Eintracht Frankfurt - Karlsruher
SC |
Bundesliga 1980/1981 - 12. Spieltag
3:3 (0:1)
Termin: Sa 01.11.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Werner Ross (Ingolstadt)
Tore: 0:1 Raimund Krauth (44.), 0:2 Raimund Krauth (60.), 1:2 Bruno Pezzey (78.), 2:2 Bernd Hölzenbein (80.), 2:3 Wolfgang Schüler (89.), 3:3 Bruno Pezzey (90.)
Eintracht Frankfurt | Karlsruher SC |
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Der Trainer war schon in der Kabine Ein turbulenter Schlagabtausch in der letzten Viertelstunde entschädigte 16.000 Zuschauer im Waldstadion für das bisher schwächste Heimspiel der Frankfurter Eintracht, die mit einem 3:3 (0:1) gegen den Karlsruher SC ihren ersten Heimpunkt abgeben mußte. Bereits 0:2 im Rückstand, schien für die vor allem spielerisch schwache Eintracht diesmal die erste Heimniederlage unumgänglich. Raimund Krauth, der einstige Eintrachtspieler, hatte mit zwei Abstaubertoren gegen den erneut erschreckend unsicheren Klaus Funk den Ruf des KSC als Eintracht-Angstgegner gerechtfertigt. Die Eintracht tat sich ungemein schwer gegen die massierte Karlsruher Abwehr. Tore von Bruno Pezzey und Bernd Hölzenbein in der 78. und der 80. Minute schienen jedoch die Eintracht wie zuletzt doch noch auf die Siegesbahn zu bringen. Da schien in der 89. Minute der K.o. nach einem Karlsruher Konter endgültig. Schüler schoß das 3:2 für dein KSC, der sich nun im siebenten Himmel wähnte. Doch Bruno Pezzey mit seinem Wuschelkopf rettete in letzter Minute wenigstens einen Punkt für die Eintracht. Pezzey und Körbel waren die Besten bei der Eintracht, beim KSC ragten der Torwart Rudi Wimmer und der Torjäger Raimund Krauth heraus. Die Eintracht spielte in Bestbesetzung, was zwar viel versprach, aber in den ersten 45 Minuten wenig brachte. Der KSC spielte mit der Harmlosigkeit und Halbherzigkeit einer Mannschaft, die auswärts in fünf von sechs Pflichtspielen kein Tor erzielt hatte. Was soll's, dachte KSC-Trainer Manni Kraft und sparte sich seinen Torjäger, gönnte Emanuel Günther ebenso eine schöpferische Pause wie Dittus. Die erste Halbzeit bot Fußball auf niedrigstem Niveau, denn hätte nicht wenigstens Bernd Hölzenbein ab und zu für ein paar Überraschungseffekte gesorgt. hätte man meinen müssen, der Eintracht wäre in der Wüste von Ägypten jeglicher Fußballverstand eingetrocknet. So hilflos und umständlich stellte sie sich gegen den KSC an, der mit Mann und Maus nur verteidigte, die Bälle blindlings nach vorn drosch, Abspielfehler in Serie produzierte — und dennoch zur Pause 1:0 führte. Die erste und letzte Minute der ersten Halbzeit waren die einzigen, die Höhepunkte boten. In der ersten rettete Wiesner nach einem Kopfball von Bruno Pezzey auf der Linie, und es ist durchaus möglich, daß ohne diese Rettungstat das Spiel in bessere Bahnen gelaufen wäre. In der letzten Minute vor der Pause ein Freistoß für den KSC nach einem Foul von Pezzey, und bei Freistößen sind die Karlsruher immer gefährlich. Denn keiner schießt in der Bundesliga so hart wie Libero Karl-Heinz Struth. Kurz angetippt von Trenkel, jagte Struth den Ball aus 20 Metern halbhoch aufs Tor. Funk ließ den Ball abprallen, und Raimund Krauth, einst Spieler bei der Eintracht, brauchte nur noch einzuschieben. Die Vertretung für Günther war damit schon gerechtfertigt. Zwischen diesen beiden spannenden Momenten war das Spiel zum Einschlafen, und die strahlende Herbstsonne entschädigte die Zuschauer. Es sei erwähnt, daß Funks mißglückte Abwehr erst seine zweite Aktion vor der Pause war. Die erste erforderte ein Eckball, wobei Funk den Ball fallen ließ. Niemand aber wunderte sieh darüber. Es wurde nicht besser nach der Pause Läuferisch