Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

Bundesliga 2009/2010 - 31. Spieltag

2:2 (1:2)

Termin: So 18.04.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 49.800
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 0:1 Gojko Kacar (17.), 1:1 Ümit Korkmaz (37.), 1:2 Raffael (42.), 2:2 Marco Russ (63.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hertha BSC Berlin

 


  • Jaroslav Drobny
  • Lukas Piszczek
  • Arne Friedrich
  • Steve von Bergen
  • Levan Kobiashvili
  • Fabian Lustenberger
  • Gojko Kacar
  • Cicero
  • Raffael
  • Adrian Ramos
  • Theofanis Gekas

 

Wechsel
Wechsel
  • Valeri Domovchiyski für Gojko Kacar (77.)
  • Artur Wichniarek für Theofanis Gekas (86.)
Trainer Trainer

 

Die Luft ist raus

"Schleppend und träge" hat die Mannschaft gespielt. Nein, Michael Skibbe redet nicht vom Spiel der Eintracht in Mönchengladbach, sondern vom letzten Heimspiel der Hertha. Zudem ärgert er sich über den Brief an den DFB, mit dem Hertha-Manager Preetz die Schiedsrichterleistungen beiden Spielen der Berliner harsch kritisiert: "Damit wollen sie doch nur ablenken, dass sie Letzter sind, Hertha steht ganz bestimmt nicht am Ende der Tabelle wegen der Leistungen der Unparteiischen." Dennoch warnt er vor dem Team, das seit dem 6. Spieltag auf Platz 18 steht, auswärts jedoch vier der letzten sechs Spiele gewonnen hat: "Sie sind weit unter Niveau platziert und es ist für sie eine der letzten Chancen. Ich rechne fest damit, dass sie alle Zähne und Krallen zeigen werden, um Punkte zu holen." Bereits am Donnerstag legt sich der Trainer hinsichtlich der Aufstellung fest: "Es wird keine großen Veränderungen geben. Ich möchte der Mannschaft, die gegen Mönchengladbach glücklos war, eine neue Chance geben, sich zu beweisen."

Verzichten muss er hierbei gegenüber der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach auf die verletzten Teber und Spycher, zudem ist Jung nach seiner Zerrung noch nicht einsatzbereit. So rückt der zuletzt gesperrte Franz auf die rechte Abwehrseite neben Chris, Russ und Köhler. Auf den Außenbahnen spielen somit wieder Ochs und Korkmaz und vor der Abwehr Meier und Schwegler.

"Ich fahre voller Vorfreude nach Frankfurt. Natürlich ist das ein besonderes Spiel. Es waren erfolgreiche Jahre. Wir haben den Club in der Bundesliga etabliert. Noch heute gehören sechs, sieben Spieler von 2004 zur aktuellen Eintracht-Mannschaft", sagt Friedhelm Funkel und bleibt auch nach den Äußerungen von Skibbe gelassen: "So etwas kommentiere ich gar nicht." Zur Zielsetzung in Frankfurt äußert sich Manager Preetz dafür deutlich: "Wir befinden uns in der entscheidenden Phase der Saison. Wir haben fünf Punkte Rückstand auf Relegationsplatz 16 und wollen diesen Abstand bis zum 34. Spieltag egalisieren. Um das zu erreichen, helfen uns momentan nur Siege. Dementsprechend werden wir auftreten."

Und zwar mit der gleichen Aufstellung, die beim 0:1 gegen Stuttgart "schleppend und träge" gespielt hatte. Im Sturm spielen Gekas und Ramos, im Mittelfeld sollen Cicero, Raffael und Kacar für die schnellen Angriffe sorgen. Vor der Abwehr um von Bergen und Arne Friedrich soll sich Lustenberger insbesondere um Caio kümmern.

Es ist ein zerfahrener Beginn vor knapp 50.000 Zuschauern, Hertha versucht mit viel Einsatz und langen Bällen, die Eintracht gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Dies scheint auch zu klappen, Torhüter Nikolov hat vor dem heranstürmenden Ramos Zupackprobleme bei einem hohen Ball (2.) und Schwegler bedient mit einem furchtbaren Querpass Ramos, der wiederum Gekas in Szene setzt. Chris ist jedoch einen Schritt schneller als der Grieche (4.).

Es bleibt dabei, die Eintracht versucht, Linie in ihr Spiel zu bekommen, doch bereits im Mittelfeld sind die Räume sehr eng. In der 9. Minute dann endlich mal ein schneller Angriff über Meier und Caio, der Altintop in den Lauf spielt. Altintop passt quer zu Ochs, der sofort nach vorne sprintet und von der Außenlinie den weit vor seinem Kasten stehenden Torhüter Drobny fast mit einem Heber – oder ist es eine verunglückte Flanke? - überlisten kann. Zwei Minuten später verlängert Meier einen Abschlag von Nikolov zu Altintop, der zurück auf Caio spielt. Mit einem Heber überlistet der 23-jährige Brasilianer drei Berliner, um den Ball im Kopfballduell mit Kobiashvili zu gewinnen. Das Leder springt hoch, Caio versucht Drobny mit einem Kopfballheber zu überlisten, doch erneut kann der parieren (11.).

Dann die 17. Spielminute, Hertha versucht sich in der Hälfte der Eintracht festzusetzen, Altintop kann jedoch Lustenberger den Ball wegstibitzen. Caio rutscht weg, Meier erkämpft sich das Leder gegen Kacar, vertändelt es jedoch leichtfertig gegen Cicero, der zu Ramos vor dem Strafraum passt. Auch Ramos wird nur halbherzig angegriffen und spielt den Ball zu Raffael auf der linken Außenbahn. Mit zwei kurzen Haken lässt dieser Franz wie einen Schulbuben aussehen, um hoch in den Fünfmeterraum zu flanken. Nikolov bleibt auf der Linie kleben und Chris deckt den leeren Raum, während Köhler und Russ zusehen, als Cicero mit dem Kopf auf Kacar querlegt, der das Leder zum 1:0 ins rechte Toreck köpft. Es ist kein Abseits, da Franz nach dem verlorenen Duell gegen Raffael einfach stehenblieb.

Perfekt für die Hertha, die sich nun wieder in die eigene Hälfte zurückzieht. Die Adler mühen sich zwar redlich, aber spielerisch läuft wenig zusammen. Keine schnellen direkten Pässe, wie noch gegen Leverkusen und die Bayern, Querpässe bestimmen den Spielaufbau. Dann die 25. Spielminute, Caio spielt aus dem Halbfeld Ochs an, der den Ball zu Altintop im Strafraum schiebt. Der 27-Jährige passt zurück auf Caio, der vom rechten Strafraumrand abzieht. Leider wird der Ball jedoch von Ochs im Fünfmeterraum unfreiwillig abgeblockt.

Vier Minuten später die nächste sehenswerte Aktion der Adler, die mit einem Ballverlust von Korkmaz auf der linken Außenbahn beginnt, bei der er den Ball aber dennoch irgendwie zu Caio stupsen kann. Der 23jährige lupft den Ball zu Altintop, der sich von Piszcek davon schleichen kann, doch Drobny wehrt den platzierten Schuss aus 6 Metern mit einer klasse Fußabwehr ab (29.). Auch diese Szene ist mehr dem Zufall geschuldet, zu oft schleichen sich schon im Spielaufbau kleine Fehler ein, der ungenaue Pass, der Schritt zu früh oder zu spät. Vor allem Schwegler und Meier wirken unkonzentriert und von Korkmaz sowie Ochs kommt zu wenig über die Außenbahnen. Ärgerlich, denn Hertha beschränkt sich in dieser Phase darauf, die Bälle aus der eigenen Hälfte zu schlagen.


Das 1:1 durch Korkmaz

Dann die 37. Spielminute, im Doppelpass mit Schwegler entledigt sich Ochs seinem Terrier Raffael, um den Ball vor den Strafraum zu flanken. Meier steht bereit, doch Korkmaz spritzt dazwischen, nimmt den Ball klasse in den Strafraum mit, um ihn im Fallen aus 8 Metern im rechten Toreck zu versenken! Der 1:1-Ausgleich durch eine klasse Aktion, des 23-jährigen Österreichers, der sich zu Recht freut: "Ich bin sehr glücklich und freue mich sehr über das Tor."


Schwegler vergibt die mögliche Führung

Die Hertha muss unbedingt gewinnen und stellt ihr destruktives Spiel sofort auf Offensive um. Dann aber ein schneller Angriff der Eintracht über Altintop und Meier, der das Leder zu Caio passt. Alex sieht, dass Caio startet und legt ihm den Ball klasse in den Lauf. Im Strafraum will Caio schießen, doch Lustenberger holt ihn mit einem kleinen Tritt von hinten von den Beinen. Klare Sache auch für Schiedsrichter Dr. Brych, es gibt Elfmeter! Schwegler nimmt sich die Kugel, pumpt ein paarmal und knallt das Leder mit wohl 200 Sachen knapp über das rechte Toreck (42.). Verflixt, Drobny lag doch bereits in der anderen Ecke, ein Schlenzer hätte genügt. "Schade", meint Chris, "wenn er den reinmacht, gewinnen wir das Spiel."

Stattdessen trauern sie der Chance nach, während Torhüter Drobny den Ball weit nach vorne schlägt. Gekas gewinnt das Kopfballduell gegen Schwegler im Halbfeld und Kacar spielt mit einem Lupfer in den Lauf von Ramos vor den rechten Strafraumrand. Köhler hetzt Ramos hinterher, doch der zieht aus 10 Metern ab. Torhüter Nikolov kann immerhin zur Seite abwehren, doch Raffael ist vor Chris zur Stelle und braucht aus vier Metern nur noch einzuschieben. Das 2:1 für die Hertha, die schnelle Strafe für die Frankfurter Schlafmützigkeit in der Abwehr (43.).

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der zunächst nicht viel passiert. Hertha beschränkt sich auf Ergebnisverwaltung, während sich die Eintracht erfolglos bemüht, den Ball gefährlich an den Strafraum zu spielen. Dann die 62. Spielminute, Köhler versucht es mit einem Flügelwechsel und Franz hetzt dem ungenauen Ball auf der rechten Außenbahn hinterher, bis sich ihm Kobiashvili in den Weg stellt. Franz fällt unglücklich und verstaucht sich die Hand beim Aufprall schwer, aber zum Glück ist es kein Bruch. Während Trainer Skibbe Fenin für Franz einwechselt, gibt es zu Recht Freistoß für die Eintracht von der rechten Außenbahn, was Hertha-Trainer Funkel in Rage bringt: "Maik Franz lässt sich da fallen, das hat er clever gemacht. Aber als Schiedsrichter darfst du da nicht drauf reinfallen. Das kotzt mich an. Wenn ich dran denke, wie Matthias Sammer die Blutgrätsche ausgepackt oder mein Bruder hingelangt hat, dann war das doch gar nichts."


Russ per Kopfball zum 2:2

Eine eigenartige Sichtweise, die Köhler jedoch nicht interessiert. Er zirkelt den Ball punktgenau vor den Fünfmeterraum, Russ ist da und köpft den Ball mit dem Hinterkopf ins linke Toreck zum 2:2-Ausgleich. Ein toller Standard, der schon in Bochum funktionierte (63.).

Nun entwickelt sich ein offenes Spiel, Hertha spielt wieder wesentlich offensiver, so dass die Adler mehr Platz zum Spielen haben, den sie jedoch nicht nutzen. Die Berliner wirken entschlossener. So bei einem schnellen Konter über Ramos auf der linken Außenbahn. Er spielt das Leder in den Lauf des aufgerückten von Bergen, der von drei Adlern erfolglos verfolgt wird. Doch anstatt am Strafraum einfach abzuziehen, spielt er quer zum im Abseits stehenden Raffael, der das Leder zudem Nikolov in die Arme schlenzt (71.). Zwei Minuten später ist Lustenberger im Mittelkreis am Ball und schlägt die Kugel einfach mal vor den Strafraum. Chris verschätzt sich mächtig und Gekas hat plötzlich freie Bahn, doch sein Schüsschen aus halblinker Position ist kein Problem für Nikolov. Dennoch gibt auch Marco Russ zu: "Da hatte ich schon das Gefühl, uns geht die Puste aus."

