Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1980/1981 - 4. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: Mi 03.09.1980, 20:00 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Günter Risse (Hattingen)
Tore: 1:0 Stefan Lottermann (36.), 2:0 Fred Schaub (51.), 2:1 Bernd Klotz (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Helmut Roleder
  • Bernd Martin
  • Dragan Holcer
  • Karlheinz Förster
  • Bernd Förster
  • Roland Hattenberger
  • Hermann Ohlicher
  • Hans Müller
  • Bernd Schmider
  • Bernd Klotz
  • Walter Kelsch

 

Wechsel Wechsel
  • Karl Allgöwer für Dragan Holcer (46.)
Trainer Trainer
  • Jürgen Sundermann

 

 

Die Eintracht kämpfte den VfB Stuttgart nieder

Lothar Buchmann ging als Supermann vom Platz. Seine Supermänner von der Frankfurter Eintracht hatten leidenschaftlich gekämpft und großartig gespielt, so daß sein Rivale eben nur als Jürgen Sundermann und nicht als der Stuttgarter „Wundermann“ dastand. In einem mitreißenden, begeisternden, hochklassigen Spiel hatte Buchmanns Eintracht Sundermanns VfB 2:1 (1:0) vor 40.000 Zuschauern geschlagen durch Tore von Stefan Lottermann und Fred Schaub, bei einem Gegentreffer in der Schlußminute durch Bernd Klotz. Überragender Spieler auf dem Platz und als Held gefeiert war Bruno Pezzey, der Weltklasse bot. Nach ihm kamen vor allem Werner Lorant, der Hansi Müller überhaupt nicht ins Spiel kommen ließ, Ronald Borchers und Willi Neuberger. Aber in der gesamten Frankfurter Mannschaft gab es keinen schwachen Punkt.

Lothar Buchmann hatte sich für Fred Schaub, den routinierteren der beiden Youngster, und gegen ein Bundesliga-Debüt von Norbert Hönnscheidt entschieden. Doch da spielte an diesem herrlichen Spätsommerabend nicht nur Schaub für Cha, die ganze Eintracht ersetzte das Fehlen ihrer beiden Stützen Nickel und den Koreaner mit einer Kampfeslust, einer Begeisterung, einer Leidenschaft, einer Hingabe, daß sie Beifallsstürme von den begeisterten Zuschauern und zur Pause eine völlig verdiente 1:0-Führung erntete.

Stephan Lottermann hatte sich in der 36. Minute ein Herz gefaßt, und mit einem herrlichen 30-Meter-Schuß, einem tückischen Aufsetzer obendrein, Roleder überrumpelt. Das enorme Tempospiel der ersten Halbzeit (würde die Eintracht das durchhalten?) wurde vor allem von drei Spielern der Eintracht getragen: von Werner Lorant, der Hansi Müller wirksam beschattete und dennoch immer wieder nach vorne stürmte; von Ronald Borchers, der mit seinen Antritten die Stuttgarter Abwehr immer wieder überrannte und obendrein mit vielen herrlichen Pässen Bernd Nickel glänzend als Spielinitiator aus dem Mittelfeld vertrat. Schade, daß Bundestrainer Jupp Derwall nicht wie angekündigt auf der Tribüne des Waldstadions saß. Er hätte an seinem einstigen Zögling seine helle Freude gehabt; und natürlich von Bruno Pezzey, dessen Aktionsradius von einem Tor zum anderen reichte und der schier unüberwindlicher Turm in der Schlacht war.

VfB-Trainer Jürgen Sundermann hatte noch vor dem Anpfiff erneut den Cha-Effekt gefürchtet, Mitleid für getretene Eintracht-Spieler geahnt. Doch Schiedsrichter Günther Risse war davon gewiß unbeeindruckt. Ganz im Gegenteil. Leid konnte einem vor allem Pezzey tun, der im VfB-Strafraum permanent von Karl-Heinz-Förster geschoben und gehalten wurde. Oder auch Körbel, der, von Klotz gefoult, dennoch mit einem Freistoß bestraft wurde.

