Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 1980/1981 - 10. Spieltag

3:2 (0:1)

Termin: Sa 18.10.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 37.000
Schiedsrichter: Dieter Stäglich (Wuppertal)
Tore: 0:1 Reiner Geye (3.), 1:1 Bruno Pezzey (46.), 2:1 Stefan Lottermann (53.), 3:1 Bum-Kun Cha (56.), 3:2 Hans-Günter Neues (82.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 


  • Ronnie Hellström
  • Hans-Günter Neues
  • Hans-Peter Briegel
  • Michael Dusek
  • Friedhelm Funkel
  • Hannes Bongartz
  • Johannes Riedl
  • Werner Melzer
  • Benny Wendt
  • Reiner Geye
  • Erhard Hofeditz

 

Wechsel Wechsel
  • Wolfgang Wolf für Erhard Hofeditz (78.)
Trainer Trainer

 

 

„Erfolgreich gezittert“

Die Frankfurter Eintracht gehört nun zur absoluten Spitze der Bundesliga. Mit einer großartigen kämpferischen und spielerischen Leistung rangen die Frankfurter vor 34.000 Zuschauen einen starken 1. FC Kaiserslautern mit 3:2 (0:1) nieder. Elf Minuten genügten der Eintracht nach der Pause, um die Pfälzer in einem großen Spiel zu schlagen. Bruno Pezzey, Stefan Lottermann und der alle überragende Bum Kun Cha machten aus dem frühen 0:1 (Geye, 5. Minute) eine 3:1-Führung, die Neues schließlich beim Schlußspurt nur noch auf 3:2 verkürzen konnte. Über die gesamte Spielzeit gesehen geht das Ergebnis sicher in Ordnung, zu Beginn beider Halbzeiten war die Eintracht die bessere Mannschaft, während der 1. FC Kaiserslautern besonders in der Schlußphase der ersten Halbzeit Vorteile hatte. Mitentscheidend für den Frankfurter Sieg war schließlich das gewonnene Schlüsselduell von Bum Kun Cha gegen Hans-Peter Briegel. Erst als der Koreaner wegen einer Oberschenkelzerrung vom Platz mußte, konnte Briegel seine Mannschaft nach vorne treiben. Vorher hatte er in einem begeisternden Zweikampf gegen Cha meistens den Kürzeren gezogen. Neben Cha ragten bei der Eintracht Libero Bruno Pezzey, Kapitän Bernd Hölzenbein, Verteidiger Michael Sziedat und Vorstopper Karl-Heinz Körbel heraus. Beim 1. FC Kaiserslautern begann Geye glänzend, wurde Neues mit Dauer des Spiels immer stärker und überzeugte Hellström mit herrlichen Reflexen.

Beide Teams starteten mit Volldampf, das sonst übliche Abtasten gab es in diesem Spitzenspiel nicht. Schon die 3. Minute brachte eine Schlüsselszene: Bruno Pezzey schlug einen herrlichen Paß nach vorne, Briegel und Riedl rannten sich gegenseitig über den Haufen, und Bum Kun Cha stand plötzlich völlig frei vor Hellström, Der Koreaner zögerte lange und schoß dann schwach. Am langen Eck rollte der Ball vorbei.

Im Gegenzug die Lauterer: Hofeditz-Paß in den Strafraum, Geye ebenso frei wie vorher Cha, und es hieß 0:1. Die Eintracht schien trotz dieses Rückschlags nicht geschockt und stürmte vehement. In der 7. Minute die erste große Ausgleichschance. Hölzenbein flankte, Cha stieg höher als Briegel und köpfte plaziert aufs Tor. Doch Ronnie Hellström rettete mit einer Glanzparade. Die Gastgeber blieben weiter am Drücker. In der 15. Minute hätte auch Hellström nicht mehr helfen können. Nachtweihs Kopfballvorlage fiel genau auf den Fuß von Hölzenbein, doch der Torschrei blieb den Zuschauern auf den Lippen, von der Latte sprang der Ball zurück ins Feld.

Nun erst, nach dieser stürmischen Anfangsviertelstunde der Frankfurter, begannen die Gäste aus der Pfalz sich die Führung zu verdienen. Ganz clever und ruhig kontrollierten die Lauterer das Spiel, hielten den Ball lange in den eigenen Reihen, spielten Querpaß auf Querpaß, um dann urplötzlich auf Angriff umzuschalten. Besonders das Mittelfeld der Frankfurter mit Borchers, Lottermann und Lorant hatte große Probleme, sich auf diese Spielart einzustellen. Zehn Minuten lang schwamm die Eintracht und spielte Kaiserslautern wie ein echter Meisterschaftsanwärter. Riedls Solo stoppte erst Torwart Funk und auch Bongartz scheiterte erst am Frankfurter Schlußmann. Und dann hatte Bernd Hölzenbein ganz genau aufgepaßt. Funk war bereits geschlagen, Hölzenbein schlug den Ball von der eigenen Torlinie.

Nach 35 Minuten hatte die Eintracht ihre Schwächeperiode überwunden und brachte wieder Druck auf Hellströms Tor. Immer anspielbar beim Angriff war Bum Kun Cha, der sich herrliche Duelle mit Hans Peter Briegel lieferte. Der Lauterer Nationalspieler wurde in der 35. Minute zum Buhmann, als er Cha von hinten in die Beine rutschte und der Koreaner auf dem Platz behandelt werden mußte. Doch zum Glück konnte Cha weiterspielen.

Die Eintracht rannte nun pausenlos gegen die Pfälzer Festung an. War es vorher Pech und Unvermögen, die den Ausgleich nicht zuließen, half in der hektischen Schlußphase der ersten Halbzeit Schiedsrichter Dr. Stäglich dem 1. FC Kaiserslautern. Briegels Handspiel in der 45. Minute bei einer Riesenchance von Pezzey war eigentlich gar nicht zu übersehen. Dr. Stäglich pfiff trotzdem nicht den hundertprozentigen Elfmeter. Ein wütendes Pfeifkonzert war die Quittung beim Gang in die Kabine.

Was vor dem Wechsel nicht hatte sein sollen, gelang der Eintracht mit dem Auftakt zur zweiten Halbzeit, der Ausgleich. Nachtweih schlug einen Eckball hoch nach innen, Ronnie Hellström verpaßte, und Bruno Pezzey stoppte den Ball mit der Brust und drückte ihn dann mit dem Fuß über die Linie. Endlich 1:1. Bei Kaiserslautern brachen bei diesem Ausgleichstor alle Dämme. Elf Minuten lang verlor der Tabellenzweite völlig die Übersicht, und das genügte der Eintracht, um die Partie für sich zu entscheiden.

In der 53. Minute das 2:1. Werner Lorant spielte im Strafraum Bum Kun Cha flach an. Der Koreaner verlängerte per Hackentrick zu Lottermann, und der schoß aus vollem Lauf unter Hellström hindurch ins Netz. Drei Minuten später ein weiteres herrliches Tor. Geye rutschte in der Frankfurter Hälfte aus, Neuberger zog mit dem Ball auf und davon, paßte genau im richtigen Augenblick zu Cha, und der setzte seiner Glanzleistung die Krone auf. Durch die Beine von Hellström schoß er den Ball zum 3:1 ins Netz.

Kurz danach mußte Cha ausgewechselt werden. Eine Oberschenkelzerrung machte sich wieder bemerkbar. Für ihn kam Michael Blättel. Und nun trat das ein, was Trainer Lothar Buchmann unbedingt vermeiden wollte. Briegel wurde für den Angriff frei und Kaiserslautern kam nun mit aller Macht.

Die Frankfurter Abwehr wackelte, aber Bruno Pezzey konnte sie lange Zeit mit einer großartigen Leistung zusammenhalten. Dagegen setzten die Frankfurter nur wenige, dafür aber umso gefährlichere Konter. In der 78. Minute fast das 4:1. Nachtweih zog allein davon, und Melzer konnte ihn nur mit einem bösen Foul kurz vor der Strafraumgrenze stoppen. Die gelbe Karte und ein Freistoß war die Quittung für diese Notbremse. Nach diesem Freistoß hatte Stefan Lottermann die einmalige Gelegenheit, alles klar zu machen. Nach Hofeditz' Rückgabe stand er allein vor Hellström, doch der Schwede konnte mit einer Reflexbewegung abwehren.

Danach spielte eigentlich nur noch Kaiserslautern. Bongartz' Ideen, Neues' lange Vorlagen und Briegels Kraft rissen die Pfälzer nach vorn, die Eintracht wehrte sich verzweifelt. Und als Neues mit. einem 35-Meter-Gewaltschuß das 3:2 erzielte, begann im Waldstadion das große Zittern. Die Eintracht stemmte sich gegen die kräftemäßig überlegenen Lauterer und sie hielt durch. In erster Linie ein Verdienst von Bruno Pezzey, Karlheinz Körbel und Michael Sziedat, die die Angriffsspitzen des Tabellen zweiten sicher im Griff hatten.

Die Trainer

Lothar Buchmann: „Ich habe erfolgreich gezittert. Es hätte auch umgekehrt ausgehen können. Insgesamt war es ein glücklicher Sieg, der aber aufgrund unserer Chancen nicht unverdient ausfiel. Vor der Pause diktierte Kaiserslautern das Geschehen, wir waren erst nach dem Wechsel so richtig da. In der ersten Halbzeit haben wir die Lauterer bei ihren Aktionen nicht entscheidend genug gestört. Es war ein absolutes Spitzenspiel, mehr Tempo ist kaum möglich. Cha hat eine leichte Zerrung erlitten, ich glaube aber, daß er am Mittwoch in Utrecht dabei sein kann.“

Kalli Feldkamp: „Aufgrund der zweiten Halbzeit ging der Sieg der Eintracht in Ordnung. Bei uns war die Leichtigkeit der ersten Hälfte nach der Pause weg. Anfangs haben wir es lange Zeit gut verstanden, die Eintracht zu kontrollieren, aber wenn man dann innerhalb von zehn Minuten so bestraft wird wie wir, hat das auch seine Richtigkeit. Das Duell zwischen Cha und Briegel habe ich fairer gesehen als die Zuschauer. Wenn beide in einer Mannschaft spielen würden, wäre jeder Trainer überglücklich.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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