Blitzvisite in der Kronkolonie

Durch eine stattliche Antrittsprämie in Höhe von 150.000 Mark gelockt, von denen nach Abzug der Kosten immerhin noch rund 80.000 Mark übrigbleiben werden, um die Leere in der Vereinskasse etwas zu mildern, startet die Eintracht am 22. Mai am Frankfurter Flughafen in Richtung Hongkong. Dort ist für den Sonntagnachmittag ein Freundschaftsspiel gegen den "South China-Club" terminiert.

Etliche Stammkräfte des Bundesligateams fehlen allerdings bei diesem Spiel. So fehlt neben dem verletzten Körbel auch Sziedat, der im Spiel gegen Uerdingen umgeknickt war, sich am rechten Mittelfußknochen verletzt hatte und bis Saisonende ausfällt. Bruno Pezzey weilt bei der österreichischen Nationalmannschaft, die an diesem Wochenende ein Länderspiel gegen Bulgarien bestreitet. Ronald Borchers wiederum ist für das DFB-Aufgebot nominiert, das am Sonntag im Rahmen der WM-Qualifikation in Finnland antritt und in dem Borchers als Einwechselspieler zum Zuge kommen wird. Aber nicht nur als Nationalspieler ist Borchers derzeit ein Thema für den Boulevard. Denn während die Eintracht in Hongkong weilt, brodelt in Deutschland die Gerüchteküche um den möglichen Wechsel des 23-jährigen offensiven Mittelfeldspielers zum Hamburger SV.

Zurück nach Ostasien: Vor 20.000 Zuschauern liefert die Eintracht trotz der anstrengenden, weil langen Anreise von Anfang an ein engagiertes Spiel gegen den Tabellenführer der Hongkong-Liga, der höchsten Spielklasse der englischen Kronkolonie. Auch mit den Ersatzleuten Zick, Trapp und Gruber ist Trainer Buchmann zufrieden, allein der jungen Amateur Alex Caspary findet nicht richtig ins Spiel und wird bereits in der 24. Minute durch Blättel ersetzt. Angetrieben von Libero Neuberger und Spielmacher Nickel versuchen sich die Gäste ein ums andere Mal im Toreschießen, scheitern aber immer wieder am eigenen Ungeschick oder am starken Torhüter der Heimmannschaft Chow Chii Kiont, der auch Torhüter der Nationalmannschaft von Malaysia ist. Mit 0:0 geht es in die Pause, das Publikum ist dennoch zufrieden und spendet den Gästen aus Deutschland reichlich Applaus.

Kurz nach der Pause ist es Blättel, der mit einem Heber über Chow hinweg das längst überfällige 1:0 für die Eintracht erzielt, das das einzige Tor an diesem Nachmittag bleibt. Bei zahllosen weiteren Einschussmöglichkeiten zielen die oft prächtig freigespielten Frankfurter Stürmer schlecht oder scheitern am katzengewandten Chow. Vor allem Bum-Kun Cha, der die Schlagzeilen der Vorberichte beherrscht hatte, will in der Nähe seiner südkoreanischen Heimat unbedingt ein Tor erzielen. Im Übereifer vergibt er jedoch einige hundertprozentige Chancen. Von Cha geht auch die spektakulärste Szene aus, als er den Ball von der Torauslinie dem heranstürmenden Nickel zuschiebt, der aus vollem Lauf abzieht, aber zum wiederholten Male im reaktionsschnellen Chow seinen Meister findet.

Nach dem Spiel resümiert Trainer Buchmann: "Mit der spielerischen Vorstellung meiner Mannschaft war ich zufrieden. Trotz der ungewohnten äußeren Bedingungen hatten wir auch körperlich noch mehr zuzusetzen als die Gastgeber. Unzufrieden war ich lediglich mit der Chancenauswertung." (fgo)