zu schwach, spielerisch zu einfallslos, fand die Eintracht keine Mittel und Wege, sich gegen die massierte Abwehrmauer des KSC durchzusetzen. Cha und Borchers fehlten nach ihren Verletzungen die Spritzigkeit, ihrer Doppeldeckung ein! Schnippchen zu schlagen. Nachtweih hatte wieder einmal einen seiner fahrigen Spieltage. Weitschüsse der Eintracht waren schiere Verzweiflungstaten. In der 52. Minute brachte Lothar Buchmann Bernd Nickel für Michael Sziedat, um das Spiel im Mittelfeld besser zu ordnen. Alles lief auch über ihn, das Tor aber machten die Karlsruher, die mit einem ihrer sporadischen Konter die Eintracht-Abwehr; überliefen. Wiesner traf völlig freistehend nur den Pfosten, im Nachschuß war abermals Raimund Krauth, der Ex-Frankfurter, erfolgreich. Nun half nur noch die Brechstange. Die Eintracht kämpfte, kämpfte, aber spielte nicht besser. Bruno Pezzey bezog die Position des Mittelstürmers und hatte Pech, daß der großartige Wimmer seinen Drehschuß nach einem Paß von Nickel meisterhaft parierte. Blättel für Nachtweih in der 73. Minute — auch das brachte vorerst nichts ein. Bis dann in der 78. Minute Karlheinz Körbel, ohnehin noch der Beste, mit einem herrlichen Solo und einem Musterpaß zu Bruno Pezzey endlich den Bann brach. In bester Schußposition schlenzte der Österreicher kaltschnäuzig den Ball ins Netz und leitete damit wieder einmal die Wende in einem Spiel ein, das bereits hoffnungslos verloren schien. Nur zwei Minuten später der Ausgleich: ein Schuß von Neuberger prallte ab, Hölzenbein war zur Stelle, 2:2. Einen Punkt — damit war Lothar Buchmann zunächst offenbar zufrieden und beorderte Bruno Pezzey zweimal zurück, auf seinen angestammten Posten als Abwehrchef. Das Siegtor zu erzielen war nicht mehr seine Aufgabe. Blättel hatte es auf dem Kopf, fünf Minuten vor Schluß nach einer Flanke von Borchers. Doch mit einer Blitzreaktion boxte der großartige KSC-Torhüter Wimmer den Ball noch über die Latte. Und dann fiel doch noch, das vermeintliche Siegtor für den KSC. Ein Konter, Krauth und Schüler spielten mit einem Doppelpaß Körbel und Pezzey aus und Schüler überraschte mit einem 16-Meter-Schuß den viel zu weit vor seinem Tor stehenden Funk. Aber in Frankfurt ist ein Spiel erst mit dem Schlußpfiff entschieden, und in 90. Minute drückte Bruno Pezzeys Wuschelkopf nach einem Eckball den Ball zum nun wirklich nicht mehr erwarteten 3:3 ein. Lothar Buchmann war zu diesem Zeitpunkt bereits enttäuscht in der Kabine verschwunden und erlebte das Spiel nicht auf dem Platz. Zunächst hielt er den Torschrei beim 3:3 für das Jubeln der KSC-Fans beim Abpfiff und ärgerte sich, bis Masseur Schmidt hereingestürzt kam: „Ei Trainer, wir habbe doch noch en Punkt geholt.“ Trainerstimme Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Normalerweise bin ich mit einem Unentschieden zu Hause nicht zufrieden, aber diesmal ist uns der Ausgleich in der letzten Minute gelungen, deshalb sind wir ja noch mit einem blauen Auge davongekommen. In der ersten Halbzeit hat die Mannschaft nicht aggressiv genug gespielt und sich in ihrer spielerischen Überlegenheit gesonnt. Hätten wir in den ersten zehn Minuten energischer zugepackt, wäre uns vieles leichter gefallen. Später wurde dann plötzlich der KSC wieder zu unserem Angstgegner. Michael Sziedat habe ich aus taktischen Gründen rausgenommen, von rechts sollte mehr Offensivkraft kommen. In der Schlußphase lag es sicherlich auch am hervorragenden Karlsruher Torwart Rudi Wimmer, daß wir nicht zum Sieg gekommen sind. Über unser Torwartproblem muß ich mir nun Gedanken machen.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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