Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen

Bundesliga 2007/2008 - 9. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: Sonntag, 07.10.2007, 17:00 Uhr
Zuschauer: 47.600
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Sotirios Kyrgiakos (54.), 1:1 Marco Russ (72., Eigentor), 2:1 Sotirios Kyrgiakos (79.)

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Eintracht Frankfurt Bayer 04 Leverkusen

 


  • René Adler
  • Gonzalo Castro
  • Lukas Sinkiewicz
  • Karim Haggui
  • Hans Sarpei
  • Pirmin Schwegler
  • Arturo Vidal
  • Simon Rolfes
  • Sergej Barbarez
  • Tranquillo Barnetta
  • Stefan Kießling

 

Wechsel Wechsel
  • Michal Papadopulos für Arturo Vidal (60.)
  • Vratislav Gresko für Hans Sarpei (71.)
  • Sascha Dum für Pirmin Schwegler (81.)
Trainer Trainer

Mit viel Kopf und Einsatz

„Wir sind sehr selbstkritisch mit unserer letzten Leistung umgegangen, während der Woche fielen auch harte Worte.“ So beschreibt Trainer Funkel die Tage nach dem 2:2 in Cottbus. Immerhin: Trotz einer teilweise unterirdischen Vorstellung haben die Adler einen 0:2-Rückstand aufgeholt, zumindest diese Einstellung sollte Mut gegen den aktuellen Tabellen-4. machen, der die letzten zwei Auswärtsspiele gewonnen hatte. Und dann war da ja noch das letzte Heimspiel gegen Leverkusen, das die Adler nach einem 0:1-Rückstand gar 3:1 gewonnen hatten und Bundestrainer Löw voll des Lobes ob des Frankfurter Weges war.

Aufgrund der Verletzungen von Takahara, Inamoto und Vasoski nimmt Trainer Funkel nur eine Veränderung gegenüber der Aufstellung vom letzten Sonntag vor. Für Köhler spielt heute Christoph Preuß - erstmals seit April wieder in der Startelf der Adler - auf der Position des „Sechsers“.

Michael Skibbe stellt die Werkself gegen über dem 2:3-Sieg im UEFA-Cup bei Uniao Leiria auf zwei Positionen um. Für den enttäuschenden Manuel Friedrich spielt Lukas Sinkiewicz in der Abwehr, im Mittelfeld Pirmin Schwegler für den stürmenden Neuzugang Papadopulos. Dafür rückt Stefan „Schuh“ Kießling, der diesmal seine Treter nicht vergessen hat, in den Sturm. Nicht dabei sind die verletzten Bernd Schneider und Theofanis Gekas.

Um im Waldstadion keine Wolfsburger Verhältnisse entstehen zu lassen, bedienen sich die Anhänger der Werkself wieder einmal ihrer mehr als zwielichtigen „Freundschaft“ mit dem Stimmvieh des Vizemeisters von 1959. Genutzt hat es freilich nichts. Werbeschreie für den Pillenkonzern sind auch bei größter Anstrengung nicht zu vernehmen.

Nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Dr. Brych entwickelt sich zunächst ein Kampf um jeden Zentimeter Boden. Kein Vergleich mit der laxen Einstellung vom Spiel in Cottbus, heute werden die Trikots richtig dreckig, denn auch Leverkusen hält dagegen. Es sind bereits 7 Minuten gespielt, als Kießling auf der linken Seite marschieren will. Bedrängt von Ochs spielt er den Ball zurück zu Barnetta, der auf Barbarez passt. Der Schweizer läuft in den Strafraum und erhält das Leder zurück, Russ ist einen Schritt zu spät als der Querpass zu Vidal kommt. Aber der Frankfurter Schweizer rettet in letzter Sekunde und lenkt das Leder an den Pfosten. Dann die 14. Minute, wieder ist es Barnetta, der im Mittelfeld wirbelt und auf Kießling nach halbrechts passt. Aber erneut ist Spycher da und bedrängt Kießling, so das „Schuh“ den Ball mit seinem rechten Treter nur ungenau trifft und das Leder am rechten Toreck vorbei schießt.

Jetzt reicht es, denkt sich Russ, als er in der eigenen Hälfte den Ball von Fink bekommt. Er schlägt einen hohen weiten Pass in Richtung linkes Strafraumeck, wo Meier sich hingeschlichen hat. Super, mit dem rechten Fuß stoppt er den hohen Pass und zirkelt den Ball, während Castro und Sinkiewicz neben ihm ehrfürchtig staunen, Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (18.). Die Räume bleiben eng und so versucht sich auch Fink aus der Ferne. Es sind gut 30 Meter, als er den Ball einfach auf den Kasten von René Adler knallt. Aber Nomen est Omen, der Torhüter kann parieren (21.).

