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Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt |
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Bundesliga 1999/2000 - 6. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: Sa 25.09.1999 15:30
Zuschauer: 68.500
Schiedsrichter: Georg Dardenne (Nettersheim)
Tore: 1:0 Lars Ricken (34.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
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Tristesse auf dem Rasen, Gerangel um Positionen Typisch Frankfurt! Die Anfangseuphorie nach den ersten drei Spielen im Umfeld ist verflogen, vereinzelt macht gar das böse Wort der “Abstiegsangst“ die Runde, doch all dies überrascht Trainer Berger nicht, der stets betont hatte, dass man frühestens nach 5 bis 10 Spielen wisse, wo man stehe: "Es ist einfach so, dass uns der Alltag wieder hat.“
In Dortmund träumen sie hingegen wieder ein wenig von der Meisterschaft, das Kicker-Sportmagazin traut ihnen Platz 2 zu und Kohler verkündet vollmundig: "Es wird in Zukunft schwer sein, uns zu schlagen." Immerhin - dem Verkauf der Fernsehrechte an die UFA sei Dank - konnte Dr. Niebaum, der starke Mann in Dortmund, über 50 Millionen Mark in neue Spieler wie Bobic, Ikpeba, Wörns, Reina und Addo investieren. Ein Neuzugang schlug bereits voll ein: Fredi Bobic, der für 11,5 Millionen Mark vom VfB Stuttgart kam, hat in den letzten 5 Spielen sechsmal getroffen. Gar nicht zufrieden ist hingegen der 12-Millionen-Neuzugang von AS Monaco, Victor Ikpeba, der seine Probleme mit Hitzfeld-Nachfolger Michael Skibbe lauthals der Presse verkündet: “Ich werde unfair behandelt und bekomme nicht die Chance wie alle anderen.“ Neben 15.000 Mark Geldstrafe erwartet ihn heute daher ein Tribünenplatz. Doch ansonsten kann der erst 34jährige Trainer fast aus dem Vollen schöpfen. Nachdem auch Wörns wieder gesund ist, muss er nur auf Andreas “Heintje“ Möller verzichten, der an einer Innenbanddehnung im Knie laboriert. Für ihn spielt überraschend nicht Barbarez oder Addo auf der linken Außenbahn, sondern Lars Ricken, der in dieser Saison bereits als rechter Verteidiger und als zentraler Mittelfeldspieler zum Einsatz kam. Anstelle von Addo spielt Stevic neben Nerlinger im Mittelfeld. Es ist ein sehr zäher Beginn im Westfalenstadion, die Adler versuchen aus einer verstärkten Abwehr heraus zu Kontern zu kommen und den Borussen fällt nicht viel ein. Immer wieder versuchen sie es durch die Mitte, kaum ein langer Ball kommt auf die Außenpositionen und Bobic ist bei Kutschera zunächst in guten Händen. Aber die Adler können von den zahlreichen Fehlpässen der Dortmunder nicht profitieren, Salou wird auf Schritt und Tritt von Kohler begleitet und Nijhuis hat wenig Mühe mit Guié-Mien, der nicht gerade vor Spielwitz sprüht. Es läuft bereits die 19. Spielminute, erneut wird ein Querpass der Borussia abgefangen und der aufgerückte Kracht bekommt das Leder in den Lauf gespielt. Vor dem Strafraum zieht er ab, aber Torhüter Jens Lehmann kann den Ball über die Latte lenken. Dann aber doch einmal ein schneller Angriff der Borussia über halbrechts. Reina ist schneller als Kracht und flankt das Leder auf die linke Seite genau zu Ricken, der sich gegen Bindewald durchsetzt und in den Strafraum flankt. Bobic kommt an den Ball, verzieht den Schuss bedrängt von Kutschera aber (22.). Danach wieder das alte Bild, Dortmund versucht ein ums andere Mal, durch die Mitte Druck aufzubauen, doch all dies wirkt einfach nur ideenlos. Und die Adler stehen gut gestaffelt im Mittelfeld. Nur das Kontern, das vergessen sie völlig, so dass Salou nach wie vor in der Luft hängt. Dann die 34. Spielminute, nicht flach und quer, sondern hoch auf Reina spielt Stevic das Leder. Erneut hängt der 27jährige beim Sprint in Richtung Eckfahne Kracht ab und flankt das Leder flach in die Mitte. Ricken ist einen Schritt schneller als Bindewald und schiebt das Leder vorbei an Torhüter Nikolov ins Netz. Das 1:0 für Dortmund. Trotz des Rückstandes ist kein Aufbäumen bei den Adlern erkennbar, weiterhin ist planloses Gestochere im Mittelfeld angesagt. Guié-Mien rückt bei Ballbesitz stets ein wenig zu weit nach vorne, so dass er kaum anspielbar ist. Zudem unterlaufen Heldt auf der linken Seite ungewohnt viele Abspielfehler, während Dombi sich geschickt hinter Dédé versteckt. So muss sich Weber ein Herz fassen und knallt das Leder mangels Anspielstation einfach einmal aus über 25 Meter auf den Kasten. Torhüter Lehmann fliegt vergeblich, aber der Pfosten rettet für den Keeper (39.).
