Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1980/1981 - 1. Spieltag

1:4 (1:3)

Termin: Sa 16.08.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Tore: 0:1 Norbert Nachtweih (28.), 1:1 Vilson Dzoni (31.), 1:2 Werner Lorant (32.), 1:3 Bernd Hölzenbein (43.), 1:4 Ronald Borchers (77.)

 

>> Spielbericht <<

Schalke 04 Eintracht Frankfurt

  • Peter Sandhofe
  • Bernd Thiele
  • Winfried Geier
  • Rolf Rüssmann
  • Vilson Dzoni
  • Michael Opitz
  • Kurt Jara
  • Ulrich Bittcher
  • Harald Kügler
  • Norbert Elgert
  • Wolfram Wuttke

 


 

Wechsel
  • Dietmar Danner für Michael Opitz (82.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Ein Auftakt nach Maß!

4:1 (3:1) gewann die Frankfurter Eintracht ihr erstes Bundesligaspiel bei Schalke 04 auch in der Höhe verdient. Der UEFA-Cup-Sieger beherrschte während 80 der 90 Minuten das Geschehen, in der Abwehr dirigiert vom überragenden Bruno Pezzey, im Mittelfeld umgesetzt von fünf laufstarken Spielern und im Angriff fortgesetzt vom kaum zu haltenden Bum Kun Cha. Lothar Buchmanns neues System scheint der Eintracht auf den Leib geschneidert. Vorn stand nur Cha, doch dahinter stürmten mit Ausnahme von Karl-Heinz Körbel alle anderen mit. Der Erfolg: vier nominelle Mittelfeldspieler, Nachtweih, Hölzenbein (sein 150. Bundesligator), Lorant und der eingewechselte Borchers, schossen die Tore. Probleme hatte die Eintracht eigentlich nur durch eigene Lässig- und Nachlässigkeiten. Doch mit Wuttke als einzigem gefährlichen Stürmer konnten die Gastgeber daraus kein Kapital schlagen.

Für Michael Sziedat und gegen Ronald Borchers hatte sich Trainer Lothar Buchmann entschieden. Sziedat bekam die Aufgabe, Schalkes Jungstar Wuttke zu bremsen und nahm das zunächst etwas zu wörtlich. Kaum zehn Minuten waren gespielt, da hatte der Ex-Berliner den jungen Wuttke bereits zweimal gefoult und die gelbe Karte gesehen. Danach besann sich Sziedat auf fairere Spielweise und gehörte fortan zu den Besten im Frankfurter Trikot. Die Abwehr stand in der ersten Halbzeit, mit zwei Ausnahmen, bombensicher.

Die Eintracht beherrschte den Gegner in den ersten 45 Minuten nach Belieben, die jungen Schalker liefen meistens nur hinterher. Bruno Pezzey war nicht nur der große Abwehrdirigent, sondern schaltete sich auch immer wieder gefährlich in den Angriff ein. Rolf Rüßmann konnte Bum Kun Cha selten stoppen, Bernd Hölzenbein versetzte ein ums andere Mal Uli Bittcher und Stephan Lottermann rechtfertigte seine Aufstellung mit riesengroßem Laufpensum.

Schalkes Ersatztorwart Sandhofe, der den noch nicht genesenen Norbert Nigbur vertrat, verhinderte in der ersten Viertelstunde bereits zweimal einen Rückstand. In der 5. Minute köpfte Bernd Hölzenbein eine Flanke von Bruno Pezzey unter die Latte, doch Sandhofe faustete mit einem Reflex zur Ecke. Noch toller war die Reaktion in der 12. Minute. Nachtweihs angeschnittener Ball schien genau im langen Eck einzuschlagen, da schnellte Sandhofe nach unten und faustete zur Ecke.

Doch dann war die torlose Zeit vorbei, und die Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Zufrieden waren sie allerdings nicht, denn drei der vier Treffer fielen auf der „falschen“ Seite.

Das 0:1 in der 28. Minute: Norbert Nachtweih kam nach einem Doppelpaß mit Bruno Pezzey 25 Meter vor dem Tor an den Ball und schoß flach und unhaltbar für Sandhofe zum Frankfurter Führungstor ein.

