Eintracht Frankfurt - 1. FC
Nürnberg |
Bundesliga 1981/1982 - 3. Spieltag
3:1 (0:0)
Termin: Sa 22.08.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Volker Huster (Lahnstein)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (64.), 2:0 Norbert Nachtweih (73.), 2:1 Dieter Lieberwirth (88.), 3:1 Holger Anthes (90.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Nürnberg |
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Trainer | Trainer
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3:1 mit langem Anlauf Es war nicht gerade Hurra-Stil, mit dem die Frankfurter Eintracht in die Spitzengruppe der Bundesliga stürmte. Denn gegen den 1. FC Nürnberg tat sie sich weitaus schwerer, als das 3:1 (0:0) vermuten läßt. Letztlich aber setzte sich doch die Spielkunst der Frankfurter gegen die Kampfkraft der Nürnberger durch. Freilich mußten die 18.000 Zuschauer im Waldstadion darauf eine Stunde lang warten, ehe Bernd Nickel mit dem 1:0 den Bann brach. Norbert Nachtweih, zusammen mit Karlheinz Körbel der überragende Spieler im Eintracht-Team, sorgte mit einem seiner gefährlichen Sololäufe für das spielentscheidende 2:0. Lieberwirth für den Club und Holger Anthes bei seinem Bundesliga-Debüt für die Eintracht sorgten in der letzten Minute noch für einen torreichen und turbulenten Schluß. Die Nürnberger, die nach dem 0:1 zweimal hintereinander dicke Ausgleichschancen kläglich versiebten, imponierten mit ihrem großen Kampfgeist und hatten in Hintermaier und Heidenreich ihre besten Spieler. Als Norbert Nachtweih in der ersten Minute mit einem langen Solo und flachem Schuß knapp neben das Tor das Spiel eröffnete, schien damit bereits das Signal zum Sturmlauf auf das Nürnberger Tor gegeben. Doch die Angriffswellen der Eintracht verebbten ganz schnell, als in ihren ersten Szenen Bernd Nickel mit seinen Ideen nur Mißverständnisse heraufbeschwor und Ronald Borchers mit seinen beiden ersten Dribblings hängenblieb. Die Nürnberger legten schnell ihre Hemmungen ab und verschafften sich ihrerseits Respekt, vor allem bei den beiden Frankfurter Sturmspitzen Bum Kun Cha und Joachim Löw. Die Frankfurter konnten die hautenge und knochenharte Manndeckung der Nürnberger nicht abschütteln, die Nürnberger, wenn im Ballbesitz, wußten mit der Raumdeckung der Frankfurter herzlich wenig anzufangen. Und so kam in den ersten 45 Minuten hüben wie drüben nichts Rechtes zustande, so sehr bei der Eintracht auch Bruno Pezzey in die Hände klatschte, Anweisungen quer über den Platz schrie und selbst mit nach vorne stürmte, so sehr sich auf der anderen Seite sein Landsmann Hintermaier auch mühte, das Spiel seiner Mannschaft zu dirigieren und in Schwung zu bringen. Eder steht Cha unerbittlich auf den Füßen, war nicht zimperlich, und nach einer halben Stunde humpelte der Koreaner schon zur Behandlung an die Auslinie. In der Pause blieb er in der Kabine. Für ihn kam Wolfgang Trapp. Reinhardt handelte sich für seine unerbittliche Härte gegen Löw nach zehn Minuten schon die gelbe Karte ein, und auch Stocker brachte Borchers anfangs immer wieder ins Stocken. So blieb es einmal mehr dem Frankfurter Abwehrbollwerk Pezzey/Körbel vorbehalten, als Angriffsrammbock auch die größten Chancen herauszuarbeiten. In der 18. Minute fegte Körbels Kopfball nach einer Ecke von Nickel nur knapp über das Tor. In der 37. Minute lenkte Kargus mit einer Reflexbewegung Pezzeys Kopfball (nach einer feinen Vorarbeit von Löw) noch an den Pfosten, und sieben Minuten später flog ein weiterer Kopfball des Eintracht-Liberos neben das Tor. Dazwischen zeigten Borchers, Cha, Nickel und Löw einmal eine Bilderbuch-Kombination vor Kargus' Kasten, doch den Ball brachten sie nicht ins Tor. Die Nürnberger, bei denen neben Hintermaier vor allem der wieselflinke Heidenreich gefiel, halten eine ganz große Chance vor der Pause, als Schlegel in der 17. Minute am Elfmeterpunkt völlig frei zum Schuß kam, Pahl jedoch die Flugbahn ahnte und den Ball prächtig abfing. Norbert Nachtweih ging in der zweiten Halbzeit für den verletzten Cha in die Sturmspitze, Willi Neuberger rückte ins Mittelfeld vor und riß von links das Spiel der Nürnberger mit seinen Flankenläufen auf. Das Spiel der Eintracht wurde nun viel temperamentvoller. Auch Borchers machte mehr Druck, und auf der linken Seite spielten sich Nickel und Neuberger traumhaft die Bälle zu. Ein herrlicher Doppelpaß zwischen den beiden „Oldtimern“ in der 61. Mm. hätte eigentlich das Führungstor verdient gehabt. Doch Kargus wehrte Neubergers Schuß prächtig ab. Aber zwei Minuten später holten die beiden das Versäumte nach, als Kargus einen glasharten, flachen und tückischen Hinterhaltschuß von Wolfgang Trapp von der Brust abprallen ließ. Neuberger bugsierte den Ball zum Elfmeterpunkt, wo Nickel vor dem leeren Nürnberger Tor nur noch zum 1:0 zu vollstrecken brauchte. Turbulente Szenen im Nürnberger Strafraum ließen die Zuschauer nun hoffen, daß jetzt die Frankfurter mit ihrer Spielkunst die zweikampfstarken Nürnberger auseinandernehmen würden. Falsche Hoffnung: denn die Turbulenz verlagerte sich urplötzlich vor das Eintracht-Tor, wo Jürgen Pahl zweimal hintereinander mit glänzenden Paraden den Nürnberger Ausgleich verhinderte. Denn nach einem schweren Fehler von Michael Sziedat, der an seinem Geburtstag alles andere als einen Glückstag hatte, brauchte Heck zwei Meter vor dem Eintracht-Tor den Ball eigentlich nur noch über die Linie zu schieben. Doch der Nürnberger Mittelstürmer zögerte eine Sekunde zu lang und Pahl schnappte ihm den Ball vom Fuß. Wenig später, in der 72. Minute, hatte Schlegel nur noch Pahl vor sich, doch erneut reagierte der Eintracht-Torwart großartig. Im Gegenzug fiel dann das spielentscheidende 2:0 in der 74. Minute durch Norbert Nachtweih, dessen schnelle Slalomläufe die meiste Gefahr für den Club bedeuteten. Weyerich warf sich dem blonden Wirbelwind in letzter Verzweiflung zwar noch in den Schuß, lenkte den Ball jedoch nur noch unerreichbar für Kargus ins eigene Netz. Elf Minuten vor Schluß kam Holger Anthes zu seinem Bundesligadebüt. Er löste bei der Eintracht Joachim Löw ab. Eine Minute vor Schluß nutzten die Nürnberger den Leichtsinn in der Eintracht-Abwehr zum Gegentreffer. Lieberwirth konnte auf 1:2 verkürzen. In der 90. Minute krönte dann Holger Anthes sein Bundesliga-Debüt gleich mit dem ersten Tor zum 3:1 nach herrlicher Vorarbeit von Bernd Nickel. (Abendpost-Nachtausgabe)
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