AS St. Etienne - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1981/1982
2:4 n.E. (0:0)
Termin: 15.07.1981
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter:
Tore: ./.
Elfmeter: Werner Lorant, Bernd Nickel, Norbert Nachtweih, Joachim Löw; Etienne: Rep (gehalten), Nielsen, Zanon, Pagnelli (gehalten)
Fußball-Turnier (Paris, Parc des Princes)
AS St. Etienne | Eintracht Frankfurt |
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Turnier in Paris Eintracht im Finale AS St. Etienne im Elfmeterschießen geschlagen - Held Pahl - Neuling Löw glänzte Der Start in die neue Fußball-Saison verlief für die Frankfurter Eintracht sehr vielversprechend: nach nur zwei (!) Tagen Training erreichte sie das Finale des Pariser Turniers durch einen Sieg im Elfmeterschießen über AS St. Etienne. Torwart Jürgen Pahl wurde zum Helden der 25.000 Zuschauer im berühmten Prinzenparkstadion, als er nach dem 0:0 in der regulären Spielzeit (es gab keine Verlängerung) gleich zwei Elfmeter „tötete". 4:2 gewann dadurch die Eintracht das Penaltyschießen. Lorant, Nickel, Nachtweih und Löw verwandelten ihre Elfmeter sicher. Karl-Heinz Körbel brauchte als fünfter Schütze nicht mehr anzutreten. Joachim Löw war es vorbehalten, den Sieg zu sichern — der Lohn für eine feine Leistung des einzigen Neulings im Eintracht-Team, eine Leistung, die für die Zukunft einiges erhoffen läßt. Pahl, der schon in den 90 Minuten mit Superparaden die Eintracht vor dem Rückstand bewahrt hatte, vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit, als er sich zweimal französischen Stürmern vor die Füße warf, hielt prächtig, hatte nur gegen den Elfmeter von Zanon keine Chance. Mit seinen prächtigen Reflexen hielt er Reps Schuß, hatte Nielsens Elfmeter schon in den Fingern und so gut wie abgewehrt, ehe ihm der Ball doch noch durchrutschte und demonstrierte dann seine einzigartige Reaktionsfähigkeit. als er Pagnellis flachen die Ecke gezielten Elfmeter blitzschnell faßte. Damit trifft die Eintracht nun am Freitag im Endspiel auf den Sieger zwischen der brasilianischen Mannschaft Vasco da Gama und Paris Saint-Germain. Französischer Meister gegen deutschen Pokalsieger — zu einem anderen Zeitpunkt hätte dieses Duell zu einem hochklassigen Spiel werden können. So aber, zum Trainingsbeginn (St. Etienne hatte aber schon eine Woche und zwei Spiele Vorsprung), fehlte noch die Kraft und der Kampf, das Tempo und das Timing. Da sich aber beide Mannschaften in ihrer Balltechnik und in ihrem System (Raumdeckung) sehr ähnelten, kam wenigstens das schöne Spiel trotz mancher Kunstpausen vollauf zur Geltung. Bernd Nickel war da natürlich als Spielmacher in seinem Element und stach sein berühmtes Pendant in grün, Michael Platini, eindeutig aus. Die Eintracht spielte 90 Minuten lang in jener Formation, die in Stuttgart den Pokal gewonnen hatte. Nur Joachim Löw trug als zweite Sturmspitze Bernd Hölzenbeins hinterlassene Nummer sieben. Eifrig, fleißig, immer bereit, sich anzubieten, und stets gewillt, den Ball sofort wieder abzugeben, bemühen sich Löw an die neue Umgebung zu gewöhnen. Er hatte dabei auch einige brillante Szenen, bei denen er sein Balltalent aufblitzen ließ. Fazit des Auftakts: die Eintracht präsentierte sich als eine überaus homogene Mannschaft für die neue Saison eben nur noch die Kondition fehlt. Dieses aufeinander Eingespieltsein kann für den Bundesliga-Auftakt ein Vorteil sein. Zwei große Chancen hatte die Eintracht, das Spiel in 90 Minuten zu entcheiden: jeweils kurz vor der Pause und vor dem Schlußpfiff, doch scheiterten Cha und Neuberger an dem franzöischen Torwart Castaneda.
Viel Geld durch Pahls Reflexe Ein Novum: die Eintracht gewann ein Elfmeterschießen! Bei den letzten Turnieren hatte sie stets den kürzeren gezogen, in Abidjan, in Offenburg und in Cannes. Der Mann, der diese miese Serie beendete, war Jürgen Pahl. Er hielt zwei Elfmeter, während Lorant, Nickel, Nachtweih und Löw ihre Elfmeter „bombensicher" verwandelten. Der Torwart nutzte die Gelegenheit, eine neue Taktik zu testen: nicht den Schützen irritieren, sondern sich ganz auf dessen Schuß konzentrieren. Pahl: „Sonst mach ich eine täuschende Bewegung nach der einen Seite und springe dann in die andere. Diesmal bin ich stehengeblieben und habe bis zum Schluß gewartet." Nur wer mit solch bemerkenswerten Reflexen wie Jürgen Pahl gesegnet ist, hat dann noch eine Chance. Mit Squash-Spielen trainierte der Torwart in der letzten Urlaubswoche seine Reflexe. Pahl: „Es hat sich gelohnt 8000 Mark haben wir fürs erste in der Tasche." Denn 20.000 Franc, umgerechnet etwas mehr als 8000 Mark, gibt's neben der festen Gage (50.000 Mark) für den zweiten Platz des Pariser Turniers, 50.000 Franc für den Turniersieg, weitere 10.000 Franc für die Mannschaft mit den meisten Toren (das Elfmeterschießen zählt natürlich nicht). Um auch diese Prämie zu kassieren, müßte die Eintracht im Finale Paris SG mit zwei Toren Unterschied schlagen.