Das 1:1 in der 31. Minute: Ein böser Fehler der Eintracht-Deckung. Torhüter Jürgen Pahl und Vorstopper Karlheinz Körbel waren sich nach einer Flanke von Wuttke nicht einig, und Verteidiger Dzoni konnte unbedrängt zum Ausgleich einköpfen.

Das 1:2 in der 33. Minute: Die Eintracht schlug postwendend zurück. Lorant, Cha, Hölzenbein, wieder Lorant, und aus zwanzig Metern zischte der Ball flach und unhaltbar ins Eck zum 1:2.

Das 1:3 in der 41. Minute: Ein tolles Kabinettstückchen von Bernd Hölzenbein. Norbert Nachtweih zog aus 25 Metern ab, und Bernd Hölzenbein hielt, am 16-Meter-Raum der Schalker stehend, die Fußspitze dazwischen und fälschte den Ball unerreichbar für den ins andere Eck
gestarteten Sandhofe ins Netz zum 1:3.

Erwähnenswert noch die schwache Leistung von Schiedsrichter Horstmann, der beiden Mannschaften einen klaren Foulelfmeter verweigerte. Den Frankfurtern in der 34. Minute, als Willi Neuberger von Opitz im Strafraum umgestoßen wurde, der Unparteiische aber unverständlicherweise nur auf indirekten Freistoß entschied. Und für die Schalker Sekunden vor der Pause, als Karlheinz Körbel den gefährlichen Mittelstürmer Kügler festhalten mußte, um ihn am Torschuß zu hindern. Da pfiff Schiedsrichter Horstmann überhaupt nicht.

Zehn Minuten tobten sich die Schalker nach der Pause aus, dann hatte die Eintracht wieder alles unter Kontrolle. Glück gehörte allerdings zwischen der 45. und 55. Minute dazu, um ohne weitere Gegentore über die einzige Drangperiode der Gastgeber zu kommen. Leichtsinnsfehler, einmal Norbert Nachtweih und einmal Willi Neuberger, schenkten Kurt Jara zwei hochkarätige Chancen. Doch einmal rettete der ansonsten oft unsichere Jürgen Pahl und einmal der überragende Libero Bruno Pezzey gegen seinen österreichischen Kollegen.

Der beste Schalker, Wolfram Wuttke, versuchte es in der 54. Minute mit einem Alleingang — Pahl rettete auf der Linie — und dann waren die Schalker am Ende. Die Eintracht spielte nun ihre ganze Routine aus, angefangen bei Bruno Pezzey über Willi Neuberger, Werner Lorant und Norbert Nachtweih bis zum Alleinunterhalter im Angriff, Bum Kun Cha. Der Koreaner bekam selbst vom Schalker Publikum Beifall auf offener Szene, wenn er Rolf Rüßmann vor unlösbare Probleme stellte.

Chas Dribbling riß die Deckung der Gastgeber auf und schaffte jenen Platz, den die stürmenden Mittelfeldspieler zu vier Toren nutzten. Das vierte erzielte Ronald Borchers in der 75. Minute, nachdem er erst sechs Minuten zuvor für Lottermann eingewechselt worden war. Borchers zirkelte von der rechten Strafraumgrenze den Ball mit dem linken Fuß unhaltbar für Sandhofe ins lange Eck.

Die letzte Viertelstunde glich dann einem Freundschaftsspiel, die Eintracht brauchte nicht mehr, die Schalker konnten nicht mehr. Mit zwei Glanzparaden machte Jürgen Pahl in dieser Phase gegen Dzoni und Wuttke dennoch seinen Patzer beim Gegentor wieder wett.

Trainerstimme

Lothar Buchmann (Eintracht Frankfurt): „Ich bin natürlich hoch zufrieden über unseren Auftakt. Besonders hat mir imponiert, daß die Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit das Spiel sehr ernst genommen hat und sehr konzentriert ans Werk gegangen ist. In dieser Phase haben wir drei Tore geschossen, es hätten dann durchaus mehr sein können. Nach der Halbzeit sind wir dann etwas unter Druck gekommen, haben aber die Durststrecke überwunden und schließlich das Spiel auch in dieser Höhe völlig verdient gewonnen. Wenn wir die Spielfreude bis am Dienstag gegen Bielefeld retten können, haben wir dann den Auftakt, den wir uns alle gewünscht haben. Norbert Nachtweih zog sich bei dem Zusammenprall kurz vor Schluß eine Platzwunde am Hinterkopf zu.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg