Eintracht Frankfurt - Bayer 05 Uerdingen

Bundesliga 1986/1987 - 14. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 15.11.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.500
Schiedsrichter: Hans-Joachim Osmers (Bremen)
Tore: 1:0 Uwe Müller (90. +4)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayer 05 Uerdingen

 


  • Werner Vollack
  • Karl-Heinz Wöhrlin
  • Ludger van de Loo
  • Michael Dämgen
  • Werner Buttgereit
  • Wolfgang Funkel
  • Friedhelm Funkel
  • Atli Edvaldsson
  • Dietmar Klinger
  • Rudolf Bommer
  • Stefan Kuntz

 

Wechsel Wechsel
  • Oliver Bierhoff für Michael Dämgen (59.)
  • Frank Kirchhoff für Rudolf Bommer (81.)
Trainer Trainer

 

Sieg in der Nachspielzeit

Viele Zuschauer waren schon auf dem Weg nach Hause. An einen Sieg der Frankfurter Eintracht gegen Bayer Uerdingen glaubte niemand mehr unter den 12.500 Zuschauern im Waldstadion. Nach 90 Minuten stand es noch 0:0. Auch nach 91 Minuten, nach 92 Minuten, und nach 93 Minuten. In der 94. Minute lief dann Ralf Falkenmayer zur Eckfahne und trat den Ball in den Strafraum. Im Fünfmeterraum stieg Uwe Müller hoch und köpfte das 1:0 für die Eintracht. Schiedsrichter Osmers pfiff die Partie gar nicht mehr an. Der Torjubel war auch gleichzeitig der Siegesjubel. Freudestrahlend sagte Torschütze Müller: „Spielerisch hat es bei uns gefehlt, aber wir haben andauernd gekämpft. Nach so einem Tor bin ich natürlich überglücklich.“ Die Zuschauer hatten mit dem Sieg in letzter Sekunde der Eintracht wieder verziehen. In den vorangegangenen 93 Minuten hatte die Partie mit Bundesligafußball nichts zu tun. Langeweile und ideenloses Spiel boten beide Mannschaften. Einen Sieg hatten sich eigentlich beide Teams nicht verdient. Doch der Einsatz der Eintracht wurde schließlich noch belohnt.

Bayer Uerdingen hängt das Image der grauen Maus ebenso an wie der Frankfurter Eintracht die Angriffsschwäche. Doch die ungeliebten Rollen spielten beide Mannschaften in der ersten Halbzeit nahezu perfekt. Bei Uerdingen, letztes Jahr noch Pokalsieger und in dieser Runde im UEFA-Cup, dabei, war von internationaler Erfahrung oder Klasse wenig zu sehen. Die Werksmannschaft werkelte bieder in ihrer eigenen Hälfte und vertraute dem Bundesliga-Torschützenkönig Stefan Kuntz als einzigem Angreifer. Doch die Jungs aus dem Konzern erfüllten ihr Plansoll bei weitem nicht. Außer sie werden künftig in der Schlafmittelproduktion eingesetzt.

Die Eintracht hatte dem allerdings wenig entgegenzusetzen. Trainer Dietrich Weise hatte zwar den Australier Dave Mitchell Holger Friz vorgezogen, doch großen Druck brachte diese Maßnahme nicht. Dies war allerdings nicht das Verschulden von Mitchell. Er war noch einer der Agilsten. Die Bayer-Abwehr war zu kompakt. Auch der von Beginn an eingesetzte Ralf Falkenmayer konnte das Bollwerk mit geschickten Pässen nur selten aufweichen. Über ihn liefen dennoch die gefährlichsten Angriffe. Dem schönsten war schließlich nur noch Verteidiger Dämgen im Weg.

Doch der Reihe nach: In der 16. Minute spielte Falkenmayer mit einem geschickten Rückzieher Ralf Sievers auf der rechten Seite frei. Der B-Nationalspieler und Olympiakandidat lief bis zur Grundlinie und schlug eine herrliche Flanke in den Strafraum. Doch vor dem einköpfbereiten Mitchell klärte Dämgen in höchster Not. Die Zuschauer applaudierten dankbar. Es sollte das einzige Mal in der ersten Halbzeit sein. Ansonsten, sorgte nur noch ein Schuß von Falkenmayer (25.), den Torwart Vollack sicher hielt, für Aufregung.

Auf der anderen Seite machte Nationalspieler Wöhrlin auf sich aufmerksam. Im Zweikampf mit Karl-Heinz Körbel ging der Verteidiger zu Boden. Schiedsrichter Osmers pfiff, Körbel griff sich an den Kopf, Wöhrlin an die Wade und Osmers in die Hemdentasche. Der Unparteiische zeigte Wöhrlin die gelbe Karte wegen Schauspielerei und gab Freistoß für die Eintracht.

Auch nach der Pause schien der Strafraum weiter zur „gefahrenfreien Zone“ erklärt worden zu sein. Das Geschehen spielte sich meist zwischen den Strafräumen ab, vor allem in der Uerdinger Hälfte. Bayer beschränkte sich fast nur noch auf Konter, doch die Möglichkeiten zum Erfolg zu kommen, blieben ebenfalls beschränkt.

Der Pole Smolarek, stets anspielbar und wie immer clever, stieg in der 59. Minute hart gegen Dämgen ein und traf ihn mit den Stollen am Knöchel. Der Verteidiger mußte vom Platz, und für ihn kam der 19jährige Oliver Bierhoff. In seiner ersten Aktion hätte sich Bierhoff beinahe ein Gläschen Sekt verdient, denn sein Alleingang von der Mittellinie (60.), den Torwart Hans Jürgen Gundelach nur mit einem Reflex zum Eckball lenken konnte, war die größte Bayer-Chance des ganzen Spiels.

Doch meistens beherrschten die Abwehrreihen das Spiel. Fünf Frankfurter kümmerten sich um einen, manchmal auch um zwei Stürmer. Smolarek und Mitchell mühten sich gegen eine dreifache Übermacht. In der 71. Minute bekamen die zwei dann Unterstützung. Weise holte Manfred Binz vom Platz und brachte „Billigbomber“ Reinhold Jessl. Doch damit wurde das. Spiel nicht besser. Im Gegenteil.

In den letzten 20 Minuten entwickelte sich die Partie von einer armseligen Angelegenheit in ein fast endloses Elend. Kaum eine Aktion lief über mehr als drei Spieler, dann beendete ein Foul oder ein Fehler die Szene. Den Uerdingern konnte man zugute halten, daß sie mit einem Punkt zufrieden gewesen wären. Doch dann kam die 94. Minute …

Kalli Feldkamp kam nicht zur Pressekonferenz

Das Tor in der Nachspielzeit der Partie Eintracht Frankfurt gegen Bayer Uerdingen war Uerdingens Trainer Karlheinz Feldkamp auf den Magen geschlagen. Bei der üblichen Pressekonferenz ließ er sich von seinem Manager Reinhard Roder entschuldigen: „Der Trainer ist bei der Mannschaft und versucht sie zu beruhigen. In der Kabine herrscht helle Aufregung.“ So war nur eine Äußerung von Eintracht-Trainer Dietrich Weise zu erhalten: „Beide Mannschaften arbeiteten mit unterschiedlichen Taktiken. Uerdingen wollte seine gute Position halten und spielte deshalb aus einer verstärkten Deckung heraus. Je länger die Partie dauerte, um so hektischer wurde sie. Es war kein hochklassiges, sondern in der Schlußphase dramatisches Spiel. Wir hatten Glück, der Gegner Pech.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 16.11.1986)

 

 

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