VfL Wolfsburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2007/2008 - 15. Spieltag

2:2 (1:1)

Termin: Samstag 01.12.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.656
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 1:0 Christian Gentner (6.), 1:1 Chris (35.), 2:1 Edin Dzeko (48.), 2:2 Michael Fink (52.)

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VfL Wolfsburg Eintracht Frankfurt

  • Simon Jentzsch
  • Daniel Baier
  • Ricardo Costa
  • Jan Simunek
  • Facundo Hernan Quiroga
  • Ashkan Dejagah
  • Josué
  • Christian Gentner
  • Marcelinho
  • Vlad Munteanu
  • Grafite

 


 

Wechsel
  • André Lenz für Simon Jentzsch (46.)
  • Edin Dzeko für Vlad Munteanu (46.)
  • Sergiu Radu für Ashkan Dejagah (84.)
Wechsel
Trainer Trainer

13 Adler und ein Fink trotzen den Wölfen

“Ich erwarte nicht, dass die Eintracht bei uns spielerisch überzeugen wird“, sagte Felix Magath kurz vor dem Spiel gegen die Eintracht, die er von Dezember 1999 bis Januar 2001 selbst trainierte. Ja, so ist er, der “Quälix“, aber immerhin wird ihm in Wolfsburg ein Rausschmiss wie einst in Frankfurt erspart bleiben, obwohl sein Team mit 12 Punkten von den selbstgesteckten Zielen weit entfernt ist. Aber der Manager und sportliche Leiter Magath denkt nicht daran, den Trainer Magath in Frage zu stellen. Es ist bestimmt prima König zu sein, auch wenn es nur in Wolfsburg ist. Immerhin soll selbst Gaius Julius Cäsar beim Anblick eines kleinen, elenden Alpendörfchens gesagt haben: „Besser der Erste hier, als der Zweite in Rom.“ Magath ist also in guter Gesellschaft.

In bedenklich reduzierter Gesellschaft befindet sich unterdessen Friedhelm Funkel, denn das Lazarett der Adler wird voller und voller. Neben Streit, Meier, Vasoski, Heller, Preuß, Weissenberger, Inamoto und Thurk hat sich kurz vor Spielbeginn auch noch Takahara, der in einem 4-4-2 neben Amanatidis stürmen sollte, krank gemeldet.

Der Trainer, der sich trotz der vielen Ausfälle beharrlich weigert, von einer „Notelf“ zu sprechen, stellt im Vergleich zur 1:4-Niederlage gegen Stuttgart seine Mannschaft – auch taktisch - um. Marco Russ spielt für den zuletzt schwachen Kyrgiakos diesmal in einer Viererabwehrreihe neben Ochs, Galindo und Spycher, Chris rückt neben Fink ins defensive Mittelfeld und Faton Toski darf zum ersten Mal von Beginn an im zentralen Mittelfeld spielen. So sitzt Kyrgiakos etwas angefressen auf der Bank neben Mounir Chaftar, Kreso Ljubicic, Danny Galm, Martin Hess und dem erst 16jährigen Juvhel Tsoumou. Friedhelm Funkel zur Nichtberücksichtigung des Griechen: “Ich habe mich für zehn Andere entschieden.“

Im Einvernehmen mit dem Manager und sportlichen Leiter nimmt der Trainer Magath drei Änderungen gegenüber der 1:2-Niederlage gegen die Bayern vor: Facundo Hernan Quiroga, Josué und Vlad Munteanu werden anstelle von Krzynowek, Madlung und van der Heyden auflaufen.

Zu Beginn des Spiels zeigen sich die Niedersachsen so engagiert, wie es der Trainer gefordert hatte. Die Adler haben es schwer, gegen die bereits im Mittelfeld angreifenden Wolfsburger ins Spiel zu finden. Die erste Chance bekommt in der 5. Minute Christian Gentner, der nur knapp eine scharfe Hereingabe von Daniel Baier am Fünfmeterraum verpasst.

Eine Minute später gibt es den zweiten Eckball für die Werkself von der rechten Seite. Marcelinho führt kurz aus, auf Baier, der den Ball zurücktippt, Marcelinho flankt scharf auf den langen Pfosten. Amanatidis, der Gentner bewachen soll, steigt hoch, verpasst aber den Ball. Nicht so Christian Gentner, der aus gut 5 Metern die Kugel voll erwischt und ins rechte Toreck zum 1:0 für Wolfsburg köpft.

Aber verzagen gilt nicht, die Adler übernehmen nun immer mehr die Initiative und kommen zu ersten Möglichkeiten durch einen Weitschuss von Chris (11.) und eine Ecke von Mahdavikia, bei der sich jedoch Amanatidis und Galindo zum Glück für die Werkself gegenseitig behindern (16.).

Die 18. Spielminute: Patrick Ochs schlägt von der Mittellinie einen sehr hohen Pass in den Strafraum der Wolfsburger, Amanatidis ist zur Stelle, aber in letzter Not kann Daniel Baier das Leder seinem Torhüter Simon Jentzsch in die Arme lupfen. Freistoß! Nein, Schiedsrichter Peter Sippel wertet dies als unfreiwillige Rückgabe. Aber die Adler bleiben am Ball und bestimmen weiter das Spiel. Doch es ist zunächst kein Durchkommen gegen die tief stehenden Wolfsburger, die ihrerseits auf Konter lauern.

Dann vielleicht doch mal über einen Standard. Nachdem die ersten Ecken von Mahdavikia stets eine sichere Beute für die Abwehr der Niedersachsen waren, macht er nun alles richtig. Scharf fliegt sein Ball in den Fünfmeterraum, Torhüter Simon Jentzsch traut sich nicht recht von seiner Linie, Quiroga und Costa staunen mit offenem Mund als Chris unbehindert aus vier Metern ins Netz köpft. Tor! Das 1:1. Riesenjubel bei den fast 2.000 mitgereisten Adlern und ein schönes Bild am Rande, als der Trainer Magath - oder ist es der Manager? - mit hochrotem Kopf wild gestikuliert und knurrt (35.).

Nun kommen die Wolfsburger wieder aus ihrer Festung und es entwickelt sich ein intensives Spiel im Mittelfeld, leider ohne große Torszenen für die Adler. Erfreulicherweise sticht ein lange schmerzlich Vermisster aus dem spielerischen Einerlei heraus: Endlich ist er wieder auf seiner Position im Mittelfeld, immer wieder erkämpft er sich Bälle, spielt ruhig und überlegt nach vorne - Chris ist wieder voll da!

Nach der Pause stehen bei der Werkself zwei Neue auf dem Platz. Edin Dzeko, die Neuverpflichtung vom FK Teplice, ersetzt im Angriff den schwachen Ex-Cottbusser Munteanu und der 34jährige André Lenz steht erstmals wieder seit Mai 2005 in einem Bundesligator. Der Zorn der dreifaltigen Personalunion traf also Torhüter Simon Jenztsch, der das Spiel nun von der Bank genießen darf.

Auf der Bank sitzt auf Frankfurter Seite weiterhin Kyrgiakos, der die beleidigte Leberwurst mimt. Da ihm die Nichtberücksichtigung auf den Magen schlägt, läuft er sich nicht mit den Youngstern der U23 und U19 warm. (Diese von den Medien in der kommenden Woche als Arbeitsverweigerung aufgegriffenen Magenprobleme lösen sich nach einem Vieraugengespräch zwischen Funkel und dem Griechen, bei dem nicht nur der Magen verstimmt zu sein scheint, jedoch in Wohlgefallen aus.)

Doch zurück zum Spiel. Kurz nach Wiederbeginn schickt Michael Fink Benjamin Köhler auf der linken Seite. Der startet durch und schaut in die Mitte, aber dann macht er es selbst. Köhler rennt in den Strafraum, könnte nun auf die sich frei laufenden Amanatidis oder Mahdavikia passen, aber er schießt selbst aus spitzem Winkel. Ein dankbarer Ball für Ersatztorhüter Lenz. Schade, da war mehr drin (47.).

Im Gegenzug kommt die Werkself über Grafite. Bedrängt von Russ spielt er einen hohen Pass über die aufgerückte Adlerabwehr, Dzeko startet, Fink kann ihn nicht halten und rutscht auch noch weg, so dass für den 4-Millionen-Neuzugang vom FK Teplice der Weg frei ist. Eiskalt überwindet der Bosnier Markus Pröll, der Ball landet im linken Toreck. 2:1 für Wolfsburg (48.).

Aber die Eintracht verzagt nicht und drängt auf den Ausgleich. Nur vier Minuten nach der Führung gibt es Freistoß für die Adler auf Höhe der Mittellinie. Patrick Ochs schlägt das Leder auf Amanatidis, der den Ball auf Toski verlängert. Der 20jährige setzt sich im Kopfballduell gegen Gentner durch und lupft den Ball in den Strafraum, wo plötzlich Michael Fink auftaucht. Allein vor Torhüter Lenz behält er die Nerven und hebt den Ball über den herauseilenden Keeper ins Netz. Tor! Der Ausgleich zum 2:2 (52.). Michael Fink zu seinem ersten Bundesligator für die Eintracht: “Darüber bin ich sehr froh, zumal ich damit meinen Fehler beim zweiten Gegentor schnell wettmachen konnte.“

Zeit zum Durchatmen bleibt trotz des erneuten Ausgleichs keine: Sofort nach dem Anpfiff kommen die Hausherren über die rechte Seite. Christian Gentner erreicht nach schönem Doppelpass am Strafraumeck an das Leder und schießt sofort, doch der rechte Pfosten rettet für Markus Pröll (53.).

Danach hat die Eintracht die Niedersachsen wieder im Griff, aber nach einem Missverständnis zwischen Spycher und Köhler in der eigenen Hälfte droht wieder Ungemach. Daniel Baier schnappt sich den Ball und flankt auf Josué, der direkt auf den sich freilaufenden Dzeko weiterleitet. Der Bosnier knallt das Leder unbedrängt ins Netz. Aber zum Glück ist die Fahne des Assistenten oben, Abseits! Kein Knurren der Wölfe, obwohl die TV-Bilder später zeigen, dass Dzeko beim Pass von Josué auf gleicher Höhe mit einem Adler war (61.). Das war Glück!

Es ist nun ein kampfbetontes Spiel, beide Mannschaften schenken sich keinen Zentimeter Raum, so dass Chancen Mangelware bleiben. Immer wieder sind es Chris und der wacker kämpfende Patrick Ochs, die das Spiel an sich ziehen, aber es gibt kein Durchkommen.

In der 68. Minute ist es Dejagah, der sich auf der rechten Seite gegen Spycher durchsetzen kann. Der Ex-Herthaner flankt flach in den Strafraum und Grafite versucht sich mit der Hacke, doch Markus Pröll durchschaut den Taschenspielertrick und hält den Ball.

Es folgt ein Debüt: In der 77. Minute kommt der 20jährige Martin Hess, der vor der Saison von den Amateuren des VfB Stuttgart zur U23 der Eintracht geholt wurde, für Mehdi Mahdavikia auf den Platz. Zwei Minuten später dann ein Freistoß von Toski aus dem Mittelfeld. Der Ball wird abgewehrt, doch Benjamin Köhler kommt an das Leder und bolzt es mit Hilfe eines Wolfsburger Beines hoch zurück in den Strafraum der Niedersachsen. Der bienenfleißige Amanatidis kommt heran, stoppt den Ball mit der Brust und knallt ihn aus spitzem Winkel direkt auf das Tor - Torwart Lenz kann den Schuss parieren. Kurz darauf ist Schluss für den erschöpften Toski, der 19jährige Kreso Ljubicic darf wie Hess erstmals in der Bundesliga auflaufen.

Wenige Minuten später ist das Spiel zu Ende, die Eintracht erspielt und erkämpft sich einen Punkt in Wolfsburg. Die Adler sind zwar schon seit 7 Spielen sieglos, doch der couragierte Auftritt heute macht Mut für das nächste Heimspiel gegen Schalke 04.

Stimmen zum Spiel

Chris: "Heute haben wir wieder Fußball gespielt."

Funkel: „Ich wollte absolut nicht erneut sehen, dass wir uns nicht richtig wehren. Ich hatte Leidenschaft gefordert und dass wir uns nicht verstecken, dass wir forsch nach vorne spielen. Das hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt.“ (tr)

 

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