Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1985/1986 - 12. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: Sa 26.10.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Klaus Broska (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Roland Wohlfarth (15.), 2:0 Sören Lerby (63.), 3:0 Roland Wohlfarth (82.)

 

>> Spielbericht <<

Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Jean-Marie Pfaff
  • Bertram Beierlorzer
  • Norbert Eder
  • Hans Pflügler
  • Klaus Augenthaler
  • Helmut Winklhofer
  • Norbert Nachtweih
  • Sören Lerby
  • Reinhold Mathy
  • Michael Rummenigge
  • Roland Wohlfarth

 


 

Wechsel
  • Ludwig Kögl für Michael Rummenigge (80.)
Wechsel
Trainer
  • Udo Lattek
Trainer

 

Eintrachts Notelf chancenlos

Notmannschaft gegen Meistermannschaft — gemessen an diesem Klassenunterschied hatte die Frankfurter Eintracht gegen Bayern München keine Chance, zog sich aber achtbarer aus der Affäre, als die klare Niederlage von 0:3 ausdrückt. Vor 25.000 Zuschauern im Olympiastadion machten Roland Wohlfarth (15. und 82.) und Sören Lerby (63.) für die Bayern alles klar. Die beiden Torschützen waren auch die Besten der Bayern, denen freilich jeglicher Schwung vom Europapokalspiel gegen Austria Wien am letzten Mittwoch abging. Der Rest der Eintracht spielte wie zuletzt auch die Stammformation auswärts: hinten ganz geschickt, in der Mitte sehr gefällig, vorne aber völlig ungefährlich. Die schwarze Verletzungsserie dieser Woche wurde am Samstag bei der Eintracht fortgesetzt: In der 30. Min. mußte Peter Boy, der gerade sein erstes Bundesligaspiel in dieser Saison nach seiner langen Verletzung bestritt, mit einem Bruch des rechten Mittelfußknochens das Spiel verlassen. Aber es gab auch etwas Erfreuliches für die Eintracht: Ralf Falkenmayer, vor dem Spiel vom Teamchef Franz Beckenbauer ermutigt, stand die 90 Minuten ganz passabel durch.


„Entscheidend wird sein, ob es mir gelungen ist, der Mannschaft beizubringen, hier ohne Hemmungen aufzuspielen", sagte Eintracht-Trainer Dietrich Weise vor dem Spiel. Schließlich standen in seiner Notmannschaft mit Gundelach, Boy, Sarroca und Friz gleich vier Spieler, die erstmals in diesem gigantischen Olympiastadion auftraten. Peter Boy bestritt obendrein nach seiner langen Verletzung sein erstes Bundesligaspiel in dieser Saison. Er hatte die Aufgabe, Bayerns dreifachen Torschützen vom letzten Europacupspiel, Reinhold Mathy, zu bewachen.

Weises Worte wirkten. Denn unbeeindruckt vom großen Stadion und vom großen Gegner spielte die Eintracht erstaunlich selbstbewußt auf. Sie hatte in der 3. Minute sogar die ganz große Chance, 1:0 in Führung zu gehen. Nach einem haarsträubenden Fehlpaß von Pflügler stürmte Jan Svensson mutterseelenallein aufs Bayern-Tor zu, schoß aber zu früh und schoß den Bayern-Torwart an, anstatt zu versuchen, den herausstürzenden Jean-Marie Pfaff auszutricksen. Eine große Chance war vertan. Nur zwei Minuten später hatte Pfaff Mühe, einen angeschnittenen Ball Ralf Falkenmayers von der rechten Seite unter Kontrolle zu bringen. Unter dem Körper hindurch rutschte der Ball ins Aus zum Eckball. Und Holger Friz wirbelte frech durch den Bayern-Strafraum, versetzte Eder und Lerby, ohne daß freilich dabei etwas herauskam.

Hinten spielte die Eintracht sehr geschickt, machte die Räume eng und ließ die Bayern, die versuchten, das Spiel in den Griff zu bekommen und Druck zu machen, nicht zur Entfaltung kommen. Doch nach einer Viertelstunde gelang es Winklhofer, mit einem schnellen Paß die gutgestaffelte Eintracht-Abwehr aus den Angeln zu heben. Wohlfarth, bedrängt von Körbel, zog mit einem Direktschuß aus der Drehung ab und ließ mit einem herrlichen Schuß in den äußersten Torwinkel Gundelach keine Chance. Ein Supertor.

Wer nun gedacht hatte, die Bayern würden zum Europacup-Schwung zurückfinden, sah sich getäuscht. Da die Eintracht auf der anderen Seite hinten geschickt spielte, im Mittelfeld gefällig, aber vorne ungefährlich, entwickelte sich ein sehr eintöniges Spiel. Farbe ins Spiel brachte lediglich Schiedsrichter Broska, der nacheinander drei Gelbe Karten zog, erst für Wohlfarth, dann für Falkenmayer und für Sarroca. Alle drei Verwarnungen folgten nach eigentlich harmlosen Fouls.

In der 30. Minute traf die Eintracht dann ein neuer Schlag. Das Comeback des Rekonvaleszenten Peter Boy war zu diesem Zeitpunkt beendet. Verletzt humpelte er wieder vom Feld und wurde durch Kwiecien ersetzt. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Bayern noch einmal zu Torchancen. Ein Schuß von Mathy ging darüber, ein Schuß von Wohlfarth klatschte ans Außennetz, und Gundelach mußte bei einer Rückgabe von Fruck eine Prachtparade zeigen.

Nach der Pause machten die Bayern zunächst mehr Druck, spielten aggressiver, schneller, aber weiterhin zu umständlich, um die immer noch geschickt gestaffelte Frankfurter Abwehr zu überrumpeln. Es blieb bei einem Tor in der 52. Min. von Pflügler, das aber wegen Abseits nicht anerkannt wurde. Gundelach stand in dieser Anfangsphase der zweiten Halbzeit im Brennpunkt.

Dann zogen sieh die Bayern zurück, ließen die Frankfurter kommen und verlegten sich aufs Kontern und hatten damit mehr Erfolg. In der 63. Min. führte so ein Konter zum 2:0. Beierlorzer schlug einen herrlichen 30-Mcter-Paß auf die rechte Seite, Wohlfarth spielte den Ball direkt in die Mitte zum mitgestürmten Lerby und der hob den Ball über den herausstürzenden Gundelach ins Netz.

Die Eintracht spielte zwar bis zum Strafraum sehr gefällig mit, vorne fehlte aber die Durchschlagkraft. Svensson hatte einmal in der 57. Min. nach einem Zuspiel von Falkenmayer eine Gelegenheit, trat aber am 16-Meter-Raum über den Ball. Theiss stürmte immer wieder mit nach vorn, doch seine Vorstöße endeten immer im Nichts. Und dann war Friz völlig frei postiert, doch Svensson sah ihn nicht und schlug den Ball zu weit auf die rechte Seite.

Die Bayern versuchten es weiterhin mit Konter, und in der 80. Minute war eine Glanztat von Gundelach erforderlich, um Nachtweih die Möglichkeit zum 3:0 zu nehmen. Dann brachte Udo Lattek den vom Publikum stürmisch geforderten Wiggerl Kögl für den enttäuschenden Rummenigge ins Spiel. Kögl schlug auch eine Superflanke, die Wohlfahrt in der 82. Minute mit dem Kopf ins lange Eck zum 3:0 verwertete. Hier machte Gundelach keine gute Figur.

Kurz vorher hatte Wohlfarth bereits bei einem weiteren Konter mit einem fulminanten Schuß nur die Außenkante des Torpfostens getroffen. Der Sieg der Bayern war auch in dieser Höhe ganz klar verdient, ohne daß die Bayern eine berauschende Leistung boten.

Trainerstimmen

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Mir bleibt nicht viel über das Spiel zu sagen. Bayern hat verdient gewonnen. Wir haben unser möglichstes getan, aber keinen Druck im Angriff gemacht. Ich bin mit der neuformierten Mannschaft nicht unzufrieden, wobei ich bei einigen Spielern Abstriche machen muß. Das Freundschaftsspiel bei Bayern Hof wurde vor zehn Monaten abgeschlossen, da wußten wir nicht, wie es heute aussieht. An einer Absage wegen der großen Verletztenzahl denke ich nicht, wir haben 14 einsatzfähige Spieler. Bei Ralf Falkenmayer sind natürlich Abstriche zu machen, nur lege ich nicht die kritische Elle an, wie die Journalisten.“

Udo Lattek (Bayern München): „Wir waren nur in der Anfangsphase bei der großen Chance von Jan Svensson in Gefahr, in Rückstand zu geraten. Wir wußten gar nicht, wie lange wir Kraft haben nach dem schweren Mittwochsspiel im Europacup gegen Austria Wien, deshalb wurde anfangs etwas zurückhaltend agiert. Erfreut war ich über Roland Wohlfarth, bei dem die harten Worte der letzten Tage offenbar gefruchtet haben. Norbert Nachtweih hat sehr viel gearbeitet, ebenso wie Lerby und Augenthaler sehr gut gespielt. Wir haben gekämpft. Aufgrund unseres derzeitigen Leistungsvermögens bin ich mit unserer Leistung zufrieden.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 27.04.1986)

 

 

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