Bayer 05 Uerdingen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1980/1981 - 14. Spieltag

4:1 (2:1)

Termin: Sa 15.11.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: Tore: 1:0 Norbert Hofmann (5.), 2:0 Franz Raschid (6., Handelfmeter), 2:1 Willi Neuberger (20.), 3:1 Herbert Zimmer (49.), 4:1 Franz Raschid (87.)

 

>> Spielbericht <<

Bayer 05 Uerdingen Eintracht Frankfurt

  • Paul Hesselbach
  • Norbert Hofmann
  • Paul Hahn
  • Ludger van de Loo
  • Peter Schwarz
  • Peter Ehmke
  • Siegfried Held
  • Herbert Zimmer
  • Franz Raschid
  • Ludger Kanders
  • Waldemar Steubing

 


 

Wechsel
  • Seppo Pyykkö für Waldemar Steubing (77.)
  • Norbert Brinkmann für Herbert Zimmer (88.)
Wechsel
Trainer
  • Horst Buhtz
Trainer

 

 

Pezzey fehlte überall

Nach ihrer schwächsten Vorstellung dieser Saison bezog die Eintracht eine ebenso bittere wie unnötige 1:4-Niederlage bei Bayer Uerdingen. Im strömenden Regen wurde sie durch unnötige Tore besiegt. Beim ersten und beim dritten machte Torwart Jüriens, der sein Bundesligadebüt gab, eine unglückliche Figur. Beim zweiten hatte Karl-Heinz Körbel tollpatschig einen Handelfmeter verursacht, und beim vierten kurz vor Schluß stand der Uerdinger Raschid einwandfrei Abseits. Dennoch war der Sieg der Uerdinger ganz klar verdient. Bayer kämpfte verbissen, während bei der Eintracht sich das Fehlen von Bruno Pezzey überall bemerkbar machte. Ohne ihn war kein Zug in der Mannschaft, und da Lothar Buchmann die Formation völlig umgekrempelt hatte, auch kein Zusammenhang. Die Tore für Uerdingen erzielten Hofmann, Zimmer und Raschid (2). Bei der Eintracht erreichte keiner Normalform. Pech obendrein, daß Harald Karger bereits nach zwanzig Minuten wieder verletzt ausscheiden mußte.

Bei der Frankfurter Eintracht fehlte mit Bruno Pezzey der Abwehrchef, bei Bayer Uerdingen mit Heinz-Werner Eggeling der Stürmerstar. Die Nachteile hoben sich also auf — zumindest auf dem Papier. Aber nicht auf dem Rasen. Eintracht-Trainer Lothar Buchmann hatte entgegen seiner Ankündigung die Mannschaft völlig umgekrempelt und dabei nicht gerade eine besonders glückliche Hand bewiesen. Nicht nur, daß überraschend Jochen Jüriens für Jürgen Pahl im Tor stand. Nicht Willi Neuberger, sondern Karl-Heinz Körbel spielte Libero. Michael Sziedat stand auf dem Vorstopperposten, und Harald Karger saß nicht als Joker auf der Bank, sondern spielte von Anfang an. Für ihn mußte Werner Lorant draußen bleiben.

Nach acht Minuten bereits eine kalte Dusche für die Eintracht im strömenden Regen. Und Jochen Jüriens, dem beim Einlaufen Jürgen Pahl und Werner Lorant noch viel Glück gewünscht hatten, hatte bei seinem Bundesligadebüt bereits zwei Treffer kassiert. Beim ersten machte er eine sehr unglückliche Figur, denn der Ball schien haltbar. Nach einem Mißverständnis zwischen Karl-Heinz Körbel und Norbert Nachtweih kam Norbert Hofmann zum Schuß, traf den Ball nicht richtig, und der schwache Schuß rutschte Jüriens durch die Beine ins Tor. Nur zwei Minuten später wurde der schwere, glitschige, unberechenbare Boden Karl-Heinz Körbel zum Verhängnis. Er rutschte im Strafraum aus, hielt dabei den Ball mit der Hand fest, so daß Schiedsrichter Roth sofort Elfmeter pfiff. Raschid ließ dem Bundesliga- Neuling keine Chance. 2:0 nach acht Minuten.

Es dauerte, bis die Eintracht sich von diesem Schock erholte, aber nach zwanzig Minuten hatte sie den Gegner gut im Griff. Nickel und Bernd Hölzenbein kurbelten das Spiel aus der eigenen Hälfte an, Nickel mit langen Pässen, Hölzenbein mit unermüdlicher Fleißarbeit. Und auch Ronald Borchers mit seinen gewaltigen Antritten sorgte für Furore. Die Eintracht spielte aggressiv, kämpfte, was fehlte, war die Torgefährlichkeit.

Innerhalb von zwei Minuten dann neue Hoffnung und neue Dämpfer für die Eintracht. Nach einem Nickel-Paß stürmte Willi Neuberger über das halbe Spielfeld und beendete sein Supersolo mit dem Anschlußtor. Eine Minute später wurde Harald Karger wieder verletzt. Bei einem Antritt humpelte er plötzlich, das rechte Knie, gerade wieder genesen, war erneut lädiert. Er mußte vom Platz, und für ihn kam nun Werner Lorant.

Uerdingen verlegte sich aufs Kontern und wurde nur gefährlich, wenn der überragende Libero Hahn mit nach vorne ging. Die Eintracht kontrollierte das Spiel und den Gegner, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff hatte Cha, vorne allein unermüdlicher Rackerer, die größte Chance, als er, allein vor dem Uerdinger Torwart, an Hesselbach scheiterte.

Für die Eintracht begann auch die zweite Halbzeit im strömenden Regen mit einer kalten Dusche. In der 49. Min. hieß es bereits 3:1. Sigi Held hatte Herbert Zimmer freigespielt, der aus 16 Metern mit einem Heber den langen Torwart Jüriens, der zu weit vor seinem Kasten stand, überwand. Jüriens streckte all seine 1,92 m in den Himmel, doch auch mit den Fingerspitzen kam er nicht mehr an den Ball, der sich unter die Latte ins Tor senkte.

Damit hatte die Eintracht jeglichen Mumm verloren. Es fehlte ein Mann wie Bruno Pezzey, der sie noch einmal aufgemöbelt hätte. Bis zum Schluß waren die großartig kämpfenden Uerdinger dem vierten Tor näher als die Eintracht dem Anschlußtreffer. Steubing traf in der 58. Min. mit einem Kopfball nur die Querlatte, und danach scheiterte der junge Uerdinger Mittelstürmer zweimal an dem nun prächtig haltenden Jüriens.

Die Eintracht versuchte ihr Glück stets mit hohen Flanken in den Strafraum, doch dort war niemand, der sie hätte verwerten können. Kein Pezzey, kein Karger. Und Cha, der unermüdlich rackerte, hatte nicht mehr die Kraft, Kopfballduelle zu gewinnen. Warum in dieser Situation Norbert Hönnscheidt nicht ins Spiel kam mußte verwundern. Die Eintracht hatte in der zweiten Halbzeit eine einzige Chance, als Bernd Nickel mit einem schönen Schuß in der 84. Minute nur die Latte traf.

Drei Minuten vor Schluß fiel dann doch noch das 4:1 für Uerdingen, freilich aus ganz klarer Abseitsstellung. Held hatte sich gegen Norbert Nachtweih, der gegen ihn eine sehr schlechte Figur machte, den Ball erkämpft, und seinen Paß nahm Raschid auf, stand aber klar abseits und ließ, völlig allein, Jüriens keine Chance.

Die Meinungen der Trainer

Horst Buhtz (Bayer Uerdingen): „Die Eintracht spielte ohne Pezzey, darauf waren wir eingestellt, und wir haben die Verunsicherung in der Eintracht-Abwehr genutzt. Wir hatten ein klares Plus im Mittelfeld, und hier hat sich auch das Spiel entschieden. Hölzenbein und Nickel sind zwar brillante Fußballspieler, aber unsere Mittelfeldspieler sind die längeren Wege gegangen. Gefreut habe ich mich über die Leistung meines Neulings Steubing auf dem Mittelstürmerposten, der kann auf Dauer unser Angriffsproblem lösen.“

Lothar Buchmann (Eintr. Frankfurt): „Die Partie war durch zwei krasse Fehler bei uns schnell entschieden. Gemessen an den Chancen war die Führung bis zur Pause für Uerdingen nicht verdient. Nach der Pause aber hat sich Uerdingen den Sieg redlich verdient. Fast alle meine Spieler können sich am Kampfgeist der Uerdinger ein Beispiel nehmen. Wir haben uns nach der Pause ergeben und aufgegeben.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg