VfL Wolfsburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2008/2009 - 3. Spieltag

2:2 (1:1)

Termin: Samstag, 30.08.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Marc Seemann (Essen)
Tore: 0:1 Ioannis Amanatidis (22.), 1:1 Grafite (27., Foulelfmeter), 2:1 Ashkan Dejagah (51.), 2:2 Faton Toski (84.)

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VfL Wolfsburg Eintracht Frankfurt

  • André Lenz
  • Sascha Riether
  • Ricardo Costa
  • Andrea Barzagli
  • Marcel Schäfer
  • Josué
  • Ashkan Dejagah
  • Christian Gentner
  • Zvjezdan Misimovic
  • Grafite
  • Edin Dzeko

 


 

Wechsel
  • Rodrigo Alvim für Marcel Schäfer (68.)
  • Alexander Madlung für Ricardo Costa (73.)
  • Jonathan Santana für Ashkan Dejagah (77.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

Zweierlei Maß

Bei allem Geld, das der Wolfsburger Autokonzern dem Geschäftsführer, Manager und Trainer des VfL zur Verfügung stellt, zaubern kann auch ein Felix Magath nicht. Zwar wurden mit den italienischen Nationalspielern Barzagli und Zaccardo aus Palermo sowie Misimovic und Alvin erneut namhafte Neuzugänge für fast 30 Millionen Euro eingekauft, doch ein begeisterungsfähiges Umfeld oder gar eine erwähnenswerte Fankultur lässt sich damit nicht ersetzen. So wollen auch an einem sonnigen Sonntagnachmittag nur knapp 25.000 Zuschauer, darunter fast 2.000 aus Frankfurt, ihr Team gegen die Eintracht spielen sehen.

Optimistisch ist Trainer Funkel trotz der bislang schwachen Saisonleistungen der Adler: “Wolfsburg ist ein ganz anderes Kaliber als Köln. Da muss das ganze Team sehr konzentriert, kompakt und diszipliniert auftreten, um sich zur Wehr zu setzen. Mit einem Punkt könnten wir sehr gut leben.“

Der soll aus einer verstärkten Abwehr heraus geholt werden: Neben Russ und Bellaïd spielt heute auch Galindo in der Innenverteidigung, um die Wolfsburger Stürmer Grafite und Dzeko auszuschalten. “Die sind so stark, das habe ich unseren jungen Verteidigern heute nicht zugetraut“, erläutert der Trainer diese ungewöhnliche Maßnahme. Auf die Bank muss dafür Steinhöfer. Nicht im Team ist Caio, der sich im Testspiel vor vier Tagen eine schmerzhafte Prellung zugezogen hatte.

Überrascht haben wird Trainer Magath die Aufstellung von Funkel nicht, denn bereits vor dem Spiel warnt er vor der defensiven Haltung der Adler: “Das ist eine unangenehme Mannschaft, die versuchen wird, uns das Leben schwer zu machen. Wir brauchen ein schnelles Tor, dann kann es durchaus ein schönes Spiel werden.“ Dafür nimmt er drei Änderungen gegenüber dem Spiel in Bochum vor, wo die Wölfe nach einem 0:2-Rückstand noch 2:2 spielten: Für den grippekranken Torhüter Benaglio steht Lenz zwischen den Pfosten und für Zaccardo und Santana spielen die zuletzt verletzten bzw. gesperrten Dzeko und Grafite.

Das Spiel beginnt wie erwartet, die Eintracht steht bereits im Mittelfeld sehr kompakt und versucht, die Wölfe gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Mit Erfolg, immer wieder kommen die Adler in Ballbesitz, um mit ruhigen, sicheren Pässen in die Hälfte der Wolfsburger zu kommen. Gut, ein erster Erfolg, dies sah zuletzt noch ganz anders aus.

In der 10. Minute sind die Gastgeber dann aber doch zum ersten Mal gefährlich vor dem Frankfurter Kasten. Graftite spielt einen schönen Heber über die Innenverteidigung in den Lauf von Dzeko, der den Zweikampf mit Bellaïd gewinnt, aber am Fünfmeterraum über den hinausstürzenden Torhüter Nikolov und das Tor schießt. Drei Minuten später ein weiter Abschlag von Nikolov, Chris verlängert mit dem Kopf und Amanatidis kommt im Strafraum an das Leder, wird aber von Costa festgehalten und fällt. Schiedsrichter Seemann entscheidet auf Weiterspielen (13.). Seltsam, gibt es da nicht seit Beginn der Saison eine geänderte Regelauslegung, bei Trikotzupfen im 16er...?

Wolfsburg bemüht sich weiter, die Eintracht unter Druck zusetzen, aber sehr vielversprechend sind die Bemühungen bislang nicht. Dann muss Trainer Funkel plötzlich zum ersten Mal auswechseln und eine Umstellung vornehmen, da Marco Russ einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel erlitten hat. Für ihn kommt Inamoto in der 20. Spielminute, Chris rückt dafür in die Innenverteidigung. Erst der nicht gegebene Strafstoß und nun die Verletzung von Russ – viel Glück haben die Frankfurter bisher nicht.

Zwei Minuten später wird ein Abschlag von Nikolov am Mittelkreis abgefangen, die Wölfe rücken vor, aber Josué entscheidet sich für einen Rückpass. Und Amanatidis hat aufgepasst. Er schnappt sich das Leder, spurtet auf den herausrennenden Torhüter Lenz zu und versenkt den Ball mit einem gefühlvollen Heber im Netz. Das 0:1 für die Eintracht (22.). Klasse gemacht vom Eintracht-Kapitän.

Kurz darauf spielt die Eintracht nur noch zu Zehnt, da sich Chris bei einem Zusammenprall mit Fink eine stark blutende Platzwunde zugezogen hat und am Rand behandelt wird. Wolfsburg nutzt dies geschickt aus, vom Mittelkreis wird ein hoher Pass vor den Strafraum auf Grafite gespielt. Mit dem Rücken zum Tor kommt er an das Leder, bedrängt von Galindo schafft es der Brasilianer in den Strafraum zu kommen, um erst dann zu Boden zu gehen. Nun erinnert sich Schiedsrichter Seemann daran, was vor Saisonbeginn angekündigt wurde, zögert nicht und entscheidet - anders als noch beim Foul an Amanatidis - auf Elfmeter. Grafite schießt selbst und verwandelt trocken zum 1:1 (27.). Trainer Funkel regt sich zu Recht auf: “Entweder er gibt beide Elfmeter oder keinen. Ein Schiedsrichter kann nicht auf der einen Seite kleinlich pfeifen und auf der anderen großzügig.“

Die 33. Minute, erneut muss Trainer Funkel auswechseln, denn Amanatidis hat sich nach einem Laufduell, wie sich später herausstellt, einen Muskelbündelriss zugezogen und wird wohl acht Wochen fehlen. Erst kein Glück gehabt und dann kam auch noch Pech hinzu, wurde der Stürmer, der sich einst die Kobra nannte, dazu wohl sagen.

Für den Kapitän der Eintracht kommt Liberopoulos und die Wölfe wollen nun den Führungstreffer, aber insbesondere die zuletzt schwachen Russ und Chris halten prima dagegen. Dann aber kommt Gentner von der linken Seite, zieht nach einem Schlenzer vorbei an Ochs in den Strafraum und passt flach in die Mitte auf Misimovic im Strafraum, doch Torhüter Nikolov steht goldrichtig und kann den Schuss aus acht Metern parieren (40.).

Zu Beginn der zweiten Halbzeit drängen die Wölfe mit aller Macht auf die Führung. Dann die 51. Spielminute, es gibt Einwurf für die Wölfe auf der linken Seite. Gentner verlängert mit der Hacke auf Schäfer, der sich auf der linken Außenbahn durchsetzen kann und hoch und scharf über Nikolov hinweg an den langen Pfosten flankt. Dejagah kann vom in dieser Situation unaufmerksamen Spycher nicht gehalten werden, so dass der 22jährige das Leder Volley gegen die Laufrichtung von Nikolov im Netz versenkt. Das 2:1 für Wolfsburg.

Die Konzernelf setzt nun nach und kommt durch Dejagah und Grafite zu weiteren Möglichkeiten. Doch die Adler geben nicht auf, im Gegenteil: Nach einem Foul an Fenin gibt es Freistoß für die Gäste. Schnell ausgeführt von Ochs kommt der Ball zu Liberopoulos im Strafraum. Ein schneller unauffälliger Ruck von Barzagli und der Grieche fällt. Aber auch diesmal ist Schiedsrichter Seemann auf dem einen Auge blind und entscheidet auf Weiterspielen (61.). Immerhin schafft es der Schiedsrichter vier Minuten später, einen Treffer von Grafite nach Zuspiel von Gentner wegen Abseits nicht anzuerkennen. Auch hier liegt er falsch.

Langsam befreien sich die Adler vom Druck der Wölfe, insbesondere über den bienenfleißigen Fenin werden immer wieder gefährliche Angriffe eingeleitet, doch Chancen ergeben sich zunächst keine. Auch der ruhende Ball ist einmal mehr nicht der Freund der Adler. Kein Freistoß und keine Ecke werden in dieser Phase, als Wolfsburg immer weniger nach vorne spielt, gefährlich ausgeführt. Fink versucht sich mit einem Weitschuss in der 69. Minute, scheitert aber genauso wie zwei Minuten später Liberopoulos mit einem Flachschuss vom linken Strafraumeck. In der 75. Minute bringt Trainer Funkel schließlich Steinhöfer für Fink, um den Druck zu erhöhen.

Und Felix Magath sieht voraus, was gleich darauf passiert: "Wir haben um das Gegentor gebettelt, warum wir nach einer Stunde das Spielen eingestellt haben, weiß ich auch nicht.“

Die 84. Minute, Chris, mit seinem Turban und blutverschmierten Hemd das Sinnbild für die kämpferisch starken Adler, schlägt einen weiten Pass auf Fenin am rechten Strafraumeck. Der 21jährige Tscheche behauptet den Ball und spielt zurück auf Ochs, der das Leder auf Toski im Strafraum weiterleitet. Toski stoppt den Ball kurz und knallt ihn dann aus 13 Metern vorbei an zwei Wölfen mit Rechts ins lange Eck. Ein tolles Tor zum 2:2. "Na ja", sagt Toski, "der rechte ist oft gefährlicher als der linke. Er ist nicht so berechenbar, er ist so etwas wie eine Geheimwaffe."

Nun versuchen es auch die Wölfe wieder mit Angriffen. Die 87. Spielminute, nach einem weiten Einwurf in den Strafraum wird das Leder abgewehrt und kommt zu Gentner. Aus knapp 20 Metern trifft er den Ball Volley und scheitert zum Glück für die Eintracht mit seinem sehenswerten Schuss am rechten Lattenkreuz.

Doch das war es dann und die knapp 2000 Frankfurter Fans, die bereits seit mehr als 20 Minuten ununterbrochen singen, werden dies auch die nächsten 30 Minuten lautstark tun. Verdienter Lohn für die kämpferisch starken Adler und auch Trainer Funkel ist zufrieden: “Das war die Eintracht, wie ich sie sehen will. Wir haben Rückschläge weggesteckt, aggressiv nach vorne gespielt und verdient einen Punkt geholt." (tr)

 

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