1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 1997/1998 - 22. Spieltag
0:1 (0:1)
Termin: Mo 16.03.1998 19:30
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Rainer Werthmann (Iserlohn)
Tore: 0:1 Thomas Epp (7.)
1. FC Nürnberg | Eintracht Frankfurt |
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Ein großer Schritt in Richtung Bundesliga "Unser Sieg gegen Cottbus war wichtiger, Nürnberg ist kein besonderes Spiel, auch hier gibt es nur drei Punkte zu gewinnen.“ Horst Ehrmantraut lässt keine Gelegenheit aus, vor dem Spiel beim Tabellenführer den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. Denn der Club “hat bislang alle seine Rückrundenspiele gewonnen. Da sind wir in der Außenseiterrolle. Aber wenn wir völlig frei im Kopf sind, dann werden wir auch guten Fußball spielen.“ Kämpferisch gibt sich dagegen Kapitän Weber: “Wir fahren nicht nach Nürnberg, um unentschieden zu spielen, wir wollen gewinnen." Allerdings nicht mit Güntensperger in der Startelf sondern mit Westerthaler und Epp im Angriff, was den Schweizer sehr ärgert. "Ich gestehe ihm die Enttäuschung zu", erklärt der Trainer, "Güntensperger meint, dass er schon weiter sei, als ich ihn sehe. Aber er ist einfach noch nicht auf seinem Top-Punkt. Im Übrigen habe ich es lieber, wenn ein Spieler Reaktion zeigt, als sich schweigend seinem Schicksal hinzugeben. Ich sehe das positiv." Wie bereits beim 2:0 gegen Cottbus beginnt die Eintracht hinter den beiden Spitzen mit einem kompakten Fünfermittelfeld, zu dem sich der vor der Abwehr spielende Houbtchev gesellen soll, um die Nürnberger frühzeitig in der Vorwärtsbewegung zu stören. In ein ähnliches Horn wie Horst Ehrmantraut, bläst Club-Trainer Felix Magath, der die Franken innerhalb von 15 Spieltagen von Rang 18 auf Platz 1 führte und dabei 38 von 45 möglichen Punkten holte: “Das wird eine attraktive Begegnung, beide Mannschaften stehen nicht unter Druck, da sie auch nach einer Niederlage oben bleiben. Wir spielen voll auf Sieg.“ Die Gründe für seinen bisherigen Erfolg verrät “der Magier“, wie sie ihn in Nürnberg liebevoll nennen, nicht. Dies macht vielmehr Horst Ehrmantraut: “Ordnung und Disziplin haben sich beim Club grundlegend geändert, er hat der Mannschaft das richtige grundtaktische System verpasst und sie in einen optimalen läuferischen Zustand gebracht.“ Ohne Rahner, der gelbgesperrt ist, den in der nächsten Saison bei der Eintracht spielenden Uwe Schneider und den ebenso verletzten Halat muss der Club-Trainer seine Elf jedoch umstellen. So spielt Hilfiker statt Müller im Tor, Simunec rutscht in die Abwehr und Rost agiert vor der Abwehr, um sich um Sobotzik zu kümmern. Im Sturm stehen wie gehabt Kurth sowie Sasha Ciric, der im Jahr 2000 zur Eintracht kommen wird. 36.000 Zuschauer im Frankenstadion geben dem Montagsspiel genau den Rahmen, den es verdient. Denn beide Mannschaften legen von Beginn an erstklassig los, die Franken versuchen das Spiel mit viel Druck schnell in den Griff zu bekommen, doch die Eintracht stellt sich dem mit ihrem kompakten Mittelfeld konsequent entgegen, um bei Ballbesitz ebenfalls schnörkellos nach vorne zu spielen. Das Salz in der Suppe gibt es bereits nach 7 Spielminuten, als Sobotzik eine Ecke von der linken Seite hoch vor den kurzen Pfosten schlenzt. Genau richtig für den Stürmer, über den die Lokalpresse im Dezember noch lästert: “Er strahlt bisweilen die Gefährlichkeit eines freundlichen Schmusebären aus. Die Kugel will immer dann nicht ins Tor, wenn sie von ihm abgefeuert wurde, egal ob mit Gefühl oder Wucht, mit links oder rechts.“ Diesmal nicht, zwei Nürnberger steigen hoch, doch der 1,76 Meter große Thomas Epp springt am höchsten und köpft die Kugel unhaltbar für den auf der Linie harrenden Hilfiker zur 1:0-Führung ins Netz. Nürnberg reagiert sofort mit wütenden Gegenangriffen, doch die Frankfurter lassen sich davon nicht beeindrucken. Immer wieder räumt Houbtchev im Mittelfeld ab und leitet die Gegenangriffe meist mit Sobotzik ein, der wirklich überall zu finden ist. Auch Brinkmann sprüht nur so vor Einsatzwillen, immer wieder sprintet er die rechte Außenbahn entlang und ist von Bürger sowie Simunec kaum zu halten. So ist es kein Wunder, dass er die nächste Chance nach einem Flankenlauf einleitet. Sobotzik kommt an den Ball, verfehlt aber den Kasten knapp (17.). Auf der Gegenseite scheitert Wiesinger mit einem Schuss von der Strafraumgrenze ebenso wie Epp, dessen Knaller von Simunec abgeblockt werden kann (26.). Das Spiel bleibt weiterhin offen, doch auf beiden Seiten fehlt es jetzt am entscheidenden Pass in die Spitze, so dass es mit der Führung für die Eintracht in die Halbzeit geht. Ungewohnt für die Franken, die zuletzt im November in Düsseldorf zur Pause hinten lagen und prompt verloren. Zur zweiten Halbzeit kommt Gebhardt für Zampach bei der Eintracht, um die linke Außenbahn zu beleben, während Felix Magath umstellt und Oechler für Rost bringt, der Sobotzik nie in den Griff bekam. Um den Frankfurter soll sich jetzt Störzenhofecker kümmern, der in die Mitte rutscht. Scheinbar hat “der Magier“ auch die richtigen Worte gefunden, denn Nürnberg verstärkt nun den Druck, so dass die Eintracht kaum noch aus der eigenen Hälfte hinauskommt und sich zunächst auf Konter beschränken muss. Doch Möglichkeiten erspielen sich die Franken nicht, denn nach wie vor ist Ciric bei Kutschera weitgehend abgemeldet und auch Bindewald hat Kurth fest im Griff. So ist es die Eintracht, die mit einem schnellen Gegenstoß für Gefahr sorgt, als Westerthaler die Kugel am Mittelkreis bekommt, die verbliebene Club-Abwehr überrennt, doch alleine vor Torhüter Hilfiker überhastet abschließt und das Leder über die Latte zimmert (55.). Sogleich stürmen wieder die Gastgeber und schnüren die Frankfurter teilweise vor dem eigenen Strafraum ein. Nur gute Chancen, die erarbeiten sie sich weiterhin nicht, so dass es meist Schüsse von der Strafraumgrenze sind, die Nikolov jedoch nur einmal vor ein größeres Probleme stellen, als Ziemer aus zwanzig Metern abzieht, das Tor jedoch um Zentimeter verfehlt (77.). Erst in der Schlussphase kann sich die Eintracht wieder ein wenig befreien und für Entlastung sorgen. Zunächst scheitert Brinkmann mit seinem Schuss, dann Epp und schließlich ist Gebhardt nach einem tollen Solo viel zu uneigennützig. Anstatt es im Sechszehner selbst zu versuchen, legt er die Kugel quer, wo sie ein Nürnberger vor Epp weggrätschen kann (83.). In der Schlussminute muss Hilfiker noch einmal einen Schuss von Sobotzik parieren, während Nikolov sich gegen Oechlers Granate strecken muss, doch das war es dann. Völlig zu Recht ertönen “Spitzenreiter-“ und “Ehrmantraut-“Sprechchöre aus dem Gästeblock und so lässt es sich der Trainer nicht nehmen, tatsächlich zu den Fans an den Zaun zu kommen, um viele Dutzend Hände zu schütteln: "Sie haben das verdient, sie haben die richtige Grundeinstellung. Es ist ein tolles Gefühl, weil unsere Arbeit anerkannt wird." Nach einem Unentschieden und vier Siegen in Folge liegen sie zwar weiterhin auf Rang Zwei mit einem Punkt Rückstand auf Nürnberg, dass jedoch bereits ein Spiel mehr absolviert hat. Der Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt nach der Niederlage von Gütersloh in Leipzig bereits sieben Punkte auf den FC, der ebenfalls bereits ein Spiel mehr absolviert hat.
Horst Ehrmantraut: "Das war kein gutes Spiel von uns, wir haben es versäumt, ruhig zu spielen und hatten zu viele Fehlpässe im Aufbau. Am Ende haben wir nur noch reagiert. Insgesamt war Nürnberg die bessere Mannschaft. Aber wir biegen gerade erst auf die Zielgerade ein. Sieben Punkte ist ein schönes Polster, mehr nicht", Felix Magath, Trainer Nürnberg: “Ich bedanke mich für die überaus freundliche Beurteilung meiner Mannschaft. Aber Frankfurt hat einen verdienten Sieg errungen. Sie waren cleverer, erfahrener, aggressiver und taktisch besser." Präsident Rolf Heller: "Das war heute ein Meilenstein in Richtung Aufstieg, wir haben beim absoluten Topfavoriten nicht nur mitgehalten, sondern gewonnen." Ansgar Brinkmann, Philosoph: "Wer nicht den Mut hat zum Träumen, hat auch nicht die Kraft zum Kämpfen." Des Trainers Antwort: "Hört sich gut an, da muss ich mal drüber nachdenken."
Seit drei Jahren diskutieren sie bereits munter, doch ein Ergebnis gibt es noch immer nicht, so dass Frankfurts Sportdezernentin Sylvia Schenk einräumt: "Trotz aller Bemühungen ist es uns nicht gelungen, ein beschlussreifes Konzept für eine multifunktionale Arena zu präsentieren.“ Bis Ende des Jahres muss allerdings dem DFB dargelegt werden, was für ein Stadion Frankfurt für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 anbieten könne. Neben der Option eines Skydomes, den Schenk nicht aufgeben will, steht nun die Renovierung des Waldstadions als Alternative im Raum, wie die SPD-Politikerin betont. Doch auch der Umbau kostet viel Geld, erläutert Sylvia Schenk: “Mindestens an die 100 Millionen. Und dann hätten wir unter Umständen nur einen Minimumstandard, was sowohl die Ausstattung als auch die Kapazität betrifft. Die Finanzierung bleibt weiterhin problematisch, aber das ist nicht nur hier, sondern in allen Städten schwierig. Manchmal gibt es allerdings andere Ausgangsbedingungen. Wir haben zum Beispiel die Schwierigkeit, dass Eintracht Frankfurt nicht mit voller Verve hinter den Stadionplänen steht; anderswo sind die Vereine zusammen mit der Stadt die treibende Kraft.“ (tr)
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