1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1980/1981 - 9. Spieltag

1:4 (0:1)

Termin: Mi 15.10.1980, 20:00 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (37.), 0:2 Stefan Lottermann (57.), 1:2 Werner Heck (66.), 1:3 Stefan Lottermann (70.), 1:4 Bernd Hölzenbein (84.)

 

>> Spielbericht <<

1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Rudolf Kargus
  • Norbert Eder
  • Bertram Beierlorzer
  • Peter Stocker
  • Horst Weyerich
  • Reinhold Schöll
  • Michael Eggert
  • Reinhold Hintermaier
  • Wolfgang Frank
  • Werner Heck
  • Georg Volkert

 


 

Wechsel
  • Franz Oberacher für Norbert Eder (38.)
  • Herbert Heidenreich für Horst Weyerich (75.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Souveräner Auswärtssieg

Mit dem zweiten Auswärtssieg der Saison kämpfte sich die Frankfurter Eintracht gestern abend an die Bundesligaspitze heran. Das 4:1 (1:0) beim 1. FC Nürnberg war hochverdient und wurde mit einer in jeder Beziehung ausgereiften Leistung erzielt. Die Eintracht zeigte sich dem Bundesliga-Aufsteiger in allen Belangen überlegen, war stärker im Angriff und wesentlich sicherer in der Abwehr. Daß die besten Frankfurter im Sturm standen, unterstreicht die große Offensivleistung. Bernd Hölzenbein, der zweifache Torschütze, und Bum Kun Cha, der dreifache Vorbereiter, übertrafen Ronald Borchers und Norbert Nachtweih noch um Nuancen. Vielleicht entscheidend für das Spiel war die Leistungssteigerung von Stefan Lottermann nach der Pause, der in der ersten Halbzeit schwach spielte, dann aber zwei herrliche Tore erzielte. Beim 1. FC Nürnberg enttäuschten vor allem die vorher so hochgelobten Stürmer Wolfgang Frank und Georg Volkert, die gegen die Eintracht-Abwehr keinen Stich bekamen. Leidtun konnte einem Neuzugang Rudi Kargus,

Noch waren keine fünf Minuten gespielt im Nürnberger Stadion, da wußte die Eintracht bereits, was sie erwarten würde. Mit großer Leidenschaft und Hingabe stürzten sich die Gastgeber ins Spiel und überzogen dabei einige Male. Daß die Schiedsrichter aus Bum Kun Chas schwerer Verletzung nichts, aber auch gar nichts gelernt haben, zeigte Herr Hennig aus Duisburg. Kaum war der Koreaner am Ball, fand er sich auch schon auf dem Boden wieder. Eders schweres Foul in der 4. Minute hätte mindestens Gelb bedeuten müssen, ebenso Hintermaiers Tritt gegen Hölzenbein und Willi Neubergers Notbremse gegen Stocker. Doch Gelb gab's schließlich, für den schwächsten Frankfurter, Stefan Lottermann, für ein vergleichsweise harmloses Foul. Lottermann hatte zwanzig Meter vor dem Eintracht-Strafraum Heck festgehalten.

Die Nürnberger vergaßen über ihrem großen Kampf das Spielen. Und die Eintracht bekam die Partie bald in den Griff. Was ihr besonders half, war die Abseitsfalle des Clubs, die überhaupt nicht klappte. In der 18. Minute durchbrach Bum Kun Cha zum erstenmal den Nürnberger Abseitsriegel. Ganz allein ging er auf den erstmals eingesetzten Kargus zu, entschloß sich dann aber nicht zum Schuß, sondern zu einem Abspiel, das Eder noch abfangen konnte. Eine Minute später rettete Rudi Kargus mit einer glänzenden Flugparade gegen Cha.

In der 23. Minute ein schwerer Fehler von Weyerich, wieder war der Koreaner ganz allein, umspielte Torhüter Rudi Kargus und wollte gerade den Ball ins verlassene Tor schießen, als ihm Kargus mit beiden Händen die Beine wegzog. Klarer Fall: Elfmeter. Doch die Pfeife von Schiedsrichter Hennig blieb stumm, Gelächter auf den Rängen war die Quittung.

Zu einer Art Konzessionsentscheidung rang sich der Unparteiische in der 37. Min. durch. Am linken Flügel gab es einen Freistoß für die Eintracht, Nachtweih schlug ihn nach innen, Borchers, Cha und Hölzenbein standen mindestens vier Meter im Abseits, der Schiedsrichter ließ laufen, Cha schoß Kargus an, und Hölzenbein köpfte den Abpraller ins verlassene Tor.

Die Eintracht bestimmte die Partie nun, wie sie wollte, war überlegen und spielte sich weitere Torchancen heraus. Der beste Angriff Sekunden vor der Pause: Über Cha und Nachtweih lief ein Konter bis zu Ronnie Borchers, doch der bekam den Ball nicht unter Kontrolle, und Kargus hatte keine Mühe. Dem gegenüber stand nur eine einzige ganz klare Nürnberger Chance, und die bereits, in der 4. Minute. Hintermaiers weiten Paß hatte Frank auf die Fäuste von Funk geknallt.

Die Eintracht begann die zweite Halbzeit mit zwei kapitalen Chancen. In der 47. Minute sah Bum Kun Cha den völlig freistehenden Hölzenbein nicht und vertändelte so die Möglichkeit zum 0:2. Zwei Minuten später vergab Stefan Lottermann nach herrlicher Flanke von Michael Sziedat aus drei Metern. Kargus hätte sicher keine Chance gehabt, hätte der Frankfurter genauer geköpft.

Lottermann, der bis dahin lediglich mit Fehlpässen aufgefallen war, erntete nun den Lohn für seine große Laufarbeit. In der 58. Minute gelang ihm das 0:2, ein Tor wie aus dem Bilderbuch. Werner Lorant trat einen Freistoß hoch nach innen, Cha verlängerte mit dem Kopf, Weyerich klärte per Kopfball, und Lottermann nahm, den Ball volley aus der Luft aus 25 Metern und traf genau den Torwinkel.

Die Nürnberger waren geschockt, versuchten aber sofort zurückzuschlagen. Doch die Eintracht hatte das Spiel sicher im Griff und vergab in dieser Phase einige Male, das Spiel schon zu entscheiden. Und plötzlich stand es 1:2. Nach einem Gewühl im Frankfurter Strafraum, Funk hatte gerade noch einen Kopfball von Oberacher zur Seite gefaustet, schob Heck den Abpraller ins Netz.

Doch wer nun gedacht hatte, daß der Club gleichwertig werden würde, sah sich getäuscht. Die Eintracht zeigte ihr vielleicht bestes Auswärtsspiel, und vor allem die Stürmer Bum Kun Cha, der Überragende, Bernd Hölzenbein, der Fleißige, Ronald Borchers, der Laufstarke und Norbert Nachtweih, der Spurtschnelle, stürzten die Nürnberger Abwehr von einer Verlegenheit in die andere. Das 1:3, und damit die Vorentscheidung, war eigentlich nur eine Frage der Zeit.

Daß es wiederum ein herrliches Tor war, paßte an diesem Tag ins Eintracht-Bild. Neuberger schickte aus der eigenen Hälfte einen Steilpaß nach vorne, Bernd Hölzenbein nahm ihn auf, gab flach nach innen zu Cha, der verlängerte zu Lottermann und der schoß flach, völlig allein am Elfmeterpunkt stehend, an Kargus vorbei ins Netz. Mit ihren Pässen hatte die Eintracht die gesamte Club-Abwehr auseinandergenommen.

Sechs Minuten vor dem Ende dann das für den Club deprimierende 1:4. Bernd Hölzenbein - der vorher bereits ausgewechselt werden sollte, er hatte sich müde gelaufen - nahm noch einmal alle Kräfte zusammen, umspielte drei Nürnberger und schlenzte in seiner unnachahmlichen Art an Kargus ausgestreckter Hand vorbei den Ball in die lange Ecke zum 1:4. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg