FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2009/2010 - 8. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: Fr 02.10.2009, 20:30 Uhr
Zuschauer: 61.673
Schiedsrichter: Michael Kempter (Sauldorf)
Tore: 1:0 Gerald Asamoah (66.), 2:0 Jefferson Farfan (90., Foulelfmeter)

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FC Schalke 04 Eintracht Frankfurt

  • Manuel Neuer
  • Benedikt Höwedes
  • Carlos Zambrano
  • Marcelo José Bordon
  • Heiko Westermann
  • Christoph Moritz
  • Lukas Schmitz
  • Rafinha
  • Jefferson Farfan
  • Kevin Kuranyi
  • Levan Kenia

 


 

Wechsel
  • Gerald Asamoah für Levan Kenia (58.)
  • Vasilios Pliatsikas für Christoph Moritz (78.)
  • Ivan Rakitic für Kevin Kuranyi (83.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

Das vierte Headset

Wiedergutmachung ist angesagt nach der blamablen 0:3-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart. Und dies ausgerechnet beim aktuellen Tabellenvierten Schalke 04, der zwar die letzten zwei Heimspiele verloren hat, sich aber nach dem Derbysieg in Dortmund zumindest sportlich im Aufwind sieht. “Wir werden wie immer auswärts mit einer anderen taktischen Ausrichtung antreten, werden tiefer stehen und geradliniger nach vorne spielen“, verspricht Trainer Skibbe, der mindestens einen Punkt aus seiner alten Heimat entführen möchte. Dennoch warnt er: “Ich habe weniger Angst vor ihrer fußballerischen Stärke, als vor ihrer Kompaktheit. Bei Standards ist Schalke sehr stark.“ Letzteres sollte den Adlern bekannt sein, die vorletzte ihrer beiden 0:1-Niederlagen in Schalke in den zwei vorangegangenen Spielzeiten erlitten sie durch ein Kopfballtor nach einer Ecke.

Zudem muss Michael Skibbe die Innenverteidigung nach der Rotsperre von Russ komplett umstellen, da auch Vasoski nach seinem Rippenbruch noch nicht einsatzfähig ist. Immerhin kann Ochs nach der abgelaufenen Rotsperre auf der rechten Abwehrseite spielen. Franz rückt dafür neben Chris in die Innenverteidigung. Vor der Abwehr sollen Schwegler und Teber den Angriffsschwung der Knappen frühzeitig unterbinden und für die versprochenen schnellen Konter sollen Steinhöfer und Köhler auf den Außenbahnen sorgen. Statt Liberopoulos spielt Amanatidis im Sturm vor Meier.

Unzufrieden mit dem bislang Gebotenen ist Schalkes Trainer Magath: “Wir haben zu Hause noch etwas gut zu machen.“ Er warnt seine Spieler vor Selbstzufriedenheit nach dem Derbysieg: “Ich habe ein bisschen Angst, dass meine Mannschaft die Partie verdaddelt. Die Eintracht ist stärker als letztes Jahr und gerade auswärts ein sehr gefährlicher Gegner. Wir müssen deshalb aktiv sein und das Spiel bestimmen, den Gegner kontrollieren und bekämpfen.“

Für dieses Ziel stellt er seine Mannschaft auf einer Position um. Anstelle von Altintop stürmt Kuranyi neben Farfan. Im Mittelfeld spielen mit Kenia, Schmitz und Moritz erneut drei U21-Spieler neben Rafinha. Erfahrung pur steht dagegen in der besten Ligaabwehr der letzten und der aktuellen Saison mit Höwedes, Zambrano, Bordon, Westermann und Torhüter Neuer.

Freitagabend und das Dach der auch für Fußball geeigneten Arena ist geschlossen. Hallenatmosphäre und dennoch oder gerade deshalb ist es ein verhaltener Beginn von beiden Mannschaften. Schalke versucht es zunächst mit schnellen Angriffen über Rafinha auf der rechten Seite, doch die Adler stören konsequent und machen das Spiel für Schalke bereits im Mittelfeld sehr eng. Bei Ballbesitz hingegen versucht die Eintracht, über Ochs und Steinhöfer auf der rechten Seite sowie den aufrückenden Teber das Spiel zu beschleunigen. Aber auch Schalke steht sicher und lässt sich nicht überraschen.


Ochs vor Kuranyi am Ball

So entwickelt sich nach der Abtastphase ein zähes Spiel für die Zuschauer. Die Adler haben mehr Ballbesitz und kombinieren zügig, allerdings zumeist in der eigenen Hälfte. Öffnende Pässe sind Mangelware, lediglich Köhler, den es immer wieder in die Mitte zieht, versucht sich mit schnellen, aber erfolglosen Bällen auf Amanatidis. Umgekehrt machen es die Königsblauen jedoch kaum besser. Bereits früh gehen Teber oder Schwegler auf die ballführenden Spieler, Farfan hat kaum einen Meter Platz und bei den Vorstößen von Westermann auf der linken Seite ist Ochs stets auf der Höhe.

In der 14. Spielminute kommt dann Teber im Halbfeld an das Leder und spielt auf Amanatidis, der das Leder direkt zu Ochs auf der rechten Seite weiterleitet. Im Zusammenspiel mit Steinhöfer und Teber verschafft Paddy sich Platz gegen Westermann, um hoch in den Strafraum zu flanken. Vor dem kurzen Pfosten springt Amanatidis in den Ball, verfehlt aber das Tor mit seinem Kopfball aber mehr als knapp.

Danach geht das Verschieben im Mittelfeld von beiden Mannschaften weiter, taktisch wohl interessant, aber ein wenig Fußball spielen als Zugabe wäre sicher nicht verkehrt. Vielleicht jetzt, denn Ochs sprintet mit dem Leder in die Hälfte der Knappen, verliert jedoch im Halbfeld das Leder und Schalke kontert in der eigenen Halle. Über Farfan und Rafinha auf der rechten Außenbahn kommt das Leder zu Moritz, der es quer zum aufgerückten Westermann schiebt. Der Nationalspieler wird nicht angegriffen und zieht aus 20 Metern in halblinker Position einfach ab. Aber Nikolov reagiert blitzschnell und lenkt den tückischen Aufsetzer um den rechten Pfosten zur Ecke (21.). Farfan schlenzt das Leder an den langen Pfosten, aber Nikolov ist da und faustet das Leder vor den einköpfbereiten Zambrano und Bordon erneut ins Toraus. Kenias Ecke von der linken Seite fliegt vor den kurzen Pfosten, Bordon wuchtet das Leder mit dem Kopf ins linke Eck. Doch Steinhöfer steht genau richtig und klärt den Ball, der den Kasten knapp verfehlt hätte, vor der Linie (22.).

Zwei Minuten später gibt es Freistoß auf der rechten Außenbahn, nachdem Spycher Farfan ein wenig zu unsanft bedrängt hatte. Kenia führt aus, Bordon steigt bedrängt von Chris am Elfmeterpunkt hoch, verfehlt aber das Tor um gut einen Meter. Das war es dann jedoch mit der Schalker Angriffsherrlichkeit. Verschieben mit und ohne Ball bestimmt nun wieder das Spiel, die Zuschauer bekommen das berühmt-berüchtigte “gegenseitige Neutralisieren“ zu sehen. "Mir schien es fast, als hätten wir Angst vor einem Sieg gehabt, das war einfach nicht zwingend", sagt Schwegler nach dem Spiel und Patrick Ochs ergänzt: "Wir haben nicht schnell genug nach vorne gespielt, immer nur von rechts nach links."

Es läuft bereits die 42. Spielminute, als Kenia von Spycher nur halbherzig bedrängt wird und in den Strafraum auf Kuranyi flankt. Doch statt es selbst zu versuchen, köpft der das Leder quer auf den mitgelaufenen Georgier, dessen Schussversuch von Chris jedoch abgeblockt werden kann.

In der Halbzeit muss Torhüter Nikolov, der sich seit der 25. Spielminute mit Adduktorenproblemen herumquält, das Feld verlassen und Jan Zimmermann, der nach seiner langwierigen Schambeinentzündung selbst erst einen Einsatz in der Regionalligamannschaft hatte, muss nun zwischen die Pfosten. Es ist sein 5. Bundesligaeinsatz, zuletzt wurde er bei der 2:1-Niederlage in Berlin im Januar 2008 für den verletzten Markus Pröll eingewechselt.

Auch in der zweiten Halbzeit ändert sich zunächst nichts am Spiel. Dann aber die 52. Spielminute, Köhler verliert in der Schalker Hälfte das Leder und es wird endlich einmal schnell gespielt. Rafinha sprintet durch die Mitte und passt zu Kenia, der Farfan auf die Reise schickt. Der ist schneller als der zurücklaufende Chris, hat jedoch nur noch Luft für einen schwachen Schuss am rechten Strafraumeck. Zimmermann fällt wie eine Bahnschranke, der Ball rutscht unter ihm Richtung Tor, aber Ochs ist zur Stelle und schlägt das Leder in Richtung Hallendach aus der Gefahrenzone (52.).

Die Eintracht verstärkt nun ein klein wenig ihre Offensivbemühungen, aber dies ist weder zwingend, noch schön anzuschauen. Steinhöfer ist völlig von der Rolle, Tebers Pässe bleiben ungenau und auch Meier gelingt kaum ein öffnender Pass. Also zieht Amanatidis nach einem von Köhler kurz ausgeführten Freistoß einfach einmal aus 22 Metern ab, doch das Leder geht mehr als einen Meter am linken Pfosten vorbei (57.). Kurz darauf bringt Trainer Magath Asamoah für Kenia (58.), bei der Eintracht kommt ein wenig überraschend Liberopoulos für Amanatidis ins Spiel (61.).


Asamoah zum 1:0, Zimmermann ist chancenlos

Fünf Minuten später verliert Meier im Halbfeld den Ball an Rafinha, setzt nach und holt ihn von den Beinen. Es gibt Freistoß von der rechten Seite durch Schmitz. Nachdem bereits Rafinha das Leder fast 5 Meter nach vorne gerollt hat, legt sich auch der 19-Jährige den Ball unbemerkt von Schiedsrichter Kempter ein paar Meter vor und schlenzt ihn hoch in den Strafraum. Meier zögert und bleibt stehen, so dass Franz es plötzlich mit Farfan und Asamoah zu tun bekommt. Der 30jährige Asamoah tankt sich hoch, trifft den Ball mehr mit der Schulter als mit dem Kopf, versenkt ihn aber dennoch unhaltbar für Torhüter Zimmermann im rechten Winkel. Das 1:0 für Schalke 04 (66.), das Trainer Skibbe auch nach dem Spiel noch verärgert: “Wir wussten, dass die Dinger brandgefährlich sind, aber sie sind es nicht so, wenn sie zehn Meter weiter hinten sind und der Winkel ein anderer ist. Schade, dass der DFB kein Geld für ein viertes Headset hat.“ Das vierte Headset machte in dieser Situation tatsächlich den Unterschied: Skibbe hatte bereits vor der Ausführung des Freistoßes den vierten Unparteiischen über den Regelverstoß informiert und Zustimmung erhalten, mangels Headset konnte der vierte Schiedsrichter jedoch Spielleiter Kempter nicht informieren.

Die Eintracht versucht nun den Druck zu verstärken, doch nach wie vor gelingt kaum eine geordnete Aktion im Mittelfeld. Sie harmonieren nicht, die Pässe kommen nicht an. Stattdessen verschätzen sich Chris und Schwegler bei einem weiten Abstoß vom beschäftigungslosen Torhüter Neuer, so dass Asamoah vor dem Strafraum plötzlich an den Ball kommt. Zum Glück ist Franz zur Stelle und kann ihm das Leder souverän von den Füssen grätschen (70.).

Zwei Minuten später bringt Michael Skibbe Caio für den enttäuschenden Steinhöfer (72.). Doch auch der 23jährige Brasilianer kann nicht für neuen Schwung sorgen und passt sich dem Spiel schnell an. Die Minuten verrinnen, nur Chancen erspielen sich die Adler nicht. Es läuft die 85. Spielminute, Schwegler verliert den Ball auf Höhe des Mittelkreises, setzt nach, kommt einen Schritt zu spät und holt Rafinha überflüssigerweise von den Beinen. Schiedsrichter Kempter zeigt ihm sofort die Gelb-Rote Karte, bereits der dritte Platzverweis für die Eintracht in dieser Saison. "Wer schon Gelb hat, darf so nicht hingehen", grantelt Heribert Bruchhagen. Es kommt noch ärger für die Eintracht: Kurz darauf kassiert auch noch Teber seine fünfte Gelbe Karte und muss im nächsten Spiel gegen Hannover pausieren. Dennoch meint Kapitän Spycher: “Das sind keine Disziplinlosigkeiten, aber wir müssen uns schon geschickter anstellen.“

Kurz darauf foult Spycher Farfan und erneut führt Schmitz den Freistoß aus. Das Leder fliegt hoch an den Fünfmeterraum und wieder haut Asamoah den Ball ins Netz. Aber die Schiedsrichter haben aufgepasst, nicht die Schulter, wohl aber die linke Hand sorgte für den Treffer (87.).


Der Elfmeter zum 2:0

Weiterhin kein Aufbäumen bei den Adlern, im Gegenteil. Spycher verliert an der Mittellinie den Ball gegen Asamoah, der sofort in den Lauf von Farfan spielt. Der sprintet in Richtung Strafraum, ein kurzer Doppelpass mit dem für Kuranyi eingewechselten Rakitic lässt Franz und Chris ins Leere laufen. Torhüter Zimmermann eilt zur Rettung, trifft jedoch mit dem rechten Bein nur ein wenig den Ball und viel Farfan. Schiedsrichter Kempter entscheidet sofort auf Elfmeter. Farfan tritt selbst an und versenkt die Kugel im rechten Toreck. Das 2:0 für Schalke 04 (90.).

Zum tristen Schluss testet Liberopoulos nach schönem Pass von Teber noch einmal die Fangkünste von Torhüter Neuer. Das war es dann, irgendwie doch verdient verliert die Eintracht ihr zweites Spiel in Folge, bleibt aber mit 10 Punkten auf Platz 9. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: “Über weite Strecken war es ein gutes Spiel, aber die letzten Pässe haben immer nur die Arme des Torwarts gefunden. Mit etwas Glück gewinnt man so Spiele auch mal, aber ohne Glück und ohne Headset verliert man halt. Wir werden uns da einpendeln und uns auch zum Schluss da wiederfinden – so um Platz zehn herum. Wenn wir am Limit spielen, sind wir gut. Dann können wir fast jeder Mannschaft in der Bundesliga Paroli bieten."


Nebengeräusche

Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel, der heute einen Ein-Jahres-Vertrag beim Tabellenschlusslicht aus Berlin unterzeichnet hat und somit nicht mehr auf der Gehaltsliste von Eintracht Frankfurt steht: "Als der Micha (Manager Preetz) mich angerufen hat, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Hertha ist vom Namen und von der Tradition einer der größten Clubs in Deutschland."

 

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