Nickel, Löw in guter Verfassung In glänzender Verfassung präsentierte sich Pokalsieger Eintracht Frankfurt nur zwei Tage nach Trainingsaufnahme beim Turnier in Paris gegen Frankreichs Meister AS St. Etienne. Vor 25.000 Zuschauern im Prinzenparkstadion avancierte Jürgen Pahl im Elfmeterschießen zum Held des Tages, als er gegen Rep und Pagnelli abwehrte, auch den Schuß von Nielsen fast gehalten hätte und nur gegen Zanon keine Chance hatte. Lorant, Nickel, Nachtweih und Löw trafen für Frankfurt, Körbel mußte zum fünften Elfmeterschuß nicht mehr antreten. Großartig schon das Verständnis des Neulings Joachim Löw, der in der Pokalgewinnerelf den Platz von Bernd Hölzenbein eingenommen hat. Schnell, wendig und mit viel Spielverständnis ist er schon von allen akzeptiert. Vor allem mit Bernd Nickel arbeitete er hervorragend zusammen. Der Spielmacher zeigte sich schon wieder in der großartigen Verfassung der Rückrunde der vergangenen Saison, stellte Platini klar in seinen Schatten.
Buchmann baut auf die Pokalsieger und Löw Zwei Tage Training, ein Spiel - und Lothar Buchmann hat schon seine Stammbesetzung für die neue Bundesliga-Saison. Glückliche Eintracht, die nur zu trainieren, aber nicht zu experimentieren braucht! Beim Sieg über den französischen Meister AS St-Etienne (0:0 - 4:2 im Elfmeterschießen) bestach der deutsche Pokalsieger vor allem durch "seine gute Organisation und sein geschlossenes Kollektiv" (L'Equipe). Deswegen nahm der Trainer auch keine Auswechslung vor („Es wollte keiner raus. Wen aber hätte ich herausnehmen sollen?") und deswegen wird Lothar Buchmann auch die Mannschaft für das Finale des Pariser Turniers am heutigen Freitag (20.30 Uhr) gegen Paris-Saint Germain (1:1 - 5:4 im Elfmeterschießen gegen Vasco da Gama) unverändert lassen. Buchmann: „Das blinde Verständnis untereinander ist unsere Stärke. Darauf baue ich." Nahezu nahtlos fügte sich der einzige Neuling, Joachim Löw (21), anstelle Bernd Hölzenbeins in das Pokalsieger-Team ein. „Er ist eben ein Typ, der genau zur Eintracht paßt", sagte Lothar Buchmann, und Bernd Nickel, als der Mann, der das Eintracht-Spiel „macht", war „angenehm überrascht". Sein Urteil über den Neuen: „Mir hat imponiert, wie ,Jogi' gleich unsere Raumdeckung kapiert und wie er überall ausgeholfen hat, wie er uneigennützig mit zurückgegangen ist. Ich mußte ihn sogar ein wenig bremsen. Ich habe ihm gesagt, geh nicht zuviel mit zurück, du bist Sturmspitze und brauchst deine Kraft nach vorne. Ich würde sagen: es war ein sehr guter Einstand!" Joachim Löw ist schnell, ungemein wendig, besitzt sehr viel Ballgefühl und bringt vor allem das für die Eintracht nötige Spielverständnis mit. Nickel: „Man kann ihn kurz anspielen, man kann mit ihm Doppelpässe spielen. Er geht vorne frech rein." Dabei hatte Löw in Millot den härtesten Franzosen zum Gegner und wurde oft nur durch Fouls gebremst. Die Leihgabe vom VfB Stuttgart dürfte sich also für die Eintracht lohnen, wenn der Einstand keine Eintagsfliege war. „Ich bin sofort gut aufgenommen worden und habe mich vom ersten Tag an in Frankfurt wohl gefühlt", sagte Joachim Löw, dessen Einstand beim VfB Stuttgart vor einem Jahr mit einem Schienbeinbruch auch gleichzeitig der Ausstand war. Er hatte danach keine Chance mehr. Jetzt ist es sein ganzer Ehrgeiz, „Stammspieler bei der Eintracht zu werden". Das Vertrauen Lothar Buchmanns besitzt er dazu. Der Trainer hatte ihn im letzten Jahr schon vom SC Freiburg nach Stuttgart geholt (Löw: „Sonst wäre ich schon letzte Saison zur Eintracht gegangen.") und ließ ihn jetzt nach Frankfurt nachkommen. Löw: „Das Vertrauen des Trainers hat mir das nötige Selbstbewußtsein gegeben." Buchmanns Zutrauen ging so weit, daß er seinen Schützling sogar fürs Elfmeterschießen nominierte. Joachim Löw bekan kein Nervenflattern, sondern setzte mit dem vierten Treffer eiskalt den Schlußpunkt unter seinen gelungenen Einstand und den erfolgreichen Auftakt der Eintracht. „Wenn's im Europa-Pokal gewesen wäre", sagte Joachim Löw jedoch ehrlich, „hätte ich wahrscheinlich abgelehnt. So aber war ich überhaupt nicht nervös, als mich Herr Buchmann frage, ob ich schießen wolle."
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