Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg

Bundesliga 1980/1981 - 8. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 27.09.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Aron Schmidhuber (Ottobrunn)
Tore: 0:1 Thomas Kempe (37.), 1:1 Norbert Nachtweih (45.), 2:1 Bernd Hölzenbein (86., Foulelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt MSV Duisburg

 


  • Gerhard Heinze
  • Frank Saborowski
  • Bernard Dietz
  • Hans-Dieter Mirnegg
  • Herbert Büssers
  • Manfred Dubski
  • Norbert Fruck
  • Thomas Kempe
  • Raimund Hiegemann
  • Gregor Grillemeier
  • Rudolf Gores

 

Wechsel Wechsel
  • Guido Szesni für Gregor Grillemeier (32.)
Trainer Trainer
  • Friedhelm Wenzlaff  

 

 

Spezialisiert auf Siege in letzter Minute

Auch unter dem neuen Trainer Lothar Buchmann ist die Frankfurter Eintracht auf Heimsiege in den letzten Minuten spezialisiert. Dem 2:1 gegen 1860 München vor zwei Wochen (Tore in der 87. und 90. Minute) folgte gestern vor 15.000 Zuschauern im Waldstadion ein 2:1 (1:1) gegen den MSV Duisburg. Sekunden vor der Pause hatte Norbert Nachtweih den Duisburger Führungstreffer von Thomas Kempe ausgeglichen, und sechs Minuten vor dem Ende verwandelte Bernd Hölzenbein einen Foulelfmeter zum 2:1. Schon in der ersten Halbzeit war Werner Lorant mit einem Handelfmeter an Torwart Heinze gescheitert. Trotz der zwei gepfiffenen Strafstöße zog sich Schiedsrichter Schmidhuber den Unwillen des Publikums zu, als er nämlich zwei weitere klare Elfmeter nicht gab. Einmal war Pezzey gefoult worden, einmal hatte Mirnegg den Ball aus dem Strafraum gefaustet. Die Frankfurter hatten erst nach der Pause druckvoll gespielt und sich in dieser Zeit auch den Sieg verdient. Garanten für den Erfolg waren der diesmal auch vor eigenem Publikum sichere Torwart Klaus Funk, Vorstopper Karlheinz Körbel, der die harmlosen Duisburger Angriffe fast alleine stoppte, und die offensiv starken Bruno Pezzey und Willi Neuberger. Beim MSV Duisburg zeigte Torwart Heinze glänzende Reaktionen, war Dietz Turm in der Schlacht und bereitete Kempe der Eintracht-Deckung Kopfzerbrechen.

Es begann alles so gut für die Frankfurter Eintracht. Blumen, Beifall und viel Schwung. Allein die Tore fehlten in der Anfangsphase. Präsident Achaz von Thümen überreichte Bernd Hölzenbein für sein 400. und Karlheinz Körbel für sein 250. Bundesligaspiel Blumen, die Fans beklatschten das Comeback von Bum Kun Cha und die Eintracht startete wie die Feuerwehr.

Die erste Möglichkeit hatte schon in der 4. Min. Bruno Pezzey nach einem herrlichen Paß von Werner Lorant. Pezzeys Flachschuß wurde die sichere Beute von Torwart Heinze, der auch in der Folge Garant für das „zu Null" der Duisburger war. Seine größte Tat vollbrachte der kleine Torhüter in der 8. Min. Eine weite Flanke von Willi Neuberger segelte in den Strafraum, Bernd Hölzenbein stieg zum Kopfball hoch, da verlängerte der Duisburger Dubski den Ball mit der Hand. Schiedsrichter Schmidhuber entschied auf Elfmeter. Werner Lorant lief an, schoß ins linke Eck, doch Heinze war schon da und hielt.

Der MSV schlug postwendend zurück. Funk konnte nach einem Weitschuß den Ball nicht festhalten, machte diesen Patzer aber sofort wieder wett, als er Hiegemanns Nachschuß glänzend abwehrte. Wieder im Gegenzug hatte Lottermann die Führung für die Eintracht auf dem Fuß. Aber wie bei zwei weiteren Gelegenheiten versagten dem fleißigen Ex-Offenbacher beim Torschuß die Nerven.

