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Eintracht Frankfurt -
1. FC Nürnberg |
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2. Bundesliga 1997/1998 - 5. Spieltag
4:1 (3:0)
Termin: So 31.08.1997 15:15
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Hauer (Celle)
Tore: 1:0 Petr Houbtchev (15.), 2:0 Urs Güntensperger (27.), 3:0 Ralf Weber (45.), 4:0 Urs Güntensperger (75., Foulelfmeter), 4:1 Michael Wiesinger (90.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Nürnberg |
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Fast an die Wand geklatscht "Diese Stimmung ist eine tolle Geschichte, aber wir müssen realistisch auf dem Boden bleiben. Wir haben bei unserem guten Start das Optimale herausgeholt. Aber zu kritisieren gab es immer noch etwas. Wir müssen unsere Fehler reduzieren und unsere Stärken optimieren", analysiert Horst Ehrmantraut, dem die wachsende Euphorie im Umfeld nicht geheuer ist. So bleibt er der Mahner und warnt vor “dem angeschlagenen Boxer“ aus Franken: "Es ist ein ganz besonderes Spiel zwischen alten Rivalen. Die Nürnberger wollen die Lücke, die zwischen dem eigenen Anspruch und der jetzigen Lage besteht, unbedingt schließen."
SG Egelsbach, TSF Ditzingen und SC Weismain. Lauter illustre Namen, die der Club auf seinem beeindruckenden Durchmarsch zurück in die Zweite Liga geschlagen hat. So beeindruckend, dass der mächtige Präsident Roth sogleich den sofortigen Aufstieg in die Bundesliga als Ziel ausgerufen hat. "Beim Club gibt es immer Druck, beim Club ist immer Unruhe", kann da Trainer Willi Entenmann nur stöhnen, der bereits einmal unter diese Mühle geriet, als er im November 1993 nach einem 2:0-Sieg gegen Bayern München vom damaligen Club-Chef Voack gefeuert wurde. Doch als sie ihm im Frühjahr 1996 anriefen, war er trotz aller Warnungen sofort wieder zur Stelle: “Der Club ist für mich Emotion, das ist Reiz pur. Die Entscheidung, beim FCN erneut zu trainieren war eine, die ich nicht mit dem Verstand, sondern nur vom Herz her getroffen habe.“ Doch nach der dritten Saisonniederlage in Jena platzt Präsident Roth bereits der Kragen und er stellt ihm ein Ultimatum, denn “wir können doch bei solchen Leistungen nicht die Hände in den Schoß legen.“ Verlieren die Franken in Frankfurt, ist er wohl seinen Posten los, obwohl sich die gesamte Mannschaft unter der Woche vor ihren Trainer gestellt hatte.
"Wir haben kompakt und konzentriert begonnen, das Spiel in der Abwehr bewusst in die Breite gezogen, um die Nürnberger laufen zu lassen und deren Energie zu rauben, um dann gezielt steil nach vorn zu stoßen", beschreibt Horst Ehrmantraut messerscharf, was in den kommenden Minuten passiert. Angriff auf Angriff rollt Richtung Tor des Aufsteigers, alleine Güntensperger hätte in den kommenden zehn Minuten jeweils nach Vorlage von Epp zwei Treffer erzielen müssen, scheitert aber jeweils an Torhüter Berg. Doch drei Minuten später ist er zur Stelle, nachdem Zampach einen Freistoß in den Strafraum schlenzt und sich einmal mehr kein Nürnberger Abwehrspieler so richtig zuständig fühlt. Mit dem Kopf verwandelt er zur verdienten 2:0-Führung (27.).
“In der ersten Halbzeit hatten wir mehr Angst als Mut“, kann Willi Entenmann nur stöhnen und bringt mit Grasser sowie Maman-Toure für Hassa und Smejkal gleich zwei neue Spieler, während die Frankfurter angesichts der Gluthitze einen Gang zurück schalten. Dennoch diktieren sie Tempo und Spielrhythmus, um Ball und Gegner weiterhin souverän laufen zu lassen. Auf den Rängen singen die Frankfurter Fans unterdessen begeistert “Zweite Liga, keiner weiß, warum" und auf der Gegenkurve schallen lautstarke “Volkert raus“-Rufe gegen den Manager und Sprechchöre für den unter besonderer Beobachtung stehenden Nürnberger Trainer. Seine Mannschaft hingegen spielt nicht für ihn, bereits 72 Minuten sind vorüber, als die Gäste zu ihrer zweiten Torchance kommen, die Grasser am Fünfmeterraum leichtfertig vergibt, als er den Ball in die Wolken schießt. Die Eintracht bleibt davon völlig unbeeindruckt und verschärft in der Schlussviertelstunde wieder das Tempo, nachdem Cengiz für Epp (67.) und Gebhardt für Janßen ins Spiel kommen (75.). Bindewald ist es, der mit einem weiten Pass die gesamte Nürnberger Abwehr überlistet, so dass Cengiz jetzt freie Bahn hat, aber von Grasser von den Beinen geholt wird. Keine Frage, es gibt Elfmeter für die Eintracht, den Güntensperger kühl zum 4:0 ins Tor schiebt (75.).
Sieben Punkte Vorsprung auf Platz vier nach fünf
Spielen lässt Mannschaft und Fans nach dem Schlusspfiff in Jubelarien
ausbrechen. “So eine Euphorie in unserem Umfeld gab es seit
zwei Jahren nicht mehr“, freut sich der Kapitän, um sogleich
zu ergänzen: “Die Fans sollen feiern, wir bleiben auf dem
Boden.“ Präsident Roth hingegen meidet bei der anschließenden
Pressekonferenz den Platz neben Willi Entenmann. Einen Tag später
wird er wie erwartet entlassen und eine Woche später mit Felix
Magath ein neuer, starker Mann präsentiert, um die nicht versiegen
wollenden Aufstiegsträume der Franken zu realisieren. (tr)
Horst Ehrmantraut: "Für uns ist es heute günstig gelaufen. Wir haben kompakt und konzentriert begonnen, das Spiel in der Abwehr bewusst in die Breite gezogen, um die Nürnberger laufen zu lassen und dann gezielt steil nach vorn zu stoßen. Der Blick auf die Tabelle freut mich jetzt natürlich, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir bislang nur gegen schwache Teams gespielt haben. Die schweren Brocken kommen erst noch.“ Willi Entenmann: "Frankfurt hat toll gespielt. Ich gratuliere Horst Ehrmantraut zu dieser großartigen Mannschaft". Alexander Schur: "Wir haben noch nicht einmal einen Gegner so richtig an die Wand geklatscht. Da war noch kein Überfliegerspiel dabei. Aber verdient haben wir bis jetzt noch jedes Spiel gewonnen. Wir verschaffen uns sofort Respekt, und so spielt dann der Gegner. Jetzt würde ich nur gerne auch mal wieder ein Tor machen. Das wäre das i-Tüpfelchen auf eine bislang phantastische Saison.“ Ralf Weber: "Bei uns gibt es nie einen Spieler des Tages. Wir sind eine Mannschaft, und das zeichnet uns aus. Denn die Mannschaft hat sich das alles erarbeitet." Urs Güntensperger: “Vom Aufstieg will
ich nicht reden, aber wir hätten bisher fast alle Spiele höher
gewinnen können. Wir waren taktisch, technisch und körperlich
meist deutlich besser. Das stimmt zuversichtlich. Der Wechsel von
Stepanovic zu Ehrmantraut war Gold wert.“
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