Weiter harter Kampf im Mittelfeld, kein Raum für öffnende Pässe auf beiden Seiten, nicht schön aber intensiv. Preuß ist nach der langen Verletzung noch ein wenig überfordert auf der Position von Inamoto; er kann keine Ruhe in das Spiel bringen. Aber auch Fink macht es nicht besser, immer mal wieder ein Fehlpass, das kann er doch besser. Dann halt mal ohne die beiden. Torhüter Pröll hält einen Kopfball von Kießling und wirft das Leder sofort auf Meier. Der läuft gut 30 Meter und bedient dann Streit auf der halblinken Seite. Ein kurzer Schlenzer und Streit spielt einen flachen Pass in den Strafraum, Thurk hat es geahnt, rennt hin und kommt kurz vor der Fünfmeterlinie an den Ball. Ein schneller Schuss aus der Drehung, aber Torhüter Adler hat den Spielzug vorausgeahnt und dich bereits direkt vor Thurk aufgebaut – da ist kein Vorbeikommen. (29.).

Wieder ist Leverkusen mit Barnetta im Angriff, Russ und Kyrgiakos können ihn nicht halten, als er einen Doppelpass mit Vidal im Strafraum spielt. Aber jetzt, mit einer wuchtigen Grätsche hindert der Grieche den Schweizer im letzten Augenblick am Torschuss (32.). Kurz darauf ist es wieder Markus Russ, der einen weiten Ball auf Streit schlägt, diesmal auf der rechten Seite. Streit dribbelt und dribbelt, dann flankt er auf die linke Seite auf Alexander Meier. Kein Stoppversuch, aus der Drehung und mit vollem Risiko drischt Meier das Leder mit links, doch zum Glück ist gerade kein Flugzeug im Landeanflug, als das Leder am Frankfurter Himmel verschwindet (35.). Das war es dann in der ersten Halbzeit, irgendwie fehlt ein Tor.

Ohne Wechsel geht es in die zweiten 45 Minuten, auch das Spiel ändert sich zunächst nicht. Die 46. Minute, weiter Abschlag von Pröll, Kopfballduell zwischen Barbarez und Preuß. Einmal mehr bedient sich der Bosnier in der Luft seines harten Ellenbogens, er trifft Preuß an der Nase und kassiert dafür die gelbe Karte. Preuß, den Unglücksraben erwischt es härter. Mit einem Trümmerbruch der Nase muss er blutüberströmt aus dem Spiel. Noch in Unterzahl laufen die Adler plötzlich einem Konter hinterher. Schwegler rennt, dann ein Doppelpass mit Kießling und der zweite Schweizer in der Werkself kann aus halbrechter Position schießen, doch Pröll hält den fulminanten Schuss aus 20 Metern prima (48.).

Arriba, Arriba, endlich kommt Aaron Galindo für Preuß auf den Platz und ist sogleich gefordert. Ein Angriff der Eintracht wird abgefangen, dann ein langer Pass auf Kießling, der auf der linken Seite durchmarschieren könnte. Doch der Mexikaner macht, was er machen muss: Ein Zupfer und der Angriff ist gestoppt. Dafür kassiert Galindo nach exakt 114 Sekunden auf dem Frankfurter Rasen seine erste gelbe Karte. Barnetta führt den Freistoß am Mittelkreis aus, ein hoher Ball in den Strafraum, Getümmel und da kommt Rolfes an das Leder, ein Drehschuss aus kurzer Distanz, Pröll kann parieren, aber den Ball nicht festhalten. Doch bevor Kießling an den Ball kommen kann, hat sich der Torhüter das Leder im Nachfassen geschnappt (51.).

Kurze Zeit später ist wieder ein Schweizer am Ball, Spycher marschiert auf der linken Seite, ein feiner Doppelpass mit Amanatidis, aber Castro stoppt den Angriff am linken Toreck unsanft. Ein Fall für Streit. Er schnappt sich den Ball und flankt in den Strafraum. Haggui springt, doch der Herr der Lüfte springt höher: Geschickt lenkt Kyrgiakos mit seinem besten Stück – seinem Kopf - das Leder in die rechte Ecke und Adler fliegt vergeblich. Tor! 1:0 für die Eintracht (54.). Dann zeigt der Grieche, was er von der „mutigen“ Zeitung mit den vier Buchstaben hält, die mangels Nachrichten ständig neue Wechselgerüchte unter das Volk bringt. Zeigefinger zur Pressetribüne, dann an die Lippen und ein Griff an den Adler auf der Brust.

Die Werkself zeigt sich durch den Treffer nicht beeindruckt und spielt nach vorne, doch die Eintracht hält, begleitet von einem fulminanten Pfeifkonzert von den Rängen, engagiert dagegen. Ein Angriff über die linke Seite, der Ball fliegt vor den Strafraum und Barnetta kommt an das Leder. Eine kurze Drehung des quirligen Schweizers und dann knallt er das Leder in die linke Ecke. Markus Pröll fliegt wie ein Adler und pariert glänzend mit der rechten Faust (60.). Zehn Minuten später wird es erneut gefährlich, wieder ein Angriff über Barnetta und Castro, dann knallt Simon Rolfes aus 25 Metern auf das Tor. Russ fälscht unhaltbar für Torhüter Pröll ab, aber das Leder rollt knapp am linken Pfosten ins Toraus. Barnetta führt die Ecke aus, scharf schlägt er den Ball in den Strafraum. Pröll will raus, doch er zögert, Sinkiewicz und Russ steigen hoch und dann trifft der Frankfurter den Ball mit dem Kopf. Vorbei am gerade erst für Ochs eingewechselten und sichtlich überraschten Mahdavikia fliegt die Kugel in das Netz. Es steht 1:1 (72.).

Leverkusen drängt weiter, aber die Abwehr der Adler steht sicher. Dann wird es schnell, Thurk schlägt einen weiten Pass zu Mahdavikia auf der rechten Seite. Der Iraner dribbelt und passt zurück auf Streit, der sogleich in Richtung Torauslinie marschiert. Vratislav Gresko zupft und zerrt am Trikot, Streit stoppt mit dem Rücken zum Tor und Schiedsrichter Brych pfeift Freistoß für die Eintracht. In der Mitte bedrängt Haggui Kyrgiakos, doch ein kurzer Schubser und der Grieche steht frei, steigt hoch und trifft die Flanke von Streit mit dem Kopf. Rumms, mit Schallgeschwindigkeit landet das Leder in der rechten Ecke. Tor! Das 2:1 für die Eintracht (79.). Dies erzürnt den Ex-Bundes-Rudi, wie ein Irrwisch hüpft Völler noch nach dem Spiel rum und beschimpft die Unparteiischen: „Der Freistoß war lächerlich. Der Linienrichter sollte eine Woche mit einem Schild um den Hals rumlaufen, auf dem steht: Ich schäme mich.“ Geschämt hat sich Rudi später auch und sich telefonisch bei DFB-Wächter Hilpert mit dem Versprechen einer großzügigen Spende die Absolution geholt. Schön für den Hanauer Bub, doch andere hätten sich wahrscheinlich den Anruf bei Hilpert sparen können, weil dieser in der Zwischenzeit – eilfertig wie man ihn kennt – Anklage erhoben hätte. Ob einige im deutschen Fußball doch „gleicher“ sind als andere?

Aber noch ist das Spiel nicht zu Ende, die Werkself will das Unentschieden. Es ist die 86. Minute, Freistoß aus 25 Metern. Tranquillo Barnetta schießt hart und flach knapp an der Mauer der Adler vorbei, aber Markus Pröll ist schneller als das Leder. Und er bleibt im Brennpunkt, der Torhüter. Doppelpass zwischen Sinkiewicz und Barbarez, dann ein Schuss in die rechte Ecke, aber Pröll ist wieder da (88.). Dann schon die 90. Minute, Einwurf Gresko in den Strafraum, Kießling kommt an den Ball und schießt. Klar, wer ihn hat. "Ich mag solche Spiele, in denen man zeigen kann, was man kann", sagt Markus Pröll hinterher. Dann ist Schluss, der vierte Heimsieg der Adler beschert Tabellenplatz 7 bei 15 Punkten.

Stimmen zum griechischen Matchwinner:

Albert Streit: „Er labert mich immer voll, ich soll nur auf seinen Kopf spielen, aber er ist einer der besten Kopfballspieler der Liga, und heute hat es eben geklappt.“

Friedhelm Funkel: “Unglaublich, was Sotos für Kopfballtore macht, so etwas habe ich noch nicht gesehen.“

Michael Skibbe: „Gegen diese Kopfbälle ist kein Kraut gewachsen.“ (tr)

 

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