“Ausbildungsvergütungsspiel“ für einen 16-Jährigen namens Preuß

Ausgerechnet nach dem souveränen Sieg gegen den 1. FC Nürnberg ist Länderspielpause. Während sich die Mannschaft von Nationaltrainer Berti Vogts auf “das Spiel des Jahres“, das Qualifikationsspiel für die WM in Frankreich gegen Portugal vorbereitet, fürchtet Horst Ehrmantraut, dass seine Mannschaft “aus dem Rhythmus kommt.“ Doch sofort schiebt er selbstbewusst nach: "Ich kompensiere das durch Aufbauarbeit." Er setzt Übungen im Kraftraum und jede Menge Sprint- und Intervalltraining auf das Programm der spielfreien Woche, so dass die Mannschaft froh ist, dass sie heute nach Linden, eine 12.000-Einwohner-Gemeinde bei Gießen, zu einem Freundschaftsspiel aufbricht.

Eigentlich ist es sogar ein “Ausbildungsvergütungsspiel“, denn vom Landesligaaufsteiger TSV Großen-Linden, der nach fünf Spieltagen ebenfalls fünf Siege auf dem Konto hat, hat die Eintracht drei Hessenauswahl-Jugendspieler an den Riederwald gelockt. Neben Dennis Thasler und Till Weigel ist es der 16-jährige Christoph Preuß, der nun für die von Armin Kraaz trainierten Frankfurter A-Junioren seine Stiefel schnürt. “Vielleicht wird man in Zukunft einiges von ihnen hören. Das hoffen zumindest die Verantwortlichen der Frankfurter Eintracht“, schreibt die Frankfurter Neue Presse. Und gut, dass TSV-Vereinschef Eich nicht ahnt, was aus Preuß einmal wird, sonst hätte er für dieses Spiel nicht auch noch “ein gutes Benzingeld“ für die Eintracht draufgelegt, wie er betont.

Die gut 1.000 Zuschauer auf dem Sportplatz “An der Heide“ bereuen ihr Kommen jedenfalls nicht, denn wie Horst Ehrmantraut angekündigt hat, lässt er fast seine komplette erste Elf antreten, “um an ein paar taktischen Feinheiten zu arbeiten“, wie er erklärt. Und die lassen sich nicht lumpen und schenken dem überforderten Landesligisten trotz schwerer Trainingsbeine bereits im ersten Abschnitt ein halbes Dutzend Tore ein.

Nachdem der Trainer in der Pause gleich acht neue Spieler bringt, lassen es die Frankfurter jetzt gemütlicher angehen, leider aber auch die nötige Konzentration beim Torabschluss vermissen, was der Trainer natürlich nach dem Spiel sogleich bemängelt. Immerhin erzielen Janßen per Foulelfmeter (58.), Epp (80.) und noch einmal Janßen (83.) drei Treffer, so dass der Eintracht-Tross mit einem 9:0 und hoffentlich ausreichend Benzingeld die Heimreise antreten kann. Bereits morgen steht das nächste Spiel gegen eine Nidderauer Stadtauswahl an. Doch zuvor steht eine weitere harte Sprinteinheit auf dem Programm, kündigt Horst Ehrmantraut an. Sie wollen ja im Rhythmus bleiben.

Den Rhythmus und auch seinen Stuhl hat unterdessen Nürnbergs Trainer Willi Entenmann verloren. Zwei Tage nach der Niederlage in Frankfurt haben die Offiziellen des Tabellenletzten, der eigentlich aufsteigen will, den Aufstiegstrainer wegen “fehlenden sportlichen Erfolgs“ entlassen. Als Nachfolger wird neben Gustl Starek und Alexander Ristic auch der im Mai beim HSV entlassene Felix Magath im Gespräch, der tatsächlich am 8. September als neuer Trainer präsentiert wird.

Epilog

Dennis Thasler konnte sich bei der Eintracht nicht durchsetzen und wechselte zum FSV Braunfelds und später zum TSV Langgöns. Gleiches gilt für den DFB-U15 Torhüter Till Weigel, der lange Jahre in Waldgirmes und beim VfR Lich den Kasten hütete.

Christoph Preuß wird sein erstes Profispiel am 13. August 2000 gegen Unterhaching bestreiten. In seiner ersten Bundesligasaison kommt er bereits auf 21 Einsätze. Insgesamt wird er 131 Bundesliga- und 31 Zweitligaspiele bestreiten, bevor er seine Karriere am 29. Januar 2010 aufgrund seiner schwerwiegenden Verletzungen im Knie beenden muss. (tr)

>> Spieldaten <<