So sieht es auch aus, Caio quält sich mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel herum, Korkmaz behindert eine Bauchmuskelzerrung und Chris sieht man seine Rückenprobleme nur zu deutlich an. "Wir waren körperlich sehr schwerfällig, man merkt jetzt die hohe Belastung von acht, neun, zehn Stammspielern", meint Heribert Bruchhagen. In der 77. Spielminute wechselt Trainer Funkel Domovchiyski für Kacar ein, um den Druck auf die mittlerweile in die eigene Hälfte zurückgedrängten Adler zu erhöhen, bei der Eintracht kommt nun Heller für Korkmaz (78.).


Nur Verlierer ...

Es läuft bereits die 84. Spielminute, endlich wagt sich Heller mit einem schnellen Spurt an Kobiashvili vorbei und schießt scharf in den Strafraum, doch Altintop verpasst den Ball am Fünfmeterraum knapp. Sofort geht es wieder schnell in die andere Richtung über Domovchiyski, der zu Raffael passt. Der sieht die Lücke am rechten Strafraumrand und spielt den sich freilaufenden Gekas an. Doch erneut ist sein Schüsschen kein Problem für Torhüter Nikolov (85.). Kurz darauf bringt Funkel Wichniarek für den enttäuschenden Griechen (86.). Zwei Minuten später läuft der letzte Konter der Eintracht. Über Ochs und Meier kommt der Ball zu Caio, der nach vorne sprintet und aus 18 Metern abzieht. Aber erneut kann Torhüter Drobny mit einer Faustabwehr parieren. Sofort wird die Kugel aus dem eigenen Halbfeld nach vorne geschlagen, Raffael bekommt sie unter Kontrolle und sprintet verfolgt von Schwegler in den Strafraum. Aus halblinker Position zieht der Brasilianer ab, doch mit einer Fußabwehr kann Torhüter Nikolov den Schuss ins kurze Eck parieren.

Das war es dann, mit 2:2 trennt sich die Eintracht von der Hertha. Zu wenig für beide Mannschaften. Die Eintracht hat nun mit 45 Punkten fünf Zähler Rückstand auf den Tabellensechsten Stuttgart, Hertha fünf Punkte weniger als Freiburg auf Rang 16. (tr)

Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Es war eine gute Partie beider Teams. Beide hatten gute Tormöglichkeiten. Leider sind wir zweimal in Rückstand geraten. Besonders der 1:2-Rückstand vor der Pause war ärgerlich. Wer am Ende dem Sieg näher war, kann ich nicht sagen. Ich bin aber zufrieden, dass wir das Spiel nicht verloren haben. Und ich hoffe, dass wir unser Saisonziel noch erreichen."

Heribert Bruchhagen: "Das Ergebnis ist schmeichelhaft für uns, aber nicht unverdient. Man hat heute gesehen, dass es eine lange, schwere Saison war. Das Team war teilweise schwerfällig, einfach körperlich fertig. Wir waren nicht frisch genug, um erfolgreich zu sein. Für uns geht es aber weiterhin um einen guten Tabellenplatz und da sind wir auf einem guten Weg. Es lohnt sich noch, alle Kräfte zum Endspurt zu bündeln."

Marco Russ: "Wir dürfen heute nicht zufrieden sein, auch wenn wir zweimal in Rückstand geraten sind und zweimal ausgleichen konnten. Wir hatten uns vorgenommen, Hertha unter Druck zu setzen, aber es hat nicht funktioniert und nun müssen wir mit einem Punkt leben."

Patrick Ochs: "Uns hat heute die Kraft für den Sieg gefehlt. Es war ein gerechtes Unentschieden."

Nur noch eine Randnotiz

"Die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) hat Eintracht Frankfurt die Lizenz zur Teilnahme am Spielbetrieb der Saison 2010/11 erteilt. Die Lizenz wurde ohne Auflagen und Bedingungen am heutigen Tag erteilt. Eintracht Frankfurt plant für die kommende Bundesliga-Saison mit einem Umsatz in Höhe von rund 64 Millionen Euro." (Pressemitteilung der EFAG vom 20.04.2010)

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg