Foul an Dieter Bast. In der 73. Minute verfehlte Bernd Nickel ganz knapp mit einem Freistoß das Bochumer Tor, und in der 82. Minute war es Joachim Löw, der eine gute Vorlage von Bruno Pezzey nicht nutzen konnte. Auf der Gegenseite nutzten die Bochumer nun immer mehr die Löcher in der Frankfurter Abwehr, vergaben aber zunächst einige gute Schußchancen. Erst vier Minuten vor dem Ende war es der überragende Bittorf, der mit einem herrlichen Kopfball nach einer Flanke des eingewechselten Groß das 3:1 besorgte. Die Entscheidung war gefallen, auch wenn die Frankfurter weiter drückten und schließlich mit dem Schlußpfiff durch einen schönen Kopfball von Holger Anthes noch den Anschlußtreffer schafften. Werner Lorant: Fuß gebrochen Neuer schwerer Schlag für die Frankfurter Eintracht, die bereits durch die Verletzungen von Cha und Neuberger geschwächt ist: Werner Lorant brach sich in Bochum bei einem Foul von Wölk den linken Mittelfußknochen. [Die Verletzung stellte sich später als Bruch eines Zehs heraus] Die Trainerstimme Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Bei uns gab es während der Woche durch die Verletzungen von Cha und Neuberger zu viele Fragezeichen. Dazu kamen dann während des Spiels Nickels und Lorants Blessuren. So hatten wir Hemmungen und Bedenken, das Spiel zu überstehen. Verloren haben wir sicherlich in der ersten Halbzeit, da fehlten Aggressivität und Selbstbewußtsein. In der zweiten Halbzeit haben wir dann gekämpft und den offenen Schlagabtausch gesucht. Für die Zukunft hat diese Partie trotz der Niederlage etwas Gutes gebracht: Ralf Falkenmayer und Holger Anthes haben sich in diesem Hexenkessel echt bewährt Ronny Borchers hat immer Schwierigkeiten, wenn er zwei oder drei Spiele in einer Woche machen muß, aber einen Vorwurf kann ich ihm nicht machen.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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