Eintracht Frankfurt - 1. FC
Köln |
Bundesliga 1980/1981 - 28. Spieltag
4:0 (2:0)
Termin: Sa 11.04.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Volker Roth
Tore: 1:0 Bruno Pezzey (42.), 2:0 Norbert Nachtweih (45.), 3:0 Bernd Hölzenbein (61.), 4:0 Bernd Hölzenbein (65., Handelfmeter)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer
|
Hölzenbeins Abschied aus dem Waldstadion Die Revanche für die höchste Saisonniederlage (0:5 in Köln) ist der Frankfurter Eintracht eindrucksvoll geglückt. Vor 22.000 Zuschauern im Waldstadion feierte sie einen hochverdienten 4:0-Erfolg, der gegen den in der zweiten Halbzeit immer schwächer werdenden 1. FC Köln leicht noch höher hätte ausfallen können. Den Frankfurtern gelang also vor den drei schweren Auswärtsspielen in den nächsten Wochen (Kaiserslautern, Karlsruhe und Mönchengladbach) der Sprung auf den dritten Tabellenplatz. Überragende Spieler waren einmal mehr Bruno Pezzey, der auch das erste Tor schoß, Bernd Nickel, der herrliche Pässe schlug, und vor allem Bernd Hölzenbein, der zwei Tore selbst erzielte und bei den anderen beiden die Vorarbeit lieferte. Hölzenbeins möglicher Abschied von Frankfurt hätte eindrucksvoller nicht ausfallen können. Nachdem die Teilnahme an einem europäischen Pokalwettbewerb nun praktisch feststeht, hofft Bernd Hölzenbein, daß ihn die Eintracht nach dem Pokalfinale am 2. Mai zu seinem neuen Verein, den Fort Lauderdale Strikers, entläßt. Der 1. FC Köln kann sich bei seinem Nationaltorhüter Harald Schumacher bedanken, daß es kein noch schlimmeres Debakel gegeben hat. Neben ihm zeigte lediglich noch Bernd Cullmann überdurchschnittliche Leistungen. Am Morgen vor dem Spiel hatte es sich Trainer Buchmann überlegt. Er ließ Bernd Hölzenbein spielen, gönnte ihm seinen möglicherweise letzten Einsatz im Waldstadion. Auf die Bank mußte für den Kapitän Nationalspieler Ronald Borchers, der in den letzten Wochen äußerst schwache Leistungen gezeigt hatte. Und Buchmanns Vertrauen zu Bernd Hölzenbein wurde belohnt, am Doppelschlag kurz vor der Pause war das „Schlitzohr“ im Eintracht-Trikot beide Male beteiligt. Das 1:0 fiel in der 42. Minute. Es war ein Angriff wie aus dem Lehrbuch des Fußballs. Bernd Nickel schlug einen 50-Meter-Paß über das ganze Feld, Bernd Hölzenbein kam um Bruchteile von Sekunden eher an den Ball als Nationaltorhüter Toni Schumacher und hob den Ball parallel zur Torlinie nach innen. Bruno Pezzey war da und drückte aus ganz kurzer Distanz über die Linie. Das achte Saisontor des Liberos, der dafür mit begeisternden „Bruno, Bruno“-Rufen von den Zuschauern gefeiert wurde. Knapp drei Minuten später, Sekunden vor der Pause das 2:0. Norbert Nachtweih startete auf halblinks ein Solo, ging unwiderstehlich an drei Gegnern vorbei und schoß von der Strafraumgrenze hart und flach ein. Bernd Hölzenbein hatte derweil Bernd Cullmann mit geschicktem Körpereinsatz am Eingreifen gehindert. Die Eintracht führte zur Pause verdient, wenn auch um ein Tor zu hoch; denn lange hatten die Frankfurter Angreifer keine Lücke in der Kölner Deckung gefunden. Cha war erneut gefährlichster Stürmer, scheiterte aber bei seiner besten Chance am glänzend reagierenden Schumacher und war sonst viel zu sehr auf sich allein gestellt. Die zweite Eintracht-Spitze Stefan Lottermann, abgesehen von einer guten Szene, erneut ein Ausfall. Pech hatte der fleißige