Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1983/1984 - 33. Spieltag

0:2 (0:1)

Termin: Sa 19.05.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 38.000
Schiedsrichter: Jakob Wippker (Aachen)
Tore: 0:1 Ralf Falkenmayer (9.), 0:2 Ralf Falkenmayer (90., Foulelfmeter)

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Hamburger SV Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Dieter Schatzschneider für Wolfram Wuttke (46.)
  • Michael Schröder für William Hartwig (77.)
Wechsel
Trainer
  • Ernst Happel
Trainer

 

Die Meistermacher

Bevor die Eintracht ihre Reise zum vorletzten Ligaspiel antritt, werden die Auflagen bekannt, die der Verein im Falle eines Abstiegs für die Zweitligalizenz zu erfüllen hätte: Der DFB verlangt die Bildung einer Liquiditätsreserve in Höhe von einer Million Mark. "Alternativ würde es auch genügen, wenn wir den Nachweis erbringen, dass die Spielergehälter, wie in unserem Etatansatz für die Zweite Liga angegeben, entsprechend niedriger liegen", so Wolfgang Knispel. Für die Bundesliga wurde dem mit mehr als drei Millionen Mark verschuldeten Verein die Lizenz ohne Auflagen erteilt.


In der kommenden Saison trägt man
bei der Eintracht Portas

An der Planung des künftigen Kaders wird unabhängig von der Ligazugehörigkeit weiter gewerkelt. So erhält Amateurtorhüter Gundelach für die nächste Spielzeit einen Vertrag über ein Jahr, Amateur Peter Boy unterzeichnet ebenfalls einen Einjahresvertrag für die Lizenzspielertruppe, jedoch erst ab 1985, da er zuvor seine Berufsausbildung beenden will. Für weitere zwei Jahre bindet sich zudem Martin Trieb an die Eintracht. Endgültig "verpflichtet" wird auch Portas, der Sponsorvertrag für die nächsten beiden Spielzeiten wird in der Woche vor dem HSV-Spiel von beiden Seiten unterzeichnet. Ein Fixum von 600.000 Mark erhält die Eintracht dabei pro Saison, hinzu kommen können noch eventuelle Erfolgsprämien.

Eine der wichtigsten Personalien in Zusammenhang mit der Planung für die nächste Saison ist die Entscheidung über eine Weiterverpflichtung von Ronald Borchers. Der ehemalige Nationalspieler wird immer stärker mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht und betont, "dass er im Falle des Abstiegs auf keinen Fall bei der Eintracht bleibe." Verhandlungen mit Borchers über einen Verbleib bei der Eintracht wurden daher auf einen Termin nach den Relegationsspielen verschoben.

Zu Wochenbeginn trifft sich Eintracht-Präsident Gramlich mit Dortmunds Vorsitzendem Frank Boring und Manager Hans Dieter Tippenhauer in Frankfurt. "Die Initiative ging von Dortmund, aus, und es kann noch längst nicht von einer Einigung die Rede sein", betont Gramlich, bestätigt aber gleichzeitig, dass die Dortmunder ihren Spieler Ralf Loose für ein Tauschgeschäft angeboten haben. Während die Dortmunder jedoch nur zu einer Zuzahlung von 300.000 Mark bereit sind, fordert Gramlich 500.000 Mark. Eintracht-Trainer Dietrich Weise sieht den personellen Entwicklungen "mit sehr großer Gelassenheit entgegen". Er habe Borchers in einem Gespräch erklärt, dass er ihm keinerlei sportliche Zusagen machen könne, da sich alle Spieler in der Vorbereitung zur nächsten Saison neu bewähren müssten.

Während der eine Ex-Nationalspieler über seinen Abschied aus Frankfurt sinniert, denkt ein andere über eine Rückkehr nach. Bernd Nickel, der seinen Vertrag mit Young Boys Bern zum 30. April aufgelöst hat, steht auf der Wunschliste des FSV Frankfurt. Gespräche mit Präsident von Mende und Sponsor Schleich haben bereits stattgefunden. Bernd Nickel: "Ich habe mir zwei Wochen Bedenkzeit ausgebeten. Aber ich überlege, ob es nicht am besten wäre, ganz aufzuhören."

Erste oder Zweite Liga? Eigentlich ist in den Tabellenniederungen der Bundesliga schon vor diesem vorletzten Spieltag alles klar: Als Absteiger stehen der Club aus Nürnberg sowie der Vizemeister von 1959 fest, und Eintracht Frankfurt wird als 16. die Relegationsspiele gegen den Dritten der Zweiten Bundesliga bestreiten. Denn dass der auf 15 platzierte VfL Bochum noch einmal in Gefahr gerät, mit den Frankfurtern die Plätze zu tauschen, ist äußerst unwahrscheinlich. Drei Punkte Vorsprung hat der VfL vor den Riederwäldern und an diesem Samstag beim Tabellenachten in Bielefeld einen Gegner, für den es in dieser Saison um nichts mehr geht.

Die Eintracht dagegen muss nach Hamburg reisen, wo im Volksparkstadion der zweitplatzierte HSV auf sie wartet. Nur die schlechtere Tordifferenz trennt die Norddeutschen, die zuletzt fünf Siege in Folge eingefahren haben, vom führenden VfB Stuttgart. Schon im Falle eines Punktverlustes der Schwaben bei den heimstarken Bremern wäre der HSV - einen Heimsieg gegen die Eintracht vorausgesetzt - Tabellenführer. Aber auch bei einem VfB-Sieg würde sich der HSV mit wenigstens einem Punkt alle Titelchancen offenhalten, denn am letzten Spieltag kommt es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten im Neckarstadion.

Für die HSV-Spieler ist dieses mögliche "Endspiel" in Stuttgart allerdings kein Thema. So stellt Felix Magath fest: "Noch ist es nicht soweit. Erst einmal müssen wir Frankfurt schlagen." Gleichzeitig ist sich der Kapitän des HSV aber auch sicher: "Wir holen aus eigener Kraft den Titel und verlassen uns nicht auf Bremen." In diese Kerbe schlägt auch William 'Jimmy' Hartwig: "Wir werden Meister. Und deshalb werden wir Frankfurt nicht unterschätzen."

Gewarnt sein dürften die Hamburger durch einen Rückblick auf die bisherigen Auswärtsauftritte der Hessen. Denn bei ihren Gastspielen in den Stadien der Meisterschaftsaspiranten haben die Weise-Bubis in dieser Spielzeit fast immer gut ausgesehen. So gab es jeweils einen Punkt in Mönchengladbach (1:1) und beim VfB Stuttgart (2:2) sowie einen 3:2-Sieg in Bremen. Lediglich die Bayern aus München konnten gegen die Eintracht beim 3:0 im eigenen Stadion doppelt punkten.

An eine Chance beim HSV glaubt Thomas Berthold, der in dieser Woche seinen Einberufungsbefehl zur Bundeswehr für den Juli 1984 erhalten hat, an der Saisonvorbereitung für die nächste Spielzeit also wahrscheinlich nicht teilnehmen kann: "Wir werden versuchen, einen Punkt zu holen. Wenn uns das gelingt und Bochum auswärts verliert, können wir sogar noch 15. werden." Von zu Hause aus wird der Karl-Heinz Körbel seinen Mitspielern die Daumen drücken, denn der verletzte Kapitän wurde am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen.

Auch Trainer Weise will mögliche Punkte in Hamburg nicht abschreiben: "Wir werden uns keinesfalls im Hinblick auf die Relegationsspiele schonen. Wir haben in Hamburg die gleichen Voraussetzungen wie in Stuttgart, wo auch niemand mit uns gerechnet hat. Lediglich der Druck lastet nicht mehr auf den Schultern, aber das kann eine Chance sein."

Um diese Chance zu nutzen, baut Weise seine Startelf gegenüber der letzten Partie in Stuttgart um. So verzichtet er auf Jan Svensson, stattdessen kommt Uwe Müller als Sturmpartner von Harald Krämer zum Einsatz. Beide sind eigentlich Mittelstürmer, sollen aber die Außenpositionen besetzen, um die Hamburger Verteidiger Manfred Kaltz und Bernd Wehmeyer zu binden und an ihren gefürchteten Vorstößen zu hindern. Auch Martin Trieb verliert seinen Platz in der ersten Elf, für ihn läuft Thomas Kroth und wird von Weise mit Defensivaufgaben betraut.

Auf der anderen Seite verzichtet HSV-Trainer Ernst Happel, der bis auf den verletzten Holger Hieronymus alle Spieler an Bord hat, in der Startformation auf seinen mit 15 Toren erfolgreichsten Torschützen Dieter Schatzschneider, der während der Woche um die Entlassung aus seinem Dreijahresvertrag gebeten hatte, um zu Schalke 04 zu wechseln. Die letzten Sympathien verdarb sich der lange Torjäger in einem Fernsehinterview, als er auf die Frage, ob er gegen Eintracht Frankfurt spiele, antwortete: "Das wissen nur zwei Leute, der liebe Gott und der Trainer. Und mit beiden rede ich momentan nicht." Für Schatzschneider stürmt neben Milewski und von Heesen der ebenfalls zu Beginn der Saison nach Hamburg gewechselte Wolfram Wuttke. Wuttke (für 950.000 Mark von Schalke 04) wie Schatzschneider (für 1,2 Millionen Mark von Hannover 96) stehen für die Personalpolitik des HSV-Managers Netzer: Man verzichtet weitgehend auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses und hat sich Anfang der Saison von einigen Eigengewächsen getrennt, dafür schlägt man zur Blutauffrischung lieber gezielt bei anderen Vereinen zu.

Illuster ist das Aufgebot von Happel für das Spiel gegen die Eintracht allemal: Alle Elf sind Auswahlspieler des DFB. Mit Stein, Kaltz, Groh, Jakobs, Magath, Hartwig, Rolff und Milewski waren acht Spieler der Startelf bereits für die A-Nationalmannschaft des DFB aktiv, Wehmeyer zählt zur DFB-Olympiaelf, Thomas von Heesen und Wolfram Wuttke sind U23-Nationalspieler. Überhaupt weisen nur zwei Spieler im gesamten Hamburger Kader keinen Einsatz in einem Nationalteam auf: Ersatztorhüter Uwe Hain und Abwehrspieler Michael Schröder.

38.000 der 62.000 Plätze sind im Volksparkstadion besetzt, als Schiedsrichter Jakob Wippker aus Aachen die Partie des Zweiten gegen den Sechzehnten um 15:30 Uhr anpfeift. Wie erwartet übernimmt der HSV die Initiative, Rolff bietet sich bereits nach vier Minuten die erste Schusschance, doch er trifft nur das Außennetz. Kurz darauf hat von Heesen Torhüter Pahl mit einem Schuss aus zehn Metern bereits überwunden, doch Kraaz kann für seinen Keeper klären.


Früher Schock für den HSV: Das 0:1 durch Falkenmayer

Trotz dieser Hamburger Überlegenheit in den ersten Minuten hält die Eintracht gut mit und kann in der neunten Minute einen Eckstoß erzwingen. Von rechts segelt der Ball in den Strafraum, HSV-Torhüter Uli Stein ist da und befördert die Kugel mit einer Faust an die Strafraumgrenze. Dort ist Sievers zu Stelle, der auf den freistehenden Falkenmayer zurückpasst. Aus 25 Metern hält 'Falke' flach drauf, erwischt Stein auf dem falschen Fuß und trifft ins rechte Toreck. Der Außenseiter führt mit 1:0 und sorgt bei den Hanseaten auf dem Platz und auf den Rängen für Ernüchterung.

Mit wenig planvollen Angriffen versucht der HSV nun, den Ausgleich zu erzwingen. So versucht sich Milewski in der 15. Minute mit einem Fallrückzieher, verfehlt aber das Tor. Doch die Frankfurter Abwehr steht sicher und lässt nur wenige Chancen zu. Zudem starten die Hessen immer wieder schnelle Konter, die die Hamburger Abwehr beschäftigen und wirkungsvoll dafür sorgen, dass der HSV kein Powerplay aufbauen kann - während die Hamburger zehn Stationen brauchen, um vor das gegnerische Tor zu gelangen, genügen der Eintracht zwei. Die Zuschauer sehen den Meister zwar feldüberlegen, die klareren Chancen arbeiten sich aber die Riederwälder heraus. So vergibt Müller frei vor Stein, und auch Krämer kann eine gute Chance nicht nutzen.

Erst fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff kommt der Favorit zu seinen nächsten Einschussmöglichkeiten. Zunächst ist es Hartwig, der Pahl mit einem Kopfball auf die Probe stellt, den der Frankfurter Torhüter über die Latte lenkt. Die anschließende Ecke von Kaltz findet von Heesen, doch der Ball senkt sich nicht ins, sondern aufs Tornetz.

Mit einer 1:0-Führung der Riederwälder geht es schließlich zum Pausentee. Nach dem jetzigen Stand der Dinge hat die Eintracht damit ihren Rückstand auf Bochum um einen Punkt verkürzt, denn die Partie in Bielefeld zwischen der Arminia und dem VfL bleibt bislang torlos. Auch in Bremen steht es derzeit 0:0 zwischen Werder und dem VfB. Würde es bei dieser Punkteteilung bleiben, wäre ein Sieg für den HSV die halbe Miete im Meisterschaftsrennen. Doch noch ist alles Konjunktiv.

In der Halbzeit reagiert Trainer Ernst Happel auf die schwache Vorstellung seiner Stürmer und bringt den in Hamburg ungeliebten Torjäger Dieter Schatzschneider für Wolfram Wuttke ins Spiel. Auf dem Platz ändert dies freilich zunächst wenig, denn die zweite Hälfte setzt sich so fort, wie die erste geendet hatte: mit Chancen für die Eintracht.

In der 50. Minute setzt sich Mohr in Szene, als er im Mittelfeld Groh austrickst und in Richtung Hamburger Tor zieht. Sein Schuss mit dem linken Fuß geht aber am Kasten von Uli Stein vorbei. Nur zwei Minuten später hat Mohr nach einem Anspiel von Thomas Kroth eine weitere Schusschance. Doch der Frankfurter Regisseur zögert zu lange, lässt sich zur Seite abdrängen und vergibt.

Jürgen Milewski hat in der 56. Minute die bislang beste Gelegenheit zum Ausgleich, als Ditmar Jakobs die Eintrachtabwehr mit einem Heber überlistet und er den Ball freistehend am Elfmeterpunkt annehmen kann, mit seinem Schuss aber an Jürgen Pahl scheitert. Auch zeigt Dieter Schatzschneider, dass er als Nachfolger von Horst Hrubesch zwar die Länge des "Kopfballungeheuers" hat, aber nicht dessen fußballerische Größe. Zweimal kann er zwar nach Eckbällen von Manfred Kaltz seinen Bewacher Armin Kraaz überspringen, zweimal gehen seine Kopfbälle aber über das Tor.

Die Eintracht versteckt sich aber weiter nicht, sondern versucht, über schnelle Konter zum Erfolg zu kommen. So hat Ralf Falkenmayer nach gut einer Stunde die Chance zum 0:2, scheitert mit seinem Schuss aber an Uli Stein. Auf der Gegenseite versucht sich Magath mit einem Kopfball, trifft aber nur den Pfosten. Kurz darauf wechselt Trainer Weise erstmals aus, für den erschöpften Mohr kommt - frei nach dem Motto 'Angriff ist die beste Verteidigung' - mit Jan Svensson ein weiterer Stürmer. Nur drei Minuten ist der Schwede auf dem Platz, da bietet sich ihm nach einem Alleingang die erste Einschussmöglichkeit. Doch wieder bleibt Uli Stein Sieger im Duell Stürmer gegen Torwart.

Eine Viertelstunde vor Schluss kommt Tobollik für Krämer. Just Tobollik ist es auch, der sich zwei Minuten später schön auf dem linken Flügel durchsetzt und flankt. Doch Svensson verpasst. Überhaupt hat Wehmeyer sein Probleme mit dem trickreichen Polen und weiß sich nur durch Fouls zu helfen. Die Quittung für diese rustikale Gangart erhält er fünf Minuten vor Abpfiff in Form einer Gelben Karte. Gelb sieht wenig später auch Norbert Fruck - der Frankfurter Libero hatte den Abstand bei einem Freistoß für den HSV nicht eingehalten, um Zeit zu schinden. Diese Gelbe Karte hat sich der Libero der Eintracht quasi herbeigesehnt. Denn seit dem Spiel in Bremen ist sein Gelbkonto mit drei Karten belastet, und die nach der vierten fällige Spielpause will Fruck nicht für die wahrscheinlichen Relegationsspiele riskieren - zumal die Chancen hoch stehen, dass es in diesem Falle gegen den MSV Duisburg gehen wird, dem Verein, der Fruck an die Eintracht ausgeliehen hat.


Der Elfmeter zum 0:2

In der 90. Minute dann ein weiterer erfolgversprechender Angriff der Eintracht. Jan Svensson setzt sich im Strafraum gegen Ditmar Jakobs durch, der sich nicht anders zu helfen weiß und den Frankfurter Stürmer umreißt. Schiedsrichter Jakob Wippker zögert keine Sekunde und pfeift Elfmeter. Nun zeigt Ralf Falkenmayer Nervenstärke. Der 21-Jährige, der den letzten Strafstoß für die Eintracht im Spiel gegen Nürnberg noch verschossen hatte, zielt und schießt platziert ins linke Toreck. Uli Stein ist zwar auf die richtige Seite unterwegs, doch kann er den Ball nicht erreichen. Der zweite Frankfurter Treffer ist perfekt.

Kurz darauf beendet der Schlusspfiff die Partie, die die Frankfurter Spieler jubeln lässt und nochmals die Hoffnung auf Tabellenplatz 15 nährt. Denn der VfL Bochum verliert sein Spiel bei Arminia Bielefeld mit 1:2 und hat vor dem letzten Spieltag nur noch einen Punkt und die um zwei Treffer bessere Tordifferenz gegenüber der Eintracht. Bei einem Heimsieg der Eintracht am nächsten Samstag im heimischen Waldstadion gegen den 1. FC Kaiserslautern sowie einem Punktverlust der Bochumer könnten die Riederwälder also um die Relegationsspiele herumkommen. Freilich haben auch die Bochumer ein Heimspiel, und zwar gegen Fortuna Düsseldorf.


Berthold und Kraaz feiern
mit den Fans

Mit hängenden Köpfe schleichen dagegen die Hamburger vom Platz. Die norddeutsche Nachbarschaftshilfe hat nicht funktioniert, Werder Bremen unterliegt im eigenen Stadion dem VfB Stuttgart mit 1:2. Damit haben die Schwaben als Tabellenerster zwei Punkte Vorsprung vor dem HSV und das um neun Tore bessere Torverhältnis. Beim Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften am nächsten und letzten Spieltag im Stuttgarter Neckarstadion müssten die Hansestädter also mit fünf Treffern Differenz gewinnen, um noch Meister zu werden. De facto hat die Eintracht mit ihrem Auswärtssieg den VfB bereits heute zum Meister gekürt.

Damit steht der HSV quasi vor dem Nichts, denn die Hamburger sind zu Beginn der Saison angetreten, um den Titel-Hattrick zu schaffen. Doch die Titelverteidigung im Europapokal der Landesmeister misslang durch das frühe Aus gegen Dinamo Bukarest ebenso wie eine Wiederholung der Meistererfolge von 81/82 und 82/83 in der Bundesliga. Selbst im DFB-Pokal musste der HSV schon im Achtelfinale die Segel streichen - und zwar ausgerechnet gegen den VfB Stuttgart. Was bleibt ist die Qualifikationen für den UEFA-Cup - für die auf höhere Ziele fixierten Hamburger ist dies aber kein Trost.

Während sich die Platzherren im Weltschmerz ergehen, herrscht bei den Frankfurtern beste Stimmung. Aber nicht nur von den mitgereisten Eintrachtfans in Hamburg und von den VfB-Anhängern werden die Riederwälder gefeiert. Beifall für den Sieg an der Elbe kommt auch von ungewohnter Stelle, wie die Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag zu berichten weiß:

Als Prophet hat sich Eintrachtcoach Dietrich Weise mit seiner Aussage, dass der Abstiegskampf für die Eintracht bis zum letzten Spieltag dauere, erwiesen. Zudem ist für den stillen Sachsen ein Wunsch in Erfüllung gegangen, hatte er doch vor dem Spiel in Stuttgart gesagt: "Ob wir es zulassen, dass es am 26. Mai im Neckarstadion, wenn der VfB gegen den Hamburger SV spielt, tatsächlich zu dem vielzitierten Endspiel kommt, weiß ich nicht. Wir möchten es natürlich gerne verhindern." Weise kehrt übrigens nicht mit seinen Spielern nach Frankfurt zurück, sondern nimmt Kurs auf Duisburg, um am Sonntag das Heimspiel des möglichen Relegationsgegners MSV Duisburg gegen Hannover zu beobachten. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Ernst Happel: "Die Frankfurter haben völlig verdient gewonnen. Vor der Pause hätten wir sogar mit zwei oder drei Toren im Rückstand sein können. Unsere beste Zeit waren noch die ersten zehn Minuten."

Dietrich Weise: "Dass wir als Sieger vom Platz gingen, ist auch für uns eine Überraschung. Die Hamburger waren schon beim 0:0-Hinspiel in Frankfurt nicht die bessere Mannschaft. Unsere Tragik ist, dass wir vom 16. Tabellenplatz nicht wegkommen."


 

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