Eintracht Frankfurt - 1. FC
Nürnberg |
Bundesliga 1985/1986 - 2. Spieltag
1:1 (0:1)
Termin: Sa 17.08.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Karl-Josef Assenmacher (Hürth)
Tore: 0:1 Dieter Eckstein (4.), 1:1 Harald Krämer (83.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Nürnberg |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Enttäuschendes erstes Heimspiel Die Heimpremiere der Frankfurter Eintracht war keine Offenbarung, für die 24.000 Zuschauer sogar eine arge Enttäuschung. Das 1:1 (0:1) gegen den großartig und selbstbewußt aufspielenden Neuling 1. FC Nürnberg schmeichelt der Eintracht, die 90 Minuten lang keinen Spielfluß fand. Erst acht Minuten vor Schluß fiel nach einem Fehler von Roland Grahammer der glückliche Ausgleich durch Harald Krämer. Mit ihrem überragenden Dieter Eckstein, der den „Club“ schon nach fünf Minuten in Führung gebracht hatte, waren die Nürnberger die spielerisch überlegene Mannschaft, schneller, bissiger, einfallsreicher. Von den neuen Gesichtern der Eintracht strahlte keines. Vom Kraftpaket Kwiecien kam nichts, Sarroca merkte schnell, daß die Bundesliga nicht Bürstadt ist. Nur Theiss als Kraftprotz im Abwehrzentrum spielte zufriedenstellend. Aber die in Köln vielgerühmte Abwehr stand dennoch nicht sattelfest. Sievers sah gegen Eckstein kein Land, und Körbel gegen die jüngste Mannschaft der Bundesliga oft alt aus. Berthold allein im Mittelfeld konnte der Eintracht auch keinen Stil aufprägen, nicht für Spielfluß sorgen. Und vorn fehlte der Eintracht einfach die Durchschlagskraft. Am Freitag war sein Zieh- und Schwiegervater gestorben, am Abend hatte sich Dieter Eckstein dennoch im Frankfurter Mannschaftsquartier des 1, FC Nürnberg gemeldet und gegenüber Heinz Höher den Wunsch geäußert: „Trainer, ich möchte spielen.“ Der Wunsch war ein Segen für Nürnberg. Nach nur fünf Minuten ließ dieser schlaksige, aber pfeilschnelle blonde Bursche Karl-Heinz Körbel mit einer Körpertäuschung ins Leere torkeln, überlief mit unheimlichem Antritt den Rest der Abwehr und ließ mit seinem Gewaltschuß aus 18 Metern Gundelach keinerlei Chance. Das Tor zum 1:0, seine Entstehung war symptomatisch für diese junge Club-Mannschaft in der ersten Halbzeit. Die Nürnberger spielten witziger und spritziger, schneller und schöner, dynamischer und gefährlicher. Sie sprangen höher und rannten schneller, und die Eintracht hatte es viel Glück und auch einigen Glanztaten Gundelachs zu danken, daß sie nur mit 0:1 in die Pause ging. Eckstein lief Sievers fast nach Belieben davon, Philipkowski entpuppte sich als ein schnell denkender Angriffslenker, und der kleine Dorfner wirbelte die Eintracht-Abwehr nicht minder durcheinander. Betonabwehr? Eine Pappmauer hatte die Eintracht. Die kapitalsten Chancen des Clubs bis zur Halbzeit:
Und die Eintracht, die sich schwertat, schwerfällig spielte? Sie hatte drei nennenswerte Torchancen. In der 2. Minute schoß Kraaz knapp daneben, in der 25. Minute führte ein schöner Doppelpaß zwischen Berthold und Svensson zu nichts, und als Berthold in der 35. Minute an der Strafraumgrenze mit Club-Torwart Grüner zusammenprallte, von links den Ball vors leere Tor hob, klärte Lieberwirth mit der Hand. Eckball, aber keinen Elfmeter gab Schiedsrichter Assenmacher. In der zweiten Halbzeit, mit Müller für Trieb und später Bühler für Kwiecien, blieb die Eintracht weiterhin ohne klare Torchancen. Die hatten weiterhin die Nürnberger. In der 77. Minute versetzte Eckstein gleich Sievers und Theiss. Freie Bahn zum Tor. Vor der Strafraumgrenze riß Sievers von hinten Eckstein um. Sieben Minuten vor Schluß der glückliche und
unverdiente Ausgleich, Roland Grahammer schenkte der Eintracht einen Punkt.
Ausgerechnet der großartige Vorstopper, der über ein dutzendmal
per Kopf den Ball aus dem Strafraum gewuchtet hatte, patzte ein einziges
Mal und sprang unter Sarrocas Flankenball hindurch. Harald Krämer,
sonst ohne Wirkung, nahm das Geschenk aus vollem Lauf dankend an —
1:1 in der 83. Minute. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 18.08.1985)
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