FC Utrecht - Eintracht Frankfurt

UEFA-Cup 1980/1981 - 2. Runde, Hinspiel

2:1 (0:1)

Termin: 22.10.1980
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Bruno Galler (Schweiz)
Tore: 0:1 Ronald Borchers (32.), 1:1 Willy Carbo (59.), 2:1 Ton de Kruyk (90., Elfmeter)

 

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FC Utrecht Eintracht Frankfurt

  • Hans van Breukelen
  • Frans Adelaar
  • Joop Wildbret
  • Ton du Chatenier
  • Wim Flight
  • Gerard Tervoort
  • Ton de Kruyk
  • Gerard van der Lem
  • Ben Rietveld
  • Wim van Hanegem
  • Jan van Staa

 


 

Wechsel
  • Willy Carbo für Ben Rietveld (46.)
  • Henk van der Vlag für Wim van Hanegem (71.)
Wechsel
Trainer
  • Han Berger
Trainer

 

 

Kalte Dusche in der Nachspielzeit

Ein Elfmeter in der allerletzten Minute schmälerte die glänzende Ausgangsposition der Frankfurter Eintracht, die dritte Runde des UEFA-Pokals zu erreichen. De Kruyk verwandelte den Strafstoß unhaltbar zum 2:1 für den FC Utrecht und schoß die Holländer damit zu einem mehr als glücklichen Sieg. Die Eintracht hat allerdings auch nach diesem Ergebnis die noch besseren Möglichkeiten, weiter zu kommen. Die Frankfurter waren während der gesamten Spielzeit die bessere Mannschaft, die sich auch die dickeren Chancen herausspielte. Doch Ronald Borchers konnte nur eine davon nutzen, während der FC Utrecht von einem schweren Fehler Willi Neubergers profitierte, den Carbo zum Ausgleich wertete. Bei der Eintracht stand vor dem sicheren Klaus Funk eine gute Abwehr, die auch den Verlust des bishin Besten, Karlheinz Körbel (Gehirnerschütterung) gut verdaute. Nach vorne überzeugten besonders Bernd Hölzenbein als Ballschlepper, Stefan Lottermann als Dauerläufer und Ronnie Borchers als gefährlichste Angriffsspitze. Der FC Utrecht glänzte mit bedingungslosem Einsatz, ließ aber jeglichen spielerischen Witz vermissen. Die meisten Probleme bereitete Linksaußen van Staa der Eintracht-Abwehr, und nach dem Wechsel der eingewechselte Willi Carbo.

Bum Kun Cha spielte zwar, aber stürmen konnte der Koreaner nicht. Seine Verletzung war ihm deutlich anzumerken, er schien lediglich aufgestellt, um seinen Bewacher Ton du Chatenier zu beschäftigen. Trainer Buchmanns Taktik ging in der ersten Halbzeit voll auf. Besonders Nachtweih und Borchers nutzten die Freiräume, die Cha ihnen in der Mitte schuf. In der Abwehr deckte Michael Sziedat auf der ungewohnten linken Seite den ehemaligen Rotterdamer van der Lem, auf der rechten Seite spielte Willi Neuberger gegen Utrechts Linksaußen van Staa.

Die stürmische Anfangsoffensive des FC Utrecht entpuppte sich bald als ein Strohfeuer. Lediglich mit hohen Bällen versuchten die Holländer, die Eintrachtabwehr auszuspielen, und da wuchsen im Laufe der Zeit Bruno Pezzey und Karlheinz Körbel über sich selbst hinaus.

