Eintracht Frankfurt - 1. FC
Kaiserslautern |
3:1 (2:0)
Termin: Sa 02.05.1981, Neckarstadion Stuttgart
Zuschauer: 71.000
Schiedsrichter: Horst Joos (Stuttgart)
Tore: 1:0 Willi Neuberger (38.), 2:0 Ronald Borchers (40.), 3:0 Bum-Kun Cha (64.), 3:1 Reiner Geye (90.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Kaiserslautern |
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Trainer | Trainer |
Aller guten Dinge sind drei: Eintracht Frankfurt ist Pokalsieger Die Frankfurter Eintracht ist zum dritten Male nach 1974 und 1975 deutscher Pokalsieger. Mit 3:1 nahmen die Frankfurter Supertechniker die Pfälzer Kraftprotze regelrecht auseinander, legten mit ihrer Spielkunst, die Kraftmaschine 1. FC Kaiserslautern völlig lahm. Die Eintracht holte sich nicht nur den „Pott“, sondern zeigte 71.000 Zuschauern im Stuttgarter Neckarstadion und Millionen Fernsehzuschauern, wie herrlich und kunstvoll auch von einem deutschen Bundesliga-Klub noch Fußball gespielt werden kann. Vom sicheren Torwart Jürgen Pahl bis zu Bum Kun Cha gab es bei der Eintracht keinen schwachen Punkt. Herausragend aber waren noch die alten Routiniers Nickel, Neuberger und vor allem das „Schlitzohr“ Bernd Hölzenbein bei seinem Abschiedsspiel. Und natürlich Bruno Pezzey. Es war schon Klasse, wie die Eintracht den 1. FC Kaiserslautern ausspielte, herrliche Tore durch Willi Neuberger, Ronald Borchers und Bum Kun Cha. Das Gegentor in der letzten Spielminute war nur noch ein kleiner Schönheitsfehler. Die Kaiserslauterer Kraftmaschine spielte ohne Kraft. Das Bemühen um das gefürchtete Pfälzer Powerplay nach der Pause erstickte in der Cleverneß der Frankfurter. Kaiserslauterns Trainer Karl-Heinz Feldkamp hatte mit seiner Wahl, Melzer für Riedl, keine glückliche Hand. Denn Melzer konnte erstens Nickel überhaupt nicht halten und vergab dann die beiden größten Lauterer Chancen jämmerlich. Als bei der Siegerehrung Bernd Hölzenbein den goldenen Pokal in die Höhe hob, jubelten ihm die Frankfurter Fans zu und riefen in Chören „Hölzenbein, Hölzenbein“. Welch ein Abschied für den Kapitän der Frankfurter Eintracht nach 15 Jahren! Bei Kaiserslautern blieb Riedl auf der Bank. Bei der Eintracht ging Bernd Hölzenbein in die Spitze —Veränderungen gegenüber dem Bundesligaspiel vor knapp drei Wochen, die sich als großer Vorteil für die Frankfurter in der ersten Halbzeit herausstellen sollten. Denn Bernd Hölzenbein wurde zum gefährlichsten Mann im Strafraum der Pfälzer. Ehe sich jedoch die Eintracht nach einer Viertelstunde eine deutliche Überlegenheit durch ihre routinierte, übersichtliche, schnelle und technische Spielweise eroberte, war sie geenau so verkrampft die Pokalpartie angegangen wie auf der anderen Seite der 1. FC Kaiserslautern. Doch die Eintracht konnte zuerst die Hektik und Nervosität ablegen. Bei ihr zogen Libero Pezzey und Bernd Nickel trotz der Sonderbewachung von Melzer das Spiel aus der eigenen Abwehr heraus auf. Und Willi Neuberger sorgte mit seinen rasanten Vorstößen über die linke Flanke immer wieder für Gefahr. Der 1. FC Kaiserslautern spielte viel zu abwartend, zu verhalten, traute sich kaum aus der eigenen Hälfte heraus. Briegel marschierte überhaupt nicht. Die Pfälzer verlegten sich ganz aufs Kontern, kamen damit gegen die Raumdeckung der Eintracht aber nicht an. Bei jedem Freistoß und jedem Eckball für die Eintracht war Bernd Hölzenbein torgefährlich, vor allem im Kopfball, weil die ganze Pfälzer Abwehr sich nur auf Pezzey eingestellt hatte. Doch Hölzenbein hatte Pech, daß zwei-, dreimal seine Kopfbälle nur knapp am Tor vorstrichen. Auch die Frankfurter Taktik, wonach Cha Briegel vollauf beschäftigen und damit seine Offensivkraft verhindern sollte, ging voll auf. Und es war nicht immer astrein, was Briegel machte, um den Koreaner zu stoppen. Die Eintracht riß die Pfälzer Abwehr vor allem über die Flügel auf, machte das bessere Spiel, hatte die größeren Chancen und ging mit einem Doppelschlag in der 39. und 40. Minute völlig verdient gleich mit 2:0 in Führung. Mit einem glasharten Schuß bei einem Freistoß hatte Bernd Nickel zunächst Hannes Bongartz k.o. geschossen, hob dann den zurückprallenden Ball zurück in den Pfälzer Strafraum, Neues wehrte mit dem Kopf ab, und mit einem Volleyschuß aus 18 Metern jagte Willi Neuberger aus dem Hinterhalt den Ball fulminant ins Netz. Welch eine Granate! Nur eine Minute später das 2:0. Aus der eigenen Abwehr schlug Norbert Nachtweih einen Superpaß über 50 Meter. Ronald Borchers spielte seine ganze überlegene Spurtkraft aus, überrannte die Pfälzer Abwehrspieler, erreichte vor ihnen den Ball und jagte ihn aus vollem Lauf vorbei an dem herausstürzenden Hellström in den Torwinkel. Jetzt galt es, diesen Vorsprung bis zur Pause zu retten. Mit einer Superparade rettete Jürgen Pahl kurz vor dem Halbzeitpfiff bei einem gefährlichen und harten Schuß von Funkel das zu Null bis zum Pausenpfiff. Es war die einzige echte Torchance der Pfälzer — ein Schuß. Herausgespielt hatten sie nicht eine zwingende Torgelegenheit. Was man bei dem 1. FC Kaiserslautern vermißte, war das athletische Powerplay, mit dem er zuletzt am Betzenberg die Eintracht in die Knie gezwungen hatte. Auch nach der Pause beherrschte die Eintracht fünf Minuten lang das Spiel und hatte durch Bum Kun Cha die Chance zum 3:0. Doch der Koreaner wurde von Briegel erneut weggestoßen, Schiedsrichter Joos, der ansonsten eine gute Partie zeigte, pfiff nicht. 51 Minuten waren gespielt, und nun endlich machten die Lauterer Druck. Heraus sprang aber lediglich eine einzige klare Tormöglichkeit. Briegel und der Unglücksrabe Melzer vergaben sie kläglich. Melzer stand dem Nationalspieler im Wege, und der traf nur das Außennetz. Nicht nur wegen dieser Szene wurde Karl-Heinz Feldkamps Verhalten auf der Lauterer Bank immer unverständlicher. Kaiserslauterns Trainer versuchte nicht einmal durch Auswechseln mehr Druck zu bringen. Dabei hätte sich ein Tausch Hannes Riedl für Melzer oder den völlig erschöpften Hannes Bongartz geradezu angeboten. So aber lief die Partie auf Kaiserslauterer Seite weiter im alten Trott, die Eintracht bestimmte Tempo und Rhythmus und hatte immer noch die besseren Chancen. Cha war nun von Wolf kaum noch zu halten, nachdem sein Bewacher Briegel in den eigenen Angriff gewechselt war. Und in der 64. Minute bereits die endgültige? Entscheidung. Bernd Nickel führte einen Freistoß schnell aus, Werner Lorant schlug eine Flanke nach innen, und Cha köpfte ein, 3:0 — und Riesenjubel um den koreanischen Stürmerstar. Kaiserslautern wirkte nun demoralisiert, die Eintracht zeigte sogar spielerische Kabinettstückchen. Höhepunkt in dieser Hinsicht war ein Doppelpaß zwischen Willi Neuberger und dem auf dem Boden sitzenden Bernd Hölzenbein. In der 69. Minute noch einmal eine Chance für den 1. FC Kaiserslautern. Rainer Geyes Schuß konnte Pahl nicht festhalten, Funkel kam an den Ball, doch erneut war Pahl dazwischen. Frankfurts Torhüter war ein sicherer Rückhalt und glänzte mit herrlichen Paraden bei den wenigen Weitschüssen der Lauterer. Die größte Möglichkeit für den 1. FC Kaiserslautern, wenigstens das Ehrentor zu erzielen, hatte zwölf Minuten vor dem Ende wieder Werner Melzer. Doch erneut verzog der Pechvogel, der an diesem Tage auch noch Geburtstag feierte. Danach lag mehrere Male das 4:0 in der Luft, vor allem, als Bum Kun Cha allein durchging, von Wolf aber umgerissen wurde. Schiedsrichter Joos hätte durchaus Rot zeigen können, nachdem der Lauterer bereits yorher wegen des gleichen Vergehens die gelbe Karte gesehen hatte. Nur ein kleiner Schönheitsfehler dann in der allerletzten Spielminute, als Reiner Geye die nun etwas unaufmerksam gewordene Frankfurter Abwehr zum 1:3 überwand. Dem Jubel im weiten Rund tat dies keinen Abbruch mehr. Nun überstimmten die 25.000 Frankfurter die mehr als 30.000 Kaiserslauterner, die enttäuscht die Heimreise zurück in die Pfalz antraten. (Abendpost-Nachtausgabe)
Triumph der Spielkunst „Spielende“ Mannschaften hatten in der letzten Zeit in nationalen und internationalen Wettbewerben wenig Grund zum Jubeln. Zu oft wurden sie von Rennern und Kämpfern niedergebügelt. Das deutsche Pokalfinale 1981 indes bescherte das Gegenteil. Mit Eintracht Frankfurt siegte das spielerisch eindeutig bessere Team. Ein Fingerzeig für die Zukunft? Die Spannung in Stuttgart hielt nur 39 Minuten und 45 Sekunden an. Da nämlich gelang Norbert Nachtweih ein Spannstoß, der unter Schwärmern als Traumpaß verherrlicht wird. Er öffnete damit den Raum für Ronald Borchers, der entschlossen losmarschierte und Ronnie Hellström zum 2:0 für die Eintracht überwand. Zu diesem Zeitpunkt wurde allen Betrachtern klar, daß der Sieger dieses Pokalfinales nur Eintracht Frankfurt heißen konnte. Dieser Doppelschlag (50 Sekunden zuvor hatte Neuberger mit einem sehenswerten Volleyschuß das 1:0 erzielt) war nur äußerer Ausdruck einer Überlegenheit, die nahezu in allen Belangen deutlich wurde. Die Eintracht zeigte die höhere Spielintelligenz, war variabler in ihren Aktionen und am Ball um eine Klasse stärker als die Lauterer, die derzeit offenbar nur am heimischen Betzenberg zu fürchten sind. Das Trumpf-As in diesem Spiel hieß Bernd Nickel. Werner Melzer konnte in keiner Phase die Kreise des Eintracht-Spielmachers stören. Lange Bälle auf die Außen, Kurzpaßspiel, wenn's nötig war, wuchtige Freistöße und raffiniert geschlenzte Eckbälle — das Repertoire Nickels schien an diesem Tage unerschöpflich. An seiner Seite wuchs Ronald Borchers zu einer Leistung, wie man sie selten von ihm gesehen hat. Nicht nur seines vorentscheidenden Tores wegen gehörte er zu den Aktivposten im Eintracht-Team. Borchers leistete Schwerstarbeit im Mittelfeld und stellte zudem die Lauterer Abwehr immer wieder vor Rätsel, wenn er wechselweise mit Sziedat auf der rechten Seite in die Spitze vorstieß. Auf der linken Seite klappte dieses Wechselspiel mit Neuberger und Nachtweih genauso gut. In der Mitte spielte Bernd Hölzenbein in seiner letzten Partie für die Eintracht einen Stoßkeil alter Prägung. Manchmal hätte man sich an seiner Stelle einen Harry Karger gewünscht, denn zu oft legten ihm die stürmenden Verteidiger den Ball auf den Kopf. Und das war ja noch nie seine Stärke. Andererseits sorgte „Holz“ durch seine wieselhafte Beweglichkeit dafür, daß der etwas hüftsteife Dusek ständig in Aufregung und damit anfällig für Fehler war. Hervorragend bei der Eintracht auch die Abwehrachse Pahl-Pezzey-Körbel. Torwart Pahl machte nicht einen Fehler, strahlte Ruhe und Sicherheit aus, die sich auf seine Vorderleute übertrug. So sachlich und souverän stellt man sich einen Nationaltorwart vor. Bruno Pezzey hatte seine stärksten Szenen in den ersten 30 Minuten, als die Lauterer leicht das Spiel diktierten, er aber die zu durchsichtigen Aktionen der „roten Teufelchen“ mühelos unterband. Die Schwäche von Hofeditz, Geye und Wendt steckte Zug um Zug auch die Restbelegschaft dieser Pfälzer Arbeitsgruppe an. Denn während die Eintracht im wahrsten