In der 59. Minute opfert Trainer Berger die Liberoposition und bringt mit Yang für Janßen einen zweiten Stürmer. Die Adler bemühen sich, aber es passiert nichts Überraschendes, während Dortmund nur noch sein Pflichtprogramm abspult, wie Janßen meint: "Ich hatte das Gefühl, die Dortmunder hätten noch eine Schippe drauflegen können." Tatsächlich muss Torhüter Nikolov in der 81. Minute bei einem Freistoß von Stevic das erste Mal in der zweiten Halbzeit eine Reaktion zeigen, aber auch sein Gegenüber Lehmann langweilt sich. Die Eintracht hat zwar mehr Ballbesitz, gewinnt auch viele Zweikämpfe, nur Chancen erspielt oder erarbeitet sie sich nicht. Erst in den letzten Minuten werfen die Adler noch einmal alles nach vorne, so dass Bobic und Dédé zu Konterchancen kommen. Zudem bringt Trainer Berger mit Westerthaler für Falk den dritten Stürmer in die Partie. Der Österreicher kommt kurz vor Schluss auch zu einer Torgelegenheit, wird jedoch im Laufduell mit Reuter zu Fall gebracht. Schiedsrichter Dardenne entscheidet jedoch nicht auf Elfmeter, sondern pfeift das Spiel kurz darauf ab. Die dritte Niederlage in Folge, die Eintracht ist auf Platz 10 der Tabelle abgerutscht und Jörg Berger mahnt: "Wir müssen aufpassen, dass sich diese Tendenz nicht fortsetzt."
Zweieinhalb Stunden nach Sitzungsbeginn verlässt Claus Wisser lauthals die Sitzung, er ist zurückgetreten, da sich “eine gute Zusammenarbeit zwischen den Gremien und dem Präsidium nur sehr schwer verwirklichen lässt." Der CDU-Politiker Dr. Franz-Josef Jung wird für Wisser nachrücken. Nach über fünf Stunden Beratungen tritt Verwaltungsratschef Ehinger vor die Mikrofone. Heller wurde zwar einstimmig zum Präsidenten gewählt, doch er wurde vom Verwaltungsrat deutlich in seine Schranken verwiesen. Patella wurde als Schatzmeister abgelehnt, er rückt stattdessen ebenfalls ins Präsidium anstelle von Klaus Lötzbeier. Für den Posten des Schatzmeisters gebe es "einige Kandidaten", sagt Ehinger, der die Abwahl Patellas damit begründet, dass "der Bereich der Finanzen anders geführt werden sollte." Man suche einen Mann, der "die Finanz-Geschicke angesichts eines künftigen Haushalts von 100 Millionen Mark besser leiten kann.“ Nämlich "35 Jahre, bissig, hart und von der KPMG", wie es einer aus dem Wahlausschuss formuliert – ob ironisch oder ernsthaft, ist nicht überliefert.
Nicht so zurückhaltend wie Patella ist Ehinger hinsichtlich des ISPR-Vertrages, erneut weist er Heller deutlich in die Schranken: "Der Verwaltungsrat hat da in Zusammenarbeit mit Dr. Lämmerhirdt einiges bewegt, sogar für eine Zwischenfinanzierung gesorgt, als der Vertrag noch nicht unterschrieben war. Herr Heller dagegen hat von unterwegs angerufen und gefragt, wie viel er für neue Beine ausgeben kann." Fortsetzung folgt, Mitte Oktober werden Tatsachen geschaffen (siehe Spielbericht gegen Rostock). (tr)
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