Mit merkwürdigen Entscheidungen benachteiligte Risse beide Seiten. Umstritten auch seine gelben Karten für Körbel, Ohlicher und Kelsch. Denn das Spiel war trotz aller Hektik angenehm fair. Die Eintracht hatte mit ihrem Sturmangriff zahlreiche Chancen, die dicksten aber hatte auf der anderen Seite der VfB. Da hatte Kelsch nur noch das leere Tor vor sich, als Pahl im Herauslaufen den Ball verfehlt hatte. Doch urplötzlich tauchte Karl-Heinz Körbel wie aus dem Boden auf und schlug den Ball im Sturz noch von der Linie. Und in der 41. Minute hatte die Eintracht Glück. Karlheinz Förster schoß den Ausgleich, doch das Tor zählte nicht. Risse hatte vorher abgepfiffen, den Förster hatte Pezzey wieder gerempelt. Diesmal in dessen Strafraum.

Zur zweiten Halbzeit stellte Sundermann um: Holcer, der Libero, blieb in der Kabine. Hattenberger rückte ins Abwehrzentrum, Allgöwer kam als zusätzliche Sturmspitze. Doch die Eintracht ließ im Tempo nicht nach. Der Lohn: das 2:0 in der 51. Minute, als wiederum Roleder bei einem Weitschuß schlecht aussah. Diesmal wurde er von Werner Lorant überrascht und ließ den Ball fallen. Hölzenbein und Schaub preschten heran. Zwischen ihnen Bernd Förster, der nur „Holz“ wegdrängen konnte. Freie Bahn für Fredy Schaub, den Ball ins leere Tor zu schieben.

Die Eintracht spielte wie im Rausch, hatte erst Glück, daß Hansi Müllers herrlicher Kopfball von der Unterkante der Latte wieder heraussprang, und dann riesiges Pech: in der 57. Minute erlitt Bernd Hölzenbein bei einem Zusammenprall mit Bernd Förster eine stark blutende Platzwunde über dem linken Auge und mußte wankend vom Platz geführt werden. Für ihn kam Michael Blättel.

Ein Pfostenschuß von Bruno Pezzey war jedoch das Signal, daß weitergekämpft, weitergestürmt wurde. Der Österreicher war der überragende Spieler auf dem Platz, der unumstrittene Chef der Eintracht, an dem sich alle aufrichteten, und der jeden mitriß, der vor dem Stuttgarter Tor für Gefahr sorgte und vor dem eigenen Tor immer wieder Retter in höchster Not war.

Pezzey war überall, als der VfB nach einer Stunde noch einmal alles auf eine Karte setzte. Mit seinem Kopf fegte er die Bälle serienweise aus seinem Strafraum. „Bruno, Bruno“ dankten die Fans ihm mit stehenden Ovationen. Zwanzig Minuten vor Schluß löste Hönnscheidt Schaub ab und kam so zu seinem Bundesliga-Debüt.

Spektakuläre Schlußszene: In der 86. Minute ein indirekter Freistoß für die Eintracht sechs Meter vor dem Stuttgarter Tor. Karl-Heinz Förster hatte in Kopfhöhe von Hönnscheidt geklärt. Nachtweihs gewaltiger Schuß sprang von der Unterkante der Latte wieder heraus. Schönheitsfehler in der 90. Minute: das Anschlußtor des VfB durch Klotz.

Stimmen zum Spiel

Lothar Buchmann: „Ein verdienter Sieg für uns, aber in der Endphase sicherlich glücklich. Die Stärke des VfB nach der Pause habe ich erwartet. Ohne die verletzten Cha, Karger, Müller und Nickel hat sich meine Mannschaft bravourös geschlagen. Wenn wir kämpferisch so weitermachen, werden wir zu Hause auch weiter Punkte sammeln. Allerdings habe ich große Sorgen um Bernd Hölzenbein. Er hat eine doppelte Platzwunde am Kopf und eine Jochbeinprellung. In Hamburg am Samstag wird er kaum spielen können. Zu Bruno Pezzeys Leistung kann man nur ein Wort sagen: Spitze.“

Ex-Kapitän Jürgen Grabowski: „Auch wenn die Eintracht in der letzten Phase nachgelassen hat, man muß berücksichtigen, welche wichtigen Spieler sie ersetzen mußte. Und dann kann ich nur sagen: Sie haben begeisternd gespielt.“

Bernd Förster: „Wir hätten unbedingt das erste Tor machen müssen. Dann wäre das Spiel ganz anders gelaufen. Kompliment an die Frankfurter, daß sie so kämpfen können habe ich nicht gewußt“. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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