Sinne des Wortes Fußball spielte, werkelte der 1. FCK brav sein Pensum herunter. Hannes Bongartz, sonst zuständig für Produktion und Regie, blieb völlig im Schatten seines Rivalen Bernd Nickel. Nur ein gescheiter Paß in 90 Minuten — und das noch zu einem Zeitpunkt, als das Spiel längst entschieden war — ist beschämend für einen Mann, der das Prädikat Spielmacher für sich beansprucht. Ohne Fehl und wenig Tadel blieb bei den Pfälzern eigentlich nur Hans-Peter-Briegel. In der ersten Halbzeit überzeugte er als hautnaher Schatten von Bum Kun Cha, wenngleich Schiedsrichter Joos bei einigen unsauberen Attacken den Nationalspieler-Bonus im Hinterkopf hatte (Beispiel: als Briegel-Nachfolger Wolf sich später ähnliches mit Cha erlaubte, sah er sofort Gelb). In der zweiten Hälfte dann schickte Kalli Feldkamp
seinen Briegel als Brechstange in die Sturmmitte. Dort wütete
er zwar optisch eindrucksvoll, aber ohne sichtbaren Erfolg. Im Gegenteil:
In der 59. Minute nahm er dem einschußbereiten Melzer den Ball
vom Fuß und damit seinen Lauterem die letzte Chance, doch noch
das Blatt zu wenden. Unmittelbar darauf fiel dann das alles entscheidende
3:0. Ein Triumph der spielerisch eindeutig besseren Mannschaft, den
auch Geyes Ehrentreffer in der Schlußminute nicht schmälerte.
Die Lauterer konnten an diesem Tage nicht mehr als nur geradeaus laufen.
Fußball demonstrierte ihnen die Eintracht. Es war eine bittere
Lektion. (Kicker)
Hölzenbeins Abschied: Triumph mit Tränen Für Bernd Hölzenbein war's ein Triumph mit Tränen. Nach dem 3:1-Sieg seiner Frankfurter Eintracht im 38. deutschen Pokalfinale über den 1. FC Kaiserslautern im Stuttgarter Neckarstadion freute er sich zwar über den „Abschied wie im Märchen“, beim Gedanken aber, am Montag mit seiner Familie mit Sack und Pack nach Amerika zu fliegen, wurde es ihm doch ein wenig mulmig, fiel ihm der Abschied sichtlich schwer. Die Ovationen bei der Siegerehrung und den Ehrenrunden galten vor allem ihm, dem Kapitän, der in seinem letzten Spiel für die Frankfurter Eintracht noch einmal, trotz seiner 35 Jahre, seine Klasse, seine Raffinesse, seine Gefährlichkeit, seine Tricks all seinen Fans und Bewunderern gezeigt hatte. Der Jubel, die Sprechchöre „Hölzenbein, Hölzenbein“ gingen ihm sichtlich unter die Haut. In den zahlreichen Interviews mit den Journalisten, für die sein Abschied mit dem Pokalsieg die „Story“ war, kam's dann durch: Er wäre lieber in Frankfurt geblieben. Zwar sagte er: „Was kann sich ein Fußballspieler Besseres wünschen, als mit einem solchen Triumph seine Karriere in Deutschland zu beenden? Ich freue mich jetzt auf Amerika, und mein nächstes Ziel ist das Spiel gegen Montreal am nächsten Samstag.“ Aber Bernd Hölzenbein bedauerte auch: „Es tut mir leid, daß das Kapitel Eintracht jetzt beendet ist.“ Er machte keinen Hehl daraus, daß sein Wechsel zu den Strikers in Fort Lauderdale eigentlich nur eineTrotzreaktion auf den Vertragspoker des Vereins war, der für ein weiteres Jahr seine Bezüge um 35 Prozent kürzen wollte. Hölzenbein: „Das konnte ich nicht annehmen.“ „Der bereut seinen Schritt, am liebsten bliebe er hier“, vermutet Trainer Lothar Buchmann, und einer aus der Mannschaft sagte: „Wenn die Eintracht dem Hölzenbein heute abend einen vernünftigen Vertrag anbieten würde, nähme der sofort an.“ „Nein, nein“, hielt Hölzenbein dagegen, „alles ist jetzt gut so, wie es ist. Ich gebe jetzt gerne nach Amerika, ja ich freue mich sogar. Ich gehe nicht im Krach. Ich kann jedem die Hand geben und in die Augen schauen, und das ist das wichtigste.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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