Lottermann allerdings in der 39. Minute, als er nach einem Zuspiel von Cha erst in allerletzter Sekunde von Cullmann am Torschuß gehindert wurde. Die Kölner ihrerseits spielten nach der Anstrengung vom Mittwoch in Ipswich und in Anbetracht der Hitze im Waldstadion sehr verhalten, hielten lange den Ball und brachten kaum einmal Gefahr vor Pahls Tor. Dieter Müller war bei Karlheinz Körbel in den besten Händen. Michael Sziedat beherrschte Stefan Engels und lediglich Pierre Littbarski brachte mit gekonnten Dribblings einige Unruhe. Einmal nur mußte Pahl energisch eingreifen, und dies bereits in der 5. Minute. Der ansonsten sehr schwache Holger Willmer hatte aus 18 Metern abgezogen, Pahl mit einer Glanzparade zur Seite gefaustet. Kölns Trainer Rinus Michels reagierte auf den Rückstand mit zwei unverständlichen Auswechslungen. Nach der Pause brachte er für den laufstarken Botteron und den agilen Littbarski den Nationalspieler Herbert Zimmermann und den Amateur Rudi Müller. Sollte Michels auf eine Steigerung seiner Mannschaft gehofft haben, lag er schief. Die Eintracht bestimmte nun noch deutlicher das Spiel, und die Gäste vom Rhein hatten überhaupt nichts mehr zu bestellen. Ein erneuter Doppelschlag brachte schon nach einer guten Stunde die frühe Entscheidung. Das 3:0 fiel in der 63. Minute. Stefan Lottermann spielte im Strafraum Bernd Hölzenbein an, der „Amerika-Auswanderer“ drehte sich in seiner unnachahmlichen Art um Kroth herum und schob den Ball an Schumacher vorbei ins Netz. Nur zwei Minuten später durfte sich Hölzenbein erneut in die Torschützenliste eingetragen. Bernd Nickels herrlichen 40-Meter-Paß holte Prestin im eigenen Strafraum mit der Hand aus der Luft — klarer Fall: Elfmeter. Hölzenbein lief an und schoß mit voller Wucht in die Mitte des Tores, hoch unter die Latte. Die Kölner waren nun endgültig geschlagen, die Eintracht konnte beruhigt einen Gang zurückschalten. Chancen gab es genug, um weitere Tore zu erzielen. Doch ein glänzender Schumacher und eine Portion Pech verhinderten eine höhere Ausbeute. Die beste Gelegenheit hatte nach einem schnellen Angriff über Bernd Nickel und Bernd Hölzenbein Stefan Lottermann. Doch der Mittelstürmer, der sich nach der Pause steigern konnte, traf nur die Oberkante der Latte. Bei der Eintracht kamen im Laufe der zweiten Halbzeit Wolfgang Trapp und Ronald Borchers ins Spiel. Trapp löste den nach einer gelben Karte platzverweisgefährdeten Werner Lorant ab, Borchers den leicht angeschlagenen Norbert Nachtweih. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen, die Kölner leisteten kaum noch Gegenwehr, und auch die Eintracht mußte nun den hochsommerlichen Temperaturen Tribut zollen. Der 1. FC vergab seine wenigen Chancen kläglich, nur einmal mußte Jürgen Pahl noch eingreifen, als Engels allein vor ihm auftauchte. Der Frankfurter Torhüter entledigte sich auch diese Aufgabe mit Bravour. Trainerstimme Lothar Buchmann (Frankfurt): „Es war in der Tat eine absolute Parallele zum Spiel in Köln. Damals waren wir nach dem Utrecht-Spiel sehr schwach. Die Temperaturen heute waren sehr hoch. Beide Mannschaften hatten es nicht leicht. Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung, Hölzenbein hatte ich gegenüber Borchers vorgezogen, weil Borchers in den letzten Spielen nicht in bester Verfassung war.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
|