Schrecksekunde für die Eintracht in der 20. Minute. Karlheinz Körbel war mit Rietveld zusammengeprallt und blieb benommen mit einer Kopfverletzung am Boden liegen. Vier Minuten lang wurde Körbel außerhalb des Spielfeldes behandelt, torkelte umher und fiel dann noch einmal um. Dennoch schickte ihn Dr. Joost Runzheimer wieder aufs Feld. In dieser Zeit waren die ersten Angriffswellen der Holländer bereits an der Eintrachtabwehr zerschellt. Die Frankfurter konnten ihrerseits gefährliche Konter starten. Die größte Chance in der 13. Minute hatte Norbert Nachtweih. Ein Abschlag von Klaus Funk flog über das ganze Feld, Libero Wilbret trat über den Ball, und der Frankfurter Blondschopf stürmte völlig allein auf Torhüter van Breukelen zu. Doch Hollands National-Torhüter wehrte glänzend zur Seite ab.

In der 31. Minute führte bereits der zweite gefährliche Konter der Eintracht zum 0:1. Michael Sziedat schlug am linken Flügel einen flachen Paß nach vorne, Ronald Borchers nahm ihn an der Mittellinie auf, stürmte ganz allein auf und davon und ließ dann van Breukelen keine Chance. Zwar konnte der holländische Torwart den Ball noch berühren, aber von seinem Körper sprang der Ball unter die Latte ins Netz.

Die Holländer wurden nun noch nervöser und noch ungestümer. In all der Hektik erspielten sie sieh aber nur zwei echte Möglichkeiten. Die erste vergab Mittelstürmer Rietveld, als er, bedrängt von Pezzey, direkt aus fünf Metern vorbeischoß, und bei der zweiten Möglichkeit köpfte van Hanegem nach einem Freistoß von van der Lern ganz knapp am Tor vorbei.

In der Halbzeit wurde die Eintracht dann von zwei schweren Schlägen getroffen. Sowohl Karlheinz Körbel (Gehirnerschütterung) als auch Bum Kun Cha (Oberschenkelzerrung) mußten ausgewechselt werden. Für sie kamen Bernd Nickel und Michael Blättel. Körbels Vorstopperposition übernahm Werner Lorant, Blättel ging für Cha in die Spitze.

Daß die Frankfurter weiter so selbstbewußt auftrumpften wie vor der Pause, verdeutlicht die Festigkeit und innere Stärke der Mannschaft. Nicht Utrecht hatte die besseren Möglichkeiten, sondern der UEFA-Cup-Verteidiger. Den Eintracht-Kontern standen zunächst nur überharte Attacken der Gastgeber gegenüber. Van Hanegem und Wilbret sahen kurz hintereinander wegen Foulspiels die gelbe Karte.

Urplötzlich fiel dann doch der Ausgleich. Bezeichnend, daß er durch den einzigen Fehler in der Eintracht-Abwehr zustande kam. Van Staa schlug eine weite Flanke genau auf den Kopf von Willi Neuberger. Doch der klärte nicht etwa zur Ecke, sondern verlängerte genau auf den eingewechselten Carbo. Gegen dessen Flankenschuß hatte Funk keine Abwehrmöglichkeit.

Dann war wieder die Eintracht am Zug. In der 71. Minute vergab Bernd Hölzenbein die Führung, in der 84. Willi Neuberger, in der 89. Ronald Borchers. Die kalte Dusche kam in der Nachspielzeit. Bruno Pezzey grätschte von hinten in die Beine von Carbo, der fiel zu Boden und Schiedsrichter Galler entschied auf Elfmeter. De Kruyk verwandelte, und der Schiedsrichter pfiff gar nicht mehr an.

Die Trainer

Han Berger: „Ich habe immer vor diesem Borchers gewarnt. Ich frage mich, wann Jupp Derwall ihn entdeckt. Meiner Mannschaft muß ich ein großes Kompliment machen. Sie hat den Rückstand bravourös aufgeholt. Trotzdem ist das 2:1 keine gute Basis.“

Lothar Buchmann: „Wir haben uns selbst geschlagen. Der Sieg von Utrecht war nicht unverdient. Doch ohne Neubergers Geschenk zum 1:1 hätten wir uns das Spiel nicht aus der Hand nehmen lassen. Im Rückspiel können wir das Ergebnis korrigieren.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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