Eintracht Frankfurt - 1860 München

Bundesliga 1980/1981 - 6. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: Sa 13.09.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Eberhard Schmoock (Reichenau)
Tore: 0:1 Viorel Nastase (67.), 1:1 Bruno Pezzey (87.), 2:1 Bernd Hölzenbein (88.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1860 München

 


  • Thomas Zander
  • Hans Klinkhammer
  • Rudolf Sturz
  • Rolf Grünther
  • Jupp Kapellmann
  • Horst Wohlers
  • Christian Werner
  • Wolfgang Sidka
  • Horst Raubold
  • Viorel Nastase
  • Rudi Völler

 

Wechsel Wechsel
  • Herbert Scheller für Jupp Kapellmann (12.)
  • Jürgen Strack für Horst Raubold (75.)
Trainer Trainer
  • Carl-Heinz Rühl

 

 

Erfolgreicher Schlußspurt

Der vom Verletzungspech verfolgten Frankfurter Eintracht blieb wenigstens das Spielglück hold. Gegen den TSV 1860 München schien nach einem sehr schwachen Bundesligaspiel die 0:1-Niederlage durch ein Tor des Rumänen Nastase bereits besiegelt, da gelang der Eintracht in den letzten vier Minuten noch der nicht mehr erwartete und von den 17.000 Zuschauern im Waldstadion umso mehr bejubelte 2:1-(0:0-)Sieg. Die beiden verbissenen Kämpfer, die besten Spieler und großen Persönlichkeiten, Bruno Pezzey und Bernd Hölzenbein, besorgten selbst den Ausgleich und den Siegestreffer. Bruno Pezzey, unermüdlicher Antreiber seiner Mannschaft und nach dem Rückstand praktisch nur noch Mittelstürmer, war einmal mehr der überragende Spieler seiner Mannschaft. Die Münchener, spielerisch vor allem nach der Pause überlegen, nutzten nach ihrer 1:0-Führung ihre Konter nicht zu weiteren Treffern. Das Spiel der Eintracht litt unter dem Fehlen der vielen Stammspieler, zu denen nun auch noch Norbert Nachtweih und Torwart Jürgen Pahl kamen.

Die vielen Verletzungen führten zwangläufig zur Verkrampfung. Ein böiger Wind und der nach einem Regenschauer glatte Rasen trugen das ihre zu einem auf beiden Seiten völlig zerfahrenen Spiel bei. Auch die Münchner blieben von Verletzungen nicht verschont. In der 10. Minute erwischte es Jupp Kapellmann, den Kapitän der Löwen, bei einer Attacke von Wolfgang Trapp so schwer, daß er mit Verdacht auf Innenbandriß auf einer Trage in die Kabine gebracht werden mußte. Für ihn kam Scheller.

Die Eintracht spielte in den ersten 45 Minuten zwar leicht feldüberlegen, aber auch nur, weil die Münchner sich wenig zutrauten, nicht energisch genug zupackten. Denn die Eintracht „lebte“ in der ersten Halbzeit nur von drei Spielern, von Bruno Pezzey, der aus der Defensive heraus versuchte, wenigstens ein bißchen Ordnung ins Spiel zu bringen, von Karl-Heinz Körbel, dem Bollwerk in der Abwehr, und von Bernd Hölzenbein, der als Sturmspitze kämpfte, rackerte und auch die größten Chancen herausspielte.

Enttäuschend war, daß angesichts des personellen Notstandes bei der Eintracht die Jungen nicht in die Bresche sprangen, etwa Stefan Lottermann, der ein wahres Lotterspiel in den ersten 45 Minuten bot, Fehlpässe produzierte, Zweikämpfe verlor, einen Eckball dem Gegner in die Füße schob. Den Gipfel der Konzentrationslosigkeit aber bot Lottermann in der 22. Minute. Da brachte eine der vielen Flanken von Trapp endlich Gefahr. Hölzenbein setzte den Ball mit dem Kopf an den Pfosten und Lottermann brachte das Kunststück fertig, aus zwei Metern den vom rechten Pfosten zurückspringenden Ball am linken Pfosten vorbei ins Aus zu schießen.