Danach war der Angriffsschwung der Gastgeber dahin. Die Duisburger kontrollierten mit ihrem Ballgeschiebe in der eigenen Abwehr Tempo und damit Spiel. 15 Minuten lang wirkten die Frankfurter geradezu hilflos und völlig ohne Zusammenhang. Während Bernd Hölzenbein versuchte, Vorchecking zu spielen, das heißt, die Duisburger schon an deren eigenem Strafraum anzugreifen, verhielten sich viele andere Frankfurter eher passiv. Weder Cha noch Borchers und schon gar nicht der schwache Nachtweih gingen beherzt zur Sache.

So war es keine Überraschung, daß die Gäste bei einem ihrer wenigen Gegenzüge sogar in Führung gingen. Fruck hatte einen Freistoß hoch nach innen geschlagen, ein Duisburger blockierte auf dem Boden liegend für Sekunden den Ball. Pezzey, Körbel und Sziedat griffen nicht energisch genug ein. Torwart Funk warf sich unkontrolliert ins Getümmel und Kempe konnte den zur Seite springenden Ball ganz lässig ins verlassene Tor schieben.

Acht Minuten vor der Pause war die Eintracht damit zum „Hinterherrennen" gezwungen. Doch zunächst passierte wenig, die Frankfurter wirkten geschockt. Fast mit dem Pausenpfiff fiel dann der zu diesem Zeitpunkt glückliche Ausgleich. Bruno Pezzey, einer der wenigen Aktivposten im Team, trennte am Eintracht-Strafraum Dietz vom Ball, und danach lief endlich einmal ein schneller Angriff. Pezzey zu Neuberger, Neuberger zu Nachtweih, und dessen 20-Meter-Schrägschuß lenkte Fruck noch ganz leicht ab. Hinter Heinze prallte der Ball vom Innenpfosten ins Netz. Doppeltes Pech für den MSV Duisburg, der kurz zuvor Stürmer Grillemeier nach einem Zweikampf mit Bernd Hölzenbein mit einer Innenbandzerrung verletzt verloren hatte. Für ihn war Szesni ins Spiel gekommen.

Aus der Halbzeit kam eine andere Eintracht. Bissig, kampfstark und druckvoll. Probleme hatten die Frankfurter eigentlich nur mit zwei Personen: mit Torwart Heinze und mit Schiedsrichter Schmidhuber. Der Unparteiische glaubte offensichtlich, zwei Elfmeter in einem Spiel für eine Mannschaft nicht geben zu dürfen. So verlor der Bundesliga-Neuling völlig den Faden, verwehrte den Frankfurter zwei geradezu klassische Elfmeter und brachte so die Gemüter auf dem Platz und auf den Tribünen in Wallung.

Fall Nummer 1 in der 73. Minute. Bruno Pezzey, der in der zweiten Halbzeit Mittelstürmer spielte, wollte am Elfmeterpunkt aus der Luft schießen. Szesni kam von hinten und trat ihm in die Beine. Der Schiedsrichter ermahnte Pezzey, die Zuschauer tobten.

Fall Nummer 2 in der 74. Minute noch toller. Hohe Flanke in den Strafraum, Mirnegg faustete in der Luft den Ball, aus der Gefahrenzone, Schmidhuber stand dabei, doch die Pfeife blieb still.

Erst sechs Minuten vor Schluß konnte sich der Unparteiische überwinden, diesmal war die Sache ebenso klar wie in den Situationen zuvor. Wieder war Pezzey frei, diesmal stieß ihn sein österreichischer Nationalmannschaftskollege Mirnegg von hinten um. Endlich Elfmeter! Aber noch war die Eintracht nicht erlöst. Hölzenbein schoß unter die Latte, der Schiedsrichter gab Wiederholung. Eine unglaubliche Entscheidung, doch Bernd Hölzenbein behielt die Nerven und verwandelte auch den zweiten Strafstoß ganz sicher.

Die Elfmetergeschichte hatte damit noch kein Ende. In der 89. Min. ging Bum Kun Cha alleine durch und wurde von Saborowski und Dietz im Strafraum gelegt. Wieder ein klarer Fall, doch diesmal ließ der Schiedsrichter weiterlaufen.

Und nach all den Chancen — Borchers hatte zwischenzeitlich noch den Pfosten getroffen — brauchte die Eintracht auch noch Glück. Bernard Dietz stand in der Schlußminute völlig frei vor Funk und hob den Ball über das Tor. Es war die beste Duisburger Möglichkeit in den gesamten 90 Minuten gewesen. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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