FSV Frankfurt - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1997/1998
2:0 (2:0)
Termin: 19.07.1997
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Ortola (Bad Schwalbach)
Tore: 1:0 Böhnke (2.), 2:0 Michael Guht (44.)
FSV Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Bei der Generalprobe gegen den “Ex-Freund“ gepatzt Vorgeschichte: Nach dem Streitfall “Schur“ ein Freundschaftsspiel für den Neuanfang Absolut unzufrieden mit der Situation bei der Eintracht und seinem Bankdrückerdasein unter Trainer Stepanovic ist im Herbst 1996 der vor der Saison vom FSV gekommene 25-jährige Vertragsamateur Alexander Schur. So beschließt er nach Rücksprache mit seinem Freund und Berater Bernd Reisig, der gleichzeitig Präsident des Oberligisten ist, an den Bornheimer Hang zurückzukehren und unterzeichnet im Dezember 1996 einen Dreijahresvertrag. Ebenfalls zu den Nachbarn zieht es Dietmar Roth, der seit 1987 fester Bestandteil der Eintracht-Abwehr war, aber zuletzt ebenfalls von Stepanovic nicht mehr berücksichtigt wurde. Dafür haben sich Trainer Stepanovic und Manager Hölzenbein bereits im Herbst breitschlagen lassen, den angeblich hochtalentierten 18-jährigen Sascha Amstätter und den ein Jahr älteren Renato Levy für eine Ablösesumme von insgesamt 300.000 Mark vom FSV zu verpflichten. Und wieder ist es Bernd Reisig, der den beiden “hilft“, die Zweijahresverträge mit Option auf ein drittes Jahr auszuhandeln. "Die Option greift nur, wenn die Eintracht dann in der Ersten Bundesliga spielt", erzählt Sascha Amstätter. Im Mai 1997 sieht alles anders aus. Stepanovic, Hölzenbein und Ohms sind Geschichte und Horst Ehrmantraut ist weder von Amstätter noch von Levy überzeugt, so dass er beide gerne für ein Jahr an einen anderen Verein ausleihen würde. Indes plant er fest mit Alexander Schur, den er für “... einsatzfreudig, laufstark und diszipliniert hält. Und er ist längst noch nicht am Ende seiner Möglichkeiten." Auch Roth möchte genau wie Schur inzwischen wieder zur Eintracht, doch Gespräche über die Auflösung der Verträge enden zunächst im Eklat: "Die Grenze der Gesprächsbereitschaft ist erreicht. FSV-Präsident Reisig hat uns zu verstehen gegeben, dass der Verein auf den Verträgen besteht“, erklärt Präsident Heller verärgert, zumal Schur von Reisig wohl beim FSV Mainz 05 angeboten worden ist: “Herr Reisig hat seine Vertrauensbasis gegenüber Schur ausgespielt. Erst stellt er sich als Freund des Spielers dar, überredet ihn zur Vertragsunterzeichnung und nun drängt sich der Verdacht auf, dass Schur verschachert werden soll. Ich würde das mit einem Spieler nicht machen". Bernd Reisig verwahrt sich polternd gegen diese Vorwürfe: "Er kann meine Freundschaften nicht beurteilen, weil er nicht mein Freund ist. Man kann Verträge nicht einfach zerreißen, außerdem war die Verhandlungsführung der Eintracht ziemlich amateurhaft. Für Roth und Schur wurden uns Glöckner, Kaymak, Knödler und Rubin angeboten, dabei hat der bereits einen Vertrag in Fulda unterschrieben. Nach dem, was Heller gesagt hat, glaube ich nicht, dass Schur nächstes Jahr noch für die Eintracht spielt." Dass Präsident Heller die avisierte Zusammenarbeit im Amateurbereich aufkündigt, interessiert ihn wenig: "Kooperation - das ist doch nur ein Modewort. Die Eintracht hat mehr Kooperationen als Spieler." Vierzehn Tage später haben sie sich dennoch geeinigt, Alexander Schur unterschreibt einen Dreijahresvertrag bei der Eintracht, wohingegen Dietmar Roth als neuer Kapitän den FSV in die Regionalliga bringen soll. "Wir berufen uns auf unsere Schweigepflicht", bleibt Schatzmeister Patella zugeknöpft, doch es sickert schnell durch, dass sich die Eintracht Schurs Vertragsauflösung mit dem FSV ca. 100.000 Mark hat kosten lassen. Zudem wird ein “sogenanntes Freundschaftsspiel vereinbart.
Nicht gerade gelöst ist die Stimmung zwischen dem Präsidium der Eintracht und dem FSV im neuen VIP-Raum des Vorjahressiebten der Oberliga Hessen, der in dieser Saison unbedingt aufsteigen möchte. "Wir sind der Favorit in der Oberliga und wir sind stolz darauf, diese Rolle einnehmen zu dürfen. Diese Region braucht neben der Eintracht einen weiteren Verein, der im bezahlten Fußball zu Hause ist", verkündet Bernd Reisig. Der alte und gleichzeitig neue Trainer Herbert Dörenberg ist zumindest für das heutige Spiel nicht ganz so zuversichtlich und wünscht sich: “Hoffentlich gibt es ein Fan-Fest und kein Schlachtfest.“ Vermeiden will er dies mit vier Ex-Spielern von der Eintracht, von denen allerdings Michael Klein kurzfristig aufgrund einer Verletzung fehlen wird. Neben Carsten Hennig und Michael Guth steht somit auch Dietmar Roth in der heutigen Startelf. Und tauscht jetzt mit seinem ehemaligen Kameraden Weber nach einer herzlichen Umarmung die Wimpel. Roth ist der Chef der vom Trainer neu formierten Viererabwehrkette, die der Eintracht bei ihrer Generalprobe vor dem Zweitligastart in sechs Tagen Kopfzerbrechen bereiten soll. Ignorieren soll dies der voraussichtliche Zweitliga-Sturm mit Epp und Güntensperger, die von Zampach sowie Wolf auf den Außenbahnen gefüttert werden sollen. Doch zunächst klingelt es tatsächlich auf der anderen Seite. Jens Böhnke, Neuzugang vom Landesligisten Fernwald, schlenzt einen Freistoß aus gut zwanzig Metern über die Mauer, Nikolov reagiert zu spät und so steht es 1:0 für den FSV (3.). Wer nun wütende Reaktionen und schnelle Angriffe der Eintracht erwartet hat, sieht sich enttäuscht. Wie schon im letzten Testspiel traben sie ziemlich lustlos über den Rasen und zeigen kaum eine gelungene Aktion. Immerhin nimmt sich Wolf nach elf Minuten ein Herz und zieht aus halblinker Position ab, doch Torhüter Glasenhardt kann den Hammer aus 25 Metern parieren. Auch Epp und Güntensperger scheitern bei einer Doppelchance am glänzend haltenden FSV-Torhüter (18.), ansonsten hält die neuformierte Abwehr, was sich Trainer Dörenberg von ihr versprochen hat: "Wir können dieses System weiterlaufen lassen. Für die Oberliga verspreche ich mir dadurch große Vorteile." Zumindest bislang reicht es gegen die beiden Zweitligastürmer, die es ein ums andere Mal vergeblich versuchen, aber dennoch von Horst Ehrmantraut in Schutz genommen werden: “Sie haben zwar nicht vollendet, sich aber dafür gut verhalten.“ Wie es besser geht, zeigt Ex-Eintrachtler Guth in der 44. Spielminute, als er einfach durch die Abwehr marschiert, den Ball zur 2:0-Führung versenkt und sich riesig darüber freut: "Mein Tor war schon eine große Genugtuung für mich. Es macht wieder Spaß, wir haben ein tolles Team und kennen nur ein Ziel, den Aufstieg in die Regionalliga." Die Eintracht hingegen spielt auch in der zweiten Halbzeit nicht so, als wäre sie ein Kandidat für das obere Tabellendrittel. Im Mittelfeld fehlen die zündenden Ideen, Sobotzik wird seiner Rolle als Spielmacher noch nicht gerecht und sowohl Wolf als auch Weber laufen nach ihren langen Verletzungspausen ihrer alten Form hinterher. Und bei Gastspieler Ranko Zirojevic von Branik Maribor, der im Mittelfeld mehr herum- als auffällt, fragen sich die Zuschauer, was er denn überhaupt in Frankfurt will. “Er hat sehr gute Referenzen“, meint der Trainer kurz angebunden und auch Präsident Heller zuckt nur mit den Schultern: “Er spielt irgendwo in Montenegro in der zweiten Liga und wurde uns angeboten.“ Es wird sein erster und letzter Auftritt bei der Eintracht werden, bereits am nächsten Tag ist er nicht mehr im Training dabei. Doch nicht nur im Mittelfeld zwickt es, auch dem Sturm fehlt weiterhin die Kaltschnäuzigkeit, während Cengiz auf der Bank unzufrieden mit den Hufen scharrt, aber noch keine Chance für die Startelf erhält. Doch nach gut einer Stunde hat auch Trainer genug von vielen der alten Garde, denn gleich acht Spieler tauscht er zwischen der 70. und 77. Minute aus. Und die Jungen bringen tatsächlich ein wenig Wind in das triste Treiben auf dem Platz, auch wenn Cengiz und Levy bei ihren Chancen ebenfalls an Torhüter Glasenhardt scheitern. So bleibt es auch am Ende beim insgesamt verdienten 2:0-Sieg für den FSV, der zunächst für eine seltsam anmutende Analyse bei Horst Ehrmantraut sorgt: "Das war ein kurzweiliges Spiel gegen einen sehr guten Gegner, der alles von uns abverlangt hat. Kurze Zeit später revidiert er das Gesagte jedoch: "Wir haben nur wenig Zeit, aber noch viel Arbeit bis Freitag, dabei werde ich auch unpopuläre Maßnahmen nicht scheuen. Ich werde nachdenken, und es ist gut möglich, dass ich für einige Etablierte auch die Jungen bringen werde." Zeigen werden sich morgen die Jungen und die Etablierten, denn die Mannschaft stellt sich den Fans beim “Tag der Eintracht“ am Riederwald vor. Und während die gut 5000 Anhänger am Riederwald ein klein wenig vom Aufstieg träumen und Güntensperger verspricht: “Ich schieße 15 Tore“, schränkt der Trainer ein: “Wir müssen uns schon noch etwas verbessern. Aber ich muss den jungen Spielern auch Zeit geben. Wenn ich jetzt sagen würde, der Aufstieg ist unser Ziel, dann entsteht ein derartiger Druck, mit dem die jungen Spieler doch gar nicht umgehen können.“ Das der erfahrene Ungar Pisont nicht verpflichtet werden kann, wurmt ihn daher umso mehr: “Ich bin der Leidtragende der Vergangenheit. Im Vergleich zu anderen Top-Mannschaften der Zweiten Liga müssten bei uns normalerweise andere Finanzmittel freigesetzt werden, damit wir um den Aufstieg mitspielen können. Ich habe da meine Probleme, dass der Gürtel so eng geschnallt wird. In der Abwehr herrscht schon Notstand, wenn sich nur einer verletzt. Und für vorne suche ich einen kopfballstarken Stürmer, weil wir unsere Prioritäten über die Flügel setzen wollen.“ Zwei Tage später gibt es auch bei den Torhütern ein Problem, denn Ersatzkeeper Sven Schmitt verdreht sich im Training das linke Knie, zieht sich einen Meniskuseinriss zu und muss mindestens vier Wochen pausieren, so das als neuer zweiter Torhüter der A-Jugendliche Michael Eckhardt in den Kader rückt. Ob das Spiel gegen die Eintracht für die Bornheimer ein gutes Omen war, ist nicht überliefert. Dietmar Roth jedenfalls kann sich auf ein Wiedersehen mit Uwe Bein freuen, der sein Gastspiel bei den Urawa Red Diamonds in Japan beendet hat und in dieser Saison für den Oberligisten VfB Gießen die Stiefel schnürt. Am Ende der Saison kann Roth mitfeiern, als der FSV als Meister der Oberliga Hessen in die Regionalliga aufsteigt, um zur folgenden Saison für den Verein von der anderen Mainseite zu spielen. (tr)
In der Presse liest man immer, du warst früher aktiver Eintracht-Fan mit Trikot usw. Wie war's wirklich? Alexander Schur: “Ja, das war echt so. Ich
bin da immer mit dem Trikot hingegangen. Anfangs habe ich im G-Block
gestanden. Da war es immer recht lustig. Dann wurde das Publikum dort
jünger, und da bin ich mit meinen Leuten in den H-Block. Da ging
dann auch die Super-Zeit der SGE los, und es wurde Kult, ins Stadion
zu gehen. Und im H-Block waren die lustigen Typen, auch Punker. Das
war dort ein bisschen St. Pauli, echt ganz angenehm. Zu den Auswärtsspielen
bin ich dann auch regelmäßig gefahren, immer mit Kumpels
im Auto. Ein paar Dosen Bier hinten rein und los. Das war so die Zeit,
als Gaudino bei der Eintracht gekickt hat. Das schlimmste Spiel war
das gegen Schalke, als die Eintracht abgestiegen ist. Da waren Spieler
auf dem Platz... Am liebsten wäre ich runter und hätte mir
ein paar von denen geschnappt.“
|
© text, artwork & code by fg