Es war die erste der beiden großen Torchanccn der Eintracht vor der Pause. Die zweite erarbeitete wiederum Bernd Hölzenbein, der sich im Strafraum gegen drei Münchner Abwehrspieler durchsetzte. Seinen raffinierten Schuß aus der Drehung konnte Torwart Zander aber gerade noch mit dem Fuß zur Ecke abwehren. Die Münchner hatten kaum nennenswerte Chancen. Die größte war ein Streifschuß von Sidka an die Querlatte. Wenn die Zuschauer dennoch zittern mußten, dann wegen der Unsicherheit, die Klaus Funk auch bei harmlosen Situationen verriet.

Das Spiel wurde nach der Pause zwar etwas temperamentvoller, aber nicht besser. Besser spielten allenfalls die Münchner Löwen. Bei der Eintracht trumpfte Ronald Borchers nun auf, Pezzey schaltete sich immer wieder in den Angriff ein, fand aber keine Flanken für seinen Kopf. Die Eintracht versuchte es mit Weitschüssen, doch damit konnten weder Hölzenbein noch Lottermann dem großartigen Zander etwas anhaben.

In der 62. Minute aber war auch Zander praktisch schon geschlagen; von einer gefährlichen Flanke Willi Neubergers. Er erreichte den Ball nicht mehr, Lorant stand hinter ihm und brauchte den Ball nur noch über die Linie zu schieben. Er trat ihn über das Tor. Wenn eine geschwächte Mannschaft solche Chancen ausläßt, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn sie ins Hintertreffen gerät.

Ein Konter in der 68. Minute, als sich Nastase gegen Trapp durchsetzte und Funk mit einem Schuß aus spitzem Winkel bezwang, führte denn auch zum 0:1-Rückstand. Vor und nach dem Tor hatte Lothar Buchmann die Konsequenzen aus den schwachen Leistungen von Lottermann und Schaub gezogen und sie gegen Hönnscheidt und Blättel ausgetauscht.

Die Eintracht gab sich noch nicht geschlagen. Pezzey blies zum Alles oder Nichts, spielte nur noch Mittelstürmer. Die Eintracht war aber nun natürlich anfällig gegen Konter und mußte bei der Unsicherheit von Torwart Funk tausend Ängste ausstehen. Zweimal ließ er Bälle fallen, Pezzey und Körbel mußten die brenzligen Situationen für ihn bereinigen. Die Münchener spielten geschickt aus der Defensive, konterten, nutzten aber ihre Chancen nicht.

Bruno Pezzey, der immer wieder seine Mannschaft antrieb, sah dann seine Anstrengungen letztlich belohnt. Er selbst erzielte drei Minuten vor Schluß den umjubelten Ausgleich und bereitete in der vorletzten Minute auch den nicht mehr erwarteten Siegestreffer von Bernd Hölzenbein vor. Eine Flanke von Lorant verlängerte der Österreicher mit seinem Kopf und Hölzenbein schob im Fallen den Ball an Zander vorbei ins Tor.

Trainerstimme

Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Das war gewiß ein glücklicher und schmeichelhafter Sieg. Wir bekamen das Spiel nie unter Kontrolle. München war lauf- und spielstark. Aufgrund der vielen Verletzungen hatten wir aber auch keine intakte Mannschaft. Doch gerade in dieser Situation bewiesen wir Moral und Einsatzwillen. Solche Art von Foulspiel wie an Kapellmann billige ich überhaupt nicht.“


Neue Schläge: Nachtweih und Pahl verletzt

„Es werden immer weniger“, stöhnte Udo Klug. Nach Karger, Müller, Cha und Nickel fehlte gegen 1860 München nun auch noch Norbert Nachtweih, der wegen einer Kapsel- und Sehnenverletzung eine Gipsschale und zwei Tage Bettruhe verordnet bekam.

„Norbert hat den letzten Test nicht bestanden, und wir wollten die Gefahr eines Risses nicht eingehen“, sagte Trainer Lothar Buchmann. Manager Udo Klug hofft, daß Nachtweih wenigstens für das UEFA-Pokalspiel am Mittwoch in Donezk wieder gesund ist. Bekanntlich fehlt dort auch Bruno Pezzey wegen einer zweiten gelben Karte.

Und es kam noch schlimmer: „Es geht, man kann mir auf die Schulter klopfen“, sagte Jürgen Pahl noch zuversichtlich, als er mit Klaus Funk zum Warmmachen auf das Spielfeld kam. Nach dem Warmmachen war es dann vorbei. Die Schmerzen der Schulter waren zu groß, er konnte nicht spielen, Klaus Funk kam damit zu seinem ersten Bundesligaspiel in dieser Saison. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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