Meisterschaft und Pokal verspielt

1992
1993


Roth, Bein und Stein nach dem Training am Riederwald

Die angespannte Finanzlage lässt trotz des aus Möllers Abgang zu Juventus Turin resultierenden Transfererlöses von 3,8 Millionen Mark nur bescheidene Investitionen auf dem Spielermarkt zu: Aus Düsseldorf wird der ehemalige Torschützenkönig Uwe Rahn verpflichtet, von Viktoria Aschaffenburg der 33-jährige Oldie Rudi Bommer. Von Pogon Stettin kommen zudem Dariusz Adamczuk und von Dukla Banska Bystrica aus der Slowakei Marek Penksa. Als wertvollster Neuzugang entpuppt sich im Laufe der Saison allerdings Augustine 'Jay-Jay' Okocha von Borussia Neunkirchen, der eigentlich für das Amateurteam geholt wurde, sich aber schnell bei den Profis etabliert. Den Verein verlassen neben Andreas Möller unter anderem Thomas Lasser und Thomas Sippel.

Manni Binz und Axel Kruse

Die Hinrunde der Bundesliga gelingt furios: Die ersten elf Spiele bleibt die Eintracht ungeschlagen, zur Halbzeit der Saison belegen die Adler lediglich einen Zähler hinter dem Tabellenführer aus München mit 24:10 Punkten und nur einer Niederlage der zweiten Platz. Zudem hat man sich über den SV Wehen (3:2), den SC Bamberg (3:1), Waldhof Mannheim (4:1 n.V.), den VfL Osnabrück (3:1) und den Karlsruher SC (5:3 n. E.) für das Halbfinale im DFB-Pokal qualifiziert. Wermutstropfen träufelt allerdings das Auftreten im UEFA-Cup in die positive Bilanz: Nachdem in der ersten Runde Widzew Lodz nach einem 2:2 im Hinspiel vor lediglich 11.000 Zuschauernim Waldstadion mit 9:0 deklassiert wird, bringen die beiden Spiele gegen Galatasaray Istanbul (0:0, 0:1) das Aus.

Vor dem Start in die Rückrunde gibt Trainer Stepanović bekannt, dass er zur neuen Saison zu Bayer Leverkusen wechseln wird. Dieser angekündigte Abschied tritt gegenüber dem Kampf um Meisterehren jedoch in den Hintergrund. Denn mit Siegen in Dresden (2:0) und gegen den 1. FC Köln (2:1) verschafft sich die Eintracht eine hervorragende Ausgangsposition für die Partie gegen Spitzenreiter Bayern München, der nur einen Punkt mehr als die Riederwälder erspielt hat. Aber aus der erhofften Tabellenführung wird nichts: Mit einem unglücklichen 0:1 im Gepäck kehrt man aus München zurück. Nach weiteren Niederlagen in Dortmund (0:3) und gegen Mönchengladbach (1:3) verliert man endgültig den direkten Kontakt zur Tabellenspitze.


Anthony Yeboah

Pikant ist das Halbfinale im DFB-Pokal, ausgerechnet gegen den künftigen Stepi-Club aus Leverkusen. Ein glattes 0:3 im heimischen Stadion bedeutet nicht nur das Aus aller Finalträume, sondern auch den vorzeitigen Abgang des Trainers. Ex-Profi Horst Heese übernimmt bis zum Ende der Saison das Traineramt, leistet sich allerdings am 32. Spieltag beim Tabellenletzten Bayer Uerdingen einen Lapsus, der sogar die Qualifikation für den UEFA-Cup noch einmal infrage stellt: Er wechselt in der 21. Minute den Slowaken Penksa für den 'Fußballdeutschen' Komljenović ein. Zusammen mit Okocha, dem im Februar verpflichteten Kachaber Zchadadse und Yeboah stehen nun vier Ausländer auf dem Platz – einer mehr, als die DFB-Statuten erlauben. Heese merkt seinen Fehler zwar und wechselt Penksa nach nur vier Minuten wieder aus. Das Spiel, auf dem Feld mit 5:2 gewonnen, wird aber nach einem Krefelder Protest mit 2:0 Punkten und 2:0 Toren für Bayer 05 Uerdingen gewertet.

Dass die Eintracht die Saison dennoch als Dritter abschließen kann, verdankt sie Siegen in den letzten beiden Spielen gegen Kaiserslautern (3:0) und beim HSV (2:1). Einen persönlichen Triumph kann Tony Yeboah verbuchen: Der Torjäger, der aufgrund von Verletzungen und einer gelbroten Karte nur an 27 der 34 Bundesligaspiele teilnehmen konnte, wird mit 20 erzielten Treffern zusammen mit dem Leverkusener Kirsten Torschützenkönig.

 

 

 
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© text by fg