Eintracht Frankfurt - Borussia
Mönchengladbach |
Bundesliga 1980/1981 - 13. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 08.11.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Josef Hontheim (Trier)
Tore: 1:0 Ronald Borchers (41.), 2:0 Stefan Lottermann (46.), 2:1 Carsten Nielsen (54.)
Eintracht Frankfurt | Borussia Mönchengladbach |
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Trainer | Trainer |
Am Ende muß die Eintracht zittern Die Siege, die die Frankfurter Eintracht in den letzten Minuten erkämpfte, sind schöner als die Erfolge, die sie früh unter Dach und Fach glaubt. Der Spannung tut dies freilich keinen Abbruch, denn nach einer klaren 2:0-Führung nach Toren von Ronald Borchers und Stephan Lottermann mußten die 18.000 Zuschauer im Waldstadion zittern, ehe der 2:1-Sieg der Eintracht gegen Borussia Mönchengladbach gesichert war. Der Däne Nielsen hatte in der 55. Minute das Anschlußtor erzielt, und von da an war es mit dem guten, sicheren, souveränen Spiel der Eintracht vorbei. Es mag symptomatisch für dieses Spiel sein, daß einmal nicht die Stars die Besten der Eintracht waren, sondern die „Unscheinbaren“, Michael Sziedat, Norbert Nachtweih und Stephan Lottermann. Überraschend war es dennoch, daß Trainer Lothar Buchmann nach siebzig Minuten seinen Kapitän Bernd Hölzenbein herausnahm. „Der Kräfteverschleiß in den letzten Wochen war zu groß“, begründete der Trainer. Die erste Chance hatte Borussig Mönchengladbach, als Ewald Lienen nach nur zwei Minuten mit einem direkten Schuß aus kürzester Distanz danebentraf. Es blieb die einzige Torgelegenheit der Borussen bis zur Pause. Die Eintracht, mit Stefan Lottermann für den verletzten Werner Lorant, beherrschte den recht harmlosen hausbackenen Gegner. Die Torausbeute stand jedoch im krassen Mißverhältnis zur Spielbeherrschung und Chancenzahl. Das lag mit daran, daß die Eintracht sich im Mittelfeld massierte und vorne nur Bum Kun Cha stand, der immer noch nicht wieder in Bestform spielt und sich gegen Schuhmacher kaum durchsetzen konnte. So fanden Nickels Pässe nicht ihr rechtes Maß, und da auch Ronnie Borchers nicht gleich richtig in Fahrt kam, lebte das Angriffsspiel der Eintracht vor allem von dem giftigen Lottermann, den gefährlichen Vorstößen von Nachtweih und Neuberger aus der Tiefe, und natürlich von Bruno Pezzey, der stets für Druck sorgte. Die Eintracht hatte zehn kapitale Chancen, ehe in der 41. Minute endlich das längst fällige Führungstor fiel. Ecke von Hölzenbein, Pezzey ließ den Ball geschickt passieren. Nickel hämmerte aus dem Hinterhalt, der Ball wurde abgefangen, und Borchers schlenzte ihn ins Netz. Die Eintracht-Chancen bis dahin:
Sei noch erwähnt, daß Körbel und der großartige Sziedat Gladbachs Spitzen Nickel und Lienen sicher unter Kontrolle hatten und Pahl praktisch arbeitslos war. Nur eine Minute nach der Pause schien das Spiel entschieden. Nachtweih schlug einen herrlichen Paß in den Lauf von Stefan Lottermann, der aus der Drehung an dem herausstürzenden Sude vorbei mit einem flachen Schuß ins lange Eck das 2:0 erzielte. Die Eintracht zog sich zurück. Mönchengladbach steckte nicht auf, und nach dem Anschlußtor wurde es sogar noch einmal spannend. Einen Eckstoß von Matthäus verlängerte Nielsen mit dem Kopf ins Tor. Pahls Fäuste boxten den Ball nur noch ins Netz. Die bis dahin so hausbackenen Borussen spielten auf einmal frisch und frech auf. Harry Karger lief sich unter dem Jubel der Zuschauer warm und kam in der 70. Minute für — welche Überraschung — den Kapitän Bernd Hölzenbein. Die bis dahin so souveräne Eintracht geriet auf einmal völlig durcheinander. Im Mittelfeld fehlte der Zusammenhang, die Abwehr wirkte konfus. Die Konter der Eintracht aber blieben gefährlich, weil jetzt Cha Raum hatte und endlich seine Schnelligkeit ausspielen konnte. Ein herrliches Solo des Koreaners endete erst am Borussen-Torwart, dann parierte acht Minuten vor Schluß Sude mit einer Glanzparade einen plazierten Schuß von Cha. Borussia aber witterte seine Chance. Jupp Heynckes brachte mit Thychosen und Fleer zwei frische Spieler. Bei der Eintracht kam kurz vor dem Abpfiff noch Trapp für Lottermann, der nach einem enormen Laufpensum zum Schluß etwas abbaute. Die Eintracht mußte zittern, bis der Sieg endlich unter Dach und Fach war. Zwei haarige Szenen in den letzten Minuten brachten den Erfolg noch einmal in Gefahr. Erst griff Pahl, unsicher bei Eckbällen, daneben, hatte aber Glück, daß Nickel den Ball mit dem Kopf neben das Tor stieß. Dann gab Harry Karger, von allen guten Geistern verlassen, von der Mittellinie aus einen Rückpaß zum Torwart. Pahl mußte sich den Ball außerhalb des Strafraums erlaufen und rutschte bei seinem Abschlag aus. Doch es ging noch einmal gut. Die Meinungen der Trainer Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach): „Diese Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. Meine Mannschaft spielte zu mutlos, sie ergriff vor allem in der ersten Halbzeit keine Initiative. Man hätte hier gewinnen sonnen, aber nicht so, wie wir gespielt haben.“ Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Am Ende mußten wir um den knappen Sieg, den ich als gerechtfertigt ansehe, noch zittern. Als Mönchengladbach alles auf eine Karte setzte, ließ bei uns - was niemanden überraschen sollte - die Kraft nach. Wir hätten es uns bei den vielen Möglichkeiten und Kontern leichter machen können. Dienstag, l5.00 Uhr, treffe ich meine Spieler wieder. Bis dahin will ich nicht über Fußball reden. Wir müssen uns kräftemäßig erst